Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus?

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Robert Ketelhohn
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Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tacitus hat geschrieben:Ich finde es übrigens ganz toll, Alexander, dass ich hier die Demokratie verteidigen darf. Super!
Dirk hat geschrieben:Aus Kardinal Ratzingers "Salz der Erde":
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, dass die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen
Dies und ähnliches veranlaßt mich, mal wieder die Gretchenfrage zu stellen:

Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Zusätzliche Frage: wie verhält sich die Macht des Gottes Demus Craticus zu der Größenordung der in seinem Namen geopferten Menschenleben?
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Zuletzt geändert von Alexander am Montag 27. Juni 2005, 11:57, insgesamt 1-mal geändert.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Man braucht geistliche Führer mit Charisma...
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Angelika
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Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Angelika »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus ?
Was hat das/der eine mit dem anderen zu tun ? :roll:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ich habe kein Interesse an totalitärer Gesinnung, die den christlichen Glauben für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert. Das hatten wir schon oft genug - dem kann ich mich nur verweigern.

Liberte toujours!

Raphael

Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Raphael »

Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen
Was geschieht mit der Demokratie, wenn der zugrundeliegende Wertekonsens "zerbröselt"?

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Dr. Dirk
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Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Dr. Dirk »

Raphael hat geschrieben:
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen
Was geschieht mit der Demokratie, wenn der zugrundeliegende Wertekonsens "zerbröselt"?

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Das ganze Zitat aus "Salz der Erde":
Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wir wissen heute, dass sich das demokratische Modell aus den Mönchsverfassungen entwickelt hat, die mit den Kapiteln und der Abstimmung darin solche Modelle vorgegeben haben. Der Gedanke des gleichen Rechts aller konnte so seine politische Form finden...
Es ist ein offenkundiger Tatbestand, dass die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen und auch nur funktionieren konnten und können, wenn ein grundlegendes Einverständnis über Werte vorhanden ist. Sie würden sich ansonsten auflösen und zerfallen...

Raphael

Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Raphael »

@ Dirk
Dirk hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen
Was geschieht mit der Demokratie, wenn der zugrundeliegende Wertekonsens "zerbröselt"?

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Raphael
Das ganze Zitat aus "Salz der Erde":
Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wir wissen heute, dass sich das demokratische Modell aus den Mönchsverfassungen entwickelt hat, die mit den Kapiteln und der Abstimmung darin solche Modelle vorgegeben haben. Der Gedanke des gleichen Rechts aller konnte so seine politische Form finden...
Es ist ein offenkundiger Tatbestand, dass die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen und auch nur funktionieren konnten und können, wenn ein grundlegendes Einverständnis über Werte vorhanden ist. Sie würden sich ansonsten auflösen und zerfallen...
Nun, demzufolge gehen wir also totalitären Zeiten entgegen ......

Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. (1 Petrus 5, 8)

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beth
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Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von beth »

Raphael hat geschrieben:@ Dirk
Dirk hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen
Was geschieht mit der Demokratie, wenn der zugrundeliegende Wertekonsens "zerbröselt"?

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Das ganze Zitat aus "Salz der Erde":
Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wir wissen heute, dass sich das demokratische Modell aus den Mönchsverfassungen entwickelt hat, die mit den Kapiteln und der Abstimmung darin solche Modelle vorgegeben haben. Der Gedanke des gleichen Rechts aller konnte so seine politische Form finden...
Es ist ein offenkundiger Tatbestand, dass die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen und auch nur funktionieren konnten und können, wenn ein grundlegendes Einverständnis über Werte vorhanden ist. Sie würden sich ansonsten auflösen und zerfallen...
Nun, demzufolge gehen wir also totalitären Zeiten entgegen ......

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Raphael
Platte Zitatenkeulen aus der Bibel ohne direkten Bezug sind erdenklich schlechte Antworten auf eine konkret gestellte Diskussionssituation, das ist eher die Domäne von Fundi-Foren.

