Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

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ar26
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von ar26 »

An der Stelle könnten wir uns mal ehrlich machen und sachlich ohne Parteiengezänk über die strukturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesteilen und zukünftige Perspektiven sprechen. Ich behaupte, dass die jüngsten Wahlergebnisse wesentlich weniger durch Merkels Migrationspolitik als durch ihre Wirtschafts-, Finanz- und nunmehr auch Umweltpolitik verursacht worden sind. Ihr müsst eins immer bedenken. Der gemeine Westdeutsche glaubt, Wohlstand für 4/5 der Gesellschaft sei im Großen und Ganzen selbstverständlich, trotz des üblichen Auf und Ab. Der gemeine Ostdeutsche weiß, dass dem nicht so ist.

PS: Man möge mir die platten Bezeichnungen Ost-/Westdeutscher verzeihen. Bessere Begriffe fallen mir nur leider nicht ein.
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Siard
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Siard »

Ich stimme Dir zu.
Die Einschätzung im Westen beruht mE vor allem auf Erfahrungen aus der Vergangenheit und einem Ausblenden der Realität in der Gegenwart.

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Juergen
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Juergen »

Forschung zu Rechtsruck

An der Uni Paderborn laufen in den nächsten drei Jahren Forschungen zum Thema Rechtspopulismus. Die Forscher schauen dabei vor allem auf soziale Faktoren:

Zum Beispiel auf die soziale Unsicherheit und Ungleichheit. Wie hängt die jeweils mit der Unterstützung der Rechtspopulisten zusammen? Das ist eine der zentralen Fragen der Paderborner Forscher. Aber auch eine mögliche gesellschaftliche Spaltung wird untersucht und die Frage, inwieweit sie den Rechtspopulisten in die Karten spielt.

Die Forscher wollen zudem herausfinden, ob der Zulauf bei den Rechtspopulisten auf eine wachsende Distanz zur Demokratie zurückzuführen ist. Wie in Deutschland, sind in vielen europäischen Ländern, aber auch weltweit rechtspopulistische Parteien und Bewegungen auf dem Vormarsch.
Wenn ich untersuche, wie sich soziale Ungleichheiten auf das Wahlverhalten auswirken, so werde ich am Ende notgedrungen feststellen, daß sich soziale Ungleichheiten auf das Wahlverhalten auswirken, da ich ja andere Faktoren gar nicht in den Blick genommen habe. :roll:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

ar26 hat geschrieben:
Dienstag 3. September 2019, 13:37
An der Stelle könnten wir uns mal ehrlich machen und sachlich ohne Parteiengezänk über die strukturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesteilen und zukünftige Perspektiven sprechen. Ich behaupte, dass die jüngsten Wahlergebnisse wesentlich weniger durch Merkels Migrationspolitik als durch ihre Wirtschafts-, Finanz- und nunmehr auch Umweltpolitik verursacht worden sind. Ihr müsst eins immer bedenken. Der gemeine Westdeutsche glaubt, Wohlstand für 4/5 der Gesellschaft sei im Großen und Ganzen selbstverständlich, trotz des üblichen Auf und Ab. Der gemeine Ostdeutsche weiß, dass dem nicht so ist.
Ich bin ja nun nicht als Merkel-Fan bekannt - aber was hätte sie denn tun sollen? Es wurden doch erhebliche Investitionen dort vorgenommen. Noch mehr Geldmittel in die östl. Bundesländer zu lenken, hätte auch im Westen zu Irritationen geführt, zumal es hier auch Gebiete mit hoher Arbeitslosigkeit und kaputter Infrastruktur gibt.

Klar - man hätte schon vorher über "Sonderwirtschaftszonen" nachdenken können, aber wodurch sollen die sich auszeichnen? Steuererleichterungen? Investitionsbeihilfen? Das wäre doch nur ein Synonym für weitere Mittel für den "Aufbau Ost" und hätte im Westen Fragen aufgeworfen.
Attraktive (sprich: geringere) Löhne bzw. keine Tarifbindung - den Aufschrei kann sich jeder vorstellen.
Schnellere Planfeststellungen uä - das hätten die jeweiligen Landesregierungen schon lange anstoßen können.
Der Tourismus ist erfolgreich, Radtouren, Badeurlaub oder Städteausflüge blühen und bringen Geld.

Ich weiß nicht, was man grundlegend hätte anders machen können, welche anderen Schwerpunkte einen größeren Erfolg gebracht hätten.

Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

Nachtrag:

Dieser Artikel geht davon aus, daß die AfD nicht wegen der Sorge vor wirtschaftlichem Abstieg gewählt wurde, sondern das es die sog. SOS-Themen waren, die zur Wahlentscheidung führten:
Der typische AfD-Wähler ist ein Mann jüngeren oder mittleren Alters, er verdient gut und gehört zum eher gehobenen Bildungsdurchschnitt. Ihn treiben vorrangig nicht wirtschaftliche oder soziale Sorgen um, sondern die sogenannten SOS-Themen – Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit.
Er lehnt Zuwanderung ab, neue Familienformen, ist skeptisch gegenüber der Genderforschung und dem Klimawandel. Wirtschaftliche Faktoren spielen für seine Wahlentscheidung kaum eine Rolle. Er orientiert sich eher an immateriellen Begriffen wie Identität, Heimat, Abendland, Gemeinschaft.
Protest trotz Wohlstand: Sie wählen die AfD, weil es ihnen gut geht

Nach dieser Analyse kommt der Tagesspiegel dann zu dem Ergebnis, daß für die AfD gewählt wurde, weil es "denen zu gut geht..". Auf die naheliegende Idee, daß die anderen Parteien bei den SOS-Themen versagt haben können, kommt er leider nicht.

