Geldverleihen

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Geldverleihen

Beitrag von pierre10 »

Die Geschichte mit dem Geldverleihen.

Vor Jahren stehe ich auf einem kleinen Parkplatz am Münzautomat und ziehe meine Parkkarte. Damals nahmen diese Automaten nur 0,50 oder 1 DM. Kommt ein Mann auf mich zu, sichtlich in Eile und stellt die Frage:
„Können Sie mir 5 Mark wechseln, damit ich eine Parkkarte ziehen kann?“

Ich griff in meine Tasche und fand nur eine Mark. Ich gab sie ihm und er wollte wissen, wie er sie mir zurückgeben kann.

„Gar nicht,“ meinte ich, „ich leihe Ihnen diese Mark, und wenn Sie dann mal auf einem Parkplatz stehen, und jemand hat ähnliche Probleme wie Sie jetzt, dann leihen Sie ihm die Mark damit er auch wieder.... „

Er bedankte sich und lief davon.

Als ich zu meinem Auto zurückkam, stand er und wartete auf mich.
„Nein, ich will meine Mark nicht wieder haben!“

„Kriegen Sie auch nicht, aber ich wollte mich bei Ihnen bedanken für diese wunderschöne Idee.“

Ich habe daraus gelernt. Jahre später war ich in Schottland unterwegs. Es regnete wie so oft und ich hielt mit meinem Wagen vor einem Pub, um einen Tee zu trinken. Vor der Türe standen ein paar Fahrräder, sichtlich ältere Modelle und an etwas erinnere ich mich genau, auf einen Fahrrad war ein alter, rußgeschwärzter Topf festgebunden....

Ich bekam meinen Tee, sah, dass am Nebentisch eine kleine Runde junger Menschen saß. Sie sprachen deutsch, mit Akzent aus dem Osten.

Einer der Jungen wollte noch einen zweiten Tee haben. Eines der Mädchen antwortete: „Nein, wir müssen unser Geld für die Rückfahrt mit der Fähre zusammenhalten.“

Betretenes Schweigen.

Nun konnte ich nicht anders, ich stand auf, ging zu dem Tisch, legte eine mittlere Pfundnote darauf und.... was glaubt Ihr wohl............, sagte dasselbe wie zu dem Parkplatzsucher.

Nie werde ich die erstaunten Gesichter vergessen.

Und wenn jeder der jungen Menschen später einmal, wenn er es kann, ein wenig Geld weiterverleiht zum weiterverleihen.......

So kann etwas beginnen, das unsere Welt menschlicher und besser macht.

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Geldverleih und daraus hervorgehender Profit soll Sünde sein. Darum haben Christen in Europa das den Juden überlassen, die damit reicht wurden, wärend die Christen als Arbeiter arm blieben.

Auch heißt es dass bei Geld die Freundschaft aufhört.

Ein anderes Phänomen des Geldes ist, dass es reichlich Geldscheine gibt und es dennoch so begehrt wie nichts anderes ist. Das liegt natürlich daran, dass es geld nicht umsonst gibt. So wie es mal ein Priester in seiner Prädigt sagte, dass ein geplanter Gemeindeausflug keinerlei Resonanz fand und das obwohl er für umsonst war. Da beschloss der Priester einfach den Gemeindeausflug mit einer Teilnehmergebühr von 5 Mark zu verbinden und daraufhin wollten alle Teilnehmen. Weil etwas dass nicht für umsonst ist, attraktiv ist und das führt mich zur Kartoffel, die keiner wollte es sie überall gab und umsonst war, da ließ der König diese Tagsüber bewachen und über Nacht wurden alle Kartoffeln geklaut.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo "Knecht",

an der Geschichte mit der Kartoffel ist leider sehr viel Wahres. Leider glauben viele Menschen, daß etwas nur dann gut ist, wenn es etwas kostet.
Als die ersten europäischen Siedler ín Nordamerika auf die indigenen Völker (allgemein "Indianer" genannt) stiessen, und von denen im ersten - harten - Winter Kleidung, Nahrung und manches mehr geschenkt bekamen, waren sie auch ziemlich verdutzt. Aber die Geld(!)wirtschaft, wie wir sie kennen, entstand ja erst, als der Tauschhandel aufhörte und der Geldwert nicht mehr durch Goldreserven gedeckt werden konnte. Damit kam das Papiergeld auf (nun, nicht ganz;in China war es schon bekannt.)