Raphael

Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Raphael »

@ beth
beth hat geschrieben:Platte Zitatenkeulen aus der Bibel ohne direkten Bezug sind erdenklich schlechte Antworten auf eine konkret gestellte Diskussionssituation, das ist eher die Domäne von Fundi-Foren.
Was hast Du gegen Fundis bzw. ihre Foren?
Im Kreuzgang bspw. werden doch auch Fundis wie Du geduldet, ohne das Selbiges gleich zu einem Fundi-Forum mutiert ist .....

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Tacitus
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Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Tacitus »

Also der Alexander scheint mir hier derjenige zu sein, der besonders "demokratiekritisch" (und das ist schon ein Euphemismus) ist. Was Demokratie und Freiheit betrifft, geht bei ihm wohl einiges durcheinander. :freude:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus?
Die Ebenen nicht verwechseln, Robert!

In Luthers Zwei-Regimenten-Lehre wird unterteilt in:

1. regimentum mundi und 2. regimentum Christi.

Regimentum Christi ist klar: Dazu gehören alle gläubigen Christen.

Regimentum mundi: Darin leben Gläubige und Ungläubige. Hier darf der Staat auf Grund von Rö 13 das Zusammenleben der Menschen ordnen, darf richten ...
Begrenzt wird die Macht des Staates allerdings durch Offb 13 (der Staat geriert sich gottgleich und will auch in Gewissensentscheiden des Menschen letzte Instanz sein). Hier gilt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
So gibt die Bibel dem Staat sein Recht (Rö 13) aber auch seine Begrenzung (Offb 13).

Unser Gott ist Jesus Christus, weshalb wir unter das regimentum Christi gehören.
Als Staatsbürger argumentieren wir für den Staat, der das friedliche Zusammenleben der Menschen am Besten ordnet.

Und das ist wohl immer noch die Demokratie! Oder, Alexander?

Raphael

Re: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus

Beitrag von Raphael »

@ Tacitus
Tacitus hat geschrieben:Also der Alexander scheint mir hier derjenige zu sein, der besonders "demokratiekritisch" (und das ist schon ein Euphemismus) ist. Was Demokratie und Freiheit betrifft, geht bei ihm wohl einiges durcheinander. :freude:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Wie heißt unser Gott: Jesus Christus oder Demus Craticus?
Die Ebenen nicht verwechseln, Robert!

In Luthers Zwei-Regimenten-Lehre wird unterteilt in:

1. regimentum mundi und 2. regimentum Christi.

Regimentum Christi ist klar: Dazu gehören alle gläubigen Christen.

Regimentum mundi: Darin leben Gläubige und Ungläubige. Hier darf der Staat auf Grund von Rö 13 das Zusammenleben der Menschen ordnen, darf richten ...
Begrenzt wird die Macht des Staates allerdings durch Offb 13 (der Staat geriert sich gottgleich und will auch in Gewissensentscheiden des Menschen letzte Instanz sein). Hier gilt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
So gibt die Bibel dem Staat sein Recht (Rö 13) aber auch seine Begrenzung (Offb 13).

Unser Gott ist Jesus Christus, weshalb wir unter das regimentum Christi gehören.
Als Staatsbürger argumentieren wir für den Staat, der das friedliche Zusammenleben der Menschen am Besten ordnet.

Und das ist wohl immer noch die Demokratie! Oder, Alexander?
Kannten die "Deutschen Christen" ebenfalls die Zwei-Regimenten-Lehre von Luther?

GsJC
Raphael

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Darauf habe ich gewartet!

Wenn Du meine kurze Beschreibung gründlich gelesen hättest, wüßtest Du die Antwort.

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Tacitus
Tacitus hat geschrieben:Darauf habe ich gewartet!
Nun, manche warten auf "Deutsche Christen" und manche warten auf die Wiederkunft des HERRN!
Tacitus hat geschrieben:Wenn Du meine kurze Beschreibung gründlich gelesen hättest, wüßtest Du die Antwort.
Wie sollte ich, wo selbige Art von Christen von Dir doch gar nicht erwähnt worden war?

GsJC
Raphael

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Raphael,

ich dachte Dein Beitrag wäre Häme. Aber wenn's ernst gemeint ist ...

Natürlich haben die "Theologen" der DC Luthers Lehre gekannt. Aber sie haben das ganze Kapitel zum Thema Begrenzung der Macht des Staates (Offb 13) ignoriert.