Anabel Schunke stellt aufgrund des Artikels ähnliche Überlegungen an:

Hilfe, jung und gebildet hat AfD gewählt!
Es ist unschwer zu erkennen, dass die ewige Mär des rechten, abgehängten Ossis nicht ausreicht, um die Gründe für den Erfolg zu beschreiben. Zumal die „Abgehängten“ einer jeden Gesellschaft zumeist dazu neigen, bei Wahlen zu Hause zu bleiben. Dass die AfD unglaubliche 246.000 Nichtwähler mobilisieren konnte, spricht also nicht für die These des „abgehängten Ossis“. Sie widerlegt sie. Es sind die Überzeugten, die Protestler, die überdurchschnittlich gebildeten und wirtschaftlich gut aufgestellten Bürger, die Blau wählen.
Mal sehen, ob solche Gedanken auch bei den öffentl.-rechtl. Sendern geäußert werden (dürfen).

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ar26
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von ar26 »

Caviteño hat geschrieben:
Dienstag 3. September 2019, 19:11
ar26 hat geschrieben:
Dienstag 3. September 2019, 13:37
An der Stelle könnten wir uns mal ehrlich machen und sachlich ohne Parteiengezänk über die strukturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesteilen und zukünftige Perspektiven sprechen. Ich behaupte, dass die jüngsten Wahlergebnisse wesentlich weniger durch Merkels Migrationspolitik als durch ihre Wirtschafts-, Finanz- und nunmehr auch Umweltpolitik verursacht worden sind. Ihr müsst eins immer bedenken. Der gemeine Westdeutsche glaubt, Wohlstand für 4/5 der Gesellschaft sei im Großen und Ganzen selbstverständlich, trotz des üblichen Auf und Ab. Der gemeine Ostdeutsche weiß, dass dem nicht so ist.
Ich bin ja nun nicht als Merkel-Fan bekannt - aber was hätte sie denn tun sollen? Es wurden doch erhebliche Investitionen dort vorgenommen. Noch mehr Geldmittel in die östl. Bundesländer zu lenken, hätte auch im Westen zu Irritationen geführt, zumal es hier auch Gebiete mit hoher Arbeitslosigkeit und kaputter Infrastruktur gibt.

Klar - man hätte schon vorher über "Sonderwirtschaftszonen" nachdenken können, aber wodurch sollen die sich auszeichnen? Steuererleichterungen? Investitionsbeihilfen? Das wäre doch nur ein Synonym für weitere Mittel für den "Aufbau Ost" und hätte im Westen Fragen aufgeworfen.
Attraktive (sprich: geringere) Löhne bzw. keine Tarifbindung - den Aufschrei kann sich jeder vorstellen.
Schnellere Planfeststellungen uä - das hätten die jeweiligen Landesregierungen schon lange anstoßen können.
Der Tourismus ist erfolgreich, Radtouren, Badeurlaub oder Städteausflüge blühen und bringen Geld.

Ich weiß nicht, was man grundlegend hätte anders machen können, welche anderen Schwerpunkte einen größeren Erfolg gebracht hätten.
All diese Dinge meinte ich nicht. Ich meinte zuerst die falsche Währungspolitik, die Sparen obsolet macht. Für den Durchschnittsbürger in Westdeutschland in den 50er/60er Jahren wäre es schier undenkbar gewesen, sein Geld besser vollständig zu verpulvern als es auf die hohe Kante zu legen. All dies ist heute nicht mehr möglich, dass erschwert den Menschen hier den Vermögensaufbau erheblich, Besserung ist nicht abzusehen.

Ebenso unklar sind die Perspektiven für die heimische Industrie. Der durchaus starke Automobilsektor wird durch Merkels Energie- und Verkehrswende in den Bereich der E-Mobilität gedrückt. VW hat Sachsen diesbezüglich zum Versuchslabor gemacht. Du selbst hast schon häufiger über die diesbezüglichen Perspektiven geschrieben. Merkels Energiepolitik stellt die in Sachsen wichtige, weil arbeitsplatzintensive Braunkohle zur Disposition, obwohl überhaupt kein Ersatz hierfür existiert. Über die steigenden Strompreise brauchen wir auch nicht zu reden. Dass den Menschen in der Peripherie ohne Not das Auto schlecht geredet wird, scheint vor diesem Hintergrund konsequent, ist aber nun wirklich kein Grund, Merkel oder ihre Lakaien zu wählen.

