Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

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kukHofnarr
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Immerzu denke ich an den Einwurf von Trisagion zur "Verteidigungsbereitschaft":
Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 17. Juli 2022, 13:29
Jenseits des suizidalen Schlechtreden D's und Lobhudeln des Bananenstaats R ohne Bananen, kann man es ja einfach mal mit militärischem Kalkül probieren.

Ist Europa / NATO heute wehrhafter als zu Beginn des Angriffs gegen Ukraine war? Ja. Nimmt diese Wehrhaftigkeit weiter zu? Ja. Wird da auch noch eine Weile so bleiben? Ja. Werden eventuelle Mißstände in Technologie, Ausrüstung, und Ausbildung bzgl. großem konventionellen Schlagabtausch mit Russland nun mit Priorität ausgebügelt werden? Ja.

Macht es also Sinn zu warten, wenn man sich als Russland mit Europa / NATO anlegen will? Nein. Kurz-, mittel-, und langfristig wird der Gegner immer schwieriger werden.

Echter Krieg ist keine Ehrensache, man wartet nicht bis der Gegner sich in Bestform befindet. Je länger Russland nur in der Ukraine rumturnt, desto klarer daß es keine Vorspiel für den dritten Weltkrieg ist.
Wenn es demnach kein "echter Krieg" ist, was ist es dann? Im Raum stehen die Metaziele Eurasien und die Filetierung der russischen Föderation.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Was martin v. tours schrieb ("ich hätte schon abgedreht") scheint nun Wirklichkeit zu werden. Gerade geht über Telegram die Meldung rum, Russland stelle die Lieferung via Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit ein. Grund seien gefundene Mängel. Geteilt wird ebenfalls eine Übersetzung eines angeblichen russischen Berichts:
Über die Ergebnisse der Instandhaltung der GCU Nr. 24 in Portovaya CS.

Bei routinemäßigen Wartungsarbeiten an der Gasverdichtereinheit Trent 60 (GCU Nr. 24) von Portovaya CS, die gemeinsam mit Vertretern von Siemens durchgeführt wurden, wurde ein Ölaustritt mit einer Beimischung von Dichtungsmasse an den Klemmen der Kabelanschlüsse der Nieder- und Mitteldruck-Rotordrehzahlsensoren festgestellt.

Am Kabelstecker der Anschlussplatte BPE2, die Teil des Motors ist, wurde Öl festgestellt.

Öl wurde auch im Bereich der Kabelleitung im externen Anschlusskasten des automatischen Steuerungssystems des AVV außerhalb des Schall- und Wärmeschutzgehäuses festgestellt. Ein Bericht über die Erkennung von Öllecks wurde ebenfalls von Siemens-Vertretern unterzeichnet.

Die russische Behörde Rostechnadzor hat eine Warnung herausgegeben, in der es heißt, dass die festgestellten Fehler und Schäden einen sicheren, unfallfreien Betrieb des Gasturbinentriebwerks nicht zulassen. In diesem Zusammenhang sollten geeignete Maßnahmen ergriffen und der weitere Betrieb der Gasturbinenanlage Trent 60 aufgrund der festgestellten groben Verstöße ausgesetzt werden.

Ähnliche Öllecks waren zuvor an den GCUs mit den Triebwerken #075, #076 und #120 festgestellt worden, die werkseitig überholt worden waren und derzeit nicht mehr in Betrieb sind. Nach Angaben von Siemens können diese Motoren nur in einer spezialisierten Reparaturwerkstatt vollständig repariert werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Siemens Energy AG, Christian Bruch, wurde in einem Schreiben über die am Trent 60 (Nr. 24) festgestellten Fehler und die Notwendigkeit ihrer Behebung informiert.

Der Gastransport zur Nord Stream-Pipeline wurde bis zur Behebung der Mängel vollständig eingestellt.
Edit: Der Focus berichtet es jetzt auch:

https://m.focus.de/finanzen/news/gazpro ... 81460.html

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

und nun? :D

Ich bin einmal gespannt, ob unsere "Qualitätsmedien" darüber berichten,

- daß seit Monaten Gas für die Stromerzeugung verbrannt wird, anstatt es einzulagern (Habeck, der Superminister :D );

- daß man den mit Hilfe von Gaskraftwerken hergestellten Strom nach Frankreich exportiert, weil er dort fehlt (Habeck, der Superminister :breitgrins: );

- daß Frankreich sich noch immer gegen den Bau einer Gaspipeline von Spanien nach Nordeuropa sperrt - obwohl in Spanien genügend Häfen für die Entladung von Gastankern vorhanden sind (Baerbock und Scholz :D );

- daß griechischen Tankern noch immer erlaubt wird, russisches Öl zu transportieren - (wie will Putin sein Öl denn verkaufen, wenn es nicht auf Tankschiffen transportiert wird?) (Baerbock und Scholz);

- daß die "Energiewende" Deutschland weltweit zum Geisterfahrer in der Energieversorgung gemacht hat und niemand dem "deutschen Beispiel" folgen will (um jeden Gedanken an eine Erfolg dieses Experiments zu zerstören kann der kommende Winter nicht streng, windarm und trübe genug sein) (Habeck :D ).

Aber man wird jetzt alles auf den Südenbock "Putin" schieben und dabei die immensen Fehler der eigenen Poltiik in dem Merkel-Jahren, die von fast allen Parteien jubelnd unterstützt wurden, verschweigen. Vor allem wird man weiter "Europa" (= EU) beschwören und sich in "Solidarität" üben. Dabei kommt doch insbesondere den Südländern und Frankreich eine Schwächung der deutschen Wirtschaft gelegen. Dann hat man schließlich auch einen Grund, die Schuldenbremse endgültig aufzuheben, die Zinsen niedrig und die Druckerpressen weiter laufen zu lassen. Vielleicht kann deren Abwärme für die Heizung von Wohnungen genutzt werden. :D :D

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Was ist eigentlich mit der ukrainischen Großoffensive im Süden, die vor einigen Tagen mit viel Mediengetöse hierzulande startete?

Ich habe heute ein Foto gesehen, dass ein halbes Dutzend ausgebrannter ukrainischer Panzer auf offenem Feld zeigte. Daneben fuhr ein ukrainischer Panzer und hinter ihm marschierte Infantrie auf die feindlichen Stellungen zu. Das Foto hätte aus dem Jahr 1944 stammen können.

Die Ukraine begann eine Offensive mit Panzern und Infantrie über offenes Gelände - ohne nennenswerte Luftunterstützung oder Artillerieüberlegenheit. Wahnsinn! Die Offensive scheitert gerade katastrophal. Wir reden hier über Tausende tote Ukrainer. Sowas haben wir seit der Somme Schlacht nicht mehr erlebt. Schrecklich.

Und für was? Selbst die drei in den ersten Tagen eroberten Dörfer sind mittlerweile wieder von den Russen besetzt. Mit Ausnahme eines kleinen Brückenkopfs am Ostufer des Flusses Ingulets, der von drei Seiten 24/7 von russischer Artillerie beschossen wird. Auf Telegram findet sich ein Video der dort stationierten ukrainischen Einheit, die darum bettelt (!), sich über den Fluss zurückziehen zu dürfen. Wer’s mir nicht glaubt, sucht es selbst. Ist mittlerweile hundertfach geteilt.

Die hiesigen Medien schweigen dazu.

Gestern im frühen Morgengrauen startete eine amphibische Kommando-Operation der Ukraine. Aus Richtung Nikopol fuhren mit sieben Motorbooten ca. ukrainische 60 Special Forces über den Dnepr zum Zaporozhie Atomkraftwerk, mit dem Ziel dieses noch vor Ankunft der IAEA zu erobern.

Der Plan schlug kolossal fehl, die Special Forces wurden nach der Landung vernichtet, drei Männer wurden laut russischen Angaben gefangen genommen. In ukrainischen Telegramkanälen las ich, dass man Verrat des Plans an die Russen vermutet. Zwei Landungsbarken mit ukrainische Truppen, die einige Zeit nach den Motorbooten folgten, wurden noch auf dem Fluss von russischen KA-52 Helikoptern versenkt.

Die ganze Kommando-Aktion trägt eine derart britische Handschrift, sie hätte von Churchill selbst stammen können.

Auch zu dieser Katastrophe liest man NICHTS in der hiesigen Presse.

Hätte diese Operation Erfolg gehabt (ich weiß, hätte…hätte…hätte) dann würden wir seit gestern Abend nichts anderes mehr auf allen westlichen Kanälen hören. Wetten?

Was kommt als Nächstes?

Mich würde nicht verwundern, wenn wir in Kiew in Kürze einen Putsch sehen. Man opfert seine Leute nicht so, wie es Selensky und sein Filmteam taten.

Im Kampf Verluste, auch schwere Verluste, zu erleiden ist eine Sache. Und die tapferen Ukrainer haben bewiesen, dass sie es können. Zu Genüge in den letzten Monaten. Aber seine Leute ins offene Messer laufen zu lassen, ist etwas anderes - Tag für Tag, immer wieder.

In Transkarpatien ist ein Volkstrauertag ausgerufen worden aufgrund der großen Verluste von Soldaten aus dieser Region. Wie man hört, war die ukrainische Militärführung unter General Zalushnij gegen die Offensive. Sie wurde auf direktem Befehl von Präsident Selensky gestartet, mit Unterstützung durch amerikanische Berater.

Wer mir am Anfang immer vorwarf, ich hätte in diesem Thread die militärischen Fähigkeiten der NATO "schlecht geredet" und ungerechtfertigt als strategisch-taktisch unterlegen bezeichnet, der sehe jetzt nochmal genau hin! Und das ist nur EIN Beispiel.

Warum setzen die USA / EU diesen Kampf gegen Russland fort, auch unter ruinösen Bedingungen für die eigenen Länder? Siehe Baerbock vorgestern, dass man weitermachen werde, völlig egal wie es daheim den Menschen geht und wie sie darüber denken? Wie weit (oder nah) ist das schon an "Wollt ihr den totalen Krieg?"