Wie so oft: die Theorie ist gut, die Praxis - manchmal - schlecht.
Das soll selbst meinen katholischen Schwestern und Brüdern schon widerfahren sein.

Nun, manche warten auf "Deutsche Christen" und manche warten auf die Wiederkunft des Herrn!
Ich warte auf die Widerkunft des Herrn! :ja:

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ich meine natürlich: Wiederkunft!

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Tacitus
Tacitus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Nun, manche warten auf "Deutsche Christen" und manche warten auf die Wiederkunft des Herrn!
Ich warte auf die Widerkunft des Herrn! :ja:
Dann paß gut auf, daß Du nicht zu den fünf törichten Jungfrauen gehörst ........

GsJC
Raphael

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Die fünf törichten Jungfrauen haben gerade nicht (mehr) gewartet! Insoweit haben sie sich als "töricht" erwiesen!

Trotzdem begreife ich Deinen Hinweis als brüderlichen Rat, im täglichen Kampfgetümmel nicht nachzulassen, die Rückkunft des Herrn sehnlichst zu erwarten.

Danke, Bruder! :jump:

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Tacitus
Tacitus hat geschrieben:Die fünf törichten Jungfrauen haben gerade nicht (mehr) gewartet! Insoweit haben sie sich als "töricht" erwiesen!

Gewartet haben die törichten Jungfrauen genauso wie die klugen. Der entscheidende Unterschied jedoch war, daß sie sich auf die begrenzten Ölvorräte in ihren Lampen verlassen hatten.
Letzteres scheint mir der Fehler gewesen zu sein! ;)
Tacitus hat geschrieben:Trotzdem begreife ich Deinen Hinweis als brüderlichen Rat, im täglichen Kampfgetümmel nicht nachzulassen, die Rückkunft des Herrn sehnlichst zu erwarten.

Danke, Bruder! :jump:
Wo wir gerade schon beim brüderlichen Rat sind:
Deine "Freund-Feind-Erfassung" kann sich bei Dir noch deutlich verbessern, wie Deinen Stellungnahmen in anderen Threads zu entnehmen ist. ;)

GsJC
Raphael

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Irgendwie erinnert ihr beiden mich an Verleihnix und Automatix :hmm:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Juergen
Juergen hat geschrieben:Irgendwie erinnert ihr beiden mich an Verleihnix und Automatix :hmm:
Schon die große Philosophin Nena wußte:
Irgendwie fängt irgendwann irgendwo die Zukunft an ..... ;D

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Und wer von uns beiden ist denn der Verleihnix und wer der Automatix, Juergen? Und was macht der Automatix eigentlich genau?


Die törichten Jungfrauen hatten zwar Lampen mitgenommen, aber kein Öl (vgl. Mt 25,3; bestenfalls noch den Rest, der drin war). Auch wenn der Bräutigam am frühen Abend gekommen wäre, wäre der Weg nicht kürzer geworden als um Mitternacht. Ergo: Sie hatten nicht ernsthaft vor, zu warten. (Ich beziehe mich dabei auf den in der evangelischen Theologie einigermaßen bekannten Exegeten Adolf Schlatter).

Wo wir gerade schon beim brüderlichen Rat sind:
Deine "Freund-Feind-Erfassung" kann sich bei Dir noch deutlich verbessern, wie Deinen Stellungnahmen in anderen Threads zu entnehmen ist. ;)
Da Du gerade in guter Laune bist, Ratschläge zu erteilen, Bruder Raphael:
Könntest Du vielleicht mal präzisieren, was Dir an meiner "Freund-Feind-Erfassung" (der Ausdruck stammt von Dir) missfällt?
Ich ahne nämlich schon, worauf das hinausläuft: Meine Freunde sind nicht die Deinen und andere "Feinde" hab ich auch noch!

Womit wir - endlich - wieder beim Thema des Threads wären:

I'm deeply concerned. Ich hätte nicht geglaubt, dass man in diesem Kreuzgang beinahe ein Außenseiter ist, wenn man Demokratie und politische Freiheit verteidigt. Du siehst mich erstaunt :shock: .