Du hast zurecht von den vielen Dingen geschrieben, die in den 90er Jahren entstanden sind. Keine Frage. Aus der Ära Merkel ist mir allerdings kein größeres Infrastrukturprojekt bekannt. Die Region Chemnitz/Südwestsachsen, knapp 2 Mio. Menschen, ist nach wie vor vom Bahnfernverkehr abgekoppelt, die Verbindung nach Leipzig ist eine Zumutung. Kein Geschäftsreisender würde sich in diesen 80er-Jahre-Zug setzen. Die Autobahn gleicher Strecke (ca. 90 km) wird seit 18 Jahren gebaut und steht jetzt knapp 20km vor Leipzig. Die 2002 (da war Kretschmer frisch Görlitzer MdB) mit Polen vertraglich vereinbarte Elektrifizierung der Bahnstrecke von Görlitz an die Grenze, die auch die Oberlausitz besser an Dresden anbinden würde, fand nie statt. Polen hat in der gleichen Zeit übrigens die Bahnstrecke von Breslau bis zur Grenze komplett elektrifiziert.

Mittel- und Ostdeutschland spielten in der Ära Merkel keine Rolle. Dass es wirtschaftlich aufwärts ging, war Schröders Agenda und den günstigen Umständen wie dem schon angesprochenen Lohnkosten und der nur selten bemerkten Bildungseifrigkeit geschuldet. Leider wird man von 20 Jahren Spitzenplatz bei Pisa und Co. auch nicht reich.

Warum also sollte man hier die Merkelparteien wählen?
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Juergen
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Juergen »

Caviteño hat geschrieben:
Dienstag 3. September 2019, 19:11
Der Tourismus ist erfolgreich, Radtouren, Badeurlaub oder Städteausflüge blühen und bringen Geld.
Ein Arbeitskollege fuhr dieses Jahr schon wieder in den Osten (Malchow in Meck-Pomm) , um dort mit der Familie Urlaub zu machen. Er macht das dort jetzt schon mehrere Jahre im Sommer. Ihm und seiner Familie gefällt es dort sehr gut. Sie können dort gut Radfahren, Schwimmen, Wandern, Ausruhen.

Sicher, der Tourismus in den Gegenden ist erfolgreich – bei ganz speziellen Zielgruppen.

ABER:
Sind diese genannten Freizeitaktivitäten das, was der (junge) deutsche Durchschnittstourist sucht?
Sucht er Orte, an denen z.B. um 18:00 der Bürgersteig hochgeklappt wird?
Sucht er Gegenden in denen, wenn er Pech hat, drei Wochen Dauerregen fällt?
Sucht er…

Wieso reisen Leute ans Mittelmeer, nach Dubai, in die Karibik oder auf die Malediven etc. und eben NICHT in den Osten Deutschlands?
Warum machen Leute Städtereisen nach London, Paris, Rom, New York, Prag, Venedig, Florenz, etc. etc. und NICHT nach Rostock, Schwerin, Wismar oder Ueckermünde (um mal bei Meck-Pomm zu bleiben)?
Gruß Jürgen

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ar26
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von ar26 »

Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 4. September 2019, 09:29
Caviteño hat geschrieben:
Dienstag 3. September 2019, 19:11
Der Tourismus ist erfolgreich, Radtouren, Badeurlaub oder Städteausflüge blühen und bringen Geld.
Ein Arbeitskollege fuhr dieses Jahr schon wieder in den Osten (Malchow in Meck-Pomm) , um dort mit der Familie Urlaub zu machen. Er macht das dort jetzt schon mehrere Jahre im Sommer. Ihm und seiner Familie gefällt es dort sehr gut. Sie können dort gut Radfahren, Schwimmen, Wandern, Ausruhen.

Sicher, der Tourismus in den Gegenden ist erfolgreich – bei ganz speziellen Zielgruppen.

ABER:
Sind diese genannten Freizeitaktivitäten das, was der (junge) deutsche Durchschnittstourist sucht?
Sucht er Orte, an denen z.B. um 18:00 der Bürgersteig hochgeklappt wird?
Sucht er Gegenden in denen, wenn er Pech hat, drei Wochen Dauerregen fällt?
Sucht er…

Wieso reisen Leute ans Mittelmeer, nach Dubai, in die Karibik oder auf die Malediven etc. und eben NICHT in den Osten Deutschlands?
Warum machen Leute Städtereisen nach London, Paris, Rom, New York, Prag, Venedig, Florenz, etc. etc. und NICHT nach Rostock, Schwerin, Wismar oder Ueckermünde (um mal bei Meck-Pomm zu bleiben)?
Klingt nach https://youtu.be/66tbjZnoiJQ 😆 Aber im Ernst. Der Tourismus läuft gut, in Meck-Pom wie in Sachsen. Nur damit kann man doch in Deutschland idR keine ganze Volkswirtschaft stemmen. Das mag in den Hochgebiergsregionen anders sein oder auf Sylt, aber sonst ist das 0berall nur "Zubrot".
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Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

@ar26

Das sind wir ja einer Meinung. Allerdings sieht es bei Infrastrukturvorhaben im Westen auch nicht anders aus (s. z.B. die Betuwe-Linie, deren Bau 1992 beschlossen wurde und jetzt soll der Bau beginnen).

Wahrscheinlich ist man Osten "aufgeweckter", erkennt die Bruchstellen in der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung schneller und hat nicht das dringende Bedürfnis "moralischer Weltmeister" zu werden.

PS: Was Pisa betrifft - schaut Euch mal an, wo Baden-Württemberg gelandet ist, seitdem die Grünen dort an der Macht sind.... Viel Spaß mit der künftigen schwarz-grün-roten Landesregierung.. :D
Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 4. September 2019, 09:29
Sicher, der Tourismus in den Gegenden ist erfolgreich – bei ganz speziellen Zielgruppen.
Klar - das ist nur etwas für ganz bestimmte Zielgruppen und nur ein "Zubrot", wie ar26 schrieb - und auch das nur in einigen Monaten im Jahr.