Hofft man darauf, Russland so zu schwächen, dass man sie in einem weiteren Konflikt dann ausknocken kann? Ich versuche die Logik hinter dieser Entscheidung zu erkennen, aber ich tue mir sehr schwer. Es muss ja einen Grund geben, warum man trotz des offensichtlichen Kriegsverlaufs immer weiter und weiter macht und keine Lösung sucht?

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Hier einige Details zur "Offensive": https://www.moonofalabama.org/2022/09/t ... id-so.html
auch zur englischen Handschrift der Operation.

Christian
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Christian »

TeDeum hat geschrieben:
Samstag 3. September 2022, 10:04


Warum setzen die USA / EU diesen Kampf gegen Russland fort, auch unter ruinösen Bedingungen für die eigenen Länder? Siehe Baerbock vorgestern, dass man weitermachen werde, völlig egal wie es daheim den Menschen geht und wie sie darüber denken? Wie weit (oder nah) ist das schon an "Wollt ihr den totalen Krieg?"

Hofft man darauf, Russland so zu schwächen, dass man sie in einem weiteren Konflikt dann ausknocken kann? Ich versuche die Logik hinter dieser Entscheidung zu erkennen, aber ich tue mir sehr schwer. Es muss ja einen Grund geben, warum man trotz des offensichtlichen Kriegsverlaufs immer weiter und weiter macht und keine Lösung sucht?
Putin hat hat selbst gesagt die USA kämpft bis zum letzten Ukrainer. Ich mache auch weiterhin jeden Verantwortlich der Waffen liefert und dadurch das Leid verlängert

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Theresita
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Theresita »

Es wird doch eher Deutschland geschwächt .Im Winter werden hier viele in kalten Wohnungen sitzen und Arcelor Mittal,einer der größten Stahlhersteller hat schon einen Hochofen ausgemacht ,weil die Energiekosten zu hoch sind. Dem russischen Volk geht es gut ,die haben warme Wohnungen genug zu essen....Übrigens hat Rußland vor kurzem militärische Übungen mit China,Indien und anderen Staaten gemacht.Indien gibt vor,neutral zu sein und macht auch mit den USA Übungen,aber laut der sozialen Medien steht Indien auf der Seite Rußlands.Wenn diese Staaten sich jetzt zusammentun und Europa angreifen,dann ist es ganz schnell vorbei.

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Siard
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Siard »

Theresita hat geschrieben:
Sonntag 4. September 2022, 01:39
Es wird doch eher Deutschland geschwächt .
Deutschland schwächt sich selbst und zwingt andere Staaten mit in den Abgrund.
Theresita hat geschrieben:
Sonntag 4. September 2022, 01:39
Wenn diese Staaten sich jetzt zusammentun und Europa angreifen,dann ist es ganz schnell vorbei.
Warum sollten sie das tun?

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Theresita hat geschrieben:
Sonntag 4. September 2022, 01:39
Wenn diese Staaten sich jetzt zusammentun und Europa angreifen,dann ist es ganz schnell vorbei.
Warum sollten sie das tun? Die EU ist doch "angezählt".

Die EU zählt sich selbst an
Fällt Deutschland als Zahlmeister der EU aus, gibt es niemanden, der an seine Stelle treten könnte oder das auch nur wollte. Ohne den Geldsegen aus Brüssel ist die Liste der Länder lang, die ihr Interesse an der EU schnell verlören.
(...)
Eine EU, die die USA nicht brauchen, eine EU, welche die nun verlässlichsten Nato-Mitglieder in Ost- und Nordeuropa ihres Vetorechts in der EU berauben will, eine EU, die bald auf kein großes Geld aus Deutschland mehr zählen kann, eine solche EU wird überflüssig. Dass sie die Einsicht finden, zu einer Wirtschaftsgemeinschaft ohne eigene Währung zurückzufinden, ist bei der Beschaffenheit ihrer Politfunktionäre nicht zu erwarten.
Sag mir doch mal ein einziges großes Wirtschaftsprojekt, das man weltweit mit der EU verbindet. Da fällt mir nur der Airbus ein - und dessen Geburt liegt über 50 Jahre zurück.
Wohin man schaut bestimmen US-amerikanische und mit steigender Tendenz chinesische Gesellschaften den Markt. BionTech mußte eine Kooperation mit Pfizer eingehen, weil es sonst seinen Impfstoff nicht weltweit vermarkten konnte. Auf dem smartphone findet sich vielleicht Galileo - als Nr. 4, nach den amerikanischen, russischen oder chinesischen GPS-Satelliten. Bei Elektroautos fällt einem Tesla ein. Im Internet ist die Dominanz der USA erdrückend - obwohl die Franzosen großspurig mit einem "europäischen Google" den USA Paroli bieten wollten. Wird die in 2000 verabschiedete Lissabon-Strategie erwähnt, so ist das ein garantierter Heiterkeitserfolg. Sie hatte zum Ziel " die Europäische Union innerhalb von zehn Jahren, also bis 2010, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen." :D :kugel: :freude:

Warum sollte jemand hier angreifen? :achselzuck:

kukHofnarr
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Peduli hat geschrieben:
Freitag 5. August 2022, 12:48
martin v. tours hat geschrieben:
Freitag 5. August 2022, 10:13
Dann belassen wir es einfach dabei das wir unterschiedlicher Meinung sind !
........
Das ist bei komplexen Gemengelagen auch natürlich!
Jeder bildet sich aufgrund der ihm vorliegenden Informationen seine Meinung. Daher führen unterschiedliche Informationsstaende zu unterschiedlichen Meinungen. Q.e.d.

Wie lange die Katastrophe andauern wird, ist derzeit kaum einzuschätzen. Möglicherweise erklärt Putin ja einen einseitigen Waffenstillstand, wenn er seine Kriegsziele erreicht sieht und die Donbass-Republiken unter seiner Kontrolle sind.
Spekulation zur Dauer der "Katastrophe"

Unbestätigten Meldungen zufolge hätte der Oberbefehlshaber der militärischen Sonderoperation der russischen Föderation seiner eigenen Armee ein Ultimatum gestellt, die Grenzen der beiden besagten Gebiete zu sichern, nämlich den 15. September. Was wäre, wenn die Meldung stimmt? Dann sollte man sich fragen,

warum ein Ultimatum?

- Möglichkeit a)
Er ist sich des Erreichens des Zieles sicher.

- Möglichkeit b)
Er ist sich sicher, dass das Ziel nicht erreicht werden kann.

Versuch einer Begründung warum Möglichkeit b) realistisch sein könnte:

Der Duktus der Ansprachen vom 22. und 24. Februar liess keinen Zweifel an der Entschlossenheit erkennen, den Militäreinsatz zügig zum Erfolg zu führen. Dementsprechend ist die allgemeine russ. Kriegsberichterstattung stets heissa-hoppsassa gewesen, aber nur bis zum 14. April. An diesem Tag wurde "Moskau" versenkt. Bitte nicht misszuverstehen: mir geht es in keiner Weise um Häme, sondern um die Vermutung, dass der Untergang eines stolzen, traditionsreichen und militärtechnisch so hochgepriesenen Kriegsschiffes, welches ausgerechnet den Namen der russischen Hauptstadt trägt, wenn nicht als Menetekel so doch als schlechtes Vorzeichen wahrgenommen werden musste, ...

und das fast zeitgleich zur Kadirov-Grätsche, denn ab ca. Ende März oder so äusserte der in russ. Militärkreisen beliebte und hochgeachtete, im aktiven Einsatz befindliche muselmanische General Ramsan Kadirov öffentlich und mehrfach auf seinem Telegram Kanal sein Befremden darüber, dass ihm in der Ukraine alles viel zu langsam gehe und er von der obersten Militärführung die ultimative Hau-Ruck-Methode für die gesamte Ukraine forderte. Mit dieser Kritik wurde die anfangs implizite "Zügigkeit" vom Tisch gefegt und die russ. Kriegsberichterstattung propagierte seither zunehmend die Möglichkeit des Endloskrieges nebst wohlgeplanter Zermürbungsstrategie.

Und zu aller Augen Überfluss liefert parallel dazu ausgerechnet ein braves deutsches Mädel mit unschuldigem Blick und roten Lippen zum Zweck der Intensivierung der russisch-deutschen Freundschaft exklusiv und kostenlos Bilder von zerstörten Dörfern, verzweifelten Frauen, zerfetzten Kindern und von Hunden zerfledderten Soldatenleichen auf Kartoffeläckern. Das könnte man durchaus als Anfang vom Stotter-Ende interpretieren,...

aber dann bekommt ausgerechnet jener o.g. General öffentlichkeitswirksam mit viel Tam-Tam einen Verdienstorden. Wie bitte? Ist der Einsatz schon zu Ende? Was las ich vorhin irgendwo in einem Propagandakanal? Ramsan Kadirov sei müde und begäbe sich nunmehr in seine Heimat, um sich seinem Amt als beliebter Regierungsschef einer russischen Teilrepublik zu widmen. Das klingt einerseits nach einer Drohung ...oder vlt. nach einem Vorlagetext für eine ganz andere Abschiedsrede in nicht allzuferner Zukunft?

Der Wendepunkt zum Sinneswandel könnte möglicherweise jenes schockierende Attentat im Herzen der russischen Föderation gewesen sein. Wurde hierdurch das hochsensible Kellerkind aus Stalingrad an seinem Moskauer Regierungssitz so geschüttelt, dass es plötzlich "aufwachte", in sich ging und die ultimative Sinnfrage stellte? Vielleicht. Der Terrorakt nahe Moskau könnte der Auslöser gewesen sein, einen Schlusspunkt suchen zu wollen in einer militärisch final nicht bewältigbaren Angelegenheit, und zwar scheint sie deswegen militärisch final nicht bewältigbar, weil zwar deren Symptome militärisch und naturrechtlich legitim (!) bekämpfbar mithin eindämmbar erscheinen, aber nicht "besiegbar" im finalen Sinne ohne die verborgenen Ursachen der Angelegenheit vollständig erfasst bzw. beständig im Fokus zu haben und darüber hinaus ohne Vorhandensein eines Langzeitkonzeptes zur Dauerbefriedung der verführten Gemüter.

Damit endet der Versuch einer Begründung warum Möglichkeit b) realistisch sein könnte.