Gleichzeitig wird nichtdemokratischen Ländern hier manchmal eine Nachsicht und Indulgenz entgegengebracht, die man für demokratische Länder scheinbar nicht aufzubringen vermag, deren Freiheit man doch nutzt.

Du bist doch hoffentlich meiner Meinung!

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Nun mal im Ernst, Tacitus: kein Mensch hat Dich wegen der Demokratie zu einem Außenseiter gemacht. Sogar ich, den Du zum größten Demokratiegegner auf dem Forum proklamiert hast, habe eigentlich gar nichts zur Demokratie an sich geäußert (was ich vielleicht noch tun werde). Vielmehr ging es mir um die Verabsolutisierung dieser Gesellschaftsform und die Methoden, wie sie anderen Völkern aufgezwungen wird.
Und Du hast auf diese Punkte gar nicht reagiert! Heh. Gedankenlesen ist eine interessante Sache, sie stört aber zuweilen ein sachliches Gespräch.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Bedenke auch: der Iran ist ein souveräner Staat, der keinen angreift. Oder führt er etwa gerade einen Krieg gegen jemand? Nein! Welches Land führt in der letzteren Zeit oft Kriege gegen andere Staaten? Angriffskriege! In denen sie Menschen abschlachten! Überleg mal! Das sind die USA! In meinen Augen der Schurkenstaat Nr. 1, trotz aller Demokratie.
Ich bin kein Freund des Islams, denke aber, daß man vor allen Menschen Respekt haben sollte, ja, auch vor Moslems! Wäre ich an der Stelle des Staatschefs von Iran, so wünschte ich angesichts des Atommonstrums USA auch eine Atomwaffe, denke ich. So rein vom Gefühl. Das bedeutet nicht, daß ich mich freue, wenn's dem Iran gelingt. Doch kann ich diese Leute sehr wohl verstehen.

Ich bin kein absolutisierender Pazifist, ich halte es schon für richtig, daß eine Nation sich im Falle einer Gefahr mit Waffen wehrt... Aber um einer politischen Idee willen auch nur EINEN Menschen zu töten, geschweige denn eine Revolution machen... Arg, wirklich, mir fällt nichts mehr ein, es ist einfach ein arges Ding.
Schon ein einziges Kind, welches in der französischen Revolution gestorben ist, macht die ganze französische Demokratie zu einem Unhold in meinen Augen.
Zuletzt geändert von Alexander am Dienstag 28. Juni 2005, 01:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Weiter geht's. Es gibt nicht nur Demokratien auf der Welt. Es gab und gibt andere stabile Staatsformen, in welchen Menschen ein normales Leben führen.
Stefan hat geschrieben:Ich habe kein Interesse an totalitärer Gesinnung, die den christlichen Glauben für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert. Das hatten wir schon oft genug - dem kann ich mich nur verweigern
Sind alle nichtdemokratischen Staatsformen totalitär? Sind also z.B. alle richtigen Monarchien totalitär? Das ist doch historisch gesehen kompletter Unsinn.
Man hat in der letzten Zeit oft beobachten können, wie in einer in Stämmen organisierten Gesellschaft eine von außen aufgezwungene Demokratie kläglich scheiterte, mit einem Blutbad als Resultat. Man versucht, das wesliche Gesellschaftsmodell auf fremdem Boden nachzuempfinden... o je.
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Beitrag von Tacitus »

Wenn ich mal stören darf.
Wir sollten uns mal auf einen Thread einigen, Alexander. Die Paralleldiskussionen nerven.


Was ich zum Verhältnis von Demokratie und lokaler Kultur meine kannst Du im andern Thread nachlesen.

Vielmehr ging es mir um die Verabsolutisierung dieser Gesellschaftsform ...

Was heißt hier die Gesellschaftsform der Demokratie zu "verabsolutieren"?
Jedes Staatswesen beruht auf einer spezifischen Idee, die es für seine Bürger verbindlich macht und für die es Loyalität fordert. Daraus resultiert eine bestimmte Organisationsform des Staates.

Und nun hab ich halt als zentrale Idee eines Staatswesens lieber die Vorstellung von dem Recht auf Freiheit jedes Individuums als z.B. eine Religion, eine Aristokratie, eine Ideologie usw.
Insofern "verabsolutiert" die Demokratie am wenigsten, da sie - außer der Achtung des Anderen - nichts vorschreibt.