Mein Hinweis auf den Tourismus sollte auch nur klarmachen: Man versucht einiges - aber gegen die Wirtschaftspolitik der Merkel-Regierungen mit Nullzinsen, Energie"wende", Erweiterung des Arbeitskräfteangebots im unteren Lohnsegment und höherer Wohnungsnachfrage durch Zuwanderung usw. hilft es fast nicht.

Interessanter Bericht aus Brandenburg:

Hirschfeld in Brandenburg - Null Flüchtlinge, aber 50,6 Prozent AfD

Obwohl man nach fast 40% bei der BTW und 43% bei der Wahl zum EU-Parlament meinen könnte, es ginge für die AfD nicht weiter aufwärts, wurde man bei der Landtagswahl eines besseren belehrt.
Um halb acht ist die letzte Stimme ausgezählt. Von 607 gültigen entfallen 307 auf die AfD. Macht 50,6 Prozent. Höchstwert der Brandenburger Landtagswahl.
Die Wähler sind keine alleinstehenden, jungen, kahlrasierten, arbeitlosen Männer in Bomberjacken. Hier wird bestätigt, das solche Erklärungen zum Erfolg der AfD zu kurz greifen:
Die gerne verwendeten Erklärungsmuster, es handele sich um einen Klageruf der Abgehängten, der Alleingelassenen und Hoffnungslosen, drängen sich in Hirschfeld nicht auf. Wer das Dorf ein Wochenende lang besucht, ist überrascht von seinem Erscheinungsbild. Den gepflegten Grundstücken, den bunten, makellosen Häuserfassaden, überall aufwendig dekorierte Vorgärten mit Schaukeln und Steinbrunnen und vielen kleinen Windmühlen. Es gibt eine Kita im Ort und eine Grundschule.
Dazu ein Ärztehaus, eine Apotheke, ein kleines Kaufhaus mit Paketabgabestelle.

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Haiduk
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Haiduk »

Lieber mit der AfD in der Opposition als mit SPD und Grünen in der Regierung:

Diese Frau sprengt geplante Rot-Schwarz-Grün-Koalition in Brandenburg

Senfleben will einfach den Stuhl nicht räumen. 6 der 15 neuen MdLs stellen sich gegen ihn und erwarten völlig zurecht nach der Landtagswahl auch eine Neuwahl des CDU-Fraktionsvorstands.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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ar26
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von ar26 »

Caviteño hat geschrieben:
Mittwoch 4. September 2019, 13:14
@ar26

Das sind wir ja einer Meinung. Allerdings sieht es bei Infrastrukturvorhaben im Westen auch nicht anders aus (s. z.B. die Betuwe-Linie, deren Bau 1992 beschlossen wurde und jetzt soll der Bau beginnen).

Wahrscheinlich ist man Osten "aufgeweckter", erkennt die Bruchstellen in der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung schneller und hat nicht das dringende Bedürfnis "moralischer Weltmeister" zu werden.

PS: Was Pisa betrifft - schaut Euch mal an, wo Baden-Württemberg gelandet ist, seitdem die Grünen dort an der Macht sind.... Viel Spaß mit der künftigen schwarz-grün-roten Landesregierung.. :D
Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 4. September 2019, 09:29
Sicher, der Tourismus in den Gegenden ist erfolgreich – bei ganz speziellen Zielgruppen.
Klar - das ist nur etwas für ganz bestimmte Zielgruppen und nur ein "Zubrot", wie ar26 schrieb - und auch das nur in einigen Monaten im Jahr.

Mein Hinweis auf den Tourismus sollte auch nur klarmachen: Man versucht einiges - aber gegen die Wirtschaftspolitik der Merkel-Regierungen mit Nullzinsen, Energie"wende", Erweiterung des Arbeitskräfteangebots im unteren Lohnsegment und höherer Wohnungsnachfrage durch Zuwanderung usw. hilft es fast nicht.

Interessanter Bericht aus Brandenburg:

Hirschfeld in Brandenburg - Null Flüchtlinge, aber 50,6 Prozent AfD

Obwohl man nach fast 40% bei der BTW und 43% bei der Wahl zum EU-Parlament meinen könnte, es ginge für die AfD nicht weiter aufwärts, wurde man bei der Landtagswahl eines besseren belehrt.
Um halb acht ist die letzte Stimme ausgezählt. Von 607 gültigen entfallen 307 auf die AfD. Macht 50,6 Prozent. Höchstwert der Brandenburger Landtagswahl.
Die Wähler sind keine alleinstehenden, jungen, kahlrasierten, arbeitlosen Männer in Bomberjacken. Hier wird bestätigt, das solche Erklärungen zum Erfolg der AfD zu kurz greifen:
Die gerne verwendeten Erklärungsmuster, es handele sich um einen Klageruf der Abgehängten, der Alleingelassenen und Hoffnungslosen, drängen sich in Hirschfeld nicht auf. Wer das Dorf ein Wochenende lang besucht, ist überrascht von seinem Erscheinungsbild. Den gepflegten Grundstücken, den bunten, makellosen Häuserfassaden, überall aufwendig dekorierte Vorgärten mit Schaukeln und Steinbrunnen und vielen kleinen Windmühlen. Es gibt eine Kita im Ort und eine Grundschule.
Dazu ein Ärztehaus, eine Apotheke, ein kleines Kaufhaus mit Paketabgabestelle.
Du hast mich verstanden. Dank dafür. Ich weiß, dass es in Westdeutschland genauso aussieht, die Wähler es aber nicht wahr haben wollen. Frau Merkel ist nicht der Josef aus der Genesis, der die fetten Jahre zur Vorbereitung auf die dürren nutzte. Daher wählen wir sie und die ihren nicht. Ganz simpel.

