Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

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Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Wegen Corona wurde ein sog. "Wiederaufbaufond" bei der EU aufgelegt, dessen Volumen bei 750 Mrden (Preisverhältnisse 31. 12. 2019) liegt. Es handelt um Zuschüsse iHv 390 Mrden und zinsgünstige Darlehn iHv 360 Mrden. Damit sollen die Folgen der Corona-Krise abgefedert werden.

In verschiedenen Artikeln hat das Handelsblatt heute dargestellt, welche Maßnahmen gefördert werden:
Griechenland soll aus dem Programm bis 2026 Zuschüsse von 19,4 und günstige Kredite von 12,7 Milliarden Euro erhalten. Die Gesamtsumme von 32,1 Milliarden entspricht 17 Prozent des letztjährigen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
(...)
Rund 6,2 Milliarden Euro sollen in "grüne" Projekte wie die Förderung erneuerbarer Energien, die Anbindung der Inseln an das Elektrizitätsnetz des griechischen Festlandes, Energiesparmaßnahmen für Gebäude und den Aufbau einer Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge fließen.
Ein zweites Standbein des Programms ist die digitale Transformation: 2,1 Milliarden Euro sind für den Ausbau des Glasfasernetzes, den Übergang zur 5G-Technologie und die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorgesehen.
Corona-Geldregen als Chance zur Erneuerung

Außerdem sollen auch Arbeitsmarktreformen, eine Steuerreform, die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, der Kampf gegen Korruption und Geldwäsche, eine Justizreform zur Beschleunigung der Gerichtsverfahren und die Förderung von Forschungsprojekten sowie die engere Verzahnung von Universitäten und Wirtschaft gefördert werden. Die Kredite (12,7 Mrden) sollen an die Wirtschaft weitergereicht werden...

Mit ersten Zahlungen wird im Sommer 2021 gerechnet - dann sollte Corona eigentlich vorbei sein...

Ein weiteres Projekt, in das Mittel fließen sollen, ist ein europ. Zahlungssystem, um von Mastercard, Visa, paypal usw. unabhängig zu werden.
Neben der physischen EPI-Bezahlkarte soll das geplante neue Bezahlsystem eine digitale Geldbörse, im Fachjargon Wallet, enthalten. Dafür sind digitalisierte Bezahlkarten vorgesehen.
(...)
Dabei zeichnet sich ab, dass die Geldhäuser mit gewaltigen Investitionen rechnen müssen. „Die Kosten werden auf einige Milliarden Euro geschätzt, für Investitionen und Marketing“, sagte BNP-Manager Laborde.
(...)
Um die hohen Summen zu stemmen, hoffen die Banken auf Geld von der Europäischen Kommission. „Das EPI-Projekt erfüllt die Kriterien, um ein guter Kandidat für die Finanzierung durch den EU-Wiederaufbaufonds zu sein“, sagte Laborde. „Wenn es ein europäisches Projekt gibt, dann ist es dieses: eine europäische Zahlungsarchitektur zu schaffen, die es einfacher macht zu bezahlen.“
Projekt der Großbanken: Einheitliche Bezahlmarke und neue Bezahlkarte für Europa geplant

In beiden Fällen haben die geförderten Projekte unmittelbar nichts mit dem Virus zu tun. Es werden Vorhaben finanziert, die man auch sonst gefördert hätte - nur fehlte da das Geld.
Corona als willkommener Anlaß, die Schulden kräftig aufzublähen und diese bei der EU (im Endeffekt bei den Nordländern) abzuladen.

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Senensis
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Senensis »

Ich versteh leider nicht genug von dem, was hier verhandelt wird. Jedoch erlebe ich mittlerweile, daß nicht mehr nur im Internet von einem bevorstehenden Finanzcrash gemunkelt wird, sondern daß Leute auf der Straße davon reden. Vorhin habe ich "bis März sollte man besser kein Geld mehr auf dem Konto haben (sonst kommt man nicht mehr dran)" gehört, wobei das ein Schweizer war. Womit rechnet ihr?
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Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

In einer überschuldeten Welt zur Gruppe der Gläubiger zu gehören ist sicherlich nicht erstrebenswert, weder für einen Staat noch für eine Privatperson.

Das Gelddrucken der Zentralbanken verwässert natürlich den Geldwert, aber ob das für einen großen Crash oder reset ausreicht, das weiß niemand.
Es dürfte jedoch kein Fehler sein, statt hoher zinsloser Bankforderungen (= Sparguthaben) mehr auf Sachwerte (Immobilien, Aktien, Edelmetalle) zu setzen und -wenn möglich- auch geographisch(!) zu diversifizieren. So kann man zumindest hoffen, im Fall der Fälle nicht vollständig zu den Verlierern zu gehören. Daß diese Strategie auch von anderen Zeitgenossen praktiziert wird, sieht man an den stark gestiegenen Preise dieser Vermögensgruppen, die zu tlw. absurden Bewertungen führen.

Zur gegenwärtigen Situation:

https://file.pa-parazzi.de/2020-11/SK.pdf

Daraus:
Deutschlands Finanzminister Olaf Scholz hat erst kürzlich seinen Rekord-Nachtragshaushalt mit knapp 220 Milliarden neuen Schulden durch den Bundestag getrieben. Allein die Fed hat von März bis Mai 2020 ihre Bilanzsumme von 4,2 auf weit über 7 Billionen Dollar angehoben.
Klartext: in den letzten Wochen hat die Fed 3.000 Milliarden Dollar neu erschaffen und ins Finanzsystem gepumpt um einen Zusammenbruch zu verhindern. Die EZB hat von März bis heute fast 1,5 Billionen Euro zusätzliches Geld in die Eurozone gespritzt, reichen wird es nicht.
(...)
Die Weltverschuldung lag 2019 bei 275 Billionen Dollar, im Jahr 2020/21 werden es, Schätzungen zufolge wohl 500 Billionen werden. Das ist mehr als das 7fache der Weltwirtschaftsleistung...
Weiter werden dann die "Lösungsmöglichkeiten" (Negativzinsen, e-money usw) beschrieben, die wir bereits kennen oder deren erste Entwicklungen (Diskussion um digitales Zentralbankgeld) jetzt zu beobachten sind.

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Senensis
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Senensis »

Danke vielmals, Caviteno, für diese Analyse. Jetzt bin ich doch ein kleines bißchen schlauer. :hutab:
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Knecht Ruprecht
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Knecht Ruprecht »

welche krise? ich hatte seit januar 2020 bis heute grademal 3 besichtungen in ostwestfalen. ich suche aktiv seit jahresbeginn nach einem neuwärtigen reihenhaus bzw. doppelhaushälfte und nichts. niemand hat es nötig in der ganzen region zu verkaufen, es scheint sich auch niemand mehr scheiden zu lassen. denn so eine immobilie, max. 20 jahre alt, wird ja meistens bei scheidung verkauft. aber nichts, kompletter stillstand und ich muss weiter auf die krise warten... WTF...

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Genau - niemand hat es nötig zu verkaufen.

Nimm einfach den Fall "Scheidung". Für den Ehepartner, der das Haus behalten kann, ist es bei der gegenwärtigen Zinssituation eben günstiger, einen Kredit aufzunehmen und den Partner auszuzahlen, als das Haus zu verkaufen und sich irgendwo - bei den erhöhten Preisen - etwas Neues zu suchen. Die Bank hat als Sicherheit das Haus - beide Vertragspartner sind zufrieden.

In unserem Haus wurde eine Wohnung innerhalb weniger Wochen verkauft. Die gleiche Wohnung hatte zuvor über Jahre(!) leergestanden, wurde zum Kauf angeboten, aber es gab keine Käufer (im Zwangsversteigerungsverfahren!).

Daß die Preise im Immobilienmarkt explodieren, weil auch das Angebot fehlt, hatte ich geschrieben. Das ist neben der erhöhten Nachfrage aufgrund des Bevölkerungszuwachses seit 2015 auch der "Flucht" in die Sachwerte geschuldet. Immobilien gelten als die Sicherheitsanlage in breiten Kreisen der Bevölkerung und man ist bereit, für eine Haus mit Garten hohe Preise zu zahlen.

Und ja - es gibt eine Krise, aber auch die Personen, die direkt betroffen sind, werden es sich gründlich überlegen, ihre Wohnung oder ihr Haus zu verkaufen. Sie können sich, dank EZB und Nullzinsen, günstig refinanzieren. Wer verkauft da? :hmm:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Krypto-Währungen statt Euro - Trend 2021: Die Flucht aus dem Zentralbankgeld

Die Zahlen sind bedenklich:
Vom 1. Januar bis zum 18. Dezember 2020 schnellte die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank (EZB) um 47,58 Prozent nach oben, sie durchbrach damit zum ersten Mal die Marke von sieben Billionen Euro. (...)
Aber würde tatsächlich alles in Noten ausgegeben, dann läge die EZB-Druckgeschwindigkeit derzeit bei etwa 100 000 Euro pro Sekunde. (...)
Um 23 Prozent beziehungsweise 132 Billionen Yen stieg die Bilanzsumme der Bank of Japan von Jahresbeginn 2020 bis Ende Oktober, um 40 Prozent beziehungsweise 236 Milliarden Pfund die der Bank of England, um sagenhafte 73 Prozent die der Federal Reserve – eine Ausweitung von 3,069 Billionen Dollar.
So steigen die Preise für Vermögenswerte - für Grundstücke und ETW's im 2. Quartal um über 6%, für Aktien, für Edelmetalle und sogar für Kryptowährungen. Die kann man in D. z.B. an der Börse Stuttgart (Bison) kaufen, aber im Netz häufen sich die Beschwerden, daß eine Verifizierung des Kontos nicht möglich ist - die Telefoncenter sind vollkommen überlastet. Ob die Anleger mit Bitcoin & Co "Sicherheit" suchen (wie in dem Artikel suggeriert wird) oder nur schnell ein paar Euro verdienen wollen (s. das Jahr 2000 und der Boom des Neuen Markts) - wer kann das schon sagen?!
Gleichwohl - eine Flucht in Sachwerte kann nicht bestritten werden.

Petrus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Petrus »

Caviteño hat geschrieben: die Telefoncenter sind vollkommen überlastet.
Und das Schlimmste daran finde ich diese "Wartemusik".
Kennt ihr sowas auch?

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Protasius
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Protasius »

Petrus hat geschrieben:
Freitag 8. Januar 2021, 13:26
Caviteño hat geschrieben: die Telefoncenter sind vollkommen überlastet.
Und das Schlimmste daran finde ich diese "Wartemusik".
Kennt ihr sowas auch?
Am schlimmsten finde ich die Wartemusik, die aus scheinbar möglichst billigen, plärrenden, scheppernden Lautsprechern zu kommen scheint (es lag nicht [nur] am Telephon, denn es sind durchaus nicht alle Warteschlangen musikalisch so unterirdisch); die Agentur für Arbeit ist da besonders grausam. Und eine der ärgerlichsten Erfahrungen war mit der Telephonwarteschlange einer Arztpraxis, bei der ich erst an die 20 Minuten wartete und dann der Anrufbeantworter ansprang.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Petrus hat geschrieben:
Freitag 8. Januar 2021, 13:26
Und das Schlimmste daran finde ich diese "Wartemusik".
Kennt ihr sowas auch?
Wenn ich mich nicht täusche, hat sich das in letzter Zeit erheblich "verschlimmert".
Einfaches Durchkommen ist praktisch unmöglich und lange Wartezeiten (> 10 min) sind die Regel. Man schiebt alles auf "Corona", weil jetzt das Anrufaufkommen gestiegen sei - aber dann muß man eben mehr Leute einstellen.
Es soll doch ausreichend Menschen geben, die in Kurzarbeit uä sind und amazon, DHL & Co schaffen die höhere Paketanzahl auch...

Inzwischen gilt das auch für die Beantwortung von mails - da wartet man tlw. tagelang.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

„Der nackte Wahnsinn tanzt auf der Straße“



Christus in limbo ... 8)
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Donnerstag 28. Januar 2021, 18:33
„Der nackte Wahnsinn tanzt auf der Straße“



Christus in limbo ... 8)
Bei Markus Krall sollte man immer im Hinterkopf haben, daß er CEO der Degussa ist, die dem Milliardär August von Finck gehört. Insofern sollte man seine düsteren Szenarien (insbesondere die Voraussagen eines Zusammenbruchs in der nahen Zukunft) zumindest teilweise dem Bereich "Marketing" zuordnen.

Der riskante Alleingang des Degussa-Chefs

Ob es seine Ausführungen sind oder ein Teil der Bevölkerung die gegenwärtige Geldpolitik mit äußerstem Mißtrauen sieht: Neben den stark steigenden Preisen für Immobilien und Aktien stoßen auch die Goldhändler an ihre Grenzen. Hinweise auf längere Lieferzeiten sind häufiger zu lesen und bestimmte Barren werden nicht mehr überall angeboten. Erste Anzeichen einer Verknappung? :hmm:
D. hat im letzten Jahr sogar China bei den Goldkäufen überholt. Während im ersten Halbjahr die Chinesen "nur" 81 t kauften, waren es bei den Deutschen 83 t.

Deutschland ist der weltweit größte Absatzmarkt für Goldbarren und Münzen

Lt. einer Studie sollen in den deutschen Privathaushalten 8.900 t Gold lagern - mehr als die Bundesbank verwahrt (3.366 t).
Insofern fallen die Ausführungen von Herrn Krall schon auf einen fruchtbaren Boden...

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Bis die Bombe platzt – wie die EZB die Währungsunion immer mehr in eine Schuldenunion manövriert

Die NZZ beschäftigt sich mit der Rolle der EZB als Hauptgläubiger der Eurostaaten.
Steigen die Renditen für (gewisse) Staatsanleihen gegen den Wunsch der EZB, etwa weil Marktteilnehmer höhere Risiken orten, wertet die EZB dies als Störung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus, was mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Dieses Totschlagargument wird zum Schutzschirm für die Finanzminister aller Euro-Länder gegen steigende Renditen an den Staatsanleihemärkten. Es erlöst sie vom disziplinierenden Druck der Märkte, eine massvolle Finanzpolitik zu betreiben.
In dem Artikel wird darauf hingewiesen, daß IT, GR oder PT sich zu geringeren Zinsen verschulden können als die USA. Dies sei eben nur möglich, weil die EZB inzwischen die gesamten Haushaltsdefizite der Euro-Zone durch den Ankauf der entsprechenden Staatsanleihen finanziere.

Ob das ein gutes Ende nehmen wird? Das kann man wohl bezweifeln.
Zuletzt geändert von Hubertus am Samstag 15. Mai 2021, 21:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat repariert.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Die NZZ berichtet über den Druck, der auf die sieben Unionsabgeordneten ausgeübt wurde, die wegen des EU-Eigenmittelbeschlusses vor dem BVerfG klagen:

Die sieben CDU-Rebellen: Wie einige Bundestagsabgeordnete sich gegen den Weg der EU in die Schuldenunion sperren
Aus Sicht der Abgeordneten Sylvia Pantel ist der Vorgang «ungeheuerlich». Der Steuerzahler wird hinters Licht geführt, sagt die Düsseldorferin im Gespräch. Sollten andere EU-Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, müsste Deutschland im schlimmsten Fall deren Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe übernehmen. Dadurch entstünden Risiken in mindestens zwei-, im schlimmsten Fall sogar dreistelliger Milliardenhöhe.
(...)
Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Staatsminister Michael Roth (beide SPD) bezeichneten den Wiederaufbaufonds ganz offen als endlich nötigen Einstieg in die Fiskalunion. Die CDU-Spitze verkaufte den Fonds ihren Abgeordneten und Mitgliedern hingegen als «einmalige Aktion». Aus Sicht von Eckhardt Rehberg, dem haushaltspolitischen Sprecher der CDU, ist die gemeinsame Kreditaufnahme der EU einmalig und befristet.
(...)
Allerdings dürften die handelnden Personen genau wissen, dass sich in einer Krise eingeführte Instrumente regelmässig verstetigen und von Einmaligkeit meistens keine Rede sein kann.
Die Zeitung berichtet, daß die Abgeordneten massiv unter Druck gesetzt wurden. Ein Abgeordneter hat dem Druck dann nachgegeben - traurig.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 2. Juni 2021, 08:56
Die NZZ berichtet über den Druck, der auf die sieben Unionsabgeordneten ausgeübt wurde, die wegen des EU-Eigenmittelbeschlusses vor dem BVerfG klagen:

Die sieben CDU-Rebellen: Wie einige Bundestagsabgeordnete sich gegen den Weg der EU in die Schuldenunion sperren
Aus Sicht der Abgeordneten Sylvia Pantel ist der Vorgang «ungeheuerlich». Der Steuerzahler wird hinters Licht geführt, sagt die Düsseldorferin im Gespräch. Sollten andere EU-Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, müsste Deutschland im schlimmsten Fall deren Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe übernehmen. Dadurch entstünden Risiken in mindestens zwei-, im schlimmsten Fall sogar dreistelliger Milliardenhöhe.
(...)
Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Staatsminister Michael Roth (beide SPD) bezeichneten den Wiederaufbaufonds ganz offen als endlich nötigen Einstieg in die Fiskalunion. Die CDU-Spitze verkaufte den Fonds ihren Abgeordneten und Mitgliedern hingegen als «einmalige Aktion». Aus Sicht von Eckhardt Rehberg, dem haushaltspolitischen Sprecher der CDU, ist die gemeinsame Kreditaufnahme der EU einmalig und befristet.
(...)
Allerdings dürften die handelnden Personen genau wissen, dass sich in einer Krise eingeführte Instrumente regelmässig verstetigen und von Einmaligkeit meistens keine Rede sein kann.
Die Zeitung berichtet, daß die Abgeordneten massiv unter Druck gesetzt wurden. Ein Abgeordneter hat dem Druck dann nachgegeben - traurig.
Nicht nur das, aber auch das, machen klar, warum die Medien weiterhin von der Corona-Pandemie erfüllt sind: Man braucht ein Narrativ, auf welches die Scheinwerfer gerichtet sind, damit in den weniger beleuchteten Bereichen still, heimlich und leise solche Dinge wie die "Fiskalunion" durchgezogen werden können.
Früher nannte man das: Salamitaktik! :glubsch:

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 2. Juni 2021, 08:56
Die NZZ berichtet über den Druck, der auf die sieben Unionsabgeordneten ausgeübt wurde, die wegen des EU-Eigenmittelbeschlusses vor dem BVerfG klagen:

Die sieben CDU-Rebellen: Wie einige Bundestagsabgeordnete sich gegen den Weg der EU in die Schuldenunion sperren
Aus Sicht der Abgeordneten Sylvia Pantel ist der Vorgang «ungeheuerlich». Der Steuerzahler wird hinters Licht geführt, sagt die Düsseldorferin im Gespräch. Sollten andere EU-Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, müsste Deutschland im schlimmsten Fall deren Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe übernehmen. Dadurch entstünden Risiken in mindestens zwei-, im schlimmsten Fall sogar dreistelliger Milliardenhöhe.
(...)
Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Staatsminister Michael Roth (beide SPD) bezeichneten den Wiederaufbaufonds ganz offen als endlich nötigen Einstieg in die Fiskalunion. Die CDU-Spitze verkaufte den Fonds ihren Abgeordneten und Mitgliedern hingegen als «einmalige Aktion». Aus Sicht von Eckhardt Rehberg, dem haushaltspolitischen Sprecher der CDU, ist die gemeinsame Kreditaufnahme der EU einmalig und befristet.
(...)
Allerdings dürften die handelnden Personen genau wissen, dass sich in einer Krise eingeführte Instrumente regelmässig verstetigen und von Einmaligkeit meistens keine Rede sein kann.
Die Zeitung berichtet, daß die Abgeordneten massiv unter Druck gesetzt wurden. Ein Abgeordneter hat dem Druck dann nachgegeben - traurig.
Das Ganze nennt sich dann Demokratie, aber man ist immer wieder und da, wo man kann, ebenso diktatorisch wie die Regierungen, die man deswegen regelmässig anprangert. Die Parteigremien wird man schon so beinflussen, dass die widerspenstigen Abgeordneten das nächste Mal möglichst nicht mehr als Kandidaten in den Bundestag gewählt werden oder an einen hinteren Platz auf der Landesliste kommen, wo es geht. Der Hitler, den man immer so verdammt, ist im Geiste halt immer noch in den Parteien wirksam, wenn auch viel subtiler, sodass die meisten es gar nicht mehr merken.

