Super-Gauck

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taddeo
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Re: Super-Gauck

Beitrag von taddeo »

Yeti hat geschrieben:Gauck lehnt griechische Reparationsforderungen ab. Er kann es rechtlich auch gar nicht anders. Offenbar wurde der Punkt sofort nach Ankunft angesprochen. Ich hätte sofort kehrt gemacht, die EU-Zahlungen um die Hälfte gekürzt. Was für eine unglaubliche Frechheit!
Ach komm. Sowas nennt man Diplomatie ... beide Seiten wissen genau, wie es sachlich damit ausschaut: Nix geht mehr.
Der Grieche spricht es trotzdem an und kann seinen Leuten sagen "ich hab es gleich zu Beginn angesprochen, schaut her, wie patriotisch ich bin!" - der Deutsche sagt ganz cool "Pech gehabt, ich sag nix, und wenn, dann darf ich gar nicht das sagen, was Du hören willst" - und gut ist's. Beide Seiten haben ihre vaterländische Pflicht erfüllt, beide wahren ihr Gesicht, ändern tut sich nichts.

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Yeti
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Yeti »

taddeo hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:Gauck lehnt griechische Reparationsforderungen ab. Er kann es rechtlich auch gar nicht anders. Offenbar wurde der Punkt sofort nach Ankunft angesprochen. Ich hätte sofort kehrt gemacht, die EU-Zahlungen um die Hälfte gekürzt. Was für eine unglaubliche Frechheit!
Ach komm. Sowas nennt man Diplomatie ... beide Seiten wissen genau, wie es sachlich damit ausschaut: Nix geht mehr.
Der Grieche spricht es trotzdem an und kann seinen Leuten sagen "ich hab es gleich zu Beginn angesprochen, schaut her, wie patriotisch ich bin!" - der Deutsche sagt ganz cool "Pech gehabt, ich sag nix, und wenn, dann darf ich gar nicht das sagen, was Du hören willst" - und gut ist's. Beide Seiten haben ihre vaterländische Pflicht erfüllt, beide wahren ihr Gesicht, ändern tut sich nichts.
Ja, kann sein. Juristisch geht in der Tat absolut nichts mehr; bezüglich der "moralischen Schuld" bin ich mir auch recht sicher, dass für solche Selbstzerfleischung niemand ernsthaft seine Wahlchancen aufs Spiel setzt. Insofern könnte das hinhauen.
#gottmensch statt #gutmensch

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

lutherbeck hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:Gauck lehnt griechische Reparationsforderungen ab. Er kann es rechtlich auch gar nicht anders. Offenbar wurde der Punkt sofort nach Ankunft angesprochen. Ich hätte sofort kehrt gemacht, die EU-Zahlungen um die Hälfte gekürzt. Was für eine unglaubliche Frechheit!
Schland als ewige Melkkuh für alle Mühsamen und Beladenen...
.......und der Oberpfaffe und Groß-Flagellant winselt sich komfortabel durch die weite Welt & sorgt dafür, daß die Vergangenheit nicht vergeht.

Krank.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Nassos
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Nassos »

Lupus hat geschrieben:Wir sollten uns allerdings vor generellen Verurteiliungen hüten.
Ich bin in den vergangenen 11 Jahren jeweils 14 Tage auf Patmos, also unter Griechen, gewesen und kann nur von aufrichtiger Gastfreundschaft berichten!

Also Vorsicht bei Be-oder Verurteilungen!
+L.
Lieber Pater,

da sind Sie hier im Forum, insbesondere einem "religiösen", wohl fehl am Platz mit diesem Aufruf.
Ich hoffe nur, dass so etwasw nie hier (oder sonstwo) auftritt - und wir wissen, dass das passieren kann - denn es menschelt überall bzw. "Euer Käse stinkt auch".
Ich möchte auch sehen, welche Töne gespuckt werden, wenn die Türkei beigetreten ist. In jedem Fall werden die harten Jungs hier dann die größten Heuler sein (es wird sich also prinzipiell nichts ändern).

Auf jeden Fall Dank für Ihre vernünftigen Worte!
Ihr Nassos
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Caviteño
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Caviteño »

Ewald Mrnka hat geschrieben: sorgt dafür, daß die Vergangenheit nicht vergeht.

Krank.
Ist wohl auch eine zwingende Voraussetzung für den (und jeden höheren politischen) Posten.

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Caviteño hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben: sorgt dafür, daß die Vergangenheit nicht vergeht.

Krank.
Ist wohl auch eine zwingende Voraussetzung für den (und jeden höheren politischen) Posten.
Schultikulti als Dogma & mindestens eine Leiche im Keller, damit man immer schön erpreßbar bleibt, wie der inzwischen bedauernswerte "böse Wulff"!
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Sarandanon
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Sarandanon »

Lupus hat geschrieben:Wir sollten uns allerdings vor generellen Verurteiliungen hüten.
Ich bin in den vergangenen 11 Jahren jeweils 14 Tage auf Patmos, also unter Griechen, gewesen und kann nur von aufrichtiger Gastfreundschaft berichten!

Also Vorsicht bei Be-oder Verurteilungen!
+L.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Dem kann ich nur zustimmen (auch aus eigener Erfahrung).
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Caviteño
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Caviteño »

Lupus hat geschrieben:Wir sollten uns allerdings vor generellen Verurteiliungen hüten.
Ich bin in den vergangenen 11 Jahren jeweils 14 Tage auf Patmos, also unter Griechen, gewesen und kann nur von aufrichtiger Gastfreundschaft berichten!

Also Vorsicht bei Be-oder Verurteilungen!
+L.
Touristen werden in fast allen Ländern gut und zuvorkommend behandelt, insbesondere wenn der Tourismus eine wesentliche Einnahmequelle ist. Man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt.

Als ich 1975 die damals touristisch kaum erschlossenen PH besuchte, war das auch nicht anders. Wenig später las ich dann einen Bericht des Auswärtigen Amtes, daß nirgendwo in Asien das Deutschlandbild so miserabel sei wie auf den PH. Schuld waren die überall gezeigten amerikanischen WW II Filme und ich erinnerte mich, daß ich häufig mit "[Punkt]" begrüßt wurde, sobald man erfuhr, daß ich Deutscher sei.

Von der Behandlung der Touristen auf die allgemeine Stimmung im Lande zu schließen ist mE nicht zulässig.

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Yeti
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Yeti »

Nassos hat geschrieben:Ich möchte auch sehen, welche Töne gespuckt werden, wenn die Türkei beigetreten ist. In jedem Fall werden die harten Jungs hier dann die größten Heuler sein
Die Türkei hat einen ausgeglichenen Haushalt und ein sattes Wirtschaftswachstum, das ist schon mal der größte Unterschied zu Griechenland und Zypern. Momentan sitzen die Heuler und Zähneknirscher genau dort und senden uns penetrante Hasstiraden gegen alles Deutsche als Dank dafür, dass die deutschen Steuerzahler euren "failed state" wieder aufpäppeln. Vielleicht wär mal Fremdschämen angebracht, es sei denn, man zählt sich zu diesen Kreisen dazu. Um bei diesem Schlamassel mit der Ausrede zu kommen, woanders wäre auch nicht alles gut, dazu gehört entweder eine an Ignoranz grenzende Chuzpe oder eine (Un-) Kultur von aufgeblähtem Religions- bzw. Nationalstolz (in gewissen Fällen dasselbe), die man sich halt auch leisten können muss.
#gottmensch statt #gutmensch

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Yeti
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Yeti »

Caviteño hat geschrieben:Von der Behandlung der Touristen auf die allgemeine Stimmung im Lande zu schließen ist mE nicht zulässig.
Das stimmt und ist auch nur logisch. Man fragt die Leute dort ja auch i.d.R. nicht, ob sie brav ihre Steuern zahlen (oder schon jemals gezahlt haben), seit Jahren Renten für Verstorbene beziehen, Wasser- und Stromgebühren zahlen oder Parteien wählen, die diesen Schlendrian begünstigen.
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Lupus
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Lupus »

Das alles entbindet uns aber trotzdem nicht von einer Verpflichtung zur Höflichkeit und Selbstdisziplin.
Unsere Brille hat eben immer noch jenen Schimmer von Besserwissen und Korrekturgebaren, das uns aber keine besondere Achtung bei anderen Völkern einbringt.

+L.
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Pilgerer
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Pilgerer »

Yeti hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ich möchte auch sehen, welche Töne gespuckt werden, wenn die Türkei beigetreten ist. In jedem Fall werden die harten Jungs hier dann die größten Heuler sein
Die Türkei hat einen ausgeglichenen Haushalt und ein sattes Wirtschaftswachstum, das ist schon mal der größte Unterschied zu Griechenland und Zypern. Momentan sitzen die Heuler und Zähneknirscher genau dort und senden uns penetrante Hasstiraden gegen alles Deutsche als Dank dafür, dass die deutschen Steuerzahler euren "failed state" wieder aufpäppeln. Vielleicht wär mal Fremdschämen angebracht, es sei denn, man zählt sich zu diesen Kreisen dazu. Um bei diesem Schlamassel mit der Ausrede zu kommen, woanders wäre auch nicht alles gut, dazu gehört entweder eine an Ignoranz grenzende Chuzpe oder eine (Un-) Kultur von aufgeblähtem Religions- bzw. Nationalstolz (in gewissen Fällen dasselbe), die man sich halt auch leisten können muss.
Die Türkei ist aktuell wirtschaftlich nicht mehr so stabil, wie es vorher aussah. Die Einschränkung der religiösen und politischen Freiheit führt langfristig zu einer Lähmung der wirtschaftlichen Freiheit, die notwendig für eine blühende Wirtschaft ist.
Der deutsche Steuerzahler hat nicht die Griechen gerettet, sondern deren Gläubiger. Das deutsche Geld ist nicht ans griechische Volk geflossen, sondern in die Bedienung der Staatskredite. Als "Gegenleistung" musste der griechische Staat sparen und tat dies vorrangig bei den einfachen Leuten statt bei sich selbst. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, den Staatsbankrott zuzulassen, die Gläubiger leer ausgehen zu lassen (normalies Geschäftsrisiko) und Griechenland für ein paar Jahre einfach von seinen Staatseinnahmen leben zu lassen. Dann hätte Griechenland wohl auch sparen müssen, aber zu selbstgewählten Bedingungen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Nassos
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Nassos »

Lupus hat geschrieben:Das alles entbindet uns aber trotzdem nicht von einer Verpflichtung zur Höflichkeit und Selbstdisziplin.
Unsere Brille hat eben immer noch jenen Schimmer von Besserwissen und Korrekturgebaren, das uns aber keine besondere Achtung bei anderen Völkern einbringt.