Ein Ultimatum an das eigene Militär wäre m.E. jenseits jeder Clausewitz'schen Erkenntnis hinsichtl. der "Friktion des Krieges". Ein Ultimatum stellt man nur dem Feind. Ein unmöglich einhaltbares Ultimatum jedoch bereitete Putins Rückzug bzw. Rücktritt vor und beförderte ein in die Dauer amerikanisch-chinesisch beherrschtes Eurasien unter Filetierung Russlands.

Fazit:

Möglichkeit b) ist unrealistisch. Die "Katastrophe" dauert an.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Christian
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Christian »

kukHofnarr hat geschrieben:
Sonntag 4. September 2022, 23:08


Spekulation zur Dauer der "Katastrophe"

Unbestätigten Meldungen zufolge hätte der Oberbefehlshaber der militärischen Sonderoperation der russischen Föderation seiner eigenen Armee ein Ultimatum gestellt, die Grenzen der beiden besagten Gebiete zu sichern, nämlich den 15. September. Was wäre, wenn die Meldung stimmt? Dann sollte man sich fragen,

Das Ultimatum zum 15. September dürfte nicht der Wahrheit entsprechen. Momentan sieht es eher nach einen Patt aus mit Vorteil Rußland aber jetzt blitzartig die Front zu durchbrechen und die gebiete zu sichern dürfte für beide Seiten nicht möglich sein.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Die Russen haben den Kalender aus ihrer Operation verbannt. Wie man hört, gibt es nur Zielvorgaben, aber keine sonst üblichen Befehle mehr im Stil von "Nehmen Sie Hügel 234 bis Acht-Zehn-Hundert". Kein Zeitdruck. Warum, dazu gleich mehr.

Als Russland zu Beginn auf breiter Front angriff, fing man sich Verluste ein. Weit geringer als die Ukraine, aber wenn man mit einer viel kleineren Friedensarmee gegen einen mobilisierten Gegner in gut befestigten Stellungen kämpft, dann ist das dauerhaft kein Erfolgsrezept. Russland wechselte seine Strategie im März, wir erinnern uns.

Seitdem haben sich die Verluste beider Armeen fundamental unterschiedlich entwickelt. Die russischen Verluste gingen immer näher der Null entgegen, die der Ukraine schossen nach oben. Warum? Die Russen spielen ihre Stärke (Artillerie, Luftschläge) aus und nutzen die Schwäche der Ukrainer (Luftverteidigung, schwere Waffen / Artillerie).

Ich sah das Video eines ukrainischen Soldaten, der über die Donbass Front erzählte:
Wir sind bereit für den Feind. Wir wollen kämpfen. Wir werden an die Front geschickt. Wir gehen in unsere Stellungen. Die Russen beschiessen uns Tag und Nacht, konstant, 24/7, mit Artillerie und aus der Luft. Nach 48 Stunden haben wir Verluste von 50-60% Mannschaftsstärke. Wir werden rausgezogen. Wir haben während der ganzen Zeit nicht einen einzigen Russen zu Gesicht bekommen.
Dann wird das nächste ukrainische Batallion in die Stellungen geschickt. Wir reden über Verlustraten von 1:15 und höher. Ab diesem Zeitpunkt sah man in ukrainischen Telegramkanälen kaum noch Videos von getöteten russischen Soldaten, zerstörter Ausrüstung & co. wie noch im März.

Selensky befahl keinen Zentimeter zu weichen. Die Ukrainer sollen ihre Stellungen bis zum letzten Mann halten und werden dabei aufgerieben. Dort wo kein ukrainischer Nachschub mehr folgt, greifen die russischen Kräfte (Lugansker und Donezker Volksmilizen) dann mit Panzern und Infantrie die Reste an. So gewinnen sie trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit des Feindes und halten gleichzeitig ihre Verluste gering. Bis heute, nach sieben Monaten, sind keine russischen Wehrpflichtigen dort im Einsatz. Darum wird auch keine Generalmobilisierung in Russland kommen. Man braucht sie schlichtweg nicht.

Daher erklärt sich auch, warum wir keine riesigen Zangenbewegungen und lange Panzerkolonnen sehen, die spektakulär Stellungen durchbrechen und dann im Hinterland Haken schlagen. So wie wir mal gelernt haben, dass Krieg funktioniere. Es würde nur zu unnötigen Verlusten führen. Als diese Angriffe nicht mehr passierten, winkten viele im Westen ab - die Russen sind ja überbewertet, die können nichts. Weil wir noch in Kategorien der mobile warfare des 20. Jahrhunderts dachten.

Die gegenwärtige Strategie vernichtet die ukrainischen Streitkräfte auf Raten, demoralisiert sie und zerstört per Raketenangriff die Infrastruktur. Die Ukraine wird einen verdammt harten Winter durchleben. Gleichzeitig demilitarisiert Russland auch den Westen, denn die Ukraine hängt mittlerweile wirtschaftlich und militärisch am Tropf. Mit Ausnahme der USA, besitzt dort niemand die Ressourcen und-oder die Industrie, um diesen Krieg lange führen zu können. Und selbst die USA stossen an ihre Kapaziäten, siehe die Meldungen dazu. Die russische Föderation hingegen ist vorbereitet. Russland kann diesen Konflikt quasi unbegrenzt in dieser Form weiterführen. Das Leben in Russland geht einfach weiter.

Ändert sich nichts, wird es nicht mehr lange dauern, ehe bei den Armeegrößen eine Parität eintritt. Dann werden wir an der einen oder anderen Front auch wieder mehr Bewegung sehen. Dazu passt die Meldung über Kiews neuen Gesetzentwurf zum 01. Oktober nach denen sich auch wehrpflichtige Frauen nun registrieren müssen. Der Ukraine gehen schlichtweg die Soldaten aus. Es ist ein Sterben in der Größenordnung, wie wir es seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr sahen. Um sich die Dimensionen vorzustellen: US-Militäranalyst Scott Ritter schätzt, dass die Russen täglich (!) 60.000-70.000 Artilleriegeschosse abfeuern. So viel schossen die Amerikaner während des gesamten (!) Irakkriegs 1991 ab. Wir reden hier also über einen Konflikt in Ausmaßen, den der Westen seit 1945 nicht mehr sah.

Die Möglichkeit eines Waffenstillstands sehe ich nicht. Die Friedensverhandlungen im April sollen relativ weit gediehen gewesen sein, bis - angeblich - Boris Johnson Selensky davon überzeugte, er solle keine Konzessionen zugestehen und weiterkämpfen. Der Westen werde die Ukraine bedingungslos auch mit schweren Waffen unterstützen. Die ukrainische Seite zog sich daraufhin von den Verhandlungen zurück. Seitdem erzählt der Schauspieler seinem Publikum täglich, er werde die Krim zurückerobern. Russland optimiert derweil tagtäglich weiter seine Erfolgsformel.

Dieser Krieg wird nur mit der bedingungslosen Kapitulation Kiews enden. Wann das sein wird, hängt davon ab, wann der Ukraine die Soldaten und westliche Waffenlieferungen ausgehen. Entschieden ist der Krieg schon. Russland hat gewonnen. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern.

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Jakobgutbewohner
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

TeDeum hat geschrieben:
Dienstag 6. September 2022, 11:48
So viel schossen die Amerikaner während des gesamten (!) Irakkriegs 1991 ab.
Dort wurde mit anderen Systemen bombardiert?
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

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Theresita
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Theresita »

Putin ist der Führer der Welt ,der weltweit für Stabilität sorgt :
https://tass.com/world/1503803

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Dienstag 6. September 2022, 13:10
TeDeum hat geschrieben:
Dienstag 6. September 2022, 11:48
So viel schossen die Amerikaner während des gesamten (!) Irakkriegs 1991 ab.
Dort wurde mit anderen Systemen bombardiert?
Ja! Wir zählen hier Rohrartillerie. Die Amerikaner haben im Irak vorwiegend Bomben aus Flugzeugen und Cruise Missiles verwendet.

Christian
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Christian »

TeDeum hat geschrieben:
Dienstag 6. September 2022, 11:48
Die Russen haben den Kalender aus ihrer Operation verbannt. Wie man hört, gibt es nur Zielvorgaben, aber keine sonst üblichen Befehle mehr im Stil von "Nehmen Sie Hügel 234 bis Acht-Zehn-Hundert". Kein Zeitdruck. Warum, dazu gleich mehr.

.......

Die Möglichkeit eines Waffenstillstands sehe ich nicht. Die Friedensverhandlungen im April sollen relativ weit gediehen gewesen sein, bis - angeblich - Boris Johnson Selensky davon überzeugte, er solle keine Konzessionen zugestehen und weiterkämpfen. Der Westen werde die Ukraine bedingungslos auch mit schweren Waffen unterstützen. Die ukrainische Seite zog sich daraufhin von den Verhandlungen zurück. Seitdem erzählt der Schauspieler seinem Publikum täglich, er werde die Krim zurückerobern. Russland optimiert derweil tagtäglich weiter seine Erfolgsformel.
Anscheinend läuft die Gegenoffensive doch recht erfolgreich für die Ukraine. Ich sehe die russische Armee nicht annähernd so stark wie du diese beschreibst. Kiew hat seine Gegenoffensive monatelang angekündigt und trotzdem macht sie Geländegewinne und bedroht Charkow und die Nordostfront gleichzeitig sind bei Cherson die Verbindungsbrücken und später erstellte Pontonbrücken der Russen zerstört. Ein weiteres darauf losmarschieren ohne entscheidende Geländegewinne kann sich die russische Armee nicht leisten und offensichtlich gibt es zumindest an der Nordostfront südlich Charkow erhebliche Defizite.
Die ukrainischen Kräfte haben wahrscheinlich einen taktischen Überraschungsmoment genutzt, um am 7. September mindestens 20 Kilometer auf russisch besetztes Gebiet vorzudringen in der östlichen Oblast Charkiw, und sie haben dabei ungefähr 400 Quadratkilometer Boden zurückgewonnen“, heißt es lapidar im jüngsten Lagebericht des Institute for the Study of War. Am Donnerstagnachmittag gab der ukrainische Generalstab bekannt, man sei sogar bis zu 50 Kilometer auf besetztes Gebiet vorgedrungen und habe 20 Ortschaften befreit.

.......