Daher wehrt man sich auch vehement regelmässig gegen Volksentscheide. Das Volk ist ja lt. dem Gauckler zu dumm, etwas zu entscheiden, was differenziert zu betrachten ist. Bei dem Thema aber wäre die Sache klar: Kein Land kann für andere Länder Haftung übernehmen, wenn es nicht auch mitregieren kann, was ja nicht der Fall ist.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Noch im Juni wird die EU mit der Ausgabe von Anleihen beginnen, die sie selbst aufnimmt und die von den Mitgliedsstaaten garantiert werden. Die NZZ weist darauf hin, daß diese Schulden in keiner Statistik auftauchen und somit auch nicht von den Maastricht-Kriterien erfaßt werden:

390 Milliarden Euro neue Schulden – doch die EU verhindert den Eingang der Riesensumme in die nationalen Statistiken
Das Volumen des neuen Wiederaufbaufonds beträgt 750 Mrd. € in Preisen von 2018, wobei die Hilfen in Form von nicht rückzahlbaren Geschenken (Transfers) über 390 Mrd. und zinsgünstigen Krediten über 360 Mrd. € fliessen sollen. Die 390 Mrd. € gehen nicht in die nationalen Schuldenstatistiken ein. Dies hat das – formell unabhängige – Statistikamt der EU entschieden. Dabei bedeutet die Angabe «in Preisen von 2018», dass sich der Ermächtigungsrahmen für Kredite und Transfers jährlich um eine feste Rate von 2% erhöht. So hat das NGEU-Programm in diesem Jahr einen Umfang von 795 Mrd. €, was in Preisen von 2018 den eingangs genannten 750 Mrd. € entspricht.
Ebenso über "europäische" Schulden finanziert wird das sog. "SURE-Programm" - praktisch eine Vergemeinschaftung der Arbeitslosenversicherung.

Die EU entwickelt sich immer weiter zu einer Schuldenunion - das wird kein gutes Ende nehmen.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

WAS PASSIERT MIT SEINEM VERMÖGEN? Krypto-Milliardär treibt tot vor Costa Ricas Küste

Ein paar Überlegungen zu dieser Meldung:
Es wird in der Tat schwierig, an die Kohle 'ran zu kommen. Denn - zumindest soweit ich informiert bin - kommt keiner, wirklich keiner, an eine Wallet 'ran, wenn er nicht die entsprechenden Zugangs-Infos hat. Da helfen auch keine Software-Programme, mit denen eine unendliche Zahl an Kombinationen durchgetestet werden kann.

Eine echte Auswirkung hat das allerdings nicht. :pfeif:
Ökonomisch ist es nahezu dasselbe als wenn einer einen Berg an Dollarnoten im Wert von 2 Mrd. US$ verbrennen würde. Das Geld kann hinterher auch nicht mehr genutzt werden, so wie jetzt die angeblich 1 Mio. Bitcoins des Verblichenen. [An der Stelle ist der Bericht übrigens nicht stimmig, denn wenn der Verblichene 1 Mio. Bitcoins in seiner Wallet hätte, entspräche dies einem Wert von aktuell 34,5 Mrd. USD!]

Beim zweiten Nachdenken ist der ökonomische Unterschied dann doch ein bißchen größer. :auweia:
Wenn eine Zentralbank Bargeld druckt, wird dieser "Geschäftsvorfall" mit einem Buchungssatz in die Zentralbankbilanz aufgenommen. Und zwar mit dem Buchungssatz "per Bargeldumlauf an Rücknahmeverpflichtung Bargeld". Wenn die Zentralbank nun Kenntnis davon bekommt, daß 2 Mrd. US$ verbrannt wurden, kann sie die Rücknahmeverpflichtung Bargeld natürlich ausbuchen, denn die Verpflichtung besteht ja nun nicht mehr.
Die Ausbuchung aber erhöht stante pede den Gewinn der Zentralbank um 2 Mrd. US. Der bekloppte Milliardär, der 'mal eben 2 Mrd. US$ verbrannt hat, hat nicht nur sich selber um 2 Mrd. US$ ärmer, sondern auch die Zentralbank um 2 Mrd. US$ reicher gemacht. Die Eigentümer der Zentralbank werden also über Verbrennung von Bargeld höchst erfreut sein. :D :D :D

Wer der Eigentümer einer Zentralbank ist, kann jedoch sehr unterschiedlich sein, die schweizerische Zentralbank ist bspw. eine börsennotierte AG.

