Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

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Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Merkel will zusammen mit Macron ein 500 Mrden € Programm auflegen, um die Folgen von Corona vor allem im Süden der EU abzumildern. Ein großer Teil des Geldes soll als nicht rückzahlbare Zuschüsse vergeben werden. Das Geld soll von der EU aufgenommen werden - die das nach den Verträgen eigentlich nicht darf - und die Haftung für die Nationalstaaten soll auf einen Anteil dieser Anleihen beschränkt sein.

Dagegen wehren sich Österreich, NL, Schweden und Dänemark. Aber auch im eigenen Land könnte das Vorhaben auf Schwierigkeiten stoßen. Die einflußreiche BILD macht schon einmal Stimmung:

Für überschuldete Staathaushalte und marode Gesundheitssysteme - Warum zahlen wir 500 Milliarden Euro

Zieht Merkel ihren Plan durch und die Unionsfraktion nickt, wie üblich, mal wieder ab, gibt sie der AfD ein gutes Wahlkampfthema. So einfach wie bei der Griechenland"rettung" läuft es heute nicht mehr, zumal das BVerfG auch enge Grenzen gezogen hat.
Zu diesem Urteil äußert sich Prof. Sinn in einem Beitrag in der Schweizer Finanz und Wirtschaft (nicht online). Er weist darauf hin, daß der Bundestag sein Budgetrecht zugunsten der EU selbst mit 2/3-Mehrheit nicht abschaffen kann.
Vielmehr müsste dazu die Bundesrepublik neu gegründet werden und sich über ein Referendum eine neue Verfassung geben. EU und EuGH haben nicht die geringsten Mittel in der Hand, das rechtlich zu erzwingen.
Es hilft auch nichts, wenn die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland anstrengen sollte, denn eine EU-Strafe für die Missachtung eines nach Meinung des deutschen Verfassungsgerichts rechtswidrigen Urteils des EuGH dürfte Berlin gar nicht zahlen. Den Fall könnte man zudem nicht dem EuGH vorlegen, weil er ja selbst Gegenstand des Verfahrens ist.
Auf Druck von Frankreich und Spanien wurde entschieden, daß die EZB als unabhängige Institution nicht auf die Aufforderungen des BVerfG reagieren wird. Man darf gespannt sein, wie man aus dem Dilemma herauskommen will.
Besonders pikant: Reagiert die EZB innerhalb von drei Monaten nicht, hat das BVerfG der Bundesbank untersagt, sich weiter an den Anleihekäufen zu beteiligen. Die Frist läuft also Anfang Mai 2020 ab - zur Zeit der deutschen Ratspräsidentschaft, die Merkel zu einer Krönung ihrer Kanzlerschaft machen wollte.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 20. Mai 2020, 12:56
Zu diesem Urteil äußert sich Prof. Sinn in einem Beitrag in der Schweizer Finanz und Wirtschaft (nicht online). Er weist darauf hin, daß der Bundestag sein Budgetrecht zugunsten der EU selbst mit 2/3-Mehrheit nicht abschaffen kann.
Vielmehr müsste dazu die Bundesrepublik neu gegründet werden und sich über ein Referendum eine neue Verfassung geben. EU und EuGH haben nicht die geringsten Mittel in der Hand, das rechtlich zu erzwingen.
Es hilft auch nichts, wenn die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland anstrengen sollte, denn eine EU-Strafe für die Missachtung eines nach Meinung des deutschen Verfassungsgerichts rechtswidrigen Urteils des EuGH dürfte Berlin gar nicht zahlen. Den Fall könnte man zudem nicht dem EuGH vorlegen, weil er ja selbst Gegenstand des Verfahrens ist.
Hierzu hat sich auch Gottfried Curio schon geäußert:
Merkel will 135 Mrd. Euro verschenken

Es verschlägt einem die Sprache, wenn man mit ansehen muß, wie kaltschnäuzig Recht nicht nur gebeugt, sondern ganz klar gebrochen wird. :angewidert:

