Mit Begriffen umgehen

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overkott
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Mit Begriffen umgehen

Beitrag von overkott »

Schon im Umgang mit Begriffen wie Radikalismus und Extremismus gehen Journalisten und Politiker nicht zimperlich um. Der Unterschied zwischen den Begriffen liegt im Verhältnis zur Gewalt. Im Unterschied zu Radikalen wenden Extremisten Gewalt an. In der politischen Auseinandersetzung werden jedoch Radikale als Extremisten bezeichnet, um sie als noch gefährlicher darzustellen. Der Unterschied zwischen Extremismus und Terrorismus besteht im Zweck der Gewalt. Extremistische Mörder sind nicht unbedingt Terroristen. Denn Terroristen zeichnen sich durch Bekennerschreiben aus. Terroristen sagen also der Gesellschaft oder einer ihrer Gruppen den Kampf an, verbreiten durch unvorhersehbare punktuelle Gewalt Angst und Schrecken, um durch Bekennerschreiben Urheber und Motivation der Aktionen zu dokumentieren. Dadurch scheinen sich die Terroristen der siebziger Jahre von den Extremisten der zehner Jahre zu differenzieren.

heiliger_raphael
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Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von heiliger_raphael »

den Begriff Extremismus halte ich für politisch völlig überflüssig. Er wurde meines Wissens ca. 1970 von bundesdeutschen Behörden geschaffen. Ihm liegt keine politische Theorie zugrunde, sondern definiert Aktivitäten oder Gruppen, die als weit außenstehend eingestuft werden. Absurd ist das vor allem deshalb, weil die Behörden selbst mit ihren V-Leuten maßgeblich an dem Aufbau extremistischer Strukturen beteiligt waren. Die politische Mitte, die notwendig betrachtet werden muss, wenn es um Extremismus geht, wandelt sich zudem kontinuierlich mit dem Zeitgeist. Er beinhaltet auch keine moralische Wertung, was ich schwierig finde. Menschen, die gegen das Naziregime gehandelt haben, waren damit genauso extremistisch wie Menschen, die in den 90ern Asylbewerberheime angezündet haben oder heute gut katholische Werte vertreten. Kürzlich gab es mal einen Bericht, dass z.b. ein Großteil der linksextremistischen Straftaten Sitzblockaden gegen Naziaufmärsche wären. Die fehlende politische Betrachtung führt dazu, dass CDUler, die z.b. an einer Blockade mitwirken, damit in der Statistik linksextremer politischer Straftaten landen. Das scheint mir nicht zielführend zu sein.
Viel sinnvoller scheint mir politisch der Begriff des Radikalismus zu sein, da er Denkweisen beschreibt, die bestimmte Probleme an der Wurzel (radix) der Gesellschaft festmachen und die Gesellschaft grundlegend bekämpfen. Der Vorteil ist, dass die Zuordnung oft schon durch die Selbstpositionierung der Gruppen oder Menschen erfolgen kann. Während sich kaum jemand als Extremist einstuft, bekennen zumindest etliche Menschen, dass sie den Staat für grundlegend fehlerhaft halten und ihn abschaffen wollen.

Raphael

Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Schon im Umgang mit Begriffen wie Radikalismus und Extremismus gehen Journalisten und Politiker nicht zimperlich um. Der Unterschied zwischen den Begriffen liegt im Verhältnis zur Gewalt. Im Unterschied zu Radikalen wenden Extremisten Gewalt an. In der politischen Auseinandersetzung werden jedoch Radikale als Extremisten bezeichnet, um sie als noch gefährlicher darzustellen. Der Unterschied zwischen Extremismus und Terrorismus besteht im Zweck der Gewalt. Extremistische Mörder sind nicht unbedingt Terroristen. Denn Terroristen zeichnen sich durch Bekennerschreiben aus. Terroristen sagen also der Gesellschaft oder einer ihrer Gruppen den Kampf an, verbreiten durch unvorhersehbare punktuelle Gewalt Angst und Schrecken, um durch Bekennerschreiben Urheber und Motivation der Aktionen zu dokumentieren. Dadurch scheinen sich die Terroristen der siebziger Jahre von den Extremisten der zehner Jahre zu differenzieren.
Ich finde, JESUS war ein stückweit extremistisch und ziemlich radikal! 8)

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overkott
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Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Schon im Umgang mit Begriffen wie Radikalismus und Extremismus gehen Journalisten und Politiker nicht zimperlich um. Der Unterschied zwischen den Begriffen liegt im Verhältnis zur Gewalt. Im Unterschied zu Radikalen wenden Extremisten Gewalt an. In der politischen Auseinandersetzung werden jedoch Radikale als Extremisten bezeichnet, um sie als noch gefährlicher darzustellen. Der Unterschied zwischen Extremismus und Terrorismus besteht im Zweck der Gewalt. Extremistische Mörder sind nicht unbedingt Terroristen. Denn Terroristen zeichnen sich durch Bekennerschreiben aus. Terroristen sagen also der Gesellschaft oder einer ihrer Gruppen den Kampf an, verbreiten durch unvorhersehbare punktuelle Gewalt Angst und Schrecken, um durch Bekennerschreiben Urheber und Motivation der Aktionen zu dokumentieren. Dadurch scheinen sich die Terroristen der siebziger Jahre von den Extremisten der zehner Jahre zu differenzieren.
Ich finde, JESUS war ein stückweit extremistisch und ziemlich radikal! 8)
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overkott
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Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von overkott »

Als der Vorgänger des Papstes seine regelmäßigen Ansprachen hielt, konnte man auch anderer Meinung sein, aber er war immer geistreich. Die jetzigen Predigten wirken leider sehr naiv. Den heiligen Geist als Person zu verkaufen, entspricht zwar nicht der Bibel und nicht der Theologie der alten Kirche, aber der deutschen Übersetzungstradition. Hypostase ist mit Substanz treffend widergegeben. Dabei sind Vater, Sohn und Geist allerdings kein Pulver. Auch als Grundlage Gottes sind sie falsch verstanden. Sie sind nicht das Fundament Gottes, sondern stehen als Begriffe unter Gott. Gott ist also das Wort, das Vater und Sohn im Geist vereint.

Gerade die deutsche Übersetzung ist sehr irrational: Der Vater hat den Geist gezeugt und den Sohn geboren, aus dem der Geist als Hauchung zeitgleich hervorgeht. Wie allerdings der Vater zwei Personen einmal durch Geburt, aber auch durch Zeugung hervorbringt, und die zweite Person die dritte Person gleichzeitig aushaucht, wird dann als ganz ganz großes Geheimnis behauptet. ( Hauptsache Wochenmurks ) In der Bibel tritt diese dritte Person dann als Taube oder als Feuerflämmchen auf. Wenn Atheisten daherkommen und sagen: "Das überzeugend mich nicht.", kann man ihnen mit Hilfe des Papstes die Vernünftigkeit dieser Bildsprache kaum nahebringen.

Wer den Glauben jedoch traditionell vernünftig versteht, wird in der Kirche behindert.

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Niels
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Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:Wer den Glauben jedoch traditionell vernünftig versteht, wird in der Kirche behindert.
:!: :!: :!:
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Niels
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Re: Mit Begriffen umgehen

Beitrag von Niels »

(Ist aber trotzdem alles off-topic hier.)
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