Es ist immer leicht, aus heutiger Sicht etwas zu be- bzw. zu verurteilen und es dabei vermeintlich "besser" zu machen. Damals bestanden wohl nur folgende Handlungsoptionen:
1. eine totale Blockade Japans, um Japan von Rohstoff- und Nahrungsmittellieferungen abzuschneiden;
2. weitere Luftangriffe, um die Industrie zu zerstören und -wenn möglich- den Widerstandswillen zu brechen;
3. eine Invasion.
Ob eine dieser Optionen zu geringeren Verlusten geführt hätte, darf wohl bezweifelt werden.
Doch trotz der aussichtslosen Lage war der japanische Widerstand auf jeder der Pazifikinseln, welche die Amerikaner erobern mussten, fanatisch. Auf Okinawa allein fielen von April bis Juni 1945 mehr als 11 Amerikaner. Zwei Facetten des Kampfes entsetzten die amerikanische Militärführung: zum einen der Einsatz der zum Selbstopfer bereiten Kamikaze-Piloten, zum anderen ein ähnlicher Geist bei vielen Zivilisten, die es vorzuziehen schienen, von Klippen zu springen oder andere Arten des Selbstmordes zu verüben, als die Besetzung durch die Amerikaner zu akzeptieren. Der britische Historiker Max Hastings schreibt zum Kampf um Okinawa: «Die Japaner erreichten scheinbar ihr Ziel: Die amerikanische Führung würde erkennen müssen, wie unglaublich teuer sie eine Invasion Japans zu stehen kommen würde. Die Konsequenzen würden indessen ganz anders sein als von Tokio beabsichtigt.»
http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/be ... g-ld.84513
Selbst nach dem Abwurf der Atombombe war nicht sicher, daß Japan kapitulieren würde:
Es ist vielsagend, dass zahlreiche führende japanische Militärs auch nach den Atombombenabwürfen und dem Kriegseintritt der Sowjetunion am Tag von Nagasaki weiterkämpfen wollten. Ein ungewöhnliches Eingreifen Kaiser Hirohitos, der sich erstmals überhaupt, mit fast zaghaften Worten – «Die Situation hat sich nicht notwendigerweise zum Vorteil Japans gewandelt» – in einer Radioansprache an die japanische Bevölkerung wandte und das Unaussprechliche, die Kapitulation, verkündete, setzte dem Grauen des langen Krieges in Asien ein Ende.
http://www.nzz.ch/international/asien-u ... n-ld.84522
Die Nachricht von der Zerstörung Nagasakis löste bei Japans Regierung Bestürzung aus. Man fürchtete, die Vereinigten Staaten würden eine dritte Bombe auf Tokio werfen. Ein abgeschossener B-29-Pilot gab diesen Gerüchten Nahrung. Am 12. August trafen tatsächlich weitere Atombombenteile auf Tinian ein, die bis zum 17. August einsetzbar gemacht werden sollten.
Nach zwölfstündiger ergebnisloser Beratung des Kriegskabinetts, bei der sich die Positionen des Außenministers und der Militärs unversöhnlich gegenüberstanden, bat Premierminister Suzuki Kantarō, der bis dahin nicht in die Debatte eingegriffen hatte, den Tennō am 1. August 1945 um seine Entscheidung. Hirohito sprach erstmals ein Machtwort und entschied um 2: Uhr morgens, die Potsdamer Erklärung sei anzunehmen. Mit dem Zusatz, man verstehe diese so, dass der Tennō seine souveränen Rechte behalten könne, wurde dieser Beschluss den Alliierten übermittelt.
Die Vereinigten Staaten erklärten daraufhin, man werde die Autorität des Tennōs dem alliierten Besatzungskommando unterstellen, sobald die Kapitulation erklärt sei. Die japanische Erklärung wurde also nicht als solche gewertet. Dies wurde in Japan am 12. August bekannt. Die japanischen Generäle riefen daraufhin ihre Soldaten auf, zu millionenfachem Selbstmord bereit zu sein, um die Invasoren „ins Meer zu treiben“.
Am 14. August entschied Hirohito erneut zu kapitulieren, um die Nation zu retten und den Japanern weiteres Leid zu ersparen. Er selbst werde seine Untertanen um Verständnis dafür bitten. Um zu verhindern, dass dessen Rede im Rundfunk ausgestrahlt werden konnte, versuchten jüngere Offiziere, beispielsweise Hatanaka Kenji, einen Staatsstreich. Nachdem der Kommandeur Tokios, General Tanaka, sie mit einer langen Rede besänftigt hatte, begingen er und die Anführer der Revolte Suizid nach dem traditionellen Harakiri.
https://de.wikipedia.org/wiki/Atombombe ... Kriegsende
Ob der dem heutigen Zeitgeist entsprechende Abwurf einer Atombombe über ein dünn besiedeltem Gebiet zu einer Kapitulation geführt hätte, darf daher bezweifelt werden. Die Kenntnis über die verheerende Wirkung dieser Waffe war bei den Japanern doch überhaupt nicht vorhanden. Ob die Zerstörung einer Bergregion den Tenno zum Eingreifen und zur Kapitulation bewegt hätten, ist ungewiß. Es war offensichtlich nicht so, daß Japan sich schon geschlagen sah. Man glaubte, daß die USA nicht in der Lage oder willens seien, Japan - wie D. - nach einer Invasion zu besetzen.
Insofern kann man davon ausgehen, daß der Krieg in Asien noch lange gedauert und vielen Menschen das Leben gekostet hätte.