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 20. Mai 2020, 14:35
Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 20. Mai 2020, 12:56
Zu diesem Urteil äußert sich Prof. Sinn in einem Beitrag in der Schweizer Finanz und Wirtschaft (nicht online). Er weist darauf hin, daß der Bundestag sein Budgetrecht zugunsten der EU selbst mit 2/3-Mehrheit nicht abschaffen kann.
Vielmehr müsste dazu die Bundesrepublik neu gegründet werden und sich über ein Referendum eine neue Verfassung geben. EU und EuGH haben nicht die geringsten Mittel in der Hand, das rechtlich zu erzwingen.
Es hilft auch nichts, wenn die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland anstrengen sollte, denn eine EU-Strafe für die Missachtung eines nach Meinung des deutschen Verfassungsgerichts rechtswidrigen Urteils des EuGH dürfte Berlin gar nicht zahlen. Den Fall könnte man zudem nicht dem EuGH vorlegen, weil er ja selbst Gegenstand des Verfahrens ist.
Hierzu hat sich auch Gottfried Curio schon geäußert:
Merkel will 135 Mrd. Euro verschenken

Es verschlägt einem die Sprache, wenn man mit ansehen muß, wie kaltschnäuzig Recht nicht nur gebeugt, sondern ganz klar gebrochen wird. :angewidert:
Hast du je daran gedacht, dass unsere Regierenden, wenn es darauf ankommt und sie nicht durch eine massive Opposition daran gehindert werden können, sich an das Recht halten würden? Denen sind doch am Ende alle Mittel recht, wenn sie nur das machen können, was sie wollen. Der Rechtsstaat gibt es bei uns weitgehend nur auf dem Papier und strafbewehrt sind Handlungen, die rechtswidrig sind und dem Volk schwer schaden doch nicht, sonst müssten manche schon längst hinter Gittern sitzen.
Strafbewehrt ist nur, wenn der kleine Mann mal ein Gesetz übertritt und z.B. in diesen Zeiten keine Maske trägt.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 20. Mai 2020, 14:35
Hierzu hat sich auch Gottfried Curio schon geäußert:
Merkel will 135 Mrd. Euro verschenken
Klasse - er bringt es ja immer gut auf den Punkt.

Es ist schon traurig, daß der deutsche Steuerzahler seine Hoffnung auf die Politiker der Nachbarländer setzen muß, um nicht ausgeplündert zu werden. Ich befürchte allerdings, daß diese ihren Widerstand aufgeben, wenn Merkel im Namen D. weitere Zugeständnisse macht - die ganz hinten in der Vereinbarungen stehen und kaum erkannt werden.
Als Beispiel können die Target-II-Salden dienen. Dieses Verrechnungsverfahren war bei der Euro-Einführung nur einem ganz kleinen Expertenkreis bekannt und wurde überhaupt nicht breit diskutiert. Die verheerende Wirkung zeigte sich erst Jahre später. Mich würde es nicht wundern, wenn es jetzt mit dem "Wiederaufbaufond" ähnlich funktionieren würde.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Die sog. "sparsamen Vier" (A, NL, DK, SE) haben inzwischen ihre Vorschläge konkretisiert und sie weichen erheblich von Merkels und Macrons 500 Mrden Plan ab. Während Merkel allein aus D. 135 Mrden € dem Süden schenken will, pochen die sparsamen Vier auf Kredite. Dadurch soll der Einstieg in eine Schuldenunion vermieden werden.
Die vier Staaten sprechen sich darin zwar auch für einen einmaligen Notfallfonds zur Stärkung der EU-Wirtschaft infolge der Coronakrise aus. Sie wollen die Nothilfen allerdings auf zwei Jahre befristen.
(...)
Ein weiterer grundlegender Unterschied: Die „sparsamen vier“ wollen auf keinen Fall Zuschüsse verteilen, die EU soll lediglich günstige Kredite an die Mitgliedstaaten weiterreichen. Die Staaten müssten sich das Geld also aus dem Gemeinschaftstopf der EU leihen und es später wieder zurückzahlen.
„Sparsame vier“ präsentieren Alternative zum Vorstoß von Merkel und Macron

Auch die enge zeitliche Begrenzung war bei Merkels Plänen nicht vorgesehen. Dort sollten die Gelder bis 2027 über den EU-Haushalt ausgezahlt werden.

Kurz grätscht wieder und versucht, Merkels Pläne zu verhindern. Sie scheint wohl seine Lieblings-Gegnerin zu sein. Schon in der Frage der Grenzöffnung für touristische Zwecke hatte er sie und Seehofer vor wenigen Wochen überrumpelt und die Deutschen eingeladen, ihren Urlaub in Österreich zu verbringen. Merkel und Seehofer mußten hinterherhecheln und waren "not amused" - vor allem als er ankündigte, die Grenze nach IT weiter geschlossen zu halten. ;D

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holzi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von holzi »

Es würde mich nicht wundern, wenn diese ganzen Aktionen alles ausgekartete Theatervorstellungen wären. Ich glaube gar nichts mehr - halte aber alles für möglich!