Wie kann dann aber die Demokratie - nach Deiner Meinung - für bestimmte Kulturen "widernatürlich" sein. Wenn dies - bei den eben beschriebenen Voraussetzungen - so wäre, dann wären im Umkehrschluss die Kulturen selbst widernatürlich, weil sie anderes Denken, Handeln, Glauben nicht zuließen.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Tacitus hat geschrieben:Was ich zum Verhältnis von Demokratie und lokaler Kultur meine kannst Du im andern Thread nachlesen.
Tacitus hat geschrieben:Es ist eine Mär - die auch in den Medien verbreitet wird - dass muslimische Kultur nicht mit Demokratie kompatibel sei. Es bleibt eine Mär!

Demokratie (wie andere Staatsformen auch) ist nichts anderes als eine Art, das Zusammenleben der Bürger eines Landes zu organisieren. Daraus mag sich eine demokratische Kultur entwickeln, die aber immer formal bleibt und nicht inhaltlich wird (Gesprächskultur, keine Zensur, Achtung der Menschenrechte ...).

Jede Kultur (im Sinne von Kunst, Religion, Wissenschaften ...) ist mit Demokratie und Freiheit vereinbar - auch die islamische!
Und schon garnicht ist Demokratie für Muslime eo ipso "widernatürlich"!!
Tacitus, ich hatte es gelesen, mein voriger Beitrag bezog sich teilweise auf diese Worte von Dir. Jede Kultur sei mit der Demokratie vereinbar? Woher weißt Du das?
[img]http://www.caglecartoons.com/images/pre ... 09F8D}.gif[/img]
Vor allem in Iraq, Afganistan und in den ehemaligen (nicht nur)mittelasiatischen Sovietrepubliken sieht man, daß sie unbedingt überall gedeiht...
Nenne mir ein Beispiel, an dem ich sehe, daß eine von außen aufgezwungene Demokratie funktioniert!
Du fragst, wie man die Demokratie verabsolutiert? Indem man Kriege führt, um sie (und zwar in ihrer westlichen Form) allen anderen Nationen aufzuzwingen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelika hat geschrieben:Was hat das/der eine mit dem anderen zu tun?
An sich nichts. Bloß wenn sich unvermerkt der andere an die Stelle des Einen schiebt, dann läuft was verkehrt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stefan hat geschrieben:Ich habe kein Interesse an totalitärer Gesinnung, die den christlichen Glauben für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert.
Wer hat das schon?
Stefan hat geschrieben:Das hatten wir schon oft genug
Kann ich nicht erkennen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Joseph Ratzinger hat geschrieben:Wir wissen heute, daß sich das demokratische Modell aus den Mönchsverfassungen entwickelt hat, die mit den Kapiteln und der Abstimmung darin solche Modelle vorgegeben haben.
Darüber ließe sich trefflich streiten. Man müßte auch fragen, was der Begriff des „demokratischen Modells“ meine. Freiheit, Wahl, Selbstbestimmung und Selbstverwaltung sind jedenfalls auch in vormoderner, alteuropäischer Zeit kein Spezifikum des Mönchtums.
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Der Gedanke des gleichen Rechts aller konnte so seine politische Form finden.
Diesen Gedanken finde ich eigentlich weder im Mönchtum noch etwa in städtischen oder ländlichen Verfassungen. Vielmehr gibt es in Alteuropa überall unterschiedliche Rechte, Stände, Teilhabe an der Machtausübung, oft sehr fein und vielfältig zergliedert. Der egalitäre Gedanke, jeder müsse gleichermaßen an allem teilhaben, war völlig fremd. (Auch heute gibt es nur den Gedanken und die Illusion solcher Teilhabe; real ist das nicht.)