Was das Bildungssystem angeht, das Problem sehe ich wohl. Dafür brauche ich noch nicht einmal die Grünen. In die 2. Klasse meiner Tochter sind jetzt 2 Jungen mit oriental. Mihigru gekommen, einer wurde neben meine Tochter gesetzt, damit sie ihm als leistungsstarke Schülerin hilft. Das nimmt wohl aber schon jetzt einen Umfang an, der kaum vertretbar ist. Ich hab's mal vorsichtig angesprochen, will daraus natürlich kein Politikum machen, zumal die Lehrerin sich offen zu den Grünen bekennt. Sie sagt selbst, dass sie sich viel einfallen lassen muss, um mit den extremen Leistungsunterschieden klar zu kommen. Steigt die Schülerzahl mit einem derartigen Hintergrund stark an, ist vollkommen egal, wer den Stuhl des Kultusminister wärmt.
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Niels
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Niels »

„Diese AfD-Populisten reden wie Reichsbürger“: https://www.welt.de/politik/deutschland ... erger.html
Onkel Biedenkopf hat noch absolute Mehrheiten eingefahren, und dieser Pausenclown sieht sich allen Ernstes als Wahlsieger... :patsch:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Haiduk
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Haiduk »

"Ein paar Korrekturen und Reförmchen werden nicht ausreichen, aber die deutsche Unbedingtheit wird der Garant dafür sein, dass wir die Sache gründlich und grundsätzlich anpacken werden. Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutschen keine halben Sachen, dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt." (Björn Höcke in seinem Buch)

Ich kann den Gedanken durchaus nachvollziehen und finde das auch nicht unbedingt schlimm, sofern ein geistiges Aufräumen damit gemeint ist.

Es ist jedoch bemerkenswert, dass ausgerechnet Björn Höcke das so formuliert, wo er doch selbst bis zum Hals in der Schutthalde von Romantik und Deutschem Idealismus festhängt.

Höcke bricht ZDF-Interview ab und droht
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Haiduk hat geschrieben:
Montag 16. September 2019, 00:02
... Es ist jedoch bemerkenswert, dass ausgerechnet Björn Höcke das so formuliert, wo er doch selbst bis zum Hals in der Schutthalde von Romantik und Deutschem Idealismus festhängt. ...
Ich vermeide mal weitere Spekulationen darüber, in welchem Haufen Björn Höcke festhängt -- das könnte gegen die Forenregeln verstoßen --, aber "Romantik" dürfte es in einigen Punkten ganz gut treffen, wenn ich mir sein politisches Umfeld so ansehe.

Einige Fetzen aus Wikipedia:
... Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.

... , eine unterstellte vormalige Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. ... flüchteten ... in Melancholie und in phantastische, unwirkliche oder einfach biedermeierliche Welten, ...

... beeinflusst von gleichzeitig aufkommenden nationalistischen Strömungen. Beides verband sich in der Verehrung und Idealisierung des deutschen Mittelalters und – insbesondere in der Nationalromantik – in der Suche nach der Identität der als Nation aufgefassten sozialen Gemeinschaft.
Idealisierung bis hin zur ideologischen Zurechtbiegung und Verfälschung vergangener Zeiten und Ereignisse bekomme ich praktisch jährlich "life und in Farbe" vor Augen geführt, wenn im Frühsommer Scharen von Nationalisten und Deutschtümlern aus dem ganzen Land in Hambach (heute ein Ortsteil von Neustadt a.d. Weinstraße) einfallen und mit ihren peinlich lächerlichen Vorstellungen plötzlich auf die Realität treffen. Die Ärmsten sind zum Beispiel jedesmal recht schockiert, wenn bei den jährlich stattfindenden Festlichkeiten wieder mal massenhaft polnische und viele andere eher "undeutsche" Fahnen durch die Hambacher Straßen getragen werden, genau wie 1831. (Siehe z.B. Polenschwärmerei und weitere.) Oder wenn sie hören müssen, dass sich der Volkszorn damals viel mehr gegen die damals aktuellen bayrischen Besatzer (und andere kriminelle Clans wie die preußischen Hohenzollern) richtete als gegen Napoleon, den sich damals viele zurückwünschten, der aber zur fraglichen Zeit bereits Geschichte war usw. usw.

Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

In Thüringen liegen die beiden Parteien des pol. Randes zusammen über 50%.
Auf die Linke entfallen 28%, auf die AfD 25% - die Union liegt bei 22%; die SPD ist nicht mehr weit von der 5%-Hürde entfernt und pendelt bei 7%

https://www.wahlrecht.de/umfragen/landt ... ringen.htm

Wahlumfragen werden in Thüringen offensichtlich nur von Infratest-dimap und INSA durchgeführt. Auffallend ist dabei die unterschiedliche hohe Einstufung der AfD und der Union. Während dimap der AfD in den letzten beiden Umfragen 24 - 25% vorhersagt sind es bei INSA 20 - 21%. Damit läge bei INSA die AfD hinter der Union, die 24 - 26% erreichen soll; bei dimap sind es 21 - 22%.