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Siard
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Siard »

holzi hat geschrieben:
Sonntag 24. Mai 2020, 20:32
Es würde mich nicht wundern, wenn diese ganzen Aktionen alles ausgekartete Theatervorstellungen wären. Ich glaube gar nichts mehr - halte aber alles für möglich!
Diese Einschätzung halte ich für alles andere, als unrealistisch.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Sonntag 24. Mai 2020, 20:46
holzi hat geschrieben:
Sonntag 24. Mai 2020, 20:32
Es würde mich nicht wundern, wenn diese ganzen Aktionen alles ausgekartete Theatervorstellungen wären. Ich glaube gar nichts mehr - halte aber alles für möglich!
Diese Einschätzung halte ich für alles andere, als unrealistisch.
Das mag sein und die Wahrscheinlichkeit wäre besonders hoch, wenn die Parlamente nicht beteiligt wären.
Allerdings könnte Rutte in den NL wohl Schwierigkeiten bekommen, wenn er Geld "verschenken" will. Er hatte bei den letzten Wahlen im März 2017 nur 5% verloren, weil er Wilders kopierte. Die nächsten Wahlen finden dort in weniger als einem Jahr - am 21. 03. 2021 - statt und die EU ist in NL kein Selbstläufer. Erst 2016 hatten die Bürger das Assoziierungsabkommen der EU mit der Ukraine in einem konsultativen Referendum abgelehnt.

Auch in Dänemark und in Schweden gibt es starke "rechte" Parteien, auf die jede Regierung Rücksicht nehmen muß - und Geschenke an den Süden sind in dieser Zeit nicht besonders populär.

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Siard
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Siard »

Ich bezog es haupsächlich auf Österreich.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Junius-Brief aus Brüssel vom 28. Mai 2020:

Das 750-Milliarden-Stück: Worte und Vertragsbrüche
Frau von der Leyen will namens der Kommission 250 Milliarden Euro Kredite auf den internationalen Finanzmärkten aufnehmen. Die Mitgliedsstaaten haften dafür. Diese geplante Verschuldung ist regelwidrig, und so steht es auch im EU-Vertrag, siehe die Artikel 310 und 311. Dort steht eindeutig: die EU als solche darf sich nicht verschulden oder Kredite aufnehmen. Wenn Frau von der Leyen dennoch einen Kreditantrag von 250 Milliarden Euro unterschreiben sollte, stellt jeder bewilligte Euro eine Vertragsverletzung dar – von den berechtigten Spekulationen über den Schritt zur Schuldenunion und Eurobonds durch die Hintertür einmal abgesehen.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Siard
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Siard »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Donnerstag 28. Mai 2020, 11:32
Junius-Brief aus Brüssel vom 28. Mai 2020:

Das 750-Milliarden-Stück: Worte und Vertragsbrüche
Frau von der Leyen will namens der Kommission 250 Milliarden Euro Kredite auf den internationalen Finanzmärkten aufnehmen. Die Mitgliedsstaaten haften dafür. Diese geplante Verschuldung ist regelwidrig, und so steht es auch im EU-Vertrag, siehe die Artikel 310 und 311. Dort steht eindeutig: die EU als solche darf sich nicht verschulden oder Kredite aufnehmen. Wenn Frau von der Leyen dennoch einen Kreditantrag von 250 Milliarden Euro unterschreiben sollte, stellt jeder bewilligte Euro eine Vertragsverletzung dar – von den berechtigten Spekulationen über den Schritt zur Schuldenunion und Eurobonds durch die Hintertür einmal abgesehen.
Frau v. d. L.s Verhältnis zu Gesetzen und Aufgaben war ja schon in Bundesdeutschland etwas merkwürdig.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Siard hat geschrieben:
Donnerstag 28. Mai 2020, 11:59
Frau v. d. L.s Verhältnis zu Gesetzen und Aufgaben war ja schon in Bundesdeutschland etwas merkwürdig.
Des Merkens würdig ist in der Tat die Willkürlichkeit, mit der Recht nicht nur gebeugt, sondern gebrochen wird! :/