Was die Geldgeschäfte der jüdischen Bevölkerung betrifft, sieht es so aus, daß Juden in vielen Städten (auf Grund der Anweisungen christlicher Herrscher) etliche Handwerks- und Handelsberufe nicht ausüben durften (!) und gezwungen waren, ins Geld-/Bankgeschäft zu gehen.
Und die (jüdischen oder christlichen) Arbeiter (!) kamen in Deutschland erst ab ca. 1830 auf - mit Beginn der Industrialisierung.

Gruß, Pit

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Geldverleih und daraus hervorgehender Profit soll Sünde sein. Darum haben Christen in Europa das den Juden überlassen, die damit reicht wurden, wärend die Christen als Arbeiter arm blieben.

Auch heißt es dass bei Geld die Freundschaft aufhört.

Ein anderes Phänomen des Geldes ist, dass es reichlich Geldscheine gibt und es dennoch so begehrt wie nichts anderes ist. Das liegt natürlich daran, dass es geld nicht umsonst gibt. So wie es mal ein Priester in seiner Prädigt sagte, dass ein geplanter Gemeindeausflug keinerlei Resonanz fand und das obwohl er für umsonst war. Da beschloss der Priester einfach den Gemeindeausflug mit einer Teilnehmergebühr von 5 Mark zu verbinden und daraufhin wollten alle Teilnehmen. Weil etwas dass nicht für umsonst ist, attraktiv ist und das führt mich zur Kartoffel, die keiner wollte es sie überall gab und umsonst war, da ließ der König diese Tagsüber bewachen und über Nacht wurden alle Kartoffeln geklaut.
carpe diem - Nutze den Tag !

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Hallo "Knecht",

an der Geschichte mit der Kartoffel ist leider sehr viel Wahres. Leider glauben viele Menschen, daß etwas nur dann gut ist, wenn es etwas kostet.
Als die ersten europäischen Siedler ín Nordamerika auf die indigenen Völker (allgemein "Indianer" genannt) stiessen, und von denen im ersten - harten - Winter Kleidung, Nahrung und manches mehr geschenkt bekamen, waren sie auch ziemlich verdutzt. Aber die Geld(!)wirtschaft, wie wir sie kennen, entstand ja erst, als der Tauschhandel aufhörte und der Geldwert nicht mehr durch Goldreserven gedeckt werden konnte. Damit kam das Papiergeld auf (nun, nicht ganz;in China war es schon bekannt.)

Was die Geldgeschäfte der jüdischen Bevölkerung betrifft, sieht es so aus, daß Juden in vielen Städten (auf Grund der Anweisungen christlicher Herrscher) etliche Handwerks- und Handelsberufe nicht ausüben durften (!) und gezwungen waren, ins Geld-/Bankgeschäft zu gehen.
Und die (jüdischen oder christlichen) Arbeiter (!) kamen in Deutschland erst ab ca. 1830 auf - mit Beginn der Industrialisierung.

Gruß, Pit

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Geldverleih und daraus hervorgehender Profit soll Sünde sein. Darum haben Christen in Europa das den Juden überlassen, die damit reicht wurden, wärend die Christen als Arbeiter arm blieben.

Auch heißt es dass bei Geld die Freundschaft aufhört.

Ein anderes Phänomen des Geldes ist, dass es reichlich Geldscheine gibt und es dennoch so begehrt wie nichts anderes ist. Das liegt natürlich daran, dass es geld nicht umsonst gibt. So wie es mal ein Priester in seiner Prädