Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Der ukrainischen Streitkräfte bemühen sich redlich seit zwei Tagen, ihre Offensive im Süden wieder zum Laufen zu bringen. Bis dato erfolglos. Das „Window of Opportunity“ für die ukrainischen Streitkräfte schließt sich, denn ....

a) ... das nass-neblige Herbstwetter erschwert zunehmend Offensivbewegungen
b) ... 300.000 mobilisierte Reservisten erreichen in 2-3 Wochen die Front
c) ... Anfang November sind in den USA Midterm-Elections und die Demokraten drängen sicher auf einen PR-Erfolg

Seit Tagen zerstört die Russische Föderation Infrastrukturanlagen wie Kraftwerke sowie Öl- und Waffenlager per Dronen- und Raketenschlägen in der gesamten Ukraine. Kiew scheint kein Mittel dagegen zu finden.

Interessant fand ich, wie löchrig die Luftabwehr sogar in der Hautpstadt Kiew ist. Spricht dafür, dass ein Großteil der Luftabwehr seit dem Februar tatsächlich zerstört wurde. Der Westen will nun für Nachschub sorgen - man wird sehen, ob und wie schnell dies gelingt bzw. mit welcher Effektivität. Die bisher versprochenen Systeme (vs. Absichtsbekundungen) dürften allenfalls für ein, zwei Großstädte ausreichen.

Wie von mir bereits im März angemerkt, besitzt der Westen nicht die Ressourcen, um einen Konflikt dieses Ausmaßes durchzustehen. Man kann keinen „echten Krieg“ mit Russland kämpfen ohne militärisch katastrophal zu verlieren. Die Realität erreicht nun auch Washington:
Defense Secretary Lloyd Austin signaled this week that the U.S. and its Western allies are having trouble keeping pace with Ukraine’s demand for the advanced weaponry it needs to fend off Russia’s invasion.

That signal reflects dwindling supplies for Ukraine and fear in the White House of escalation that could lead to war between the U.S. and Russia. The risk of reduced U.S. stockpiles of high-end munitions has been reported almost since the U.S. began contributing to Ukraine’s defense.

Now, nearly eight months since the start of the war, experts interviewed by Fox News Digital say the U.S. is at or very near the end of its capacity to give. They agreed that Austin’s remarks indicate that the initial rush of high-end munitions like HIMAR rocket launchers, Javelin anti-tank missiles, anti-aircraft Stingers and M-777 Howitzers is over.
Als ich das vor sechs Monaten hier anmerkte, wurde mir die Verbreitung russischer Propaganda unterstellt. Jetzt kommt es aus Washington selbst. Weiter im Artikel heißt es:
Mark Cancian is a senior adviser at the Center for Strategic & International Studies who spent seven years working on DOD procurement issues for the Office of Management and Budget.

His assessment based on inventory levels, industrial capacity, and information from the Biden administration is that the U.S. has "limited" supplies of HIMARs, Javelins, Stingers and M-777 Howitzers. "There are some areas where we’re basically at the bottom of the barrel," he told Fox News Digital.

In some cases, this means the U.S. will likely start meeting Ukraine’s request for weaponry by sending over lower-end substitutions, such as lighter Howitzers that are serviceable but not what Ukraine is after.

In other cases, the U.S. may not have much to give – Cancian said that while there is talk of the U.S. providing more air defense equipment, there is not much the U.S. can give in that area. Cancian said he reads Austin comments as a sign that the days of the U.S. giving Ukraine its best stuff are gone.


Mittlerweile sind Tausende russischer Soldaten in Belarus eingetroffen. Es gibt unzähliges Videomaterial. Sie werden mit den belarussischen Truppen gemeinsame Verbände bilden. Ob man damit eine weitere Front im Norden der Ukraine eröffnen oder durch eine Finte ukrainische Kräfte im Norden binden will? In jedem Fall dürfte es erneute westliche „Regime Change“ Versuche in Belarus erheblich erschweren.

Russland und seine Allierten haben nun eine ganze Reihe von „freundlichen“ Ländern um die Schließung ihrer Botschaft gebeten. Von Serbien bis Uzbekistan, von China bis Indien. Diese Botschaften waren die letzten 7 Monate ganz normal geöffnet. Deutet das auf eine kommende, neue Eskalationsstufe im Konflikt hin?

Der russische Oberbefehlshaber für die Militäroperation in der Ukraine, General Surovikin, wird mit folgenden Worten zitiert:
I don’t want to sacrifice the lives of the Russian soldiers in a partisan war of hoards of fanatics armed by NATO.

We’ve got enough power and technical means to lead Ukraine to total capitulation.
Man beachte - man spricht nun von "bedingungsloser Kapitulation".

Was tut der Westen dagegen? Nichts. Die wirre Außenpolitik der Biden-Administration schafft es nur, mehr und mehr Staaten gegen sich aufzubringen. Am Beispiel des ehemaligen engen Verbündeten Saudi Arabien:
US President Joe Biden will act “methodically” in deciding how to respond to Saudi Arabia due to oil production cuts, but options include changes in US security assistance, reports Reuters the words of White House National Security Adviser Jake Sullivan. . . .

At the same time, the tension between the countries is growing strongly. Biden no longer intends to meet with Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman Al Saud on the sidelines of the G20 summit in November.
Quelle

Auch in Frankreich mehren sich kritische Stimmen zu den USA:
Le Maire, who spoke on Monday while addressing the National Assembly, said, “The conflict in Ukraine must not end in American economic domination and a weakening of the EU.”
.
The French finance minister Bruno Le Maire has warned that the United States should not be allowed to dominate the global energy market while the European Union suffers from the consequences of the conflict in Ukraine.
.
He described as unacceptable that Washington “sells its liquefied natural gas at four times the price than it sets for its own industrialists,” adding that “the economic weakening of Europe is not in anyone’s interest.”
Quelle

Statt neue Verbündete zu gewinnen und andere zu beeinflussen, verfolgt Team Biden die "Strategie" Freunde zu vergrätzen und seine Feinde anzustacheln. Nicht unbedingt ein Erfolgsrezept.

Peduli
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

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Jakobgutbewohner
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

TeDeum hat geschrieben:
Montag 17. Oktober 2022, 10:19
Mittlerweile sind Tausende russischer Soldaten in Belarus eingetroffen. Es gibt unzähliges Videomaterial. Sie werden mit den belarussischen Truppen gemeinsame Verbände bilden.
Im Herbst 2021 vereinbarten Lukaschenka und Putin einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Belarus und Russland und eine stärkere militärische Interaktion der Staaten in zwei verschiedenen Vereinbarungen.[16][17]
https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch- ... sche_Union
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Theresita
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Theresita »

Hier ein Video aus dem Donbass nach der Eingliederung :
https://www.youtube.com/watch?v=pq-pM-JPBCQ

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

@Theresita - danke für das Video! Eva Bartlett kann ich auch empfehlen. Das geht für mich in die Richtung Journalismus, wie er sein sollte. Direkt Vorort, dass Gespräch mit den Menschen dort führen. Richtige Fragen stellen, aber sonst die Menschen zu Wort kommen lassen.

Damit lässt sich, wie im Video zu sehen, die westliche Lesart von der „Okkupation“ aber nicht aufrecht erhalten. Wie auch? Als Untermensch behandelt, seit 9 Jahren von der Ukraine beschossen … aber sehnen sich angeblich alle nach der harten Knute aus Kiew? Fr. Baerbock will uns ja ernsthaft weiß machen, die Menschen dort wurden vor den Referenden „erschossen, vergewaltigt und sollen dann drei Tage später Kreuze machen“ (In der Reihenfolge)

https://www.youtube.com/watch?v=K_BsH3_VTmc

Und wo sind die selbsternannten „Faktenchecker“ zu solchen Aussagen? Achso, die sind zu beschäftigt neue-alte tägliche Schauermärchen auszugraben:

Bild

@Peduli
„.... amid nuclear fears“. Das Thema Nuklearwaffen wird im Westen fortwährend weiter gespielt, fast täglich. Die russische Seite reagierte darauf (Sacharowa) schon irritiert, woher diese Obsession des Westen käme. Tenor: Man kämpfe mit konventionellen Waffen und werde damit auch gewinnen. Man brauche keine Nuklearwaffen.

Diese Obsession mit Atomwaffen führt einige Beobachter zu Mutmaßungen, es sei das mediale Vorgeplänkel für die Zündung einer Atomwaffe in der Ukraine seitens der NATO (USA), kurz vor dem Zusammenbruch. Natürlich für den Westen wieder medial verpackt als Russen die Russen beschiessen.

Heute morgen wieder starker Beschuss der ukrainischen Infrastruktur (Strom, Industrie). Man wird sehen, wie lange die Ukraine trotz großer Anstrengungen bei diesem Tempo die Versorgung mit Strom/Wasser/Heizung aufrecht erhalten kann.

Peduli
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

TeDeum hat geschrieben:
Dienstag 18. Oktober 2022, 09:51
@Peduli
„.... amid nuclear fears“. Das Thema Nuklearwaffen wird im Westen fortwährend weiter gespielt, fast täglich. Die russische Seite reagierte darauf (Sacharowa) schon irritiert, woher diese Obsession des Westen käme. Tenor: Man kämpfe mit konventionellen Waffen und werde damit auch gewinnen. Man brauche keine Nuklearwaffen.

Diese Obsession mit Atomwaffen führt einige Beobachter zu Mutmaßungen, es sei das mediale Vorgeplänkel für die Zündung einer Atomwaffe in der Ukraine seitens der NATO (USA), kurz vor dem Zusammenbruch. Natürlich für den Westen wieder medial verpackt als Russen die Russen beschiessen.

Heute morgen wieder starker Beschuss der ukrainischen Infrastruktur (Strom, Industrie). Man wird sehen, wie lange die Ukraine trotz großer Anstrengungen bei diesem Tempo die Versorgung mit Strom/Wasser/Heizung aufrecht erhalten kann.
Was mich daran erstaunte, war der Umstand, daß diese Angstmache nicht nur in der westlichen Propaganda auftaucht. :hmm:
In den Medien war zuletzt auch zu hören, daß Xi Jinping auf dem Kongress der KP Chinas die Bevölkerung auf "härtere Zeiten" einstimmte. Auch wenn der nicht alles weiß, einen Informationsvorsprung dürfte er doch haben ............
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Siard
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Siard »

Peduli hat geschrieben:
Dienstag 18. Oktober 2022, 10:43
In den Medien war zuletzt auch zu hören, daß Xi Jinping auf dem Kongress der KP Chinas die Bevölkerung auf "härtere Zeiten" einstimmte. Auch wenn der nicht alles weiß, einen Informationsvorsprung dürfte er doch haben ............
Härtere Zeiten kommen auch ohne Atomwaffeneinsatz, daher sehe ich keinen Zusammenhang. Habe ich Dich evtl. falsch verstanden?

Peduli
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Siard hat geschrieben:
Dienstag 18. Oktober 2022, 12:26
Peduli hat geschrieben:
Dienstag 18. Oktober 2022, 10:43
In den Medien war zuletzt auch zu hören, daß Xi Jinping auf dem Kongress der KP Chinas die Bevölkerung auf "härtere Zeiten" einstimmte. Auch wenn der nicht alles weiß, einen Informationsvorsprung dürfte er doch haben ............
Härtere Zeiten kommen auch ohne Atomwaffeneinsatz, daher sehe ich keinen Zusammenhang. Habe ich Dich evtl. falsch verstanden?
Es sollte nicht gesagt werden, daß die Warnung an die Chinesen in der Ukraine eine Folge der Rede des Xi Jinping sei.

Es ging mir vielmehr darum aufzuzeigen, daß China in seinen Verlautbarungen ähnliche Methoden verwendet wie die Propaganda der westlichen Eliten. Wer sich da was von wem abgeguckt hat, soll hier nicht weiter vertieft werden. :pirat:

Sicher ist wohl, daß die Entscheidung über den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine entweder in Washington oder in Moskau (oder in beiden Städten) gefällt wird. Xi Jinping wird da ein (möglicherweise besser informierter) Zuschauer sein wie so viele Andere auch.
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Siard
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Siard »

Peduli hat geschrieben:
Dienstag 18. Oktober 2022, 13:16
Ah, danke, jetzt verstehe ich Dich besser.

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martin v. tours
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Ein hörenswerter und ausgewogener Vortrag:
https://www.youtube.com/watch?v=Gkozj8FWI1w
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Man will dir zustimmen. Fr. Krone-Schmalz hat einige Jahre in Russland gelebt, spricht die Sprache und versteht die Vorgeschichte, auf die sie eingeht. Und weil sie sich traut darüber zu sprechen, wird sie als „Putinversteherin“ gecancelt.

„Ausgewogen“ gibt es im Westen nicht mehr. Es gibt nur noch Sportpalast-Rhetorik und „wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“. :achselzuck:

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martin v. tours
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Das deutet sie auch am Schluss bei den Publikumsfragen an.
...warum zu einem Markus Lanz zu einer Talkshow gehen wenn man vorher weiß das es ein 4:1 Gespräch gegen Sie wird und nur als Feigenblatt für "Meinungsfreiheit" missbraucht wird.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Allein die Tatsache, dass sie eingangs in ihrem Vortrag u.a. die geschlossenen Verträge der NATO mit der Ukraine und die Rückeroberungspläne der Krim anspricht, reicht schon, um sie augenblicklich zu canceln. Denn es konterkariert das im Westen gezeichnete Bild von der armen, hilflosen Ukraine, die vom großen bösen Nachbarn angegriffen wird.

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Jakobgutbewohner
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 21. Oktober 2022, 15:18
Hm: https://www.heise.de/news/Zwei-Untersee ... 15534.html
Dazu paßt auch diese Meldung:
Dass Putin mit seinem Krieg Nato insgesamt attraktiver gemacht hat zeigt der Wunsch mehrerer Staaten dem Bündnis beizutreten. Wie am Freitag bekannt wurde, will Irland seine militärische Neutralität überdenken. Das Land sorgt sich vor allem wegen möglicher Angriffe auf Untersee-Internetkabel.
Nato-Beitritt durch die Hintertür? - In Brüssel ist passiert, was Putin eigentlich immer verhindern

Der Artikel beschäftigt sich überwiegend mit dem Plan, die Ukraine den NATO-Standards anzupassen:
Die ukrainischen Streitkräfte sollen demnach an Nato-Standards angepasst werden. Dabei gehe es konkret um den Umstieg auf westliche, Nato-kompatible Ausrüstung, aber auch um die Militärdoktrin und Themen wie Taktik und Ausbildung, wie ein Nato-Vertreter am Mittwoch am Rande des Treffens sagte.
(...)
Sollte er verwirklicht werden, hätte der Nato-Plan weitreichende Konsequenzen: Theoretisch stünden der Ukraine damit große Teile des westlichen Waffenarsenals zur Verfügung. Auch die Produktion der westlichen Militärindustrie könnte in das Land fließen. Ein Mangel an Waffen und Munition müsste Kiew in diesem Szenario nicht mehr fürchten. Russland wäre nicht mehr der an militärischem Gerät übermächtige Gegner, der es aktuell noch ist.
Allerdings würde die Beistandsgarantie lt. Artikel 5 des NATO-Vertrages nicht gelten, heiß es. Entsprechende Vereinbarungen wären also "niederschwellig", was einigen Parlamenten die Zustimmung erleichtern würde.

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TeDeum
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Der Druck auf einzelne Staaten im US-Einflussgebiet steigt in der ganzen Welt. Der Erfolg ist mäßig, auch weil Team Biden / Blinken eben nicht Team Kennedy / Kissinger ist. Weltweit „riechen“ Staaten die Schwäche der USA und Staaten sind nun mal das, was man auf gut Deutsch Arschlöcher nennt - sie wollen sich immer dem Gewinner anschließen. Die Erkenntnis konnten wir in Deutschland schon 1917 und 1943 gewinnen, jetzt dürfen die Amerikaner mal die Erfahrung machen.

Die westliche Propagandapresse mag den NATO Beitritt Irlands als „russischen worst case“ herbeischreiben, in der Realität ist das kleine Irland militärisch völlig unerheblich. Schlimmer wiegt für den Westen geopolitisch der Verlust von Saudi Arabien und der Türkei (de-facto, noch nicht nominell).
Caviteño hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 04:44
Der Artikel beschäftigt sich überwiegend mit dem Plan, die Ukraine den NATO-Standards anzupassen:

Allerdings würde die Beistandsgarantie lt. Artikel 5 des NATO-Vertrages nicht gelten, heiß es. Entsprechende Vereinbarungen wären also "niederschwellig", was einigen Parlamenten die Zustimmung erleichtern würde.
Die ukrainischen Streitkräfte agieren bereits mit NATO-Aufklärung und unter NATO-Führung. Es sind seit 8 Jahren NATO Ausbilder unterwegs. Unter den zahlreichen „internationalen Söldnern“ dürften sich auch unzählige NATO Soldaten befinden, entsprechende Videos von englischsprechenden Soldaten in ukrainischen Uniformen sind zahlreich.

Die „Umstellung auf NATO Standards“ ist nichts als eine PR Show, so wie diese ganzen „10 Jahrespläne“, "Wiederaufbau Roadmap" & co. für die Ukraine. Du, @caviteno, bist alt genug, um dich noch an die gleichen Pläne für Südvietnam, mindestens aber Afghanistan zu erinnern. Was ist damit passiert? Genau ...

Artikel 5 der NATO ist doch unwichtig geworden, denn die NATO ist nicht (mehr) imstande einen längeren Konflikt zu führen. Weder personell noch materiell, entsprechende Links habe ich mehrfach auf den zurückliegenden Seiten geteilt.

Das weiß man im Westen natürlich, darum hat man den Artikel 5 trotz aller Kriegsrhetorik auch bisher nicht aktiviert. Man hat sein Sanktionspulver verschossen, die Waffenlager der NATO leeren sich rapide und die europäische Bevölkerung hat kein Interesse an der Front zu verbluten.

Aber weißt du, @caviteno, was mich persönlich enttäuscht? Das niemand mit Macht den Mut besitzt aufzustehen und den Kurs zu ändern und falsche Entscheidungen (u.a. Sanktionspolitik) zu revidieren. Und das lässt mich nicht gerade hoffnungsvoll in unsere Zukunft blicken.

Die Eskalationsdominanz liegt derzeit allein bei der Russischen Föderation. Der Westen kann nur noch reagieren. Moskau bestimmt nun, wann, wo und in welcher Intensität. Daraus wird sich alles weitere Ableiten. Momentan bereitet man sich in Moskau auf die nächste Phase vor, ernennt einen Oberbefehlshaber, schafft eine zentrale Koordinationsstelle zur Nutzung der zivilen Wirtschaft für Kriegszwecke. Es sieht von außen hier aus, als würde man sich auf etwas "Großes" vorbereiten. Definitiv keine "Spezialoperation" mehr.

Aktuell muss man den (letzten?) großen „all-in“ Angriff der Ukraine bei Kherson im Süden abwehren. Unter der Woche holte die Ukraine sich bei allen lokalen Vorstößen eine blutige Nase. Es wird einen großen, koordinierten Angriff in voller Breite brauchen. Ich rechne damit ab nächster Woche, kurz vor den US Mid Terms. Für ein paar markige "Ukraine kurz vor Moskau" Schlagzeilen in der Westpresse, wenn er glückt, oder Schweigen, bei einem Fehlschlag.

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Marion
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Marion »

💥Aktuell: Luftalarm in gesamter Ukraine, russische Raketeneinschläge Stand: 22.10.2022, 10:30 Uhr

Ein weiterer Morgen wird geprägt durch eine neue Welle von Angriffen auf kritische Infrastruktur. Die morgendlichen Raketenangriffe haben das gegnerische Stromnetz getroffen - es werden Stromausfälle in den westlichen Regionen der Ukraine gemeldet. In einer Reihe von ukrainischen Städten werden die Stromprobleme fast chronisch - Ukrenergo berichtet über Einschränkungen der Stromversorgung in der Hauptstadt und darüber hinaus.

💥Im Moment gibt es Angriffe in:
- Region Kiew
- Region Odessa
- Region Chmelnyzkyj
- Gebiet Rivne
- Gebiet Lviv
- Region Wolhynien
- Gebiet Kirowograd
- Gebiet Mykolaiv

⚡️ Stromausfälle in:
- Gebiet Kirowograd
- Region Odessa
- Gebiet Rivne
- Gebiet Nikolaev
- Region Volyn (Lutsk und Kovel)
- Chmelnizki

💧Wasserversorgung in


Aus rt. de gestern abend
Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat das Gesetz über die freiwillige Wehrpflicht für Frauen unterzeichnet. Das Dokument wurde am Freitag auf der Website der Werchowna Rada veröffentlicht, berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS.
Ihnen gehen wohl langsam die Männer aus...
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

TeDeum hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 10:24
Der Druck auf einzelne Staaten im US-Einflussgebiet steigt in der ganzen Welt. Der Erfolg ist mäßig, auch weil Team Biden / Blinken eben nicht Team Kennedy / Kissinger ist. Weltweit „riechen“ Staaten die Schwäche der USA und Staaten sind nun mal das, was man auf gut Deutsch Arschlöcher nennt - sie wollen sich immer dem Gewinner anschließen. Die Erkenntnis konnten wir in Deutschland schon 1917 und 1943 gewinnen, jetzt dürfen die Amerikaner mal die Erfahrung machen.
Ist das so?
Hier auf den Philippinen wurde der Flugzeugträger USS Reagan freudig begrüßt und als Zeichen "gegen China" gesehen. Es war der erste Besuch eines US-Kriegsschiff seit 3 Jahren und inzwischen hat sich die Weltlage gründlich geändert. Ein großer Bogen von Korea/Japan über die ASEAN-Länder bis nach Indien sucht die militärische Zusammenarbeit mit den USA - gegen China. Da sind US-Militäreinheiten gerne gesehene Gäste - sogar in Vietnam. Man spricht bereits von einer "pazifischen NATO", die neben den oben erwähnten Ländern auch noch Australien und Neuseeland umfassen würde. Da deutet eigentlich wenig auf eine Eindämmung des US-Einflußgebietes hin.
Welche Alternative als die USA hätten diese Länder, wenn die Bedrohung durch China (z.B. ein Angriff auf Taiwan) steigt? Da muß kein Druck ausgeübt werden, da nutzt man den gesunden Menschenverstand.