+L.
Danke, lieber Pater. Und genau dies müssen wir "uns" auch zu eigen machen, jeder, überall und zu jeder Zeit. Es ist nämlich die gleiche Untugend, die auch den Menschen aus dem Paradies vertrieben hat.
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Caviteño
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Caviteño »

Pilgerer hat geschrieben: Der deutsche Steuerzahler hat nicht die Griechen gerettet, sondern deren Gläubiger. Das deutsche Geld ist nicht ans griechische Volk geflossen, sondern in die Bedienung der Staatskredite. Als "Gegenleistung" musste der griechische Staat sparen und tat dies vorrangig bei den einfachen Leuten statt bei sich selbst. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, den Staatsbankrott zuzulassen, die Gläubiger leer ausgehen zu lassen (normalies Geschäftsrisiko) und Griechenland für ein paar Jahre einfach von seinen Staatseinnahmen leben zu lassen. Dann hätte Griechenland wohl auch sparen müssen, aber zu selbstgewählten Bedingungen.
Kredite haben nun einmal die Eigenschaft, daß man heute Geld bekommt, es sofort für Investitions- oder Konsumzwecke nutzen bzw. ausgeben kann, aber - leider - irgendwann einmal zurückzahlen muß.
In GR hat sehr wohl das griechische Volk von den Krediten profitiert - nämlich zu dem Zeitpunkt als sie aufgenommen wurden. Damals konnte man sich mit dem Geld einen Lebensstandard leisten, der durch die normalen Steuereinnahmen nicht gedeckt war und für den Steuererhöhungen als Alternative notwendig gewesen wären. Man wollte und hat sich also Wünsche früher erfüllt, für die zu dem Zeitpunkt kein Geld vorhanden war. Insofern hat die breite Masse der Griechen profitiert, die einen mehr, die anderen weniger. Durch das süße Gift der Kreditaufnahme ist diese Tatsache natürlich aus dem gr. Gedächtnis verschwunden, man erinnert sich nicht mehr daran, glaubt die Einkommen "verdient" zu haben. Daß die Ausweitung des Staatsektors und des Sozialetats weitgehend kreditfinanziert waren, wurde/wird ignoriert.

Auch bzgl. der Staatsinsolvenz sind die Aussagen nicht zutreffend. Im März 2012 fand ein "freiwilliger" Gläubigerverzicht statt, die Gläubiger mußten auf ca. 60% - 70% ihrer Forderungen verzichten und bekamen für den Restbetrag langlaufende Anleihen, bei denen heute noch immer ein Ausfallrisiko eingepreist ist. Eine formelle Staatsinsolvenz sollte damals vermieden werden, damit die CDS (Kreditausfallversicherungen) nicht fällig wurden und damit eine erneute Bankenkrise entstehen konnte. Ob eine Staatsinsolvenz und anschließende Verhandlungen im Londoner Club zu einem erheblich anderen Ergebnis geführt hätte, kann bezweifelt werden. Insofern gab es de facto eine Staatsinsolvenz, allerdings mit der Besonderheit, daß sich GR weiterhin über Kredite anderer Euro-Staaten und zwischenstaatlicher Institutionen (IWF, ESM) finanzieren kann. Bei einer "normalen" Staatsinsolvenz ist der Schuldnerstaat meist für einen längeren Zeitraum vom internatiolen Kreditmarkt ausgeschlossen und muß mit seinen Steuereinnahmen auskommen. Dies wollte man aus "Solidarität" im Fall GR vermeiden. Heute gibt es fast keine Privatgläubiger mehr, der europ. Steuerzahler haftet bzw. finanziert GR.

@Lupus:
Ich bin sehr wohl der Meinung, daß der Gläubiger das Recht (und eine Regierung gegenüber ihren Steuerzahlern auch die Pflicht) hat, auf die Rückzahlung der Kredite und die dafür notwendigen Verhaltensänderungen beim Schuldner hinzuwirken, auch mit Druck. Das man sich damit keine Freunde macht ist klar, ist aber bei jedem notleidend gewordenen Kredit bei einer Bank ähnlich.

Dem Schuldner nur mit Verständnis zu begegnen, bringt das ausgeliehene Geld nicht zurück.

Es ist natürlich etwas anderes, wenn man für eine Daueralimentierung des Schuldners eintritt - nur sollte man das dann auch klar sagen und nicht hinter Forderungen nach "weicheren Kreditkonditionen" und "Zurückhaltung bei den Verhandlungen" verstecken.