...die Russen scheinen gänzlich überrumpelt worden zu sein. „Es sieht nicht so aus, als seien die Russen kampfbereit gewesen oder wussten überhaupt, dass ein Kampf kommen würde.



https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... arkiw.html

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Der Saker (http://thesaker.is/some-very-basic-stuf ... n-the-smo/) meint, es wäre Absicht. Die Russen wären in der Defensive viel flexibler als die Ukrainer, die jede Stellung bis zum letzten Mann halten müssen und dort dementsprechend aufgerieben würden. Die Russen würden sich vielmehr zurückziehen, die Ukrainer vorrücken lassen uund sie dann auf dem Vormarsch zu dezimieren, da sie ja dazu ihre Stellungen verlassen müssten. Nix g'wiss' weiß man ned, wie alles abgelaufen sein wird, werden wir erst in einigen Monaten, wenn nicht Jahren erfahren.

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

TeDeum hat geschrieben:
Dienstag 6. September 2022, 11:48
Dieser Krieg wird nur mit der bedingungslosen Kapitulation Kiews enden. Wann das sein wird, hängt davon ab, wann der Ukraine die Soldaten und westliche Waffenlieferungen ausgehen. Entschieden ist der Krieg schon. Russland hat gewonnen. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern.
Nehmen wir einmal an, das würde stimmen. Die Ukraine kapituliert, es wird ein moskauhöriges Regime wie in Minsk eingesetzt, ein Lukaschenko 2.0. Was dann?

Zunächst einmal darf man wohl davon ausgehen, daß es einen Partisanenkrieg - vermutlich unterstützt von den USA - geben wird. Gleichzeitig wird eine riesige Auswanderung stattfinden. Man hat monate- vielleicht sogar jahrelang gekämpft, verloren und soll jetzt das zerstörte Land wieder aufbauen - ggfs. noch Entschädigungen für die "Befreiung" an Russland zahlen. Insbesondere junge Leute werden keine Zukunft in einem solchen Staat sehen und sich Richtung Westen aufmachen. Der wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, gut ausgebildete junge Menschen aufzunehmen oder sie sogar mit attraktiven Angeboten aktiv abzuwerben.
Die innere Situation ist also brisant: Partisanenkrieg auf der einen, Abwanderung leistungswilliger junger Menschen auf der anderen Seite. Dazu eine vollkommen zerstörte Infrastruktur, die wieder aufgebaut werden muß.
Außenpolitisch dürften die Sanktionen in Kraft bleiben, vermutlich sogar noch verschärft werden. Man könnte z.B. westlichen Tankschiffen den Transport russischen Erdöls untersagen, generell den Versicherungsschutz für Tankschiffe kündigen und auch die letzten wirtschaftlichen Beziehungen auf ein Minimum reduzieren.

Russland exportiert vornehmlich Rohstoffe und Waffen. Rohstoffe findet man überall auf der Welt. Das sie im Augenblick aus Russland kommen liegt an den günstigeren Kosten. Aber die Umstellung z.B. beim Gas läuft bereits:
Den Europäern ist es in den vergangenen Monaten gelungen, ihre Energieabhängigkeit von Russland erheblich zu reduzieren. „Zu Beginn des Krieges betrug der Anteil des russischen Pipeline-Gases an den gesamten Gaseinfuhren noch 40 Prozent. Heute macht er nur noch neun Prozent der Gaseinfuhren in die EU aus“, berichtet EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.
Das trägt offenbar dazu bei, dass die Nervosität an den Märkten abnimmt. Insbesondere Norwegen und die USA springen als Lieferanten ein. Norwegen schickt inzwischen mehr Gas nach Europa als Russland. Und der Import von US-Flüssiggas (LNG) ist EU-Energiekommissarin Kadri Simson zufolge zwischen Januar und August auf 40 Milliarden Kubikmeter gestiegen – fast doppelt so viel wie im Gesamtjahr 2021.
Die Europäer hoffen, dass sich die Lage am Energiemarkt weiter entspannt, wenn die Wartungsarbeiten an Frankreichs Atommeilern abgeschlossen sind und die Dürre endet. Die Trockenheit verknappte in den vergangenen Wochen das Kühlwasser, auch musste der Kohletransport über Flüsse wegen Niedrigwasser eingeschränkt werden.
Für die Kommission ist klar: In diesem Wirtschaftskrieg geht es darum, welche Seite sich am schnellsten von der anderen unabhängig machen kann. Hier wähnen sich die Europäer im Vorteil. „Es ist fast unmöglich für Russland, kurzfristig neue Abnehmer für Pipelinegas zu finden“, sagt von der Leyen.
Wladimir Putin gehen im Wirtschaftskrieg die Optionen aus

Je länger die Sanktionen anhalten, umso ehr wird man sich dauerhaft nach neuen Lieferanten umsehen oder neue Verfahren erproben. Russland wird dann auf seinen Rohstoffen sitzen wie Donald Duck auf seinen Dollars - nur es wird schwierig, die zu verkaufen.
China - immer wieder als Abnehmer genannt - wird auch begriffen haben, daß es sich nicht abhängig machen darf. Schließlich ist die chinesisch-russische Grenze die längste zwischen zwei Nationen und den Konflikt am Ussuri 1969 wird man dort nicht vergessen haben. Man wird also kaum den Fehler der "Europäer" wiederholen und sich von Russland abhängig machen.
Wer käme sonst als "Großabnehmer" in Frage?
Indien - eine pipeline von Nordsibirien nach Indien - wie lange soll das dauern? Außerdem wird sich Indien nicht darauf einlassen, denn die Beziehungen zu China, durch dessen Hoheitsgebiet die pipeline führen müßte, sind nicht die besten.
Transport per LNG in alle Welt? Wo sollen die Tanker herkommen - von den oben aufgeführten Hemmnissen einmal ganz abgesehen? Die Werften sind auf Jahre ausgebucht, für den Bau der Terminals benötigt man westliches know-how und das fällt unter die Sanktionen.

Also, selbst wenn Russland militärisch gewinnen sollte, hat es "verloren", denn die wirtschaftlichen Auswirkungen werden es auf Jahre schwächen.

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martin v. tours
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Kurzes Fazit: Eigentlich haben alle Seiten verloren.
Nur, irgendwer hat gewonnen.
Wer? Keine Ahnung. Die Geschichte wird es uns lehren.

Trotzdem, das mag dir nicht gefallen, aber die Hauptschuld trägt für mich Amerika (von seinem europäischen Nato-Blinddarm reden wir lieber nicht).
Russland/Putin hat jahrelang gewarnt und gesagt wo seine rote Linie ist.
Ich glaube nicht das die USA so dumm waren das nicht zu sehen. Im Gegenteil, ich glaube sie haben diesen Krieg bewusst provoziert in der Hoffnung mit den Russen jetzt einen Proxy-Krieg ausfechten zu können um Russland zu schwächen bevor es zum unvermeidlichen Konflikt mit China in Zukunft kommt.

Europa, das sind dabei nur Statisten (vielleicht ausgenommen der amerikanische Flugzeugträger "Großbritannien" vor der Küste Europas,
Von so Schießbudenfiguren wie dem dumme Kind Annalena reden wir lieber nicht.
Marionetten von Schwab´s und Soros Gnaden. Folgsam und notfalls austauschbar.

Also. wer profitiert ?
Ich habe, noch, keine Ahnung.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Man kann natürlich der Auffassung sein, daß die USA die Hauptschuld tragen. Aber - und jetzt zitiere ich Te Deum, der sicherlich nicht verdächtig ist, mit der Ukraine oder den USA zu sympathisieren:
Als Russland zu Beginn auf breiter Front angriff, fing man sich Verluste ein. Weit geringer als die Ukraine, aber wenn man mit einer viel kleineren Friedensarmee gegen einen mobilisierten Gegner in gut befestigten Stellungen kämpft, dann ist das dauerhaft kein Erfolgsrezept.
Also - die russische "Friedens"armee griff einen Gegner an (darüber darf man nicht nachdenken, wie man eine angreifende Armee als "Friedensarmee" bezeichnen kann), der in gut befestigten Stellungen war.
Lagen diese "gut befestigten" Stellungen in Russland oder in der Ukraine?
Falls sie in der Ukraine lagen: Hat ein Land nicht ein Recht auf Selbstverteidigung und darf es dazu nicht entsprechende Vorkehrungen treffen?
Ist ein solcher Angriff nach Deiner Meinung gerechtfertigt, weil man "rote Linien" aufgezeigt hat? Kann dann jeder Staat solche "roten Linien" ziehen und -falls sie nicht eingehalten werden- einfach einen anderen Staat überfallen?

Putin begründet diese "roten Linien" mit den Sicherheitsinteressen seines Landes. Nehmen wir einmal an, das würde stimmen und das in diesem Fall auch ein Angriffskrieg gerechtfertigt wäre.
Die Ukraine war im Zeitpunkt des Angriffs kein NATO-Mitglied, hatte noch nicht einmal einen Antrag gestellt. Auch ein Beitrittsantrag zur EU lag nicht vor. Hier wird also - lt. russischer Auffassung - eine "rote Linie" überschritten, weil es in dem Land entsprechende Überlegungen gab. Prophylaktisch hat man dann die "Friedensarmee" in Marsch gesetzt, um "Schlimmeres" zu verhindern?
Was ist aber im Fall von Finnland? Die haben inzwischen einen Aufnahmeantrag für die NATO gestellt. Die zweitgrößte russische Stadt liegt praktisch "direkt hinter der Grenze". Hier besteht offensichtlich keine Gefahr für das eigene Sicherheitsinteresse? Die unterschiedliche Gewichtung der Sicherheitsinteressen kann ich mir nicht erklären.