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Ich bin kein Freund der talkshows im öffentl.-rechtl. Fernsehen, aber diese sollte man sich doch zumindest tlw. ansehen. "Ralle" Stegner und Daniel Stelter streiten über das Thema, wie die Aufwendungen der Corona-Krise zu bewältigen sind:

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus- ... 0-100.html

(so ab 40:00 min)

Stegner setzt natürlich - wie nicht anders zu erwarten - auf Steuererhöhungen der "Reichen". Bemerkenswert, wie Lanz hier nachfragt, wann jemand "reich" ist - z.B. beim Einkommen (ab 200.000 €).
Stelter vertritt seine bekannte Auffassung, daß es in einer überschuldeten Welt nicht gut sei, zu den Gläubigern zu gehören und plädiert für einen Altschulden-Tilgungsfond, der dann bei der EZB abgeladen werden könne.
Die Idee, Schulden zu machen und diese im Endeffekt nicht zurückzuzahlen (Stelter schlägt 200 oder 300jährige Nullzins-Staatsanleihen vor, die bei der EZB abgeladen werden), mag für viele befremdlich sein (auch für mich, als ich sie das erste Mal las).

Aber in gewisser Weise liegt Stelter mE richtig: Was bringt es, wenn ein oder einige (Nord-)Länder in der Eurozone sparsam sind, die bzw. ihren Anteil der Schulden zurückzahlen (wollen) und die anderen (Süd-)Länder das nicht interessiert? Sollte man nicht besser mitmachen bei der Verschuldungsorgie? Sicherlich wird der Euro dann noch weicher, praktisch ein Brüssel Peso - aber die Alternative wäre ein Schuldübernahme für den Süden und laufende Transferzahlungen.

Wenn D. sich -ebenso wie der Süden- weiterverschuldet, könnte D. die Infrastruktur modernisieren, der Bevölkerung durch steuerliche Anreize den Erwerb von selbstgenutzten Immoblien schmackhaft machen und so zur Vermögensbildung beitragen. Sollte der Euro dann irgendwann implodieren, hätte man zumindest eine gute Infrastruktur und eine wohlhabendere Bevölkerung - und man begänne wieder bei Null.


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Siard
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Siard »

Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 17. Juni 2020, 12:08
Sie sind selten, aber es gibt sie noch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Unternehmer ohne Furcht: Großaktionär Thiele will die Lufthansa ohne Staatshilfe sanieren
:daumen-rauf:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Nach Meinung der EZB-Direktorin Isabel Schnabel sollten die Sparer der EZB dankbar sein, weil diese Staatsanleihen aufkauft und so die Minuszinsen nur eingeschränkt erhebt:
Explizit spricht die einstige Bonner Wirtschaftsweise auch die Sparer an. Sie hätten wesentlich höhere Verluste hinnehmen müssen, wenn die EZB, statt Anleihen zu kaufen, die Leitzinsen noch deutlich weiter gesenkt hätte. „EZB-Studien zeigen, dass wir den Leitzins auf circa minus 1,7 Prozent – von derzeit minus 0,5 Prozent – hätten senken müssen, um denselben geschätzten Effekt auf die Inflation zu erzielen wie mit den zusätzlichen Anleihekäufen“, schreibt Schnabel. „Die hiermit verbundenen Verluste der Sparer hätten fast denen der vergangenen sechs Jahre entsprochen. Die zusätzlichen Verluste der Sparer durch unsere neuen Anleihekäufe sind hingegen vernachlässigbar.“
https://www.welt.de/finanzen/article210 ... igbar.html

Frau Schnabel versäumt es aber darauf hinzuweisen, daß ein Minuszins von 1,7% am Markt nicht durchsetzbar wäre - jedenfalls solange es noch Bargeld und andere Alternativen (Fremdwährungen, Edelmetalle) gibt. In D. und in der Schweiz horten die großen Kapitalsammelstellen bereits Bargeld; Tresor- und Versicherunggebühren sind preiswerter als die Negativzinsen. Die Tresorbranche boomt:
Darauf deuten auch Ausagen von Pro Aurum hin. Der Münchener Händler von Edelmetallen hatte zuletzt Anfragen von Banken erhalten, ob es möglich sei, in seinen Tresoren Bargeld einzulagern, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber Bloomberg sagte. Allerdings gebe es keine freien Kapazitäten, um diesem Wunsch nachzukommen.
(...)
"Wir beobachten grundsätzlich eine vermehrte Nachfrage nach unseren Schliessfächern – immer wieder auch für Bargeldeinlagerungen", sagte Markus Weiss, Geschäftsführer von Degussa Goldhandel. Wegen der seit vielen Monaten hohen Nachfrage seien zuletzt die Schliessfach-Kapazitäten in Hamburg und in Frankfurt ausgebaut worden. Auch in Berlin, Köln und Hannover stehe eine Erweiterung des Schliessfach-Angebots kurz bevor.
https://www.cash.ch/news/top-news/folge ... ns-1472055

Munich Re hat schon 2016 damit begonnen, Bargeld und Gold in Tresoren einzulagern und andere Kapitalsammelstellen dürften folgen.

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Barbarossa
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Barbarossa »

Über Billionen-Beträge wird im Bundestrag in 30!!-Minuten "Debatten" verhandelt:
Verbotene monetäre Staatsfinanzierung!
https://www.youtube.com/v/lEZw_XQmqDs
Beschütze unser deutsches Volk und Vaterland! Vernichte in unserem Volke den Geist der Zwietracht und des Haders! Hilf, daß alle ein Herz und eine Seele seien, daß alles erneuert werde in Christus, dem König!

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Kreditausfälle in Milliardenhöhe drohen - Sparkassen und Volksbanken bedroht: Deutschland steuert auf Bankenkrise zu
Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken sollten mit Kreditausfällen rechnen: Sie verleihen ihr Geld meist an Firmen, die jetzt doppelt gefährdet sind. Zum einen, weil sie klein und damit generell krisenanfälliger sind als Großunternehmen. Zum anderen, weil diese Firmen insbesondere solchen Branchen angehören, die vom Corona-Lockdown schwer getroffen wurden, darunter Einzelhandel und Gastgewerbe.
Wie kommen die Forscher zu ihrer Aussage?
Für ihre Analyse verknüpften die IWH-Forscher die Kennzahlen von mehr als einer halben Million deutscher Unternehmen mit den Bilanzdaten von über 1 000 hiesigen Banken. Die Stichprobe umfasst u. a. 89% der Sparkassen, 81% der Genossenschaftsbanken und 15 Geschäftsbanken, darunter alle großen systemrelevanten Geldhäuser. Die Wissenschaftler untersuchten, inwiefern das Firmenkreditportfolio jeder Bank anfällig für Konjunkturschwankungen ist. Anhand der Menge der Kredite, die künftig voraussichtlich nicht mehr bedient werden, prognostizierten die Forscher, wie stark das Kernkapital der Banken schmelzen wird.
https://www.iwh-halle.de/nc/presse/pres ... nkenkrise/

"Aus der Luft" gegriffen scheinen die Berechnungen wohl nicht zu sein.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.
Dieser Aphorismus von Kurt Tucholsky sei der folgenden Rede von Jörg Meuthen im Europaparlament vorangestellt:
09.07.2020

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Junius-Brief aus Brüssel vom 2. August 2020:

Grenzenlose Solidarität oder Abzocke?
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 12:56
Junius-Brief aus Brüssel vom 2. August 2020:

Grenzenlose Solidarität oder Abzocke?
Diese Gedanken konnte man in den letzten Wochen in vielen Artikeln lesen. Sie scheinen auch nicht auf einen kleinen Kreis beschränkt zu sein, wie die steigenden Preise für Edelmetalle und auch die Börsenkurse zeigen.

Die weitaus größte Auswirkung der ganzen Covid-Krise liegt mE in den vor einigen Tagen beschlossenen Maßnahmen: Weder wird sich das vereinbarte Recht der Steuererhebung und zur Schuldenaufnahme durch die EU abschaffen lassen, noch wird die faktische Schuldenunion wieder aufgehoben oder gar der Stabilitätspakt wieder eingeführt werden.

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

>>Die Menschheit hat ein neues Zeitalter betreten: das „Anthropozän“<<

Joschka Fischer erklärt uns die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft nach Corona:

Coronakrise – der Beginn der großen Transformation
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
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Siard
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Siard »

Damit hat er dann die Hälfte der Verschwörungstheorien bestätigt. :kugel:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

750 Mrden € - das war die Hausnummer beim letzten EU-Gipfel und der Streit ging darum, wie hoch der Anteil an Krediten und Zuschüssen sein sollte.
Inzwischen sieht man klarer. Wie eine Schweizer Zeitung (Finanz und Wirtschaft) unmittelbar nach dem Gipfel berichtete, legte man für die 750 Mrden € das Preisniveau von Ende 2018 zugrunde und außerdem wurde SURE (der erste Schritt zu vergemeinschafteten EU-Arbeitslosenversicherung) iHv 100 Mrden nicht berücksichtigt. Man käme locker auf ca. 900 Mrden € schrieb das Blatt.

Nachdem die Beschlüsse vorliegen fällt eine andere Diskrepanz auf:

Erstmalig nimmt die EU Darlehn im eigenen Namen auf. Sie werden durch die künftigen der EU abgesichert und zwar iHv 0,6% des EU-Bruttonationaleinkommens. Diese Erhöhung soll der Rückzahlung der Kredite dienen, die die EU aufnimmt (= 390 Mrden €). Die als Darlehn vergebenen Zuschüssen müssen/sollen von den jeweiligen Ländern zurückgezahlt werden.
Die neue Eigenmittelobergrenze mit ihrem 31-jährigen zusätzlichen Spielraum für die Schuldentilgung beläuft sich aber auf 0,6 Prozent des gesamten zwischen 2028 und 2058 erwirtschafteten EU-Bruttonationaleinkommens. Bereits ohne jegliches Wirtschaftswachstum würde sich die Tilgungskapazität damit auf 18,6 Prozent (= 31 x 0,6 Prozent) des heutigen BNE belaufen. Dies entspricht einem Betrag von 2,6 Billionen Euro. Unterstellt man in konservativer Rechnung ein nominales Trendwachstum von 2,5 Prozent (ein Prozent reales Wachstum plus 1,5 Prozent Inflation), dann beläuft sich die Tilgungskapazität sogar auf 4,8 Billionen Euro.
Der EU wird also ein Tilgungsspielraum in Höhe des zwölffachen Volumens eingeräumt.
Da stellt sich natürlich die Frage, warum das so ist. Sicherlich sollen die EU-Anleihen mit Triple-A bewertet werden und müssen daher entsprechend unterlegt sein. Beim ESM wurde allerdings eine 40%ige Überdeckung als ausreichend angesehen.

Die Erhöhung der Eigenmittelübergrenze ergibt einen zusätzlichen finanziellen Spielraum in Höhe der ital. Staatsschulden. Werden hier bereits Schlupflöcher für zusätzliche EU-Schulden eingebaut, die dann dem Süden dienen sollen? Der Kommentator meint:
Möglicherweise war die Aufmerksamkeit der Delegationen durch den heftigen Gipfel-Streit über Rechtsstaatlichkeit oder Zuschussanteile derart absorbiert, dass zu wenig Zeit für die Prüfung der Finanzierungsdetails blieb. Oder aber es wurden willentlich Vorbereitungen getroffen, um mit dem Rückenwind der Coronakrise der EU schon heute die Ressourcen zu verschaffen, die für einen großen Bail-out in der nächsten, absehbaren Schuldenkrise notwendig sein werden.
Die EU startet ein großes Schulden-Experiment

Der Weg in die Schuldenunion ist vorgezeichnet - obwohl die Politik, vor allem die Union, immer etwas anderes versprochen hat.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Inzwischen hat sogar die -regierungstreue- FAZ Bedenken hinsichtlich der -eigentlich nicht zulässigen- Schuldenaufnahme durch die EU und geht davon aus, daß es sich um eine Dauereinrichtung handelt:

Europa macht Schulden
Für die Prognose, dass der Fonds den Einstieg in dauerhaft schuldenfinanzierte EU-Ausgaben darstellt, spricht so gut wie alles. Da ist die historische Erfahrung, dass in der EU oft neue Instrumente zuerst zeitlich begrenzt und später in dauerhafte Einrichtungen umgewandelt werden, wenn sich darüber niemand mehr aufregt. So geschah es mit dem Krisenfonds EFSF, den es zunächst nur drei Jahre lang geben sollte, der aber bald in den Dauerfonds ESM überführt wurde. Da sind die vorgesehenen langen Fristen: Die Kommission soll bis 2026 Mittel aufnehmen dürfen, also bis zu einem Datum, an dem die Corona-Krise hoffentlich längst vorbei ist. Und die Frist, in der die Mitgliedstaaten das Geld zurückzahlen müssen, dauert bis 2058.
Parteien, die sonst immer die Verantwortung für künftige Generationen predigen, belasten diese mit ungeheuren Schulden, verschenken dreistellige Mrden-Beträge an den Süden und ebnen den Weg für eine schuldenfinanzierte EU.
Aber D. streitet über den "Maskenzwang".... :vogel: :patsch:

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 13. August 2020, 08:38
Inzwischen hat sogar die -regierungstreue- FAZ Bedenken hinsichtlich der -eigentlich nicht zulässigen- Schuldenaufnahme durch die EU und geht davon aus, daß es sich um eine Dauereinrichtung handelt:

Europa macht Schulden
Für die Prognose, dass der Fonds den Einstieg in dauerhaft schuldenfinanzierte EU-Ausgaben darstellt, spricht so gut wie alles. Da ist die historische Erfahrung, dass in der EU oft neue Instrumente zuerst zeitlich begrenzt und später in dauerhafte Einrichtungen umgewandelt werden, wenn sich darüber niemand mehr aufregt. So geschah es mit dem Krisenfonds EFSF, den es zunächst nur drei Jahre lang geben sollte, der aber bald in den Dauerfonds ESM überführt wurde. Da sind die vorgesehenen langen Fristen: Die Kommission soll bis 2026 Mittel aufnehmen dürfen, also bis zu einem Datum, an dem die Corona-Krise hoffentlich längst vorbei ist. Und die Frist, in der die Mitgliedstaaten das Geld zurückzahlen müssen, dauert bis 2058.
Parteien, die sonst immer die Verantwortung für künftige Generationen predigen, belasten diese mit ungeheuren Schulden, verschenken dreistellige Mrden-Beträge an den Süden und ebnen den Weg für eine schuldenfinanzierte EU.
Aber D. streitet über den "Maskenzwang".... :vogel: :patsch:
Da geht es dann so wie der Juncker mal in etwa gesagt hat. Wir beschliessen etwas, das keiner versteht und wenn es dann doch mal nach längerer Zeit soweit kommt, dann kann es nicht mehr rückgängig gemacht werden. Diktatur pur.
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die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 13. August 2020, 08:38
Parteien, die sonst immer die Verantwortung für künftige Generationen predigen, belasten diese mit ungeheuren Schulden, verschenken dreistellige Mrden-Beträge an den Süden und ebnen den Weg für eine schuldenfinanzierte EU.
Aber D. streitet über den "Maskenzwang".... :vogel: :patsch:
Kleine Korrektur: In der bunten Republik wird leider nicht über den Maskenzwang gestritten.
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Wozu Corona gut ist:

Finanzminister Olaf Scholz : Gemeinsame Schuldenaufnahme in EU wird bleiben
„Der Wiederaufbaufonds ist ein echter Fortschritt für Deutschland und Europa, der sich nicht mehr zurückdrehen lässt“, sagte der SPD-Kanzlerkandidat den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die EU nehme erstmals gemeinsame Schulden auf, setze diese gezielt gegen die Krise ein und verpflichte sich zugleich, bald mit der Rückzahlung zu beginnen. „All das sind tiefgreifende Veränderungen, vielleicht die größten Veränderungen seit Einführung des Euro.“
Fortschritt?
Man muß schon ziemlich blauäugig sein, wenn man die gemeinsame Schuldenaufnahme und den Transfer eines dreistelligen Mrden-Betrages in den Süden (praktisch der Beginn eines innereurop. Finanzausgleichs) als "Fortschritt" bezeichnet. D. wird seinen Wohnstand verschenken - wie es seine Exporte in die Südländer über die Target-II-Salden ebenfalls selbst finanziert.

Wetten, daß wir in wenigen Jahren auch eine vergemeinschaftete Einlagensicherung haben werden?
Man kann nur die Weitsicht der Briten bewundern, die zunächst beim Euro nicht mitmachten und jetzt auch den EU-Laden verlassen. Schweizer und Norweger haben den Unsinn von Anfang an nicht mitgemacht und wie lange die Niederlande, Dänemark und Schweden dabei bleiben werden, ist auch ungewiß.