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Yeti
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Yeti »

Caviteño hat geschrieben:In GR hat sehr wohl das griechische Volk von den Krediten profitiert - nämlich zu dem Zeitpunkt als sie aufgenommen wurden. Damals konnte man sich mit dem Geld einen Lebensstandard leisten, der durch die normalen Steuereinnahmen nicht gedeckt war und für den Steuererhöhungen als Alternative notwendig gewesen wären. Man wollte und hat sich also Wünsche früher erfüllt, für die zu dem Zeitpunkt kein Geld vorhanden war. Insofern hat die breite Masse der Griechen profitiert, die einen mehr, die anderen weniger. Durch das süße Gift der Kreditaufnahme ist diese Tatsache natürlich aus dem gr. Gedächtnis verschwunden, man erinnert sich nicht mehr daran, glaubt die Einkommen "verdient" zu haben. Daß die Ausweitung des Staatsektors und des Sozialetats weitgehend kreditfinanziert waren, wurde/wird ignoriert.
Einflussreiche oder vielleicht sogar große Kreise dieses Volkes und dieser Staat haben eben zu lange über ihre Verhältnisse gelebt und fordern heute nicht nur "Solidarität" in barer Münze ein, sondern beschimpfen diejenigen, die sie ihnen erst dann gewähren wollen, wenn ein Umdenken sichtbar wird - übrigens entsprechend dem Prinzip der Subsidiarität. Aber das Problem steckt noch tiefer.
Caviteño hat geschrieben:@Lupus:
Ich bin sehr wohl der Meinung, daß der Gläubiger das Recht (und eine Regierung gegenüber ihren Steuerzahlern auch die Pflicht) hat, auf die Rückzahlung der Kredite und die dafür notwendigen Verhaltensänderungen beim Schuldner hinzuwirken, auch mit Druck. Das man sich damit keine Freunde macht ist klar, ist aber bei jedem notleidend gewordenen Kredit bei einer Bank ähnlich.

Dem Schuldner nur mit Verständnis zu begegnen, bringt das ausgeliehene Geld nicht zurück.

Es ist natürlich etwas anderes, wenn man für eine Daueralimentierung des Schuldners eintritt - nur sollte man das dann auch klar sagen und nicht hinter Forderungen nach "weicheren Kreditkonditionen" und "Zurückhaltung bei den Verhandlungen" verstecken.
Ich glaube, dass Lupus das gar nicht meint, sondern eine eher biblische Handlung anmahnt. Gerade im Hinblick darauf aber wäre ein Schuldeingeständnis Griechenlands sicher hilfreich, dass man in der Vergangenheit nicht nur falsch regiert, sondern auch falsch gelebt, gearbeitet und gedacht hat. Nicht umsonst beginnt eine wirkliche Umkehr erst mit der Reue. Davon ist aber nichts zu sehen, im Gegenteil: Aufgeblähter Nationalstolz mit manchmal nationalreligiöser Attitüde. Ach ja, Stolz ist ja auch eine Wurzelsünde...aber woher stammt dieser Stolz? Ist er wirklich "national" oder hat er vielmehr andere Wurzeln?
Nassos hat geschrieben:Danke, lieber Pater. Und genau dies müssen wir "uns" auch zu eigen machen, jeder, überall und zu jeder Zeit. Es ist nämlich die gleiche Untugend, die auch den Menschen aus dem Paradies vertrieben hat.
Früher mögen Griechenland und Zypern sicher ein Paradies auf Kosten des europäischen Nordens, nämlich "uns", gewesen sein, ja, zumindest für eine gewisse Schicht von Griechen. Um überhaupt Gott in diese Sache mit hineinzubringen, gehört schon eine kräftige Portion Unverfrorenheit, wenn nicht sogar Blasphemie, wie ich meine; zumindest fungiert da das christliche Mäntelchen als Schutzbehauptung.
Lupus hat geschrieben:Unsere Brille hat eben immer noch jenen Schimmer von Besserwissen und Korrekturgebaren, das uns aber keine besondere Achtung bei anderen Völkern einbringt.
Diese Brille steht dem zu, der die Hauptlast der Solidaritätskosten zu tragen hat und sich vergewissern muss, ob sein Geld auch richtig verwendet wird, was - wie gesagt - in Zweifel zu ziehen ist, wenn sich das Verhalten - s.o. - nicht ändert. Diese Geberländer sind mehrheitlich Deutschland, gefolgt von Ländern wie Dänemark, Niederlande und Finnland. Und ob mich oder mein Volk jemand aus dem Ausland deswegen scheel ansieht, ist mir ganz wurscht. Wenn ich mit mir im Reinen bin, kann's mir schnuppe sein, was ein anderer von mir denkt. Viele Griechen haben aber bereits vor der Krise hart arbeiten müssen, hatten beispielsweise zwei Jobs, um überhaupt leben zu können. Das Problem für den Staat war aber offenbar immer das Verhältnis seiner Bürger zu ihm:
Die Zeit hat geschrieben:Natürlich haben viele Leute ihre Steuern nicht regelmäßig bezahlt; das ist wahrscheinlich das größte Problem. Doch dafür werden die Griechen längst bestraft. Schauen Sie sich in griechischen Krankenhäusern, Schulen, Universitäten und Straßen um: Die Infrastruktur in Griechenland ist nicht zu vergleichen mit im Rest der EU, nicht einmal mit anderen südeuropäischen Ländern. Auch die Sozialleistungen in Griechenland sind erbärmlich.
Ist das wirklich der einzige Grund für die Misere? Ein Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche sagt:
Metropolit Amphilochios hat geschrieben:Wie verhält sich die griechisch-orthodoxe Kirche, der rund 90 Prozent der elf Millionen Einwohner angehören, in dieser Situation? Sie muss nach Ansicht eines hohen Kirchenvertreters eine zweifache Aufgabe erfüllen – zum einen notleidenden Menschen praktisch helfen und zum anderen die Griechen zu einer Lebensänderung ermutigen. Bei Sozialleistungen springe die Kirche teilweise für den Staat ein, könne aber dessen Strukturen nicht ersetzen, erklärte der Direktor der Orthodoxen Akademie von Kreta, Metropolit Amphilochios von Kissamos und Selinon. Beispielsweise seien von den 25.000 Menschen in seiner Diözese rund 1.500 Personen auf kirchliche Speisungen angewiesen. Gleichzeitig habe die Kirche die Probleme bewusst zu machen, die der Krise zugrunde liegen: Die wirtschaftliche Misere sei eine Folgeerscheinung der geistigen und spirituellen Verarmung. Amphilochios: „Die Umkehr, Änderung der Lebenshaltung und des Lebensstils jedes Einzelnen ist Voraussetzung für die gesellschaftliche und ökonomische Veränderung und Besserung – nicht umgekehrt“.
Aha. Demzufolge müsste ja Deutschland das größte Armenhaus Europas sein. Da kann irgendwas nicht stimmen. Aber woher stammt das Geld, mit dem die Kirche diese sicher löbliche Armenfürsorge betreibt?
Die Zeit hat geschrieben:Die orthodoxe Kirche ist reich. Sie gebietet über riesige Ländereien in ganz Griechenland und Immobilien in besten Innenstadtlagen, die sie vermietet. Niemand weiß, wie viel sie wirklich besitzt und welchen Wert das Grundeigentum hat. Sie bekommt Geld für Taufen, Hochzeiten und Todesfälle. Die Gehälter der Geistlichen zahlt der Staat, seitdem die Kirche vor 60 Jahren mit dem Staat einen großen Immobiliendeal schloss. Damals tauschte die Orthodoxie weite Wälder und Felder gegen Häuser in den Städten. Aus heutiger Sicht ein prächtiges Geschäft. Erst seit 2010 muss die Kirche auf ihre Miet- und Pachteinnahmen Steuern zahlen. Aber nicht die üblichen 45 Prozent, sondern nur 20 Prozent. Keine andere griechische Institution genießt ähnliche Privilegien. Die orthodoxe Kirche als eigensüchtige Institution. (...) Kirche und Staat sind in Griechenland tief miteinander verwoben. Artikel 3 der Verfassung erklärt die Orthodoxie zur griechischen Religion schlechthin. Das Religionsministerium ist zugleich die oberste Erziehungsbehörde. Orthodoxe Priester geben dem neu gewählten Premierminister und Präsidenten ihren Segen. Sie sind mit Weihrauchfass und Weihwedel dabei, wenn das Schuljahr beginnt, ein nationaler Feiertag begangen oder ein Supermarkt eröffnet wird. Das amerikanische Religion Data Archive, das das Ausmaß der Begünstigung einer bestimmten Religion in allen UN-Staaten verglichen hat, ordnet Griechenland deshalb zwischen Iran, Saudi-Arabien und Malaysia ein.
Es scheint, dass die Kirche wesentlich mehr zur Überwindung der Krise dort beitragen könnte. In Deutschland - speziell hier im Forum - spricht man vollkommen zu Recht über die Chancen für die Kirche bei der Abschaffung beispielsweise der Kirchensteuer, also einer wirklichen Trennung von Staat und Kirche. Nicht wenige sehen fast neidvoll auf die Länder mit starker orthodoxer Bevölkerung und großem Einfluss der orth. Kirche auf den Staat. Offenbar ist das aber nicht die Lösung des Problems, sondern Teil desselben, wenn nicht Mitverursacher, wie man vermuten könnte, wenn man Bischof Anthimos zuhört:
Die Zeit hat geschrieben:Die Menschen am Mittelmeer seien einfach der Natur und Gott näher. "Sehen Sie sich die Menschen vor der Ikone vom Berg Athos an: Sie sind glücklich! Warum sollten sie nach Säkularisierung rufen?"
Der griechische Philosoph Stelios Ramfos hält die orthodoxe Kirche sogar für ein "Modernisierungshindernis":
Stelios Ramfos hat geschrieben:Die Orthodoxie habe sich nie wirklich reformiert. Sie stelle die Glaubensgemeinschaft über das handlungsfähige Individuum. Sie verneine die Zeit, in der wir lebten. »In manchen Gegenden Griechenlands gibt es noch Gebete für Regen, anstatt sich um anständige Bewässerung zu kümmern«, sagt Ramfos. »Die Kirche stellt Hoffnung und Errettung über die Verantwortung.« Auch die Suppenküchen würden dieses Prinzip nicht infrage stellen. Und das verhindere am Ende Reformen in Griechenland. Warum sich verändern, wenn die Erlösung ohnehin komme? Ramfos fordert die konsequente Trennung von Kirche und Staat. »Nur dann kann sich der Staat wirklich modernisieren!«
Wenn der Einfluss der orth. Kirche in Griechenland tatsächlich so groß ist, wie Ramfos u.a. behaupten (was in den Großstädten sicher übertrieben ist), könnte also eine religiös-kulturelle Einstellung tatsächlich eine Art Hemmschuh für die Wendung zum Besseren sein. So forderte der griechische linke Parlamentsabgeordnete Grigoris Psarianos:
Grigoris Psarianos hat geschrieben:Die griechisch-orthodoxe Kirche sollte als Religionsgemeinschaft eine Kirchensteuer nach deutschem Vorbild einführen und dadurch ihre Aufgaben aus eigener Kraft finanzieren.
Vielleicht wäre das einen Gedanken wert, wenn nicht wieder der "Stolz" siegt...(ja ja, ich weiß, die orth. Kirche bracht keine Ratschläge etc. pp.) Ich würde aber sowohl Deutschland als auch Griechenland empfehlen, die Trennung von Staat und Kirche gleich ganz durchzuführen, daran gesunden sowohl die Kirchen als auch der Glaube. Wie sagte Kardinal Meisner so schön? "Mangel fördert Berufung!" :)
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Nassos
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Nassos »