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Edi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 9. September 2022, 16:05

Was ist aber im Fall von Finnland? Die haben inzwischen einen Aufnahmeantrag für die NATO gestellt. Die zweitgrößte russische Stadt liegt praktisch "direkt hinter der Grenze". Hier besteht offensichtlich keine Gefahr für das eigene Sicherheitsinteresse? Die unterschiedliche Gewichtung der Sicherheitsinteressen kann ich mir nicht erklären.
Ich schon. Du vergisst, dass in der Ukraine im Jahre 2014 ein Putsch stattfand wie die Überschrift dieses Threads auch aufzeigt und dass es seit 2014 einen Krieg in der Ostukraine gibt. Dieser Konflikt in der Ostukraine wurde in den ganzen 8 Jahren seit 2014 trotz Minsk-Abkommen nicht gelöst, obwohl es dazu genug Vorschläge gab. Die Kiewer Regierung hat hier einen bewaffneten Konflikt ausgelöst, der bis zum Ukrainekrieg - in diesem Jahr im Februar begonnen - 14000 Menschenleben gefordert hat. Vorgeschlagen wurde u.a. auch von einem deutschen General, der auch bei der NATO gedient hat und gewiss nicht verdächtig werden kann, russlandfreundlich zu sein, dass man den ostukrainischen Provinzen mehr Selbstverwaltung zugestehen sollte. Es kam aber keine friedliche Lösung zustande.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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martin v. tours
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

@Caviteno
Die Geschichte wiederholt sich immer wieder.
Es war so nach dem ersten Weltkrieg als Italien von Österreich Südtirol gestohlen hat. Verbot der deutschen Sprache, Mangels italienischsprachiger Lehrer oder Beamter die Ansiedlung von Italienern (vorwiegen Süditalien)
Die daraus resultierenden Konflikte gingen über Jahrzehnte . Erst die Autonomie Südtirols vor einigen Jahrzehnten hat das land final befriedet.

Als sich das Kosovo dank Nato -Bombenunterstützung für unabhängig von Serbien erklärt hat konnten Länder wie z.B. Deutschland nicht schnell genug anerkennen. da war nix von Völkerrecht.

Was die Ukraine betrifft, der Nato Beitritt stand kurz bevor, die Ukraine war mit USA Unterstützung kurz vor einer grossen Offensive im Donbas und die Ukraine hat mit einem nicht unterzeichneten Minsk2 Abkommen Russland jahrelang verarscht.
Das tragische daran: Es sterben die normalen ukrainischen Soldaten und Zivilisten aufgehetzt und missbraucht von den USA ähnlich den Polen 1939 die auch von Großbritannien für ihre Ziele verheizt wurden.

Stell dir doch mal folgendes Fantasieszenario vor:
Die Eu kollabiert
Die Landkarten werden neu gezogen.
Baden Württemberg gehört plötzlich zu Frankreich.
Nicht weiter schlimm, es wird weiter deutsch gesprochen .
die ersten 24 Jahre läuft alles friedlich so weiter
China arbeitet schon einige Jahre daran ein Militärbündnis mit Frankreich einzugehen und investiert Milliarden in einen Regimechange (eine Farbenrevolution nach der anderen)
Trotzdem gewinnt die Wahl wieder ein Kandidat der Friede mit seinem Nachbarn Deutschland haben will.
Jetzt kommt es zu einem orchestrierten Putsch eines Für China passenden "Kandidaten".
Die ganze mit China verbündete Welt akzeptiert sofort und ohne Bedenken diesen neuen Präsidenten.
Es wird sofort begonnen intensiv mit den Chinesen zusammen zu arbeiten.
Die Bewohner von Baden Württemberg wollen nicht in einem Militärbündnis sein das ihrem ebenfalls deutsch sprechenden Nachbarn feindlich gesinnt sind.
Sie wollen nicht das in ihrem Land chinesische Raketen stationiert werden die Richtung Berlin und München zielen.
Sie erkennen diesen Putsch nicht an.
Die Regierung in Paris entsendet Truppen nach Baden Württemberg. es entsteht ein Bürgerkrieg. Den Bewohnern Baden Württembergs wird die Verwendung der deutschen Sprache verboten, keine Renten mehr ausbezahlt, Wasser und Stromzufuhr abgedreht.
In Freiburg werden demonstrierende Menschen vom Mob in ein Gewerkschaftshaus gejagt und bei lebendigem Leib verbrannt. In der Chinafreundlichen presse ist dann kaum zu lesen.
In den Jahren des Bürgerkriegs sterben 14000 Menschen, davon 12 000 Deutschstämmige.
Dann steht Paris mit Hilfe Chinas kurz vor einer großen Offensive um den Widerstand entgültig zu brechen und endlich das Militärabkommen abzuschließen.

So, und jetzt bist DU der deutsche Präsident in Berlin .
Was machst Du ??
Zugucken und sagen: da kann man halt nichts machen. Völkerecht und so....


Egal wie dieser Krieg endet. Ich vermute zwar das irgendwann Selenski, Klitschko und die ganze Bande im letzten US Flieger sitzen der noch Kiew verlässt, wünschen würde ich mir aber das sie aus Solidarität mit all den gefallenen ukrainischen Soldaten ihr Schicksal teilen würden.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Siard
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Siard »

martin v. tours hat geschrieben:
Freitag 9. September 2022, 19:21
So, und jetzt bist DU der deutsche Präsident in Berlin .
Was machst Du ??
Zugucken und sagen: da kann man halt nichts machen. Völkerecht und so....
Ein bundesdt. Präsi würde Frankreich und China Waffen liefern. :pfeif:

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Ihr bezieht Euch auf die sog. "Schutzfunktion", die Putin angeblich gegenüber den in der Ukraine lebenden Russen haben soll. Das gleiche behauptet auch Erdogan für die hier lebenden Türken - aber das nur am Rande. Ich habe meine Zweifel, ob diese "Schutzfunktion" jemanden dazu berechtigt, gewaltsam in ein anderes Land einzufallen und ganze Gebiete zu okkupieren. Würde China diesen Anspruch ebenfalls erheben, hätten die Länder in Südost-Asien ein Problem.

Aber davon abgesehen: Offensichtlich ist es ja nicht so, daß die russischen Truppen überall jubelnd als Befreier begrüßt wurden. Auch der Widerstand der ukrainischen Armee, in der wohl auch nicht wenige ethnische Russen kämpfen, zeigt, daß ein russischer Einmarsch wohl nicht sehnlichst erwartet wurde.
Wahrscheinlich ist man in Moskau von anderen Voraussetzungen ausgegangen - sonst hätte man vermutlich auch mehr Kräfte und nicht nur eine kleine "Friedensarmee" eingesetzt.

Militärisches Eingreifen "zum Schutz der Bevölkerung scheint ein beliebtes Mittel von Putin zu sein. Man denke nur an an den Kaukasuskrieg 2008...

Was das Verbot des Gebrauchs der russischen Sprache betrifft:
Kurz nach der Abwahl des Staatspräsidenten Petro Poroschenko wurde ein unter seiner Präsidentschaft erarbeitetes neues Sprachgesetz verabschiedet, zunächst mit einer Übergangsfrist. Diese lief im Januar 2022 aus. Das Gesetz legt fest, dass die einzige offizielle Staatssprache in der Ukraine Ukrainisch ist und Beamte verpflichtet sind, diese Sprache in ihren beruflichen Funktionen zu sprechen. Behörden, aber auch Dienstleister allgemein sollen Kunden zuerst auf Ukrainisch ansprechen, dürfen aber weiterhin auf Russisch sprechen, wenn sie darum gebeten werden. Zudem müssen Buchläden mindestens 50 Prozent ihres Bestands auf Ukrainisch anbieten. Die Veröffentlichung von Printmedien in russischer Sprache wird nicht verboten, aber es wird festgelegt, dass eine ukrainische Version in gleicher Auflage und gleichem Umfang veröffentlicht werden muss. Dies gilt vorerst nur für überregionale Printmedien, soll aber ab Juli 2024 auch auf regionale Printmedien ausgeweitet werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Russische ... en_ab_2019

Unter einem Sprachverbot stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor.

martin v. tours, Du schreibst, der NATO-Beitritt hätte kurz bevor gestanden. Wie kommst Du zu dieser Einschätzung? Wenn ich mir ansehe, welches Theater im Augenblick beim NATO-Beitritt von Schweden und Finnland abläuft - deren Armeen NATO-kompatibel sind - dann sehe ich das eigentlich nicht. Da alle Mitglieder zustimmen müssen, wäre es vermutlich kein Selbstläufer geworden. Es lag ja noch nicht einmal ein offizielles Beitrittsgesuch vor.

Zum gegenwärtigen Geschehen: Die NZZ hat heute diesen Artikel veröffentlicht

Vormarsch in der Provinz Charkiw: was Bildquellen über die Offensive der Ukrainer verraten

Natürlich kann man die Meldungen als Propaganda abtun und auch die NZZ schreibt hierzu:
Die über soziale Netzwerke verbreiteten Videos und Bilder geben nur einen beschränkten und von Interessen gefärbten Einblick in das Kampfgeschehen. Aber die darin enthaltenen Informationen lassen sich oft mit anderen Quellen überprüfen. Sie lassen gesamthaft keinen Zweifel daran, dass die russischen Truppen ihren schwersten Rückschlag seit Monaten erlitten haben – eine Tatsache, die offiziellen Stellen in Moskau allem Anschein nach die Sprache verschlagen hat. Im Bulletin des russischen Verteidigungsministeriums vom Freitagnachmittag wurde die ukrainische Offensive jedenfalls mit keinem Wort erwähnt.
Gleichwohl scheint der Krieg noch nicht entschieden zu sein, wie hier geschrieben wurde.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Jaja, die Russen sind überrumpelt worden. :D eine 50.000 Mann starke Armee versammelt sich mit Hunderten Fahrzeugen irgendwo im Zeitalter der Satellitenaufklärung und niemand merkt es. Wahrscheinlich war der Ivan wieder mit Wodka trinken beschäftigt. Manchmal fragt man sich allen Ernstes, was die Leute in der WELT-Redaktion (oder sonstwo im Westen) alles so in ihr Frühstück tun und ob sie den Mist tatsächlich selbst glauben.

Krieg ist kein Hollywood, wo sich Tom Hanks oder wer auch immer hinter Mauern geduckt mit 50.000 Kumpels anschleicht und sich dann mit lautem "Überraschung!" auf gerade Tee-trinkende Verteidiger stürzt.

Wir nähern uns jetzt der Schlussphase des Konflikts. Die Ukrainer haben ihre gut ausgebauten und sicheren Stellungen verlassen und sind aufs offene Feld in den Angriff gewechselt. Wer oder was sie dorthin trieb, bleibt unklar.