Bei einer nicht mehr zugänglichen Bitcoin-Wallet hat keiner etwas davon! :hmm:
Noch nicht einmal die übrigen Bitcoin-Eigentümer, denn die zwangsläufige Folge ist nicht, daß deren Bitcoin im Wert steigen, weil plötzlich weniger verfügbar sind. :unbeteiligttu:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Im Januar wurde über einen ähnlichen Fall berichtet, der einen Deutschen in den USA betraf:

Passwort vergessen: Riesiges Bitcoin-Vermögen geht flöten

Besonders bemerkenswert:
Laut dem Cryptowährungs-Unternehmen Chainalysis liegen rund 20 Prozent der insgesamt 18,5 Millionen Bitcoins in verlorenen oder in anderer Form nicht mehr zugänglichen Wallets. Das entspricht beim derzeitigen Kurs einem Wert von rund 140 Milliarden US-Dollar.

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ar26
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von ar26 »

Caviteño hat geschrieben:
Samstag 3. Juli 2021, 15:14
Im Januar wurde über einen ähnlichen Fall berichtet, der einen Deutschen in den USA betraf:

Passwort vergessen: Riesiges Bitcoin-Vermögen geht flöten

Besonders bemerkenswert:
Laut dem Cryptowährungs-Unternehmen Chainalysis liegen rund 20 Prozent der insgesamt 18,5 Millionen Bitcoins in verlorenen oder in anderer Form nicht mehr zugänglichen Wallets. Das entspricht beim derzeitigen Kurs einem Wert von rund 140 Milliarden US-Dollar.
Früher war es das Gold gesunkener Schiffe, heute das.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Vinzenz Ferrer
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 11. November 2021, 11:17
N26 Bank GmbH: BaFin ordnet Wachstumsbeschränkung an und bestellt Sonderbeauftragten

Verordnete Wachstumsbeschränkungen!?! :auweia:
So eine Maßnahme ist für mich nachvollziehbar, wenn man aufgrund der starken Nachfrage die gesetzlichen Vorschriften für die Kunden-Authentifizierung nicht erfüllen kann. Offensichtlich war man bei der Bank wohl nicht bereit, durch Neueinstellungen usw. nachzusteuern.
Die online-Banken haben nun einmal eine erhöhte Nachfrage. Swissquote, ein Schweizer Online-Broker verzeichnete in den ersten beiden Monaten 2021 50.000 Kontoeröffnungsanträge.

https://www.nzz.ch/finanzen/swissquote- ... ld.1623918

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Wie gut, daß es Corona gibt - sonst könnten sich die Menschen Gedanken über die steigende Inflation machen:

"Madame Inflation" kommt mit der Geldflut ins Schwimmen

Aber mit Corona hat man gleich auch eine Begründung, warum die Gelddruckerei angeblich notwendig sei:
Christine Lagarde ist zur größten Geldschöpferin der Geschichte geworden. Die Bilanzsumme ihrer Europäischen Zentralbank hat inzwischen die verblüffende Marke von acht Billionen Euro geknackt. In der vergangenen Woche erreichte sie die Rekordsumme von 8,38 Billionen Euro. Seit Beginn der Corona-Krise ist sie in nur 21 Monaten um 3,6 Billionen Euro emporgeschnellt. Das heißt: Die EZB pumpt unter Lagarde, die seit zwei Jahren im Amt ist, jeden Monat 171 Milliarden Euro in den Markt, an jedem einzelnen Tag sind es 5,7 Milliarden zusätzlich.
(...)
Lagarde wolle gezielt Frankreich und den EU-Südstaaten die hohen Staatsverschuldungen durch ihre Nullzinspolitik mitsamt Anleihekäufen finanzieren. Der demonstrative Rücktritt des Bundesbank-Präsidenten und Inflationskritikers Jens Weidmann sei ein Fanal.
Der Kaufkraftverlust durch die anziehenden Preise ist erheblich:
Die DZ Bank hat sogar ausgerechnet, was Lagardes Geldpolitik die deutschen Sparer kostet: Einlagen, Rentenpapiere und Versicherungen werden in diesem Jahr um durchschnittlich 2,3 Prozent entwertet. Der dadurch entstehende Kaufkraftverlust des privaten Geldvermögens dürfte 116 Milliarden Euro betragen. Das seien rund 1400 Euro pro Kopf, mahnt Michael Stappel, Chefvolkswirt der DZ Bank.
Wobei die 2,3% wohl mehr das untere Ende sind. Im Augenblick liegt die Inflationsrate beim doppelten Betrag = 4,5%. Somit wären es nicht 1.400 €/Kopf sondern 2.800 €/Kopf.
Das einzige wirksame Mittel - Zinserhöhungen - steht praktisch nicht zur Verfügung, denn es könnte die Pleite der südeuropäischen Länder bedeuten. Dann fiele der Euroraum auseinander - ein Fiasko für die Politik, die den Euro immer als "Errungenschaft" verteidigt hat.