Yeti, das weiß ich alles und es stimmt, ich streite es nicht ab, und mich kotzt das Verhalten unten auch an.

Aber eingedenk der Leute, die stets anständig waren und dies immer noch sind (oh ja, die gibt es, aber von denen hört man nichts, die Bildzeitungsmanier funktioniert hier sehr gut wie unten übrigens auch) und die im Endeffekt die Gearschten sind, und von denen ich noch nie ein Sterbenswörtchen einer Hasstirade gehört habe, erscheint mir dieses alles-über-einen-Kamm-Scheren sehr unfair. Die Krönung sind dann solche Aussagen wie "dieses Volk", "Türkei in die EU, damit den Griechen eins ausgewischt wird", die für diese Leute ein Schlag ins Gesicht sind. Und es macht aus Deinen Beiträgen ein Stammtischparolengeheule. Leider.

Mir ist es wurscht, ob Du mich für einen Nationalisten hälst, ich kann damit leben. Meine Beiträge hier mögen von einer anderen Qualität zeugen (ja, ich habe auch meine Ausrutscher, ich weiß).
Aber mir Blasphemie vorzuwerfen, das geht zu weit und ich erwarte eine Rücknahme dieser Aussage von Dir.

Danke und Gruß,
Nassos

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Ilija
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ilija »

Lupus hat geschrieben:Das alles entbindet uns aber trotzdem nicht von einer Verpflichtung zur Höflichkeit und Selbstdisziplin.
Unsere Brille hat eben immer noch jenen Schimmer von Besserwissen und Korrekturgebaren, das uns aber keine besondere Achtung bei anderen Völkern einbringt.

+L.
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Yeti »

Nassos hat geschrieben:Yeti, das weiß ich alles und es stimmt, ich streite es nicht ab, und mich kotzt das Verhalten unten auch an.
Das spricht für dich.
Nassos hat geschrieben:Die Krönung sind dann solche Aussagen wie "dieses Volk",
Ich habe noch nie das Volk der Griechen (neben in ihm lebenden Türken, Mazedoniern und Albanern oder Arvaniten) insgesamt abgelehnt, Hitlerbärtchen habe ich auch noch keinem Griechen gemalt. Meine Ablehnung zielt auf das Verhalten einiger Teile der Bevölkerung Griechenlands in der Vergangenheit und Gegenwart und insbesondere die geschilderte vermutlich kulturell-religiös fundamentierte Beratungs- bzw. Optimierungsresistenz.
Nassos hat geschrieben:"Türkei in die EU, damit den Griechen eins ausgewischt wird", die für diese Leute ein Schlag ins Gesicht sind. Und es macht aus Deinen Beiträgen ein Stammtischparolengeheule. Leider.
Diese Optimierungsresistenz beobachte ich übrigens auch zunehmend in Erdogans Türkei, die unter ihm Atatürks bewährte Säkularisationspolitik verlassen und verraten hat. Im Zuge des nun größeren Einflusses einer reform- und optimierungsrestistenten Strömung des Islam werden dort auch die kulturellen Differenzen zu Europa wieder sichtbar. Da gibt es durchaus Parallelen zu den bereits erwähnten kulturell-religiösen optimierungsresistenten starken Strömungen in Griechenland, aber Hallo! Und was du gegen Stammtische hast, verstehe ich nicht; weshalb sollten die Wahlentscheidungen der Teilnehmer an solchen Stammtischen unvernünftiger sein als diejenigen derer, die sich vernünftiger dünken?
Nassos hat geschrieben:Mir ist es wurscht, ob Du mich für einen Nationalisten hälst, ich kann damit leben. Meine Beiträge hier mögen von einer anderen Qualität zeugen (ja, ich habe auch meine Ausrutscher, ich weiß).
Nationalismus und religiöser Glaube gehen tatsächlich nicht selten Hand in Hand. Katholischerseits gibt's sowas wie den Klerikalfaschismus zumindest in deutschsprachigen Gebieten so gut wie nicht mehr, anders sieht's - zumindest in der Breite gesehen - in anderen christlichen Konfessionen aus (ich denke da an die unseligen amerikanischen Flaggen in versch. Kirchen in den USA, aber auch an starke nationalistische Strömungen in den orth. Kirchen). Du stehst - aus meiner Beobachtung - in der Tradition der zuletzt genannten Gruppe, was innerhalb ihrer wahrscheinlich nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Das soll aber kein Vorwurf sein, denn das Problem ist wohl zutiefst systemimmanent. Wenn du damit leben kannst und andere leben lässt, ist es doch in Ordnung.
Nassos hat geschrieben:Aber mir Blasphemie vorzuwerfen, das geht zu weit und ich erwarte eine Rücknahme dieser Aussage von Dir.
Danke und Gruß, Nassos
Ich habe eine große Abneigung gegenüber religiösen Begründungen zu rein weltlichen Problemen. Im Zusammenhang mit Lupus' und deinem Post könnte man nämlich auf den Gedanken kommen, dass man sich am besten jeglicher Kritik an der Reformresistenz in Griechenland em besten enthalten solle, weil das ja eh christlich sei (ich übertreibe ein wenig). Kann sein, dass das so gar nicht gemeint war, aber ich habe es so verstanden, deshalb sah und sehe ich in der Ablenkung von einer Debatte mit rein weltlichen Motiven durch religiöse Floskeln (sie sind es in diesem Zusammenhang) einen Beeinflussungsversuch mit religiösen Mitteln, den ich als Instrumentalisierung des Glaubens besonders für Menschen betrachte, die sich selbst als gläubig bezeichnen, das aber ist für mich Blasphemie. Ich bitte dich gerne um Entschuldigung dafür, denn ich bestehe nicht auf dem Begriff, auch wenn er für dich eine besonders zentrale Rolle zu spielen scheint. Ich frage mich aber, weshalb meine Behauptung, etwas sei Blasphemie, für dich so wichtig sein kann. Denn du könntest ja dieser einen Aussage ebensowenig Bedeutung und Gewicht beimessen wie meinen übrigens Aussagen, die du ablehnst. Es sei denn, du verbändest mit dem Blasphemievorwurf so etwas wie eine magische Wirkung - eigentlich kann ich es mir nicht anders erklären, geht mich aber auch nichts an.
LG Yeti
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Nassos
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Nassos »