Natürlich ist die Situation in Südamerika eine andere; dort pflegt man schon seit Generationen seinen Anti-Amerikanismus (um dann jede Gelegenheit zu nutzen und in die USA auszuwandern. :D )
Es bleiben also nur die afrikanischen Staaten und die muslimische Welt. Die einen sind wirtschaftlich bedeutungslos und für die anderen waren die USA schon immer der "Große Satan" - also nichts Neues.
TeDeum hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 10:24
Die westliche Propagandapresse mag den NATO Beitritt Irlands als „russischen worst case“ herbeischreiben, in der Realität ist das kleine Irland militärisch völlig unerheblich. Schlimmer wiegt für den Westen geopolitisch der Verlust von Saudi Arabien und der Türkei (de-facto, noch nicht nominell).
Der mögliche Beitritt Irlands zur NATO wurde doch in einem Nebensatz erwähnt - da von "westlicher Propagandapresse" und "russischem worst-case" reden ist wohl übertrieben. Wichtiger ist der Beitritt von Schweden und Finnland zur NATO. Die NATO steht jetzt in unmittelbarer Nähe der zweitgrößten russischen Stadt - das kann wohl kaum das Ziel Russlands gewesen sein. Die NATO ist stärker als noch vor einem Jahr. Sie hat mehr Mitglieder und die Mitglieder sind bereit, künftig mehr Geld für die Verteidigung auszugeben. Auch das wird Russland nicht beabsichtigt haben.

Saudi-Arabien hat nur als kühler Kaufmann gehandelt und erhöht in der gegenwärtigen Situation nicht die Ölforderung - so verdient man mit der gleichen Menge mehr Geld.
Ob die Türkei tatsächlich das Lager wechselt, da warten wir einmal ab. In Zeiten innenpolitischer Schwierigkeiten ziehen Politiker gern eine außenpolitische Karte - und innenpolitische Schwierigkeiten hat Erdogan zur Genüge.
TeDeum hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 10:24
Man hat sein Sanktionspulver verschossen, die Waffenlager der NATO leeren sich rapide und die europäische Bevölkerung hat kein Interesse an der Front zu verbluten.
Hat der Westen wirklich sein Sanktionspulver verschossen? Mir als Laien würden da noch einige Möglichkeiten einfallen.
TeDeum hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 10:24
Aber weißt du, @caviteno, was mich persönlich enttäuscht? Das niemand mit Macht den Mut besitzt aufzustehen und den Kurs zu ändern und falsche Entscheidungen (u.a. Sanktionspolitik) zu revidieren. Und das lässt mich nicht gerade hoffnungsvoll in unsere Zukunft blicken.
Was eine falsche Entscheidung ist liegt immer im Auge des Betrachters. Zumindest ist man jetzt dabei, die "falsche Entscheidung" der Abhängigkeit bei Gas und anderen Rohstoffen von einem Lieferanten zu korrigieren. Auch bei der Energiepolitik werden - gezwungenermaßen - die falschen Entscheidung aufgehoben.
Natürlich wird das teuer, der Grund liegt aber in den falschen Entscheidungen und der fehlenden Vorsorge in der Vergangenheit. Außerdem - und vielleicht blickst Du dann hoffnungsvoll in die Zukunft - haben steigende Preise auch den Nebeneffekt, daß man verstärkt nach Einsparmöglichkeiten oder Alternativen sucht. Wer weiß, vielleicht gelingt beim geplanten Wunderkind "Wasserstoff" der Durchbruch oder man besinnt sich wieder auf Atomenergie (zumindest in den Nachbarstaaten ist das der Fall) oder man entschließt sich doch, fracking in Deutschland zu betreiben und die eigenen Gasvorräte zu nutzen.
Es gibt viele Möglichkeiten, warten wir ab.
TeDeum hat geschrieben:
Samstag 22. Oktober 2022, 10:24
Die Eskalationsdominanz liegt derzeit allein bei der Russischen Föderation. Der Westen kann nur noch reagieren. Moskau bestimmt nun, wann, wo und in welcher Intensität. Daraus wird sich alles weitere Ableiten. Momentan bereitet man sich in Moskau auf die nächste Phase vor, ernennt einen Oberbefehlshaber, schafft eine zentrale Koordinationsstelle zur Nutzung der zivilen Wirtschaft für Kriegszwecke. Es sieht von außen hier aus, als würde man sich auf etwas "Großes" vorbereiten. Definitiv keine "Spezialoperation" mehr.
Natürlich will Moskau den Eindruck erwecken, daß es noch einige Pfeile im Köcher hat. Aber das täuscht doch nicht darüber hinweg, daß man sich die "Spezialoperation" wohl anders vorgestellt hat. Die Leistungen der russischen Armee waren bisher wohl noch nicht so, wie es allgemein und von den Fachleuten erwartet wurde.
Erst greift man mit einer viel zu geringen Truppenstärke an, weil man wohl meinte, bis Kiew innerhalb weniger Tage unter dem Jubel der Bevölkerung "durchmaschieren" zu können. Wie konnte so ein Fehler passieren? Ein Mangel an Aufklärung oder wurden falsche Berichte nach "oben" geschickt, weil man wußte, was man "oben" hören wollte? In beiden Fällen ein großer Mangel entweder an Analyse oder an "Rückgrat".