kukHofnarr
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von kukHofnarr »

( Reminder: "Whatever it takes" )
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Geldpolitik unter Druck - Inflation macht Notenbanken Beine
Grosse Notenbanken standen diese Woche vor einer kniffligen Entscheidung: Wollen sie die Wirtschaft weiter stützen, weil sich Omikron ausbreitet und noch nicht absehbar ist, welche gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen dies haben wird? Oder wollen sie auf die Inflation reagieren, die in den letzten Monaten deutlich gestiegen ist?
Sowohl die Virusmutation als auch die Inflation sind. Sie erfordern aber komplett unterschiedliche geldpolitische Massnahmen. Ein Drosseln der Geldpolitik, beispielsweise mit einer Zinserhöhung, bekämpft die Inflation, würgt aber unter Umständen die wirtschaftliche Erholung ab. Ein Zuwarten hingegen schont die Konjunktur, lässt aber der Inflation freien Lauf.
Es ist wenig erstaunlich, daß sich das FED und die Bank of England für die Inflationsbekämpfung entschieden haben, während die EZB die Zinsen weiter niedrig hält. Schließlich will man ein Pleite der Südstaaten vermeiden und außerdem hat eine steigende Inflation den angenehmen Effekt, daß die Schuldenlast tragfähiger wird.
Die Zeche zahlen die Sparer, also vor allem Deutschland, denn hier sind Sachwerte (egal ob Wohneigentum oder Aktien) als Kapitalanlage nicht so verbreitet. Klagen sollte man aber nicht, schließlich hat man ja immer wieder Parteien im Amt bestätigt, die den Euro für "alternativlos" halten. :D

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Libertas Ecclesiae
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Inflation im Euro-Raum:

Das Monster aus der Tiefe
Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman hat einmal gesagt: Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen. Damit meinte er, daß eine Inflation immer durch eine vorherige Erhöhung der umlaufenden Geldmenge ausgelöst wird – und nicht durch einen Angebots- oder Nachfrageschock wie eine plötzliche Erhöhung der Energiepreise oder Helikoptergeld vom Staat.

Friedmans Diktum klingt wie eine Binsenweisheit, ist es aber nicht, denn damit ist klar gesagt, daß an Inflationen weder Kriege, Katastrophen und Klimaerwärmung noch Gewerkschaften oder die Ölscheichs schuld sind – sondern allein die Zentralbanken. Würden Zentralbanken die Geldmenge strikt in Übereinstimmung mit dem Anstieg der Produktivität einer Volkswirtschaft erhöhen, dann gäbe es keine Inflation.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Fängt es wieder an?

Italien hat sich in eine prekäre Lage manövriert und wird einmal mehr zur Gefahr für die Euro-Zone.
Zehnjährige deutsche Staatsanleihen notierten jüngst bei knapp 3 Prozent, und auch die Renditen der ehemaligen Krisenstaaten Griechenland (4,3 Prozent), Portugal (3,6), Spanien (4,0) und Italien (4,9) sind erheblich nach oben gegangen.
(...)
Das Sorgenkind bleibt Italien. Es ist derzeit das schwächste Glied in der Kette, welche die Euro-Zone zusammenhält. Die Produktivitäts- und Wachstumsschwäche ist berüchtigt. Während in der Euro-Zone das reale Bruttoinlandprodukt seit ihrer Gründung im Jahr 1999 um 36,4 Prozent gestiegen ist, legte es in Italien lediglich um 11,4 Prozent zu.
Geht die Inflation nicht zurück und muß die EZB die Zinshöhe beibehalten oder sogar noch erhöhen, wird es eng für Italien. Wie in dem Artikel ausgeführt wird, gibt es inzwischen zwei Beispiele, die zeigen, daß man sich nur mit Sparsamkeit und Disziplin aus der selbst gestellten Falle befreien kann: Griechenland und Portugal.

Das könnte dazu führen, daß die Hilfsbereitschaft anderer Euro-Staaten gering ist, wenn Italien nicht "liefert." :breitgrins:

Peduli
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Peduli »

Auch das sollte man nicht aus den Augen verlieren: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu:
US-Anleiherenditen steigen auf knapp 5 Prozent

Da im Zinssatz immer auch eine Ausfallrisikoprämie enthalten ist, könnte der Anstieg auf genau dieses Risiko hinweisen. :pfeif: :pfeif: :pfeif:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Freitag 27. Oktober 2023, 15:10
Auch das sollte man nicht aus den Augen verlieren: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu:
US-Anleiherenditen/url steigen auf knapp 5 Prozent

Da im Zinssatz immer auch eine Ausfallrisikoprämie enthalten ist, könnte der Anstieg auf genau dieses Risiko hinweisen. :pfeif: :pfeif: :pfeif:
Ein Zahlungsausfall der USA? :D :D :D

Es gibt ja noch immer eine unkonventionelle Möglichkeit der sog. 1 Billion Dollar-Münze

Die Schulden wird man immer begleichen können - die Frage ist nur, welchen Wert die Rückzahlung dann noch hat. Aber bevor jetzt wieder die Diskussion losgeht, sollte man einfach einmal einen Blick auf den Euro werfen. Der hat seit seiner Gründung gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Dabei sollte er so stark wie die DM sein - mit Partnern wie den Olivenstaaten und Frankreich war da wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedankens.