Wie bei diesen Zahlen eine Regierung gebildet werden soll erschließt sich mir nicht - vor allem, wenn die Union bei ihrer Aussage bleibt, weder mit der Linken noch mit der AfD (würde u.U. auch nicht reichen) eine Koalition eingehen zu wollen. R2G ist ebenfalls meilenweit von einer Mehrheit entfernt....

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Haiduk
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Haiduk »

Die Redakteure Marcel Görmann und Florian Naumann des Münchner Merkur geben Björn Höcke so wieder, dass er gesagt habe „Das ist eine Drohung, ja.“ und berufen sich dafür auf Peter Frey. Das widerspricht der vom ZDF selbst bereit gestellten Abschrift des Interviews. Höcke hatte dort die Frage, ob das eine Drohung sei ausdrücklich verneint.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Tinius »

Ein bekennender Christ wird mit seiner Ermordung durch Kopfschuss bedroht.

https://www.mdr.de/thueringen/mitte-wes ... e-100.html

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Hubertus
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Hubertus »

Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

Bemerkenswert wie sehr die Wahlumfragen diesmal wieder daneben lagen.

Die Union wurde von allen Instituten mit 24 - 26% deutlich zu hoch angegeben; ihr Ergebnis liegt bei nur 21,8%. Die Linke zu niedrig (28/29% zu 31%), die Grünen deutlich zu hoch (7/8% zu 5,2%) und bei der AfD schieden sich die Geister. Während die Forschungsgruppe Wahlen sie mit 21% zu niedrig ansetzte, lagen Infratest und INSA mit 24% nah am tatsächlichen Ergebnis von 23,4%.

Fehlt noch was? Stimmt - es gibt ja noch die SPD, der mit 8 bis 9% die Einstelligkeit zutreffend prognostiziert wurde. :breitgrins:

http://www.wahlrecht.de/umfragen/landta ... ringen.htm

Bei den Abweichungen sticht insbesondere die Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) hervor. Sie hat die CDU mit 26% deutlich zu hoch (21,8%) und die AfD erheblich zu niedrig (21 bzw. 22% zu 23,4%) angesetzt. Daß die Grünen ebenfalls überbewertet wurden, wundert dann schon nicht mehr.....

Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

Einige Vorurteile sind nicht totzukriegen, z.B. dieses:
Das führt zu einer Bevölkerungsstruktur, die die AfD begünstigt: Deren Wähler sind tendenziell älter, und sie sind männlich.
https://www.srf.ch/news/international/l ... ne-grenzen

Zwar stimmt, daß Männer mehr als Frauen die AfD wählen (28% zu 17%), aber bei der Altersstruktur sieht es anders aus:
Bei den Über-60-Jährigen hat die Linke die Wahl klar gewonnen. 40 Prozent in dieser Altersgruppe wählten die Partei von Ministerpräsident Ramelow. Auch die CDU erzielte in dieser Altersgruppe mit 24 Prozent ihr bestes Ergebnis. Die AfD liegt hier mit 16 Prozent auf Platz 3.
https://www.tagesspiegel.de/politik/die ... 60270.html

Bei der ältesten Wählergruppe hat die AfD sogar ihr schlechtestes Ergebnis erzielt. In den anderen Altergruppen unter 30 (24%), 30 - 44 (28%) und 45 - 59 (28%) hat sie dagegen die meisten Stimmen erhalten. Die Hoffnung, daß die AfD-Wähler "wegsterben" dürfte wohl vergeblich sein.

Bei den Arbeitern liegt sie mit 29% einen Prozentpunkt hinter der Linken (30%), während sie mit 26% sogar bei den Selbständigen den zweiten Platz belegt.

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

In den ostdeutschen Bundesländern wird die AfD auf dem Land auch vermehrt von jüngeren Menschen gewählt. Das hängt aber auch mit den desaströsen Verhältnissen im Bereich Bildung und Jugendarbeit zusammen. Hier dominiert daher auch der Niedriglohnsektor und auch SPD- und CDU-Kommunalpolitiker äußern sich (bei uns im Ort) offen ausländerfeindlich.

Steigbügelhalter der Faschisten.

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Siard
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Siard »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 10:40
Steigbügelhalter der Faschisten.
Wieso Steigbügelhalter?
Vom Verhalten her gehören sie – bundesweit – zu den antidemokratischen Kräften.

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

Siard hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 10:44
Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 10:40
Steigbügelhalter der Faschisten.
Wieso Steigbügelhalter?
Vom Verhalten her gehören sie – bundesweit – zu den antidemokratischen Kräften.
Ich bezog mich auf die zahlreichen CDUler und - mit Abstrichen - SPDler hier in der Region, die nun auch immer weiter nach rechts rücken.