Dann werden Generäle ausgetauscht und jedesmal soll es besser werden. Viel gebracht hat es bisher nicht.

Man führt inzwischen fast neun Monate Krieg und die "Erfolge" sind doch überschaubar. Wer hätte so etwas erwartet? Die allgemeine Einschätzung zu Kriegsbeginn war doch, daß die Ukraine relativ schnell kapituliert und der Präsident sich in einem US-Flugzeug ins Exil begibt. Jetzt sitzt er immer noch in Kiew und wurde DIE Ikone des Widerstandes der Ukraine.

Sind die Lager in Russland wirklich voll, daß man den Krieg noch lange durchstehen kann? Warum kauft man dann Drohnen im Iran ein? Ach so - das ist ja westliche Propagande, denn der Iran bestreitet es und die vielen Frachtflugzeuge haben sicherlich nur Feigen und Datteln im Gepäckraum gehabt. :D
Nur - warum stellt man jetzt auf Kriegswirtschaft um?

Aber nehmen wir einmal an, Deine Einschätzungen treffen zu: Die Ukraine kapituliert, es wird ein moskau-höriges Marionettenregime eingesetzt. Was dann?
Die Infrastruktur ist vollkommen zerstört, Millionen sind obdachlos, die Ukrainer werden einen Haß auf alles Russische haben und versuchen, es zu bekämpfen, wenn es möglich ist. Die von Moskau eingesetzte Regierung hat kein Vertrauen in der Bevölkerung. Wer kann, wird das zerstörte Land verlassen und das dürften die leistungsbereiten jungen Leute sein. Wir können etwas ähnliches im Augenblick in Russland beobachten, wobei es sich hier "nur" um die Flucht vor einer Mobilisierung handelt und eine Rückkehr wohl fest eingeplant ist. Ob man aber in ein vollkommen zerstörtes Land zurückkehren will, ist mehr als fraglich. Die jungen Menschen und ihr Wissen sind für die Ukraine wohl immer verloren.
Wie soll das Land wieder "auf die Beine" kommen? Hilfe von Russland ist nicht zu erwarten, denn das Land dürfte selbst Schwierigkeiten haben. Die Sanktionen werden weiter bestehen bleiben, vielleicht sogar noch verschärft werden und als Handelspartner wird es uninteressant.

Sanktionen wirken erst auf mittlere und lange Sicht. Nimm die russische Fluggesellschaft Aeroflot. Ihre Flotte besteht fast ausschließlich aus Boeing und Airbus-Maschinen. Die müssen nicht nur gewartet werden, sie brauchen auch Ersatzteile - und deren Lieferung ist sanktioniert. Zwar kann man die durch Kannibalisierung beschaffen, aber irgendwann ist auch dann das Ende erreicht. Bricht in einem so großen Land der Flugverkehr zusammen, steht man vor einem Problem.
Etwas ähnliches gilt für die Öl- und Gasindustrie, die auch auf westliches know-how angewiesen ist.
Je länger die Sanktionen dauern, umso schwieriger wird es für das Land und ein Ende der Sanktionen ist nicht in Sicht.

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Siard
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Siard »

Wehrtechnik-Experte analysiert Drohnen-Bilder der Pipeline-Sprengung

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martin v. tours
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Was ich an diesem Diskussions-Strang sehr schätze ist, das wir unterschiedlicher Meinung sein können ohne uns ständig in die Haare zu kommen oder uns gegenseitig zu beschimpfen !

Ich finde das sollte auch, gerade in diesen Zeiten, erwähnt werden.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 23. Oktober 2022, 05:26
[...]

Sanktionen wirken erst auf mittlere und lange Sicht. Nimm die russische Fluggesellschaft Aeroflot. Ihre Flotte besteht fast ausschließlich aus Boeing und Airbus-Maschinen. Die müssen nicht nur gewartet werden, sie brauchen auch Ersatzteile - und deren Lieferung ist sanktioniert. Zwar kann man die durch Kannibalisierung beschaffen, aber irgendwann ist auch dann das Ende erreicht. Bricht in einem so großen Land der Flugverkehr zusammen, steht man vor einem Problem.
Etwas ähnliches gilt für die Öl- und Gasindustrie, die auch auf westliches know-how angewiesen ist.
Je länger die Sanktionen dauern, umso schwieriger wird es für das Land und ein Ende der Sanktionen ist nicht in Sicht.
Zum Thema Sanktionen: was sollen die überhaupt? Gibt es auch nur EIN Beispiel, dass Sanktionen jemals den Erfolg hatten, den sie erzielen sollen? Wie lange ist Kuba schon sanktioniert und blockiert? Hat das die Herrschaft der Kommunisten dort beendet? Oder etwas in Nordkorea?
Und jetzt wurden den Chinesen von den Amis verboten, moderne Chipfertigungsverfahren und deren Maschinen zu nutzen. So wie ich die Chinesen kenne, hocken die sich jetzt hin und setzen eine Armee von Ingenieuren darauf an, und hinterher haben die die modernste Chipfertigung weltweit und die Amis können einpacken. Würde mich nicht wundern, wenn es so käme.

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Bzgl. der Wirkung von Sanktionen: https://www.heise.de/tp/features/Liefer ... 24128.html
Es trifft Europa und (in geringerem Maße die USA) heftiger als die Chinesen und Russen. China profitiert langfristig sogar davon, weil das einen Schub an eigener Technologie hervorruft.

