Nordkorea

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Sarandanon
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Nordkorea

Beitrag von Sarandanon »

Ich möchte an dieser Stelle auf zwei wirklich interessante und mMn gut gemachte Dokumentationen hinweisen, die Nordkorea und sein kommunistisch eingefärbtes Feudalsystem ein wenig beleuchten.

1. "The Propaganda Game"

Leider nicht frei verfügbar. Ich habs bei Netflix entdeckt: Ein spanisches Filmteam drehte diese Doku 214, welche einerseits die Staatspropaganda enthüllt, andererseits aber auch klar macht, wie wenig wir eigentlich von diesem Land wissen und welche westliche Propaganda dadurch wirkt. Interessant ist, dass hierbei ein spanisch-stämmiger Apparatschik reichlich zu (Propaganda-)Wort kommt:

https://www.youtube.com/watch?v=SzKt4pZQzKg (nur ein Trailer)

2. "Inside Nordkorea" (ja ich weiß, ein wenig verdenglischt)

Diese Doku eines russisch-tschechischen Teams begleitete 1 Jahr lang ein kleines Mädchen. Es sollte streng nach einem behördlichen Drehbuch gefilmt werden. Das Besondere: Man hat die Kamera ständig mitlaufen lassen und dabei aufgenommen, wie die "Darsteller" auf Linie des Drehbuchs gebracht wurden. Diese Squenzen mussten natürlich vor den Behörden verborgen und außer Landes geschmuggelt werden. U.a. wurde entlarvt, dass die Familie des Mädchens keineswegs in der schönen Vorzeigewohnung zu Hause war. Gleichzeitig bedrückend und eindrucksvoll. Hier der Link zur Mediathek des "Lügenpressesenders" (aber es ist ja ein russischer Filmer :blinker: ):

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage ... d=38416322

Wenn man allein die Bilder beider Filme betrachtet und vlt. zu dem Schluss kommt, dass doch Land, Stadt (Pjöngjang) und Straßen so sauber und die Menschen so ordentlich, einheitlich und glücklich wirken, wäre das doch das Paradies alljener in unserem Land, die sich einen starken Autokraten als Staatslenker und einen abgeschotteten, ethnisch aufgeräumten und nationalzentrierten Staat wünschen. Keine Fremden, keine Lügenpresse, keine Industrielobby, alle Menschen sind einer Meinung,...
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
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Torsten
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Re: Nordkorea

Beitrag von Torsten »

Sarandanon hat geschrieben:Wenn man allein die Bilder beider Filme betrachtet und vlt. zu dem Schluss kommt, dass doch Land, Stadt (Pjöngjang) und Straßen so sauber und die Menschen so ordentlich, einheitlich und glücklich wirken, wäre das doch das Paradies alljener in unserem Land, die sich einen starken Autokraten als Staatslenker und einen abgeschotteten, ethnisch aufgeräumten und nationalzentrierten Staat wünschen. Keine Fremden, keine Lügenpresse, keine Industrielobby, alle Menschen sind einer Meinung,...
Mal schauen, wer auf deinen Strohmann anspringt. Ich werde das nicht tun.

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Sarandanon
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Re: Nordkorea

Beitrag von Sarandanon »

:D ...war klar, dass das kommt.... Okay, ich hab mit solchen Reaktionen natürlich gerechnet. Trotzdem sollte es kein Strohmann sein, sondern die Wertigkeit der Dokus hervorheben. Ich konnte mir nur die Bemerkung am Schluss nicht verkneifen.

Wenn allerdings allein die Tatsache zählen würde, dass Du das Strohmann nennst, wärst Du eh schon drauf angesprungen. Wusste auch gar nicht, dass Du zur Autokratieverfechterfront gehörst :hmm: .
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Dieter
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Re: Nordkorea

Beitrag von Dieter »

In keinem nicht-muslimischen Land der Welt ist die Verfolgung der Christen so brutal wie in Nordkorea.

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Sarandanon
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Re: Nordkorea

Beitrag von Sarandanon »

Ja, stimmt. Im ersten Film wurde allerdings eine (vmtl.) kath. Scheingemeinde dargestellt. Sollte wohl die "Religionsfreiheit" beweisen.

Bemerkenswert ist auch eine Frage und das Resümee im ersten Film:

a) Woher kommt das Geld? Nur China?

b) Keine der globalen Interessengruppen haben ein Verlangen danach, dass das Regime samt Staat untergeht. Die Chinesen befürchten den Verlust einer Pufferzone, die Amis den Verlust bei Waffengeschäften und Einfluss auf der Halbinsel. Selbst die Südkoreaner wären nicht allzu begeistert ob der gigantischen Kosten, die auf sie zukommen würden. Und so wird dieses Gesellschaftskonstrukt wohl künstlich am Leben gehalten werden.
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Dieter
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Re: Nordkorea

Beitrag von Dieter »


Caviteño
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Re: Nordkorea

Beitrag von Caviteño »

Ich poste das einmal hier, obwohl es Südkorea betrifft.

Südkorea entwickelt sich zu einer führenden Musik- und Unterhaltungsmacht in Asien und hat China deutlich überholt. Dieser Artikel faßt es sehr gut zusammen:

Südkorea: die Pop-Großmacht Asiens

Der Autor schreibt:
Wenn ich mich in Thailand, in China, in Burma, in Vietnam mit jungen Leuten unterhalte, um herauszufinden, welchen Trends sie folgen, sehe ich immer: In Südkorea spielt die Musik, hier werden die einflussreichen Filme und Soap Operas produziert, hier werden Moden geschaffen, die Asien bestimmen. Südkorea ist das kulturelle Vorbild Asiens. Der Westen hat weitgehend abgewirtschaftet. Europa spielte noch nie eine Rolle, aber auch das ehemals US-amerikanische Vorbild verliert seine Strahlkraft.
(...)
In den koreanischen Familiendramen finden sich andere Charakterkonstellationen als im Westen. Der „böse alte“ Mann ist hier undenkbar. Weiße, also helle Haut ist allüberall erstrebenswert und wird als hochmodisch angesehen. (...) In Soap Operas spielt sich Gewalt meist zwischen der guten und der bösen Frau ab, der weise, weiße Mann steht in seiner Weisheit über den Dingen und löst mit seiner Vermittlung die Probleme, die die Frauen anrichten.
Die youtube-Aufrufe übertreffen alles, was man hier kennt: Der Song DDU-DU DDU-DU von der Girlie-Band Blackpink kommt insgesamt auf 800 Millionen Aufrufe, die Boyband BTS mit ihrem Video Blood Sweat & Tears erreicht über 500 Mio Aufrufe.

Das Ergebnis:
Länder wie Vietnam, Burma, Kambodscha und Laos werden von Südkorea regelrecht kulturell kolonialisiert. Selbst China tut sich schwer, Südkorea auf diesem Feld etwas entgegenzusetzen. Einheimische Kultur stirbt aus oder wird auf den Status von Folklore degradiert – wie wir das auch schon in Deutschland kennen.
Nordkorea - um auf das Strangthema zurückzukommen - dürfte dem fast nichts entgegensetzen können. Die Ausnahme ist vielleicht die Moranbong Band, deren Auftritte jedoch im Vergleich mit ihren südkoreanischen Pendants bieder wirken.

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