Sarandanon hat geschrieben:Caviteño hat geschrieben:Ich weiß zwar nicht, was Du von mir gelesen hast. Aber ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, daß ich eine unkontrollierte Einwanderung für einen Fehler halte und sie deswegen ablehne.
Die lehne ich auch ab. Aber die momentane Lage ist nunmal so, dass schon tausende vor unserer Haustür stehen oder bereits Eingang gefunden haben. Irgendwie ist da doch augenscheinlich schon ein Kind in den Brunnen gefallen durch konsequentes Aussitzen auf Dublin III. Darum geht es mir, jetzt haben gläubige Christen die Chance, sich als SEINE Nachfolger zu beweisen, entweder in Tat aber auch in Wort, oder aber sich formalistisch den Katechismus vorzunehmen und Gründe gegen Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu suchen (damit bist jetzt nicht Du gemeint, sondern zwei besonders gute Katholiken, die hier ihr Geschreibsel absondern und sich auf "einer Linie" wähnen). Das zu ignorieren und allein Maßnahmen in den Krisenländern zu fordern und meinen, dass wäre jetzt die Lösung sowie alle Flüchtlinge pauschal als Asylbetrüger zu bezeichnen, ist doch wohl ein Witz.
Caviteño hat geschrieben:Es reicht in diesen Fällen eben nicht, ein gutes Herz zu haben und sich auf christliche Tugenden zu berufen.
Nee, sicherlich nicht. Aber es ist die Pflicht eines jeden, der sich Christ nennt, diese Tugenden zumindest in seiner Einstellung versuchen zu verinnerlichen. Und hier liegt eben die große Schwäche zB von Katholiken, denen der Formalismus wichtiger ist als SEINEM Weg so gut wie möglich zu folgen. Und trotzdem kann man dabei sogar kritisch bleiben.
Sarandanon - es ist ja schön, wenn man als Christ die Nächstenliebe praktiziert, nur kann man nicht verneinen, daß es dann zu einem Sogeffekt kommt. Man begrüßt die ersten 5. hier mit christlicher Nächstenliebe, rückt zusammen, bietet Unterkunft und Verpflegung - und die nächsten 5., 1 oder 2 Millionen machen sich auf den gefahrvollen Weg.
Das kann doch keine Lösung sein, denn dadurch würden die Gastgeber und auf Dauer auch die Flüchtlinge überfordert. Niemand kann innerhalb relativ kurzer Zeit hier Arbeitsplätze für Millionen von arbeitswilligen, aber häufig mit mangelnder Qualifikation ausgestatteten jungen Männern schaffen. Wo in Indien oder Eritrea 1 Bauarbeiter beschäftigt sind, machen das hier 1 mit entsprechenden Maschinen (wenn es überhaupt soviele sind). Die Arbeitslosigkeit für diese jungen Menschen ist vorprogrammiert, von seltenen Ausnahmen abgesehen.
ME ist Deine Haltung sehr ehrenwert, aber kann nicht die Richtlinie in der gegenwärtigen Situation sein.
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:An die Lernfähigkeit zu appellieren und selbst keine Antwort auf die Frage zu geben, wie diese Menschen in einer hochtechnisierten Gesellschaft ihren Lebensunterhalt selbst verdienen könnten, zeugt aber auch nicht gerade von Konsequenz.....
Mit der Lernfähigkeit wiederum blicke ich eher in die Zukunft und unsere zukünftige Einstellung zur Ausbeutung von großen Regionen der Welt, um diese arm zu halten und abhängig zu machen sowie vom Schüren von Konflikten, um lukrative Waffengeschäfte durchzuführen.
Das ist mir ein wenig zu pauschal. Nicht überall in der Welt werden Konflikte geschürt (und wenn, ist es nicht unbedingt der Westen) und Waffengeschäfte machen doch nur einen kleinen Teil des intern. Handels aus.
Die Versäumnisse liegen doch meist bei den nationalen "Eliten", die sich schamlos selbst bereichern. Jedes Land kann etwas aus sich machen.
Ghana und Singapur starteten bei ihrer Unabhängigkeit mit dem gleichen Bruttosozialprodukt - wie sieht es heute aus?
Die PH waren nach dem 2. Weltkrieg die Nr. 2 in Asien (dank der amerik. Kolonialherrschaft), weit vor Südkorea. Dort fand ein Krieg statt, der viel Zerstörung und Leid brachte. In den fünfziger und sechziger Jahren arbeiteten Koreaner als Gastarbeiter in der Welt, heute müssen 1% der phil. Bevölkerung ihren Lebensunterhalt im Ausland verdienen.
Argentinien gehörte zu den reichsten Ländern der Welt - "riche comme un argentin" – reich wie ein Argentinier war ein Sprichwort und
noch am Ende des Zweiten Weltkriegs war der argentinische Peso die – neben Dollar und Pfund Sterling – härteste Währung der Welt.
Birma/Myanmar war ein reiches Land mit relativ hohem Lebensstandard, heute gilt es als eines der Armenhäuser in Asien. Besonders Myanmar ist ein gutes Beispiel. Hier zog sich der "Westen" zurück, verhängte sogar ein Embargo und es sprangen die Chinesen ein. Das Land versank in Armut und hofft heute auf umfangreiche Investitionen westlicher Staaten.
Gerade in den sog. Entwicklungsländern kann man doch beobachten, daß es mit der wirtschaftlichen Entwicklung überwiegend bergab geht, weil es eben an grundlegenden Investitionsbedingungen hapert: Eigentumsgarantie und Rechtssicherheit.
Welcher Konzern wird denn z.B. auf den PH (mit einer jungen, englischsprachigen und relativ gut ausgebildeten Bevölkerung) investieren, wenn er dort den Grund und Boden für seine Fabriken nicht kaufen darf und über das Justizsystem von der Botschaft geschrieben wird:
Die in der Regel außerordentlich lange Verfahrensdauer, ein oftmals schwer absehbarer Prozessausgang und hohe, von den Parteien selbst zu tragende Anwaltsgebühren lassen eine prozessuale Geltendmachung von Rechten vor philippinischen Gerichten vielfach nicht angezeigt erscheinen.
http://www.manila.diplo.de/contentblob/ ... mar_15.pdf
Vergleichbar wie in GR - auch dort investiert kaum ein intern. Unternehmen.
Wenn Du der Meinung bist, man wolle diese Regionen "arm und abhängig halten", kann ich dem nicht zustimmen. Wo die Voraussetzungen für ein Investment stimmen, wird investiert. Glauben diese Länder bzw. Regionen allerdings, ihre eigenen Wertvorstellungen (Vetternwirtschaft, Willkürurteile) durchsetzen zu können, müssen sie eben in Kauf nehmen, daß dort keine wesentlichen Beträge investiert werden.
Dafür muß man nicht nach Übersee schauen - ein Blick nach GR reicht - und das liegt in Europa, gehört zur EU und zur Eurozone.