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

holzi hat geschrieben:
Sonntag 23. Oktober 2022, 16:03
Zum Thema Sanktionen: was sollen die überhaupt? Gibt es auch nur EIN Beispiel, dass Sanktionen jemals den Erfolg hatten, den sie erzielen sollen? Wie lange ist Kuba schon sanktioniert und blockiert? Hat das die Herrschaft der Kommunisten dort beendet? Oder etwas in Nordkorea?
Natürlich führen Sanktionen nicht ursächlich zu einem Regimewechsel - und das auch noch in kurzer Zeit. Insbesondere wenn ein Land kaum in die Weltwirtschaft integriert ist, sind die Wirkungen beschränkt. Kuba und Nordkorea sind da zwei Paradebeispiele. Mitunter zeigen sich auch Auswirkungen erst nach einem langen Zeitraum, wie z.B. in Myanmar.

Im Falle Russlands ist die Begründung der Sanktionen eine andere: Russland soll wirtschaftlich so getroffen werden, das eine erneute Aufrüstung zumindest erschwert wird. Man muß Teile, die man bisher aus dem Westen bezog, selbst entwickeln und produzieren. Das kostet Zeit und Geld und das Geld fehlt dann an anderer Stelle, sei es Infrastruktur, soziale Ausgaben usw.

In Russland sieht man auch noch eine andere Auswirkung: Viele junge Russen haben bereits vor der Mobilisierung das Land verlassen. Die Sanktionen und auch der Rückzug der meisten westlichen Firmen haben ihnen gezeigt, daß sich das Land zunehmend isoliert. Die Freundschaftsbekundungen einiger afrikanischer Länder helfen da auch nicht wirklich weiter, wenn die westlichen Konzerne ihre Fabriken und Läden schließen. :breitgrins:

Im übrigen: Wenn man - wie westliche Politik - die Auffassung vertritt, daß der Angriffskrieg Russlands nicht akzeptabel ist, was soll die Politik dann machen?
Sicher kann man die westliche Politik im Augenblick für falsch halten. Aber wenn man sich zu einer solchen Politik entschlossen hat, welche Möglichkeiten hätte man sonst noch? Protestieren? Weiter wie bisher?

Zu dem Argument der hohen Kosten der Sanktionen für Deutschland und andere EU-Staaten. Sicher sind die Kosten hoch, aber das liegt doch auch zu einem nicht geringen Teil an der eigenen Politik, die von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung in den Wahlen bestätigt wurde.
Wer sich eben von einem Gaslieferanten abhängig macht und sich dann weigert, die eigenen Gasreserven auszubeuten - der zahlt eben den hohen Weltmarktpreis, wenn die Gaslieferungen eingestellt werden. Aber auch das wird die Bevölkerung nicht zu der Erkenntnis bringen, das seit Merkel eine Politik der De-Industriealisierung betrieben wird. Selbst bei Meldungen, daß sich der größte Chemiekonzern langfristig aus Deutschland verabschieden will und der größte DAX-Konzern seine Börsennotierung in Deutschland aufgibt, geht man schulterzuckend zur Tagesordnung über und beschäftigt sich mit dem korrekten Gendern...

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

holzi hat geschrieben:
Montag 31. Oktober 2022, 09:36
Bzgl. der Wirkung von Sanktionen: https://www.heise.de/tp/features/Liefer ... 24128.html
Es trifft Europa und (in geringerem Maße die USA) heftiger als die Chinesen und Russen. China profitiert langfristig sogar davon, weil das einen Schub an eigener Technologie hervorruft.
Daran arbeitet China doch schon seit einiger Zeit:
It is worth recalling that China actually paved the way for formal supply chain decoupling with the Made in China 2025 programme. This was announced seven years ago (before the Trump presidency) and explicitly spelt out the country’s desire to be free of western technology — chips in particular — within the next few years.
We must prepare for the reality of the Chip Wars

Made in China 2025

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Edi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Edi »

"Lula da Silva: EU und USA hätten Ukraine-Krieg verhindern können"
Sehe ich auch so.

https://amerika21.de/2022/05/257924/lul ... aine-krieg
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Marion
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Marion »

rt.de schreibt: Video aus sozialen Netzwerken: Augenblick der Abschaltung der Stromversorgung in einem Stadtteil Kiews
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Russische Zentralbankchefin: "Sanktionen sind sehr mächtig"
Die russische Zentralbankchefin Elvira Nabiullina warnt davor, die Folgen der westlichen Sanktionen für die heimische Wirtschaft zu unterschätzen. "Sanktionen sind sehr mächtig, ihr Einfluss auf die russische und globale Wirtschaft sollte nicht heruntergespielt werden", sagte Nabiullina vor Abgeordneten. "Es ist nicht möglich, sich von ihrem Einfluss zu isolieren." Potenzielle neue russische Partner hätten Angst davor, ebenfalls in den Sanktionsstrudel hineinzugeraten.
Selbst China soll wohl peinlich darauf bedacht sein, nicht gegen die US-Sanktionen zu verstoßen. So sinnlos, wie es teilweise dargestellt wird, sind die Sanktionen wohl doch nicht..

