Kreuzgang

Ein Begriff hat sich eingebürgert, oft abfällig dahingeworfen. Der «Gutmensch». Aber bitte, was ist das für eine Spezies?

Uli hat geschrieben:Geronimo, bei dem Begriff „Gutmenschen“ lieber etwas vorsichtig sein ...

Auch mir sind „Gutmenschen“ etwas suspekt, FALLS darunter verstanden wird: hypersensibe, ziemlich weltfremde Menschen voll Betroffenheitsduselei und Gesinnungskitsch, die persönlich stets das Gute wollen, aber ohne richtigen Durchblick und Kenntnis der Zusammenhänge, verbunden oft mit ins Leere laufendem Aktionismus (auch wenn mir das alles immer noch unendlich viel lieber ist als Bosheit und Gewalt!). In diesem Sinne, davon gehe ich aus, verstehst du es ja auch – und mir ist das genau so suspekt wie dir: In dem Sinne möchte ich kein Gutmensch sein und bin ich auch keiner.

Aber: NICHT suspekt sind mir die Gutmenschen (und ein solcher möchte ich gerade als Christ durchaus gerne sein!) in DEM Sinne, wie Rechtsextreme diesen Begriff „Gutmenschen“ abfällig und neuerdings immer öfter benutzen: nämlich als „chices“ Schimpfwort auch für die, die sich „mit beiden Beinen auf dem Boden“ für Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und gegen Rassismus, Nationalismus, Hass und Gewalt einsetzen. Und sich selbst bezeichnen diese Rechtsextremen dann ganz gezielt und zynisch als „Bösmenschen“/“Schlechtmenschen“. Wobei aus ihrer Sicht sie selbst, die Bösmenschen, mit ihrem Hass und Rassismus und Antisemitismus etc. logo sehr viel besser sind als die von ihnen so genannten Gutmenschen. Da bin ich doch gerne ein Gut-Mensch = Christus-Mensch!

Uli

Das ist ein sehr klares Statement, dennoch möchte ich gerne ein Häkchen dahinter machen; kann ich aber nicht, weil ich nun dringend eine neue Brille aussuchen muss, die aus mir zwar keinen guten, aber einen gut aussehenden Menschen machen soll.

Gutmenschen sind Menschen, die von anderen das erwarten, was sie selber weder leisten wollen, noch können.

Gutmenschen sind Menschen, die empört den Kopf über die bösen Italiener schütteln, die den afrikanischen Flüchtlingen die Einreise auf der Cap Anamour verwehren, aber leider in der eigenen guten Stube für schwarze Flüchtlinge keine Platz finden. Soll sich mal der Staat darum kümmern, dafür ist er doch da, nich?

Gutmenschen sind Menschen, die so gut sind, dass sich die Kirche an ihnen ein Vorbild nehmen sollte: wenn sie nichts daran finden, von Frau zu Frau und Mann zu Mann weiterziehen, hat das die Kirche auch nicht weiter zu stören. Und wenn doch, beweisst das doch nur, dass die Gutmenschen gut, und die Kirche böse ist.

.... ließe sich fortsetzen ....

Ich bin übrigens auch ein "Bösmensch", ich schaffe das sogar ohne Rechtsextremismus (schäm).

Hm .... wenn ich kein Gutmensch bin, sehe ich dann wenigstens unverschämt gut aus? Meine natürliche Bescheidenheit verbietet mir eine Antwort.

Ein Gutmensch bezeichnet sich nie selbst als Gutmensch.
Er wird von anderen als Gutmensch bezeichnet, weil sie besser sein wollen als der Gutmensch. Sie sind Bessermenschen.

Stefan hat geschrieben:Ein Gutmensch bezeichnet sich nie selbst als Gutmensch.
Er wird von anderen als Gutmensch bezeichnet, weil sie besser sein wollen als der Gutmensch. Sie sind Bessermenschen.

Gut ...
Besser ...

Am besten - Sei ein Mensch

Sehn wir´s doch mal biblisch, Altes und Neues Testament ... (Wer gibt mir dafür ein Fleißkärtchen?? )

Als erstes eine biblische Warnung (auch an solche, die sich selbst bewusst „Bösmenschen" nennen und ihr Böses für ok halten, das wirklich Gute aber als böse bzw. mit abfälligen Ausdrücken bezeichnen):

Jesaja 5,20
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!


Als zweites biblische Mahnungen:

5. Mose 30,15
Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse.

Psalm 34,15
Laß ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!

Prophet Jesaja 1,17
Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten!

Prophet Amos 5,14
Suchet das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr leben könnt, so wird der HERR, der Gott Zebaoth, bei euch sein, wie ihr rühmt.

Lukasevangelium 6,35/45
Tut Gutes! Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen.

Römerbrief 2,10
Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden allen denen, die Gutes tun, zuerst den Juden und ebenso den Griechen.

Römerbrief 12,2
Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Römerbrief 12,17
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Galaterbrief 6,9
Laßt uns aber Gutes tun und nicht müde werden.

2. Thessalonicherbrief 3,13
Ihr aber, liebe Brüder, laßt's euch nicht verdrießen, Gutes zu tun.

1. Petrusbrief 3,11-13
Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber steht wider die, die Böses tun.Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert?

3. Johannesbrief 11
Folge nicht dem Bösen nach, sondern dem Guten. Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.


Als drittes leider aber auch das:

Prediger Salomo 7,20
Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, daß er nur Gutes tue und nicht sündige.

Prophet Jeremia 5,25
Eure Sünden halten das Gute von euch fern.

Römerbrief 7,19-21
Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. So finde ich nun das Gesetz, daß mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.

Jakobusbrief 4,17
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde.

Und als viertes - last but not least - auch das:

Sirach 14,5
Wer sich selbst nichts Gutes gönnt, was sollte der andern Gutes tun?

(Und natürlich soll sich ein guter Mensch nie als solcher bezeichnen - a) das wäre Lüge/Selbstlüge, weil er eben bei weitem nicht nur gut, sondern auch und noch weit mehr beknackt ist - vgl. oben drittens -, b) weil es außerdem, selbst wenn er rundum gut wäre, bescheuerte Angeberei wäre. Aber: Zumindest kann man sagen, man würde gern ein guter, ein immer besserer Mensch sein, und sich dann in diese Richtung bemühen.)

That´s life!

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm












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