Ich glaube nicht an das "rein Weltliche", daher meine Bauchschmerzen damit. Ich verstehe aber, was du meinst und wie das verstanden werden kann.

Und es ist eben nicht christlich, sich nicht kritisch und richtigweisend zu äussern. So gesehen hätte die Ursünde keine Konsequenzen gehabt. Ich glaube nicht, dass es ein besseres Beispiel dafür gibt. Mir geht nur Ironie und Abfälligkeit auf den Keks, übrigens egal in welche Richtung.
undnatürlich bin ich etwas empfindlicher, wenn es gegen meine Nationen (ich betrachte mich auch als Deutschen und nicht als den typischen Griechen, was immer das auch sein mag). Oder gegen die Orthodoxie - auf die plumpe Art, meine ich. Der Ton macht die Musik.

Stammtischgefasele macht mich nervös, insbesondere bei Menschen, bei denen ich denke, sie haben mehr auf den Kasten ;)

Nun, wie dem auch sei, ich danke Dir wirklich sehr für Deinen feedback und die Entschuldigung, die ich gerne annehme und meinerseits Dich ebenso darum bitte.

Danke und Gruß,
Nassos
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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Der Bundespräsident und sein Volk:

http://www.taz.de/Der-Bundespresident-i ... g/!135199/
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Ein guter Beitrag zum (senilen?) Oberpfaffen:

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... gaukeleien
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
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heiliger_raphael
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Re: Super-Gauck

Beitrag von heiliger_raphael »

Yeti hat geschrieben: Ich habe eine große Abneigung gegenüber religiösen Begründungen zu rein weltlichen Problemen.
Klingt nach einer (gnostischen) Trennung zwischen Welt und dem Übernatürlichen. Nur eine solche Trennung macht es vernünftig, in der Welt, der wir angehören, nur weltlich zu denken und den weltlichen Problemen nur auf dieser Ebene zu begegnen, die religiöse auszuklammern. Dann verkommen religiöse Normen zum Selbstzweck, wenn sie nicht auf die Welt angewendet werden.
Die Stärke der Religion ist doch gerade, über die einzelnen weltlichen Probleme hinaus das Ganze im Blick zu haben und somit Probleme in einem übergeordneten Kontext betrachten zu können. Religiöse Begründungen klammern nicht weltliche Begründungen für weltliche Probleme aus, vielmehr sind sie der eigentliche Grund für die Problemlösung. Rein weltliches Denken ist verkürzt. Es reduziert den Menschen. Damit hinterlässt es eine große Hoffnungslosigkeit für all die Probleme, die wir nicht direkt beeinflussen können, an denen wir aber mitschuldig werden.
Wir haben mit der Psyche die Idee des Übernatürlichen schon lange mit unserem weltlichen Denken verwoben.