Peduli
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Dienstag 8. November 2022, 13:10
Russische Zentralbankchefin: "Sanktionen sind sehr mächtig"
Die russische Zentralbankchefin Elvira Nabiullina warnt davor, die Folgen der westlichen Sanktionen für die heimische Wirtschaft zu unterschätzen. "Sanktionen sind sehr mächtig, ihr Einfluss auf die russische und globale Wirtschaft sollte nicht heruntergespielt werden", sagte Nabiullina vor Abgeordneten. "Es ist nicht möglich, sich von ihrem Einfluss zu isolieren." Potenzielle neue russische Partner hätten Angst davor, ebenfalls in den Sanktionsstrudel hineinzugeraten.
Selbst China soll wohl peinlich darauf bedacht sein, nicht gegen die US-Sanktionen zu verstoßen. So sinnlos, wie es teilweise dargestellt wird, sind die Sanktionen wohl doch nicht..
Daß die Sanktionen in der russischen Wirtschaft Schäden verursachen, ist wohl unstreitig.

Die Frage ist aber eher die, ob die Schäden für die Wirtschaft hier in diesem unserem Lande nicht größer sind als die, unter denen die Russen zu leiden haben.
Aber von der Regierung ist nicht viel mehr zu hören als "Wir sind die Guten!" und "Der Putin ist ein böser Aggressor!".
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Edi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Edi »

Peduli hat geschrieben:
Dienstag 8. November 2022, 14:24
Daß die Sanktionen in der russischen Wirtschaft Schäden verursachen, ist wohl unstreitig.

Die Frage ist aber eher die, ob die Schäden für die Wirtschaft hier in diesem unserem Lande nicht größer sind als die, unter denen die Russen zu leiden haben.
Aber von der Regierung ist nicht viel mehr zu hören als "Wir sind die Guten!" und "Der Putin ist ein böser Aggressor!".
Die Schäden hierzulande wird man nicht genau beziffern können. Sie gehen aber in die Milliarden und zwar dreistellig. Das sind ja nicht allein nur die massiv gestiegenen Energiekosten, sondern auch die Rohstoffkosten.
Ein Beispiel: bei Kalilauge, genauer gesagt Ätzkali hat sich der Preis, der im November letzten Jahres bei 1,60 Euro pro kg lag, inzwischen fast verdoppelt, einmal wegen der Stromkosten und zusätzlich, weil der Import des Rohstoffs zur Herstellung, der u.a. auch aus Rußland und Weissrußland kam, nicht mehr von dort importiert werden kann.
Auch Natronlauge, die aus Kochsalz hergestellt wird, hat sich etwa verdoppelt im Preis und zwar wegen der höheren Stromkosten. Beide Laugen, besonders die Natronlauge braucht man zur Seifen und Tensidherstellung.
Die, die uns regieren, haben ja keine Ahnung von den Konsequenzen ihrer Politik im Einzelnen, sie sind nur in der Lage durch Schuldenmachen da und dort etwas abzumildern, am Ende zahlt aber der Steuerzahler alles, mal ganz abgesehen von der jetzigen massiven Inflation, die jeden Bürger trifft. Die Politiker stecken das aber angesichts ihrer hohen Gehälter problemlos weg, nicht aber der normal verdienende Bürger, geschweige denn der Geringverdiener. Die Linken und die Grünen können eines am besten: Schulden machen ohne Ende. Eines Tages werden sie dann, wenn sie längerfristig das Sagen haben, die Steuern massiv erhöhen.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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Jakobgutbewohner
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Ob sich nach den Midterms Entscheidendes tut?

"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Caviteño
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Dienstag 8. November 2022, 14:46
Ein Beispiel: bei Kalilauge, genauer gesagt Ätzkali hat sich der Preis, der im November letzten Jahres bei 1,60 Euro pro kg lag, inzwischen fast verdoppelt, einmal wegen der Stromkosten und zusätzlich, weil der Import des Rohstoffs zur Herstellung, der u.a. auch aus Rußland und Weissrußland kam, nicht mehr von dort importiert werden kann.
Auch Natronlauge, die aus Kochsalz hergestellt wird, hat sich etwa verdoppelt im Preis und zwar wegen der höheren Stromkosten.
Das sind nun einmal die Kosten, die durch die Energiewende anfallen und -nur zur Erinnerung- weit über 80% der Wähler haben für Parteien gestimmt, die bis spätestens 2035 die Stromerzeugung durch fossile Energien beenden wollen und denen im Augenblick nichts anderes einfällt, als mit noch mehr Windrädern und noch mehr Solaranlagen die Krise zu meistern.

Offensichtlich ist die Energie noch immer zu billig - oder haben sich bei den letzten Wahlen in Niedersachsen die Wahlergebnisse deutlich geändert? :nein:
Es wurde auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß es teuer wird - in den "alternativen" Medien konnte man Schätzungen über die Umbaukosten der deutschen Volkswirtschaft lesen.

Vielleicht ist wirklich die letzte Hoffnung, daß Deutschland - wider Erwarten- das Endspiel der WM in Katar erreicht. Wenn dann beim Abspielen der Nationalhymnen ein flächendeckender Stromausfall im gesamten Bundesgebiet für mehrere Tage (am besten bis ins Neue Jahr) eintritt - dann könnten einige doch nachdenklich werden. :D

Aber vor einem "Aufwachen" stehen zum Glück ARD & Co und die werden das Bewußtsein schon in die richtige Richtung lenken. :breitgrins:

Peduli
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 9. November 2022, 01:22
........ -nur zur Erinnerung- weit über 80% der Wähler haben für Parteien gestimmt, die bis spätestens 2035 die Stromerzeugung durch fossile Energien beenden wollen und denen im Augenblick nichts anderes einfällt, als mit noch mehr Windrädern und noch mehr Solaranlagen die Krise zu meistern.
Ebend! :unbeteiligttu:

Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlachter selber! :pfeif:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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