- Hat man selbst verstanden, dass die Ukraine den Winter wirtschaftlich und militärisch nicht überlebt und man *jetzt* "all-in" gehen muss?

- Wird die Ukraine vom Westen getrieben (ihr müsst *jetzt* handeln, wir werden euch entgegen öffentlicher Bekundungen nicht weiter unterstützen können?)

In jedem Fall ist es für die Ukrainer der schlechtere Modus, weil lebensverkürzender.

Unklar bleibt auch das Ziel. Wo will man denn eigentlich hin? Die gescheiterten Angriffe auf Cherson und das Atomkraftwerk in Zaporoshie ergaben militärisch noch irgendwo einen Sinn. Aber wohin nun? Was ist denn das Ziel?

Diese Karte (gefunden bei MoA) ist dürftig, mit Sicherheit nicht korrekt und ohne Maßstab & co., aber sie zeigt das ukrainische Dilemma:

https://www.moonofalabama.org/14i/izium20220910a.jpg

Also, wohin denn? Was ist das Endziel? Zur Grenze? Oder gleich nach Moskau, wie einige ukrainische Telegramkanäle fordern? :kugel:

Was ich erwarte:
Das russische Militär wird die Ukraine nun noch einige Tage unter Artilleriefeuer und ständigen Luftangriffen vorrücken lassen. Man wird noch einige Städte und Dörfer räumen. Man wird die ukrainische Artillerie zum ständigen Nachrücken zwingen und dabei dezimieren. Man wird auch die ukrainischen Nachschubwege immer weiter verlängern, erschweren und attackieren. Dann wird man den Sack zu machen und diese erste und letzte Offensive der Ukraine vernichten. Einfach mal noch ein wenig abwarten.

Denkbar das wir abhängig von der Schnelle dann in Friedensverhandlungen einsteigen. Mit oder ohne Selensky. Vielleicht sogar noch vor Weihnachten. Es wäre wünschenswert.
Zuletzt geändert von TeDeum am Sonntag 11. September 2022, 10:29, insgesamt 10-mal geändert.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 8. September 2022, 20:46
Zunächst einmal darf man wohl davon ausgehen, daß es einen Partisanenkrieg - vermutlich unterstützt von den USA - geben wird. Gleichzeitig wird eine riesige Auswanderung stattfinden. Man hat monate- vielleicht sogar jahrelang gekämpft, verloren und soll jetzt das zerstörte Land wieder aufbauen - ggfs. noch Entschädigungen für die "Befreiung" an Russland zahlen. Insbesondere junge Leute werden keine Zukunft in einem solchen Staat sehen und sich Richtung Westen aufmachen. Der wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, gut ausgebildete junge Menschen aufzunehmen oder sie sogar mit attraktiven Angeboten aktiv abzuwerben.
Ah, der Partisanenkrieg. Ja wo ist er denn? Wo sind die Partisanenregimenter? Hier ein feiger Bombenanschlag, da mal ein einziges (!) Munitionsdepot gesprengt. In sieben Monaten. Und sonst? Das soll Partisanenkrieg sein? Angehörige der Wehrmacht und Waffen-SS würden darüber lachen, würden sie noch leben.

Und warum sollten Menschen in einen kulturell und sprachlich fremden Westen gehen, in dem die Lichter ausgehen und massenhaft die Betriebe schließen? Wie ist dein Lieblingszitat von Bill Clinton? "It's the economy, stupid". Offenbar sind über zwei Millionen Ukrainer bereits jetzt der Meinung, dass sie in Russland besser aufgehoben sind. Damit ist die Russische Förderation das Land mit den meisten ukrainischen Flüchtlingen in der Welt. Aber hey ich weiß, laut westlichen Politikern werden diese Menschen ja "deportiert" - darum stehen sie auch an den Grenzübergängen Schlange, um deportiert zu werden :-D

Mal abgesehen von der fanatisierten Minderheit, die mit SS Tätowierung und Hitlergruß rumlaufen, wird ein Großteil der Ukrainer einfach nur in Frieden leben wollen. Mit, neben und gemeinsam mit Russen. So wie seit Jahrhunderten, bevor der Westen einen Rammbock gegen Russland suchte. Umso mehr als den Ukrainern im Nachgang die Gehirnwäsche klar wird, der sie seit 2014 unterlagen. Ähnlich wie es nach 1945 in Deutschland war.

Das Problem ist, dass die überwiegende Anzahl der Menschen im Westen keine Vorstellung vom Leben in Russland hat. Geistig denkt man immer noch an 80er Jahre sozialistische Tristesse, maximal aber 90er Jahre Reportagen von Gerd - Atlantikbrücke - Ruge. Wenn man dann in Russland ankommt, werden die Augen plötzlich groß ... so modern, so gepflegt, so sauber!

Aber deshalb ist es für den typisch gehirngewaschenen Westler so schwer zu verstehen, dass jemand freiwillig woanders als in sein gelobtes Landes will.
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 10. September 2022, 17:11
Gleichwohl scheint der Krieg noch nicht entschieden zu sein, wie hier geschrieben wurde.
Natürlich nicht. Mathematik wird auch völlig überwertet. Und letztens sah ich Einhörner. Echt. Nicht vergessen nächste Woche ein neues aus 80 Geschlechtern auszusuchen!

Nein, tut mir leid für diese Antwort, aber irgendwann verliert man die Geduld. Ist das das Prinzip Hoffnung? Hättest du geschrieben "Der Krieg noch lange nicht zu Ende", man könnte zustimmen? Entschieden ist dieser Krieg schon lange, das ist simple Mathematik.
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 10. September 2022, 17:11
Ich habe meine Zweifel, ob diese "Schutzfunktion" jemanden dazu berechtigt, gewaltsam in ein anderes Land einzufallen und ganze Gebiete zu okkupieren.
Dir ist bewusst, dass du aus dem Westen stammst, einer Region, der in den Augen des Rests der Welt seit Hunderten von Jahren den Erdball mit Kriegen und Gewalt überzog, kolonisierte, ausbeutete und mordete? Und auch heute damit nicht stoppt?

Hast du eine entfernte Vorstellung, welch ein Hohn so eine Aussage aus deinem Mund für einen Inder, Afrikaner etc. sein muss?

Wir müssen auch nicht mal so weit gehen, allein in Belgrad wirst du wenig Sympathien damit wecken.

Es ist die westliche Selbstlüge. Es ist wie bei Narzisten, bei denen die ganze Welt an allem Schuld sei, aber sie selbst seien die weißen Ritter in glänzender Rüstung.
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 10. September 2022, 17:11
Russland exportiert vornehmlich Rohstoffe und Waffen. Rohstoffe findet man überall auf der Welt. Das sie im Augenblick aus Russland kommen liegt an den günstigeren Kosten. Aber die Umstellung z.B. beim Gas läuft bereits:
Na klar, man kann sein Gas auch 8-mal teurer aus den USA heranschiffen. Wie es dann um die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort steht ... wieder ein Beispiel dafür geliefert, dass die Menschen im Westen endlich beginnen müssen, wieder in der Realität anzukommen. Nicht das was ich mir wünsche ist die Realität, sondern sie ist, wie sie ist. Und nein, es ist auch nicht mehr 1976 mit einem ehrfurchtgebietend auf den Westen starrenden Rest der Welt.

Wo ist denn jetzt die Alternative zu russischem Gas, ein halbes Jahr später? Habeck jettet durch die Welt und erzählt fröhlich von Vereinbarungen, die weder Katar, noch Kanada, noch Norwegen kennen wollen. Deutschland steht genauso mit leeren Händen da, wie noch im April. Es gibt keine Alternative und es wird auch keine geben. Man wird auch keine mehr brauchen, sobald man deindustrialisiert ist.

Die Welt ist hungrig nach Rohstoffen und Russland kann diesen Hunger in Teilen befriedigen. Du kannst gerne weiter auf den vollständigen ökonomischen Kollaps Russlands warten. Aber nicht vergessen, Strom ist auf die Zeit von 19-22 Uhr rationiert und geduscht wird nur noch einmal im Monat warm!
martin v. tours hat geschrieben:
Freitag 9. September 2022, 19:21
Egal wie dieser Krieg endet. Ich vermute zwar das irgendwann Selenski, Klitschko und die ganze Bande im letzten US Flieger sitzen der noch Kiew verlässt, wünschen würde ich mir aber das sie aus Solidarität mit all den gefallenen ukrainischen Soldaten ihr Schicksal teilen würden.
Genau das wird passieren. Danach wird man dann in Harvard & co. Vorlesungen geben und sich als Teil der "High Society" feiern lassen.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Weil's gerade dazu passt. Dieses Video eines Inders habe ich von einem Bekannten aus Sierra Leone erhalten. Soviel dazu, wie die Welt heute über den Westen spricht und auf den modernen westlichen Menschen und seine Selbstlügen blickt:

https://filebin.net/h48yzo9d1ab5gkvi/west.mp4

Der erste Weg ist also die uns Christen vertraute Umkehr. Sich und die bequemen Lügen zu hinterfragen. Dazu gehört natürlich einiges, gerade im Westen, bei täglicher öffentlicher Gehirnwäsche in Medien & co.. Und ab einem gewissen Alter hinterfragt man bekanntlich ohnehin nichts mehr.