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martin v. tours
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Re: Super-Gauck

Beitrag von martin v. tours »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Ein guter Beitrag zum (senilen?) Oberpfaffen:

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... gaukeleien
Da ist man froh kein Deutscher zu sein. Der wäre mir ja noch peinlicher als unser Bundesheinzi !
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

martin v. tours hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Ein guter Beitrag zum (senilen?) Oberpfaffen:

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... gaukeleien
Da ist man froh kein Deutscher zu sein. Der wäre mir ja noch peinlicher als unser Bundesheinzi !
Wohl wahr, wo ist noch Ehre, wo ist noch Würde?!
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Torsten
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Torsten »

martin v. tours hat geschrieben:Da ist man froh kein Deutscher zu sein. Der wäre mir ja noch peinlicher als unser Bundesheinzi !
Der Mann hat Menschen in den Tod getrieben und sein hier gezeigtes Weltbild mehr als einmal durchblicken lassen. Peinlich ist der mir nicht.

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Torsten hat geschrieben:
martin v. tours hat geschrieben:Da ist man froh kein Deutscher zu sein. Der wäre mir ja noch peinlicher als unser Bundesheinzi !
Der Mann hat Menschen in den Tod getrieben und sein hier gezeigtes Weltbild mehr als einmal durchblicken lassen. Peinlich ist der mir nicht.
Es ist zuweilen schwer zu ertragen, wie Du die Dinge auf den Begriff bringst.
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Torsten
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Torsten »

Nach der Kritik an den Volksabstimmungen in der Schweiz nun die Verurteilung der Politik Erdogans in der Türkei.

Gauck gibt sich hier als Lehrer der Demokratie, als der er sich selber sieht, als der er herbeigeschrieben wurde und wird. Vielleicht nicht zu unrecht. Er und seinesgleichen sind die Spitze der demokratischen Entwicklung. Was bedeutet, die Hoheit über die Definition von Freiheit zu besitzen, die Volk und Medien nicht das Maul verbietet, sondern die einen teils entmündigt, und den anderen ihre Freiheit in den Mund legt.

Gaucks Fehler ist, die Rechnung ohne Gott zu machen. Beziehungsweise mit dem Götzen, den er sich von IHM gemacht hat, und der ihm verdammt ähnlich sieht. Aber das Leben steckt voller Überraschungen. Nur einer der Gründe, warum ich Gott so liebe. Und mir seine Mutter regelmäßig Tränen der Freude in die Augen treibt.

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Der Oberpfaffe scheint langsam aber sicher dement zu werden. Neuauflage des vertrottelten Heinrich Lübke. Peinlich, aber paßt gut zu Schland.
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Edi
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Edi »

http://kath.net/news/45783

Man lese vor allem die Kommentare zu diesem Artikel, da kommt Gauck zumeist nicht gut weg.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Ewald Mrnka
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Ewald Mrnka »

Edi hat geschrieben:http://kath.net/news/45783

Man lese vor allem die Kommentare zu diesem Artikel, da kommt Gauck zumeist nicht gut weg.
Ja, ja, unser hochverehrter Bundesentschuldigungsgauck....................ich nehme mal an, saß sich der Großtürke (und nicht nur der) über diese moralisierende Figur schlappgelacht hat.
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overkott
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Re: Super-Gauck

Beitrag von overkott »

Wer überschreitet nicht gerne Grenzen? Nimmt sich für sich selbst mehr heraus, als ihm eigentlich zusteht? Das gilt auch für Präsidenten, deren Rolle eigentlich darin besteht, wie die Königin von England zu repräsentieren, statt zu regieren. Sich auf diese Rolle zu beschränken, sich zurückzuhalten, fällt Pastören schwer, die sich eigentlich für Politiker halten, und die zur jeweiligen Zeit "gut begründet" ihr Fähnchen nach dem Wind drehen.

Wozu die lange Vorrede? Es geht um unseren Bundespräsidenten, Herrn Gauck, der keine 66 Jahre nach Einführung des Grundgesetzes mit dem Säbel rasseln möchte. Er möchte die Verteidigungsbereitschaft der Bundesrepublik in eine Polizistenrolle umgedeutet wissen. Es geht ihm um ein aktives Eingreifen in Konflikte mit Waffengewalt im Namen - nicht Gottes oder des heiligen Geistes ( das käme vielleicht bei Teilnehmern eines Katholikentags an ), sondern im Namen der Menschenwürde.

Nun kann man mit der Menschenwürde fast alles begründen: Abtreibung, Sterbehilfe und auch Krieg. Denn die Menschenwürde irgendeines Beteiligten steht ja immer zur Debatte. Damit verschiebt sich dann die Begründung von Gott zur Menschenwürde ein bisschen, ohne dass sich die irrationale Verknüpfung von Positivem mit Negativem ( 1 = 0 ) verändern würde. Dabei kann sich Herr Gauck gewiss sein: Irgendeiner klatscht immer.

Nein, der Bundespräsident sollte etwas mehr Prinzipienfestigkeit zeigen ( das ist seine ureigene Aufgabe ) oder sich stärker zurückhalten.

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Edi
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Re: Super-Gauck

Beitrag von Edi »

overkott hat geschrieben: Nein, der Bundespräsident sollte etwas mehr Prinzipienfestigkeit zeigen ( das ist seine ureigene Aufgabe ) oder sich stärker zurückhalten.
Hat der Mann überhaupt Prinzipien? Er predigt anderen von der Vergebung und hält sich nebenher noch eine Maitresse.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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