Der Prozeß gg. Herrn Hoeneß begann mit einem Paukenschlag. Während die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift von einer Hinterziehungssumme iHv 3,5 Mio € ausging, gab der Angeklagte zu, weitere 15 Mio € am Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Angeblich enthält die Anklageschrift nur die normalen Kapitalerträge und keine Spekulationsgewinne aus Devisentermingeschäften. Die Unterlagen wurden erst vor wenigen Tagen eingereicht.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/r ... 39885.html
Die Begründung wird im live-blog der WELT veröffentlicht (11:4 Uhr)
Warum erst vor wenigen Tagen, am 28. Februar 214, endgültig alle Bank-Unterlagen vorgelegt worden seien, will der Staatsanwalt Achim von Engel wissen. Hoeneß meinte, nach der Anklage hätten zunächst die Bemühungen, Unterlagen beizuschaffen, zunächst nachgelassen. Das Finanzamt und die Steuerfahndung hätten kein Informationsbedürfnis mehr gehabt. Das überrasche ihn, so der Staatsanwalt. Immer wieder seien Akten angefordert worden, aber erste jetzt eingetroffen. Aus diesen Unterlagen, die akribisch die Devisengeschäfte auflisten, ergibt sich unter anderem, dass die Summe der hinterzogenen Steuern sehr viel höher gewesen ist als zunächst gedacht. Das hatte Anwalt Feigen ganz am Anfang angedeutet, allerdings nur kurz. Die Nachfrage der Staatsanwaltschaft wirft nun aber wieder einen Fokus auf die Tatsache. Offenbar hat Hoeneß mindestens 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Die Staatsanwaltschaft hatte Hoeneß nur wegen Hinterziehung von 3,55 Millionen Euro angeklagt
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... euern.html
Warum erhebt man denn Anklage, wenn noch nicht alle Unterlagen vorhanden und ausgewertet sind? Kam da Druck von höherer Stelle, den Fall schnell abzuschließen.
Wenn man dann noch liest, wie Herr Hoeneß meint, den Richter ver..chen zu können und seinen Verteidiger auf Palme bringt, kann man schon zweifeln, ob er überhaupt verstanden hat, worum es geht:
WELT liveblog 11:27 Uhr hat geschrieben:
Richter Rupert Heindl (47) nimmt den Angeklagten ziemlich in die Zange. Offenkundig nimmt er ihm die Naivität, mit der Hoeneß seine Devisengeschäfte gemacht haben will, nicht ganz ab. "Das hat die Bank allein gemacht", sagt Hoeneß ein ums andere Mal. Oder: "Das wurde automatisch verlängert." "Aber das geht bei Futures doch gar nicht. Die haben ein Fälligkeitsdatum, dann sind sie weg", belehrt ihn der Richter. Hoeneß: "Ich muss gestehen, dass ich kein Future-Experte bin." Ein Future ist eine Art an der Börse gehandeltes Termingeschäft. Trotzdem wurden auf dem Hoeneß-Konto immer wieder mal Future-Geschäfte im zweistelligen Millionenbetrag gemacht. Hoeneß wirkt, als habe er davon keine rechte Ahnung gehabt. Ob er schauspielert? Er sagt: "Ich vertraue dem Chefdevisenhändler zu 1 Prozent. Das ist ein guter Freund der Familie." Er habe auch nie einen einzigen Kontoauszug gesehen. Der Richter glaubt auch das nicht. Denn bei seiner deutschen Hausbank habe Hoeneß schließlich ganz ähnliche Geschäfte gemacht. "Da hatten Sie ja dauernd Betriebsprüfungen, und was man hört, standen da stets ganze Leitzordnung voll Unterlagen bereit. Sie wussten also, was nötig ist."
WELT-liveblog 11:37 Uhr hat geschrieben:
Hoeneß wird schwer angegangen – von seinem eigenen Anwalt. „Erzählen Sie doch keinen vom Pferd“, poltert Hanns Feigen los und haut sogar auf den Tisch. Feigen ist erst im Dezember ins Team gekommen. Gerade hatte Hoeneß gesagt, dass er sich bereits im Herbst 212 entschieden habe zur Bereinigung der Steuerschuld. Dann sei aber über Weihnachten der Chefdevisenhändler von Vontobel in Urlaub gewesen. Die Recherchen des „Stern“ hätten „eigentlich nicht so eine wichtige Rolle“ gespielt. „Das hat eine entscheidende Rolle gespielt“, schimpft Feigen, wohlgemerkt Honeß` Anwalt. „Herr Hoeneß, auf den Punkt bitte! Sie sind Sie gerannt wie ein Verrückter nach der Reporterrecherche.“ Hoeneß ist der Auftritt seines Verteidigers sichtlich unangenehm. Er sei „nicht ganz der Meinung von Herrn Feigen“, sagt er zum Richter. „Müssen Sie ja auch nicht“, raunzt Feigen ihn prompt von der Seite an. Oder ein weiteres Beispiel: Der Richter hatte Hoeneß gefragt, wieviel Geld in bar er von dem Konto abgehoben habe. Hoeneß: „Mein Gefühl ist, dass es zwischen einer halben Million und einer Million war.“ Daraufhin Verteidiger Feigen: „Mein Gefühl ist, dass es ein bisschen mehr war.“