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

TeDeum hat geschrieben:
Sonntag 11. September 2022, 08:53
Ah, der Partisanenkrieg. Ja wo ist er denn? Wo sind die Partisanenregimenter?
Ich hatte Deine Annahme zugrunde gelegt, daß dieser Krieg mit einer Kapitulation der Ukraine und einem moskau-hörigen Regime endet. Das ist, soweit mir bekannt ist, bisher noch nicht der Fall.
TeDeum hat geschrieben:
Sonntag 11. September 2022, 08:53
Und warum sollten Menschen in einen kulturell und sprchlich fremden Westen gehen, in dem die Lichter ausgehen und massenhaft die Betriebe schließen? Wie ist dein Lieblingszitat von Bill Clinton? "It's the economy, stupid". Offenbar sind über zwei Millionen Ukrainer bereits jetzt der Meinung, dass sie in Russland besser aufgehoben sind. Damit ist die Russische Förderation das Land mit den meisten ukrainischen Flüchtlingen in der Welt.
Na ja, in Deutschland sind inzwischen auch schon über 1 Million Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Nimmt man die übrigen EU-Länder hinzu, dürfte die Zahl wohl größer sein als in Russland.
Davon abgesehen werden sich die Flüchtlinge geographisch orientiert haben, um vor dem Krieg zu fliehen. Die Menschen im Osten - überwiegend meist ethnische Russen - haben sich nach Russland, die Menschen im Westen zur EU orientiert. Ganz einfach nachvollziehbar, denn niemand wird die Kampflinien überschreiten wollen bzw. können.
TeDeum hat geschrieben:
Sonntag 11. September 2022, 08:53
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 10. September 2022, 17:11
Gleichwohl scheint der Krieg noch nicht entschieden zu sein, wie hier geschrieben wurde.
Natürlich nicht. Mathematik wird auch völlig überwertet. Und letztens sah ich Einhörner. Echt. Nicht vergessen nächste Woche ein neues aus 80 Geschlechtern auszusuchen!

Nein, tut mir leid für diese Antwort, aber irgendwann verliert man die Geduld. Ist das das Prinzip Hoffnung? Hättest du geschrieben "Der Krieg noch lange nicht zu Ende", man könnte zustimmen? Entschieden ist dieser Krieg schon lange, das ist simple Mathematik.
Du hast doch geschrieben, dieser Krieg sei entschieden - ich habe daran meine Zweifel. Ob Mathematik da weiterhilft? Natürlich kann es sein, daß hinter den augenblicklichen ukrainischen Geländegewinnen ein ganz famoser militärischer Plan der Russen steckt. Natürlich kann es sein, daß man im Westen jetzt Erfolgsmeldungen lanziert, damit die Bevölkerung bereit ist, die Einschränkungen des Winters zu aktzeptieren nach dem Motto: "Die Ukraine steht kurz vor dem Sieg - wir können sie jetzt nicht hängen lassen. Dreht die Temperatur auf 17° runter und duscht kalt - wie der Vizekanzler!"
Aber ebenso ist es doch nicht undenbkar, daß die "westliche Propaganda" nicht nur von den Brüdern Grimm geschrieben wird, sondern daß die Russen tatsächlich Schwierigkeiten haben und die Moral ihrer Truppen nicht besonders hoch ist.
TeDeum hat geschrieben:
Sonntag 11. September 2022, 08:53
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 10. September 2022, 17:11
Russland exportiert vornehmlich Rohstoffe und Waffen. Rohstoffe findet man überall auf der Welt. Das sie im Augenblick aus Russland kommen liegt an den günstigeren Kosten. Aber die Umstellung z.B. beim Gas läuft bereits:
Na klar, man kann sein Gas auch 8-mal teurer aus den USA heranschiffen. Wie es dann um die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort steht ... wieder ein Beispiel dafür geliefert, dass die Menschen im Westen endlich beginnen müssen, wieder in der Realität anzukommen. Nicht das was ich mir wünsche ist die Realität, sondern sie ist, wie sie ist. Und nein, es ist auch nicht mehr 1976 mit einem ehrfurchtgebietend auf den Westen starrenden Rest der Welt.

Wo ist denn jetzt die Alternative zu russischem Gas, ein halbes Jahr später? Habeck jettet durch die Welt und erzählt fröhlich von Vereinbarungen, die weder Katar, noch Kanada, noch Norwegen kennen wollen. Deutschland steht genauso mit leeren Händen da, wie noch im April. Es gibt keine Alternative und es wird auch keine geben. Man wird auch keine mehr brauchen, sobald man deindustrialisiert ist.
Wie Du schon schreibst - es liegt an den günstigeren Preisen. Das pipeline-Transport preiswerter als Schiffstransport ist, ist wohl unstrittig. Noch günstiger wäre es, wenn überhaupt keine Transportkosten anfielen, dazu unten mehr.
Aber es ist doch nicht das erste Mal, das ein plötzlicher und unerwarteter Preisanstieg eine Volkswirtschaft trifft. Ich kann mich noch sehr gut an die 1. Ölkrise mit den autofreien Sonntagen erinnern - auch damals vervielfachte sich der Ölpreis in sehr kurzer Zeit. Brach deswegen die Wirtschaft zusammen?
Das Problem Deutschlands liegt doch in der verfehlten Energiepolitik der Merkel-Ära. Sich von Atom- und Kohlestrom schnell abzuwenden und als "Zwischenlösung" auf Gas zu setzen und sich dabei von einem Lieferanten abhängig zu machen - das ist Wahnsinn. Warnungen gab es genug - aber man wußte alles besser.
Vielleicht öffnet die Bevölkerung jetzt einmal die Augen und sieht, daß die Energie"wende" gescheitert ist und wieder zurückgedreht werden muß. Zum Glück stehen vor dieser Erkenntnis ARD & Co.

Im übrigen, Te Deum, Du weißt doch, daß Deutschland auf Gasvorräten sitzt, die ausreichend für die nächsten Jahre sind. Aber solange man am Frackingverbot festhalten will, muß man eben den Preis bezahlen und teures Frackinggas aus den USA einführen. Es ist eine politische Entscheidung und die Deutschen haben mit über 80% Parteien gewählt, die daran festhalten wollen.

Man könnte ziemlich kurzfristig die Situation entspannen, müßte dafür aber das Fracking-Verbot und den Atomausstieg aufheben. Beides ein no-go mit den Grünen - und solange die steigende Zustimmungswerte in der Bevölkerung haben, müssen alle frieren, die hier den Winter verbringen. Bestellt - geliefert.

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

TeDeum hat geschrieben:
Sonntag 11. September 2022, 08:32
Jaja, die Russen sind überrumpelt worden. :D eine 50.000 Mann starke Armee versammelt sich mit Hunderten Fahrzeugen irgendwo im Zeitalter der Satellitenaufklärung und niemand merkt es. Wahrscheinlich war der Ivan wieder mit Wodka trinken beschäftigt. Manchmal fragt man sich allen Ernstes, was die Leute in der WELT-Redaktion (oder sonstwo im Westen) alles so in ihr Frühstück tun und ob sie den Mist tatsächlich selbst glauben.
Du hattest doch geschrieben, daß eine "kleine Friedensarmee" gegen die stark befestigten Stellungen der ukrainischen Armee angetreten ist. War das der Aufklärung denn nicht bekannt? Muß nicht ein großes numerisches Übergewicht herrschen, wenn man angreift?
Oder ist man auf russischer Seite davon ausgegangen, daß sie als Befreier jubelnd begrüßt würden und es sich bei der Fahrt nach Kiew um einen Sonntagsspaziergang handeln würde? Dafür spricht, daß man einen solchen Angriff mit einer kleinen Friedensarmee gestartet hat. Aber auch dann hätte die Aufklärung nicht funktioniert oder die Erkenntnisse wurde an höherer Stelle nicht zur Kenntnis genommen.

Aber warten wir ab - mehr können wir im Augenblick eh nicht machen.

Ach so: Ich bin im Augenblick in Georgien und hier gibt es auch sehr viele russische "Flüchtlinge", denn Russen können ohne Visum einreisen.
Noch eine interessante Beobachtung: Gestern auf der Autobahn waren ganze Kolonnen von türkischen LKWs unterwegs - Richtung Russland. Sie bringen sanktionierte Waren dorthin, denn weder die Türkei noch Georgien haben sich der Sanktionspolitik angeschlossen.
Offensichtlich nimmt die EU die Sanktionen selbst nicht ernst, denn sonst hätte man auch griechischen Reedern den Transport von russischem Öl untersagt und Georgien deutlich gemacht, daß es sich den Sanktionen anschließen muß. Schließlich will man so schnell wie möglich der EU beitreten und die EU-Fahne weht hier an allen Regierungsgebäuden.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Wie Du schon schreibst - es liegt an den günstigeren Preisen. Das pipeline-Transport preiswerter als Schiffstransport ist, ist wohl unstrittig. Noch günstiger wäre es, wenn überhaupt keine Transportkosten anfielen, dazu unten mehr.
Aber es ist doch nicht das erste Mal, das ein plötzlicher und unerwarteter Preisanstieg eine Volkswirtschaft trifft. Ich kann mich noch sehr gut an die 1. Ölkrise mit den autofreien Sonntagen erinnern - auch damals vervielfachte sich der Ölpreis in sehr kurzer Zeit. Brach deswegen die Wirtschaft zusammen?
Hatten wir Preise pro kiloWattstunde von inflationsbereinigt über 50 cent (Tendenz: stark steigend) damals zur Ölkrise? Sag mir, wie halte ich eine Volkswirtschaft kompetitiv, die unter solchen Voraussetzungen mit dem Weltmarkt konkurrieren muss?

Der Verweis auf die Ölkrise blendet genauso die Realität aus wie Leute, die ernsthaft "hach, dann frieren wir halt mal zwei Winter" fordern. Das sind natürlich Leute mit geparktem SUV vor dem Eigenheim, mit voll aufgetankter Ölheizung und üppigen Versorgungsleistungen. Geistige Habecks.
Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Das Problem Deutschlands liegt doch in der verfehlten Energiepolitik der Merkel-Ära. Sich von Atom- und Kohlestrom schnell abzuwenden und als "Zwischenlösung" auf Gas zu setzen und sich dabei von einem Lieferanten abhängig zu machen - das ist Wahnsinn. Warnungen gab es genug - aber man wußte alles besser.
Vielleicht öffnet die Bevölkerung jetzt einmal die Augen und sieht, daß die Energie"wende" gescheitert ist und wieder zurückgedreht werden muß. Zum Glück stehen vor dieser Erkenntnis ARD & Co.
Alle hacken jetzt auf der Merkel-Regierung rum. Nur - was war denn damals die Alternative? Die Industrie brauchte günstige Energie, um trotz höherer Kosten (Steuern, Bürokratie, Personal, usw.) international wettbewerbsfähig zu bleiben. "Exportweltmeister" und so weiter

Was wäre die Alternative gewesen? Kernkraft fördern und ausbauen? Das wollte ja niemand mehr. Igitt, Kernkraft ...