»Seine politische Form« fand dieser egalitäre Gedanke anderswoher.
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen …
Das ist der Kardinalsirrtum. Zunächst mal paßt das englische System nicht so recht hierher. Ich würde die amerikanische und französische Revolution nennen. Beide entstammen einem dem kirchlichen Glauben völlig entgegengesetzten Denken. Allerdings waren auch die Gegenpole, nämlich das Ancient Régime oder die britische Oligarchie, längst dem Wesen der Christenheit entfremdet. Von daher erklärt sich der heute jedem Kind geläufige, aber nur ein enges Spektrum der Möglichkeiten beschreibende Gegensatz von „Demokratie“ und „Diktatur“. In Wahrheit beruhen beide auf demselben Prinzip.
Joseph Ratzinger hat geschrieben:… und auch nur funktionieren konnten und können, wenn ein grundlegendes Einverständnis über Werte vorhanden ist. Sie würden sich ansonsten auflösen und zerfallen.
Die Berufung auf „Werte“ ist, wie ich ja regelmäßig wiederhole, bereits Symptom jener Auflösung. Das ist der Geburtsfehler der Schelerschen Wertephilosophie (von welcher besonders Karol Wojtyla beeinflußt war, doch auch Joseph Ratzinger ist nicht frei davon).
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Beitrag von beth »

Bin ja bloß froh und kann dem Hl. Geist nur danken, dass ein Robert Ketelhohn jemals Kardinal geschweige denn Papst wird, die Folgen wären nicht auszudenken.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Robert hat geschrieben:
Joseph Ratzinger hat geschrieben:Es ist ein offenkundiger Tatbestand, daß die beiden Urdemokratien, die amerikanische und die englische, auf einem aus dem christlichen Glauben kommenden Wertekonsens beruhen …
Das ist der Kardinalsirrtum. Zunächst mal paßt das englische System nicht so recht hierher. Ich würde die amerikanische und französische Revolution nennen. Beide entstammen einem dem kirchlichen Glauben völlig entgegengesetzten Denken.
(aus: Wikipedia:Irokesen)
Kultur und Bedeutung der Irokesen

Ihre freiheitliche Verfassung soll der der USA Pate gestanden haben. Auch auf das europäische Denken der Aufklärung hatte sie Einfluss (Johann Gottfried Herder, "Die große Friedensfrau der Irokesen") und auch bei Friedrich Engels nimmt sie in dessen Schrift vom Ursprung der Familie eine wichtige Stellung ein (beeinflusst wiederum von Bachofens "Mutterrecht") .

Traditionell besteht jede Nation aus mehreren Klans, denen jeweils eine gewählte Klanmutter vorsteht. Jeder Klan konnte bis zu drei Abgeordnete in die Ratsversammlung der Irokesen schicken. Die Gesellschaft war demokratisch organisiert, das Individuum genoss erstaunliche Freiheiten. Das Verwandtschaftssystem ist matrilinear, die Lebensweise ist matrilokal.
Apostelgeschichte 15,22 hat geschrieben: Die Beschlüsse der Apostelversammlung
Und die Apostel und Ältesten beschlossen samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern.
Als erste Verwirklichung der Demokratie in der Geschichte wird die Attische Demokratie, angesehen, die nach heftigem Ringen des Adels und der Reichen mit dem einfachen Volk errichtet worden war und allen männlichen Vollbürgern der Stadt Athen Mitbestimmungsrechte in der Regierung gewährte. Beamte wurden per Los bestimmt oder gewählt. Eine Gewaltenteilung im modernen Sinne gab es jedoch nicht.
Demokratie ist keine Person, die man anbetet, sie ist keine christliche Erfindung, sondern eine Methode zur Willensbildung einer Gesellschaft, die die zur Menschwürde gehörende Freiheit und Gleichberechtigung im Gegensatz zu allen anderen Herrschaftsformen bestmöglich berücksichtigt. Man kann sie weder gegen das Christentum auspielen noch aus ihm herleiten.

Die Schwäche der Demokratie liegt im Ersatz der direkten Tyrannei durch manipulative Tyrannei. Ihr begegnet man nicht mit der Abschaffung der Demokratie, sondern durch Abschaffung der Manipulation. Dies gelingt am besten durch Bildung, welche ihren primären Ort in der Schule hat. Dort ist die Zange anzusetzen, alles andere führt zur Unfreiheit und Menschentyrannei, die zuallererst unchristlich ist.

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