Peduli
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 27. Oktober 2023, 20:17
Peduli hat geschrieben:
Freitag 27. Oktober 2023, 15:10
Auch das sollte man nicht aus den Augen verlieren: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu: :unbeteiligttu:
US-Anleiherenditen/url steigen auf knapp 5 Prozent

Da im Zinssatz immer auch eine Ausfallrisikoprämie enthalten ist, könnte der Anstieg auf genau dieses Risiko hinweisen. :pfeif: :pfeif: :pfeif:
Ein Zahlungsausfall der USA? :D :D :D

Es gibt ja noch immer eine unkonventionelle Möglichkeit der sog. 1 Billion Dollar-Münze

Die Schulden wird man immer begleichen können - die Frage ist nur, welchen Wert die Rückzahlung dann noch hat. Aber bevor jetzt wieder die Diskussion losgeht, sollte man einfach einmal einen Blick auf den Euro werfen. Der hat seit seiner Gründung gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Dabei sollte er so stark wie die DM sein - mit Partnern wie den Olivenstaaten und Frankreich war da wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedankens.
Den Lacher kann ich durchaus verstehen! ;)

Der Ökonom Daniel Stelter rät jedoch zum "Denken jenseits des Offensichtlichen" und auf diesem Hintergrund wird die Anmerkung (möglicherweise) verständlicher. 8)
Die weltwirtschaftliche Lage hat sich seit der Finanzkrise 2007/2008 massiv verändert. Die Geldpolitik der Fed und der EZB orientiert sich nun am Vorbild der japanischen Zentralbank aus dem letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. Aufblähung der Bilanzen allerorten. Die Probleme werden - nicht nur in Europa - mit Geld zugeschüttet, was zwangsläufig zu einer "Liraisierung" (oder "Pesetisierung") des Euro führt.
Und die Rolle der chinesischen Zentralbank bleibt im Dunkeln, aber China soll mittlerweile - vor Japan übrigens - der größte Gläubiger der USA sein. Die ökonomischen Folgen davon kann sich jeder selbst ausmalen.

Die Variante mit der "1 Billion Dollar-Münze" wäre mit der Legalisierung von Bilanzmanipulation gleichzusetzen. Wobei damit nicht gesagt ist, daß die herrschende Plutokratie eine derartige Möglichkeit nicht in Betracht ziehen würde. * :pfeif: :pfeif: :pfeif:



* Vorsicht: doppelte Verneinung! :emil:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Irgendwann mußte so etwas ja kommen - jetzt wird sogar die EZB grün:

ECB tells staff: If you’re not green, you’re not wanted
A top European Central Bank official stunned employees by saying people who don’t buy into the institution’s green objectives aren’t welcome to work there.
Frank Elderson, one of six members of the ECB’s executive board, told an internal meeting: “I don’t want these people anymore.”
(...)
Anyone already working at the ECB should be retrained, Elderson added.
Begründet wird diese Ansicht, weil die EZB die Wirtschaftspolitik unterstützen soll. Allerdings ist ihre Hauptaufgabe die Sicherung der Preisstabilität - und da ist sie ja nun nicht besonders erfolgreich. Vom Euro, der sich zu einer Weichwährung entwickelt hat, reden wir besser überhaupt nicht.

Aber Hauptsache, wir retten die Welt....

Peduli
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 16. Februar 2024, 15:02
Irgendwann mußte so etwas ja kommen - jetzt wird sogar die EZB grün:

ECB tells staff: If you’re not green, you’re not wanted
A top European Central Bank official stunned employees by saying people who don’t buy into the institution’s green objectives aren’t welcome to work there.
Frank Elderson, one of six members of the ECB’s executive board, told an internal meeting: “I don’t want these people anymore.”
(...)
Anyone already working at the ECB should be retrained, Elderson added.
Begründet wird diese Ansicht, weil die EZB die Wirtschaftspolitik unterstützen soll. Allerdings ist ihre Hauptaufgabe die Sicherung der Preisstabilität - und da ist sie ja nun nicht besonders erfolgreich. Vom Euro, der sich zu einer Weichwährung entwickelt hat, reden wir besser überhaupt nicht.

Aber Hauptsache, wir retten die Welt....
Hatte da nicht 'mal die Pfuschi die Idee mit dem "Green Deal" ventiliert? :emil:

Is' doch "logisch", daß dann die EZB nicht mehr anders kann! :tuete:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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