Vergessen wir ein extrem wichtiges Detail nicht: Es war die einseitige Kriegserklärung / Sanktionen Deutschlands an seinen Hauptenergielieferanten, die uns in diese Situation heute bringt. Es ist selbsterwähltes Elend. Wir könnten immer noch im beheizten Deutschland sitzen und uns über eine positive Außenhandelsbilanz freuen ...
Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Im übrigen, Te Deum, Du weißt doch, daß Deutschland auf Gasvorräten sitzt, die ausreichend für die nächsten Jahre sind. Aber solange man am Frackingverbot festhalten will, muß man eben den Preis bezahlen und teures Frackinggas aus den USA einführen. Es ist eine politische Entscheidung und die Deutschen haben mit über 80% Parteien gewählt, die daran festhalten wollen.

Man könnte ziemlich kurzfristig die Situation entspannen, müßte dafür aber das Fracking-Verbot und den Atomausstieg aufheben. Beides ein no-go mit den Grünen - und solange die steigende Zustimmungswerte in der Bevölkerung haben, müssen alle frieren, die hier den Winter verbringen. Bestellt - geliefert.
Zustimmung. Nur wir beide wissen genau, dass dies nicht passieren wird. Und selbst wenn das passiert, wie soll ein Land das Äonen für den BER-Bau benötigt, denn so eine Meisterleistung vollbringen? Wo sollen Know-How, Arbeitskräfte & co. plötzlich herkommen?
Zuletzt geändert von TeDeum am Montag 12. September 2022, 13:23, insgesamt 9-mal geändert.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Ok. Schauen wir uns die russischen Truppen an. Sie nennen sich aus gutem Grund selbst „Allierte“. Denn die „russischen Truppen“ sind im Grunde nicht „russisch“, zumindest nicht im Sinne der Russischen Förderation. Die Hauptinfantrie bilden Milizen aus dem Donbass und Lugansk. Sie leisten, flankiert von einigen Wagner und tschetschenischen Truppen, die infantristische Arbeit. Es gibt auch eine kleine Anzahl Freiwilliger aus der Russischen Föderation, häufig ehemalige Soldaten. Überschaubar.

Das „echte“ russische (russländische) Militär leistet die unterstützende Arbeit. Luftstreitkräfte, Artillerie usw. - aber die Hauptlast der Kämpfe an der Frontlinie leisten die Milizen.

Das erfahren westliche Leser natürlich nicht, denn es passt nicht ins westliche Propagandabild. Ihnen wird nur wöchentlich das Gleiche eingehämmert:

- Die russischen Truppen sind demoralisiert und unfähig
- Russland geht die Munition aus (schon seit März, übrigens)
- Russland ist bald bankrott (auch schon seit März)
- Wahlweise und wechselnd sind Putin, Schoigu, Gerasimow & co. alle schwer unheilbar krank

Ein kritisch und logisch denkender Mensch steigt an dieser Stelle aus und sieht sich nach glaubwürdigeren Informationsquellen um. Die konstanten Zugriffszahlen westlicher Mainstreammedien legen den Schluss nahe, dass die Zombifizierung der meisten Westler weit fortgeschritten ist.

Nach meiner Beobachtung übrigens völlig unabhängig von Bildungsgrad und ökonomischer Situation ...
Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Du hast doch geschrieben, dieser Krieg sei entschieden - ich habe daran meine Zweifel. Ob Mathematik da weiterhilft? Natürlich kann es sein, daß hinter den augenblicklichen ukrainischen Geländegewinnen ein ganz famoser militärischer Plan der Russen steckt. Natürlich kann es sein, daß man im Westen jetzt Erfolgsmeldungen lanziert, damit die Bevölkerung bereit ist, die Einschränkungen des Winters zu aktzeptieren nach dem Motto: "Die Ukraine steht kurz vor dem Sieg - wir können sie jetzt nicht hängen lassen. Dreht die Temperatur auf 17° runter und duscht kalt - wie der Vizekanzler!"
Während westliche Medien die katastrophal verlaufende Kherson-Offensive im Süden tot schwiegen, wird die Kharkov Offensive als Reinkarnation des Nazi-Blitzkriegs in Frankreich 1940 abgefeiert. Damit hast du die Antwort schon selbst geliefert, genau.

Es steckt auch kein „famoser“ Plan hinter dem Rückzug der "Russen", sondern rein militärische Abwägungen. Krieg funktioniert nicht wie in Hollywood, wo Tom Hanks von Sieg zu Sieg eilt und in ihren Stellungen erstarrte Verteidiger überrennt. Um das besser zu verstehen, reicht es einfach mal die Frontbewegungen an der Ostfront des 2.WK im operativ-taktischen Maßstab z.B. 1942 anzusehen. Für die Feinheiten durchläuft man dann jahrelang die Offiziersschule - und das aus gutem Grund.
Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Aber ebenso ist es doch nicht undenbkar, daß die "westliche Propaganda" nicht nur von den Brüdern Grimm geschrieben wird, sondern daß die Russen tatsächlich Schwierigkeiten haben und die Moral ihrer Truppen nicht besonders hoch ist.
Du kannst dir sicher sein, dass die ukrainischen Männer aus dem Donbass und Lugansk nach dem was sie seit 2014 erlebt haben eine hohe Moral besitzen. Es geht schlicht um das Überleben.

Zur ukrainischen Offensive - diese wurde ohne nennenswerte Luft- oder Artillerieunterstützung durchgeführt. Was sagt mir das? Das bedeutet, dass die russische Luftwaffe eine erdrückende Luftüberlegenheit besitzt und intakt ist. Es gibt überdies keine Aufnahmen von zerstörten russischen Panzern oder Artillerie. Wenn sie nicht zerstört wurden, dann können sie immer noch kämpfen. Die Ukrainer hingegen besitzen kaum Panzer oder Artillerie, um ihre Truppen zu unterstützen.

Die Ukraine erlitt in den letzten beiden Wochen sehr hohe Verluste. Russland und die Allierten sehr viel weniger. Russland hat seine Militärreserve noch nicht mal angezapft. Die Ukraine besitzt keine Reserve mehr. Die Ukraine besitzt keine Ressourcen und keine Produktionskapazitäten, Russland besitzt beides. Die Ukraine ist abhängig von Lieferungen dritter Staaten, um ihren Kampf weiterführen zu können. Staaten, in denen gerade Stahlwerke reihenweise wegen Energiemangel abgeschaltet werden. Und, und, und ...

Erklär mir also bitte, wie soll die Ukraine gewinnen?
Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Du hattest doch geschrieben, daß eine "kleine Friedensarmee" gegen die stark befestigten Stellungen der ukrainischen Armee angetreten ist. War das der Aufklärung denn nicht bekannt? Muß nicht ein großes numerisches Übergewicht herrschen, wenn man angreift?
Oder ist man auf russischer Seite davon ausgegangen, daß sie als Befreier jubelnd begrüßt würden und es sich bei der Fahrt nach Kiew um einen Sonntagsspaziergang handeln würde? Dafür spricht, daß man einen solchen Angriff mit einer kleinen Friedensarmee gestartet hat. Aber auch dann hätte die Aufklärung nicht funktioniert oder die Erkenntnisse wurde an höherer Stelle nicht zur Kenntnis genommen.
Ausgenommen der höchsten Kreisen der Russischen Föderation weiß das niemand. Möglich, dass jemand in der Ukraine den Willen zur Machtübernahme signalisierte und dann zurückzog (oder zurückgezogen wurde). Möglich, dass man den Grad der Aufrüstung der Ukraine unterschätzte. Möglich, dass man die ukrainischen Truppen zur Verteidigung in Kiew halten wollte, während man im Süden und Osten angriff.

Viele Varianten sind denkbar. Welche wahr ist, erfahren wir vermutlich nie. Ist aber auch nicht wichtig, entscheidend ist das "End-game".

Caviteño hat geschrieben:
Montag 12. September 2022, 09:09
Ach so: Ich bin im Augenblick in Georgien und hier gibt es auch sehr viele russische "Flüchtlinge", denn Russen können ohne Visum einreisen.
Noch eine interessante Beobachtung: Gestern auf der Autobahn waren ganze Kolonnen von türkischen LKWs unterwegs - Richtung Russland. Sie bringen sanktionierte Waren dorthin, denn weder die Türkei noch Georgien haben sich der Sanktionspolitik angeschlossen.
Offensichtlich nimmt die EU die Sanktionen selbst nicht ernst, denn sonst hätte man auch griechischen Reedern den Transport von russischem Öl untersagt und Georgien deutlich gemacht, daß es sich den Sanktionen anschließen muß. Schließlich will man so schnell wie möglich der EU beitreten und die EU-Fahne weht hier an allen Regierungsgebäuden.
Gamarjoba! So läuft es. Drittländer verdienen gutes Geld, indem sie die sanktionierte Ware Richtung Russland verschieben. Russland wird seinen Bedarf decken, muss allerdings den zusätzlichen „Speditionsaufwand“ bezahlen. Ich habe ähnliches über Kasachstan gehört. (übrigens der nächste „US-Rammbock“ in Vorbereitung gegen Russland, NATO-Berater und NGOs wie „Spirit of America“, USAID & co. sind bereits kräftig am Aufbauen nationalistischer Strömungen)

Wenn du in Georgien bist, besuch doch mal die U.S. Biolabore dort und stell ein Foto hier ein :-)
Zuletzt geändert von TeDeum am Montag 12. September 2022, 13:36, insgesamt 14-mal geändert.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Gestern Abend tat die Russische Föderation etwas, was sie seit Beginn des Konflikts am 24. Februar noch nicht tat. Sie griff auf breiter Linie Infrastrukturanlagen in der Ukraine an. Angeblich gab es keinen Strom in den Regionen Poltawa, Sumy, Charkow, Dnepropetrovsk, Odessa, Zaporoshia und auch in Teilen Kiews.

Das Bild ist vielleicht eine Photoshop-Fälschung, aber selbst wenn, dann zeigt es die Richtung:

Bild

Kein Strom, kein Internet, kein Wasser, kein Gas und keine Heizung.

Das ist definitv eine Stufe hochgeschaltet. Die nächsten Wochen werden spannend.

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