Dafür stehen weitere Habenichtse vor der Tür und wollen an die -überwiegend von D. gefüllten- Fleischtöpfe. Kosovo, Albanien usw - eine Bereicherung für die EU... :breitgrins:

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Es wird immer deutlicher, daß sich folgende Schlagzeile bewahrheitet:
Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg.
(Le Figaro, 18.9.1992)

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Na bitte: Die FT berichtet, daß die EZB die EU auffordert, den Hilfsfond i.S. Corona dauerhaft einzurichten.
Es handelt sich um jene 750 Mrden €, die die EU als Schulden aufnimmt und von denen 390 Mrden € als Geschenke in den Süden fließen.

Hauptnutznießer sind - wie zu erwarten - die südlichen Länder, Zahlmeister neben den "sparsamen Vier" auch D.

ECB calls on Brussels to make recovery fund permanent

Falls noch jemand Fragen hat, warum Corona für die "Europa-Politiker" wie gerufen kommt - da findet er eine der Antworten. Der Marsch in den Schuldenunion ist nicht mehr zu stoppen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Unbemerkt von den Medien meldet die Bundesbank einen starken Anstieg der Target-II-Salden:

https://www.bundesbank.de/dynamic/actio ... w_s201_b12

Nachdem sie von Mai 2019 für ein Jahr rückläufig waren, stiegen sie im Juni 2020 um 5,6% und im Juli und August 2020 jeweils um über 17% zum Vorjahreszeitraum an. Im September 2020 ist er sogar um knapp 22% auf 1.115.189.250.498,07 € angestiegen.

Das entspricht ungefähr dem fünffachen des Exportüberschusses (2019 = 223 Mrden) und deckt über 80% der detuschen Exporte ab. Dabei entfallen die Target-II-Forderungen fast nur auf die Mittelmeerländer, allen voran GR, IT und ES.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Press ... 39_51.html

Da stellt sich schon die Frage, welchen Zahlen man mehr Aufmerksamkeit widmen sollte: Den positiv Corona-Getesteten oder der Kredithöhe, die D. den Südländern für den Einkauf gewährt....

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

D. soll mehr Schulden machen fordert Roland Tichy und nimmt eine Kehrtwende vor:

Währungsunion als Schuldenunion - Haushalt: Macht endlich höhere Schulden. Viel höhere.

Natürlich habe ich jahrzehntelang das Gegenteil gepredigt, Stabilität und Austerität. Aber wenn die Lage sich ändert, muss auch die Argumentation geändert werden. Und die Lage hat sich dramatisch geändert.
D. spart und erhöht die Steuern während F oder IT die Sozialleistungen und Renten erhöhen. So erhält der deutsche Eckrentner (45 Beitragsjahre, durchschnittl. Nettoeinkommen) 1.264 €, in IT sind es 1.724 €, in F = 1.638 € und in Spanien = 1.507 €.

https://www.auswandern-handbuch.de/wie- ... -der-welt/

Das Renteneintrittsalter in D. beträgt 67 Jahre, in F sollte es auf 64 erhöht werden, wurde dann aber nach den Protesten der Gelbwesten auf 62 gelassen. Dort fließen 15% der Wirtschaftsleistung in die Rente, in D. sind es 10%.
Die Deutschen sind fleißig und mästen ihren Staat. Franzosen und Italiener dagegen halten den Staat kurz und holen raus, was möglich ist. Das durchschnittliche Nettovermögen (also nach Abzug der Schulden) beträgt in Deutschland pro Kopf gerade 51.400 €, in Italien 163.000 €.
(...)
Sollte vor diesem Hintergrund wirklich die Abgabenlast in Deutschland erhöht und Sozialleistungen knapp gehalten werden, um die so zusammengerafften Mittel nach Süden zu transferieren?
(...)
Wären die Deutschen nicht besser beraten, den italienischen Weg zu gehen – Schulden zu Gunsten der eigenen Bürger und Unternehmen, Steuern niedrig halten und Sozialtransfers mit EU-Mitteln finanzieren? Wer Schulden macht, kann ja auch investieren – Schulen bauen, Straßen reparieren, kurz: das Land schöner möblieren.
Schon wird ein Schuldenschnitt für Italien ins Spiel gebracht; D. müßte dann auf die Target-Salden verzichten. IT hätte konsumiert, ohne zu bezahlen! Aber das sei - so Tichy - ein Merkmal der EU: Wer die Verträge nicht beachtet, wird nicht bestraft. Nur wer sich daran halte, zahle die Zeche.

Keine guten Aussichten.

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