Caviteño
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 10:40
In den ostdeutschen Bundesländern wird die AfD auf dem Land auch vermehrt von jüngeren Menschen gewählt. Das hängt aber auch mit den desaströsen Verhältnissen im Bereich Bildung und Jugendarbeit zusammen. Hier dominiert daher auch der Niedriglohnsektor und auch SPD- und CDU-Kommunalpolitiker äußern sich (bei uns im Ort) offen ausländerfeindlich.

Steigbügelhalter der Faschisten.
Nur zur Erinnerung: In Baden-Württemberg hat die AfD bei den Wahlen 2016 aus dem Stand 15,1% geholt. Baden-Württemberg hat keinen Niedriglohnsektor und für die jungen Leute wird auch sehr viel gemacht. Auch in Bayern -ebenfalls niedrige Arbeitslosenquote- wurde sie bei den Wahlen 2018 zweistellig.
Vielleicht sollte man wirklich einmal zur Kenntnis nehmen, daß der Aufstieg der AfD seit Merkels Grenzöffnung stattfand. Selbst die Euro"rettungs"politik mit Bürgschaften in dreistelliger Mrden-Höhe brachte der AfD bei der BTW 2013 keine Sitze im Bundestag - sie lag unter 5%.

Der Grund für den Erfolg der AfD ist daher eindeutig, wird aber selten deutlich benannt. Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der die gegenwärtige Einwanderungspolitik ablehnt. Inzwischen könnten noch weitere Themen hinzukommen:
Nur nicht überlegen, ob Masseneinwanderung, Überlastung der Sozialsysteme, Rentner die Flaschen sammeln, weil es vorne und hinten nicht reicht, ob das vielleicht ein Grund sein könnte, die Traumtänzer abzuwählen, die Gutgemeintes mit Gutgemachtem verwechseln. Nur nicht darüber nachdenken, dass die Energiewende die Preise treibt und die Stromkosten unerträglich macht und deswegen noch eine CO2-Steuer draufgepackt.
(...)
Und in Berlin werden sie bei den Parteivorstandssitzungen am Montag ein bisschen jammern und wehklagen über die dummen Wähler. Und dann wieder weitermachen. Immer weiter, während das Land verfällt, politisch isoliert ist und sich immer weitere Bereiche des öffentlichen Versagens ausdehnen. Gott sei Dank gibt es ja die AfD. Die hat Schuld.
Wirklichkeitsverdrängung - Landtagswahl Thüringen: Schon wieder die AfD

Sollte die CDU wirklich - entgegen ihren Aussagen - eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der Linken realisieren, dann wird das die AfD bundesweit noch stärker machen. Aber das scheint der Parteispitze ziemlich egal zu sein, solange sie irgendwie mitregieren kann.

Hier eine Analyse zum Thema: Thüringen: Mohring interessiert sein Geschwätz von gestern nicht mehr

Was soll sich denn ein konservativer CDU-Wähler künftig wählen, wenn er so verar...t wurde?

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

Caviteño hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 12:13
Der Grund für den Erfolg der AfD ist daher eindeutig, wird aber selten deutlich benannt. Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der die gegenwärtige Einwanderungspolitik ablehnt.
Die Zahl der Asylanträge hat seit 2016 rapide abgenommen. (Vgl. http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/D ... cationFile Seite 5-6 )

Vor dem Hintergrund, daß aktuell 20,8 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben (vgl. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... hluss.html ), ist die Zahl der Asylanträge sicher signifikant, ändert aber nicht allzu viel.

Was Ostdeutschland angeht, so haben ein Großteil der Migranten auch schon wieder die Flucht ergriffen. Lediglich in den größeren Städten gibt es nennenswerte Populationen aus dieser Migrationswelle.

Die nächste Welle steht auch schon bereit, in Türkei und in Libyen. Mit dem Regierungswechsel in Italien werden wieder vermehrt Afrikaner nach Europa migrieren. Wie es in der Türkei aussieht, bleibt derzeit noch offen, aber die Migrantenwelle ist nach wie vor Erdogans Druckmittel.

Daß das Programm der AfD, daß momentan auf Abschiebung (wird schon gemacht, ein Gutteil der Welle 2015/2016 ist bereits wieder weg) setzt, aber dabei ist, in Richtung Schießbefehl und Arbeitslager zu kippen, für Menschen, die gerne den Kopf in den Sand stecken, attraktiv ist, mag richtig sein.

Es ist und bleibt aber faschistisch und wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weiter machen. (Das gilt übrigens auch beim Co2-Thema - Deutschland hängt sich ab).

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Siard
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Siard »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:16
Die Zahl der Asylanträge hat seit 2016 rapide abgenommen. (Vgl. http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/D ... cationFile Seite 5-6 )
Ein Asylantrag betrifft aber häufig eine ganze (Groß-)Familie.
Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:16
Vor dem Hintergrund, daß aktuell 20,8 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben (vgl. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... hluss.html ), ist die Zahl der Asylanträge sicher signifikant, ändert aber nicht allzu viel.
›Menschen mit Migrationshintergrund‹ – Nach welcher Definition?

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Kartäuser
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Kartäuser »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:16

Daß das Programm der AfD, daß momentan auf Abschiebung (wird schon gemacht, ein Gutteil der Welle 2015/2016 ist bereits wieder weg) setzt, aber dabei ist, in Richtung Schießbefehl und Arbeitslager zu kippen, für Menschen, die gerne den Kopf in den Sand stecken, attraktiv ist, mag richtig sein.

Es ist und bleibt aber faschistisch und wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weiter machen. (Das gilt übrigens auch beim Co2-Thema - Deutschland hängt sich ab).
Eigentlich wollte ich mich in diesem Forum politischer Kommentare enthalten und mich ausdrücklich auf Glaubensthemen beschränken, aber wenn ich so einen hanebüchenen und himmelschreienden Unfug lese wie im ersten Absatz, dann kann ich mich nicht mehr zurückhalten.
Schießbefehl und Arbeitslager - woher hast Du diesen Quatsch? Gibt es auch nur den leisesten Hauch eines Anzeichens dafür, dass IRGENDJEMAND Forderungen in dieser Richtung stellt???
Ich bin eigentlich kein AfD'ler, finde mich aber in letzter Zeit, in der die Hetze gegen diese Partei immer krassere Züge annimmt, immer öfter in die Situation gedrängt, sie energisch zu verteidigen.
Hier kann ich nur Jörg Meuthen zitieren, der in einem Interview sinngemäß sagte: "Diese Mär von der vermeintlichen Radikalisierung und dem Rechtsruck der AfD höre ich schon seit so vielen Jahren, dass wir ja als Linksextremisten hätten anfangen müssen, um nach all den behaupteten Rechtsrucken heute dort zu stehen, wo wir stehen". :breitgrins:

In einem gebe ich Dir allerdings recht: Wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weitermachen (nicht wegen der AfD, sondern wegen der Zustände, die sie - in der Sache meistens durchaus zu Recht! - beklagt)! Die Wahlergebnisse sollten die anderen Parteien endlich wachrütteln - allerdings nicht in dem Sinne, den "Kampf gegen Rechts" zu intensivieren, sondern endlich die Zustände anzupacken und abzustellen, die zu deren Wahlerfolgen führen.
"Wenn Sie mich fragen, ob das denn noch zeitgemäß ist, dann antworte ich Ihnen: Zeitgemäß vielleicht nicht, aber ewigkeitsgemäß ist es."
(Erzbischof Dr. Johannes Dyba +)

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:57
In einem gebe ich Dir allerdings recht: Wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weitermachen (nicht wegen der AfD, sondern wegen der Zustände, die sie - in der Sache meistens durchaus zu Recht! - beklagt)!
Immer schön den Kopf in den Sand stecken...

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Kartäuser
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Kartäuser »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 14:10
Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:57
In einem gebe ich Dir allerdings recht: Wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weitermachen (nicht wegen der AfD, sondern wegen der Zustände, die sie - in der Sache meistens durchaus zu Recht! - beklagt)!
Immer schön den Kopf in den Sand stecken...
Genau das haben wir viel zu lange gemacht - und genau deshalb haben wir heute eine AfD.
"Wenn Sie mich fragen, ob das denn noch zeitgemäß ist, dann antworte ich Ihnen: Zeitgemäß vielleicht nicht, aber ewigkeitsgemäß ist es."
(Erzbischof Dr. Johannes Dyba +)

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 14:13
Benedikt hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 14:10
Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 13:57
In einem gebe ich Dir allerdings recht: Wir werden in Teufels Küche kommen, wenn wir so weitermachen (nicht wegen der AfD, sondern wegen der Zustände, die sie - in der Sache meistens durchaus zu Recht! - beklagt)!
Immer schön den Kopf in den Sand stecken...
Genau das haben wir viel zu lange gemacht - und genau deshalb haben wir heute eine AfD.
Das ist sicher richtig. Aber die Forderung, man müsse jetzt AfD-Position in Punkto Ausländerpolitik übernehmen, ist "hanebüchen". Genau das hat die Groko mit Verschärfung des Asylrechts 2016 (Asylpaket II) gemacht. Genutzt hat es überhaupt nichts, die AfD hat sich weiter radikalisiert und gleichzeitig an Stimmen gewonnen.

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Kartäuser
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Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Kartäuser »

Davon abgesehen, dass das dauernde Gerede von einer "Radikalisierung" der AfD ein jeglicher Grundlage entbehrender Unsinn ist, war der "Asylkompromiss" von 2016 eine wirkungslose Lachnummer.

Wie sowas richtig geht, hat man Anfang der 90er gesehen, als eine wirklich wirksame Veränderung im Asylrecht (vor allem durch die Drittstaatenregelung) vorgenommen wurde - übrigens damals wesentlich angetrieben durch die Angst vor noch höheren Stimmenanteilen für die "Republikaner"!
Nur dass man damals noch wusste, dass man Probleme nicht dadurch aus der Welt schafft, dass man diejenigen mit diskreditiert und diskriminiert, die die Probleme benennen.
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(Erzbischof Dr. Johannes Dyba +)

Benedikt

Re: Landtagswahlen 2019: Brandenburg, Thüringen und Sachsen

Beitrag von Benedikt »

Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 14:26
Davon abgesehen, dass das dauernde Gerede von einer "Radikalisierung" der AfD ein jeglicher Grundlage entbehrender Unsinn ist,
Contra factum, non valet argumentum. Gemäßigtere Kräfte sind längst schon rausgeekelt, siehe Lucke, siehe Petry
Kartäuser hat geschrieben:
Montag 28. Oktober 2019, 14:26
war der "Asylkompromiss" von 2016 eine wirkungslose Lachnummer.
Contra factum, non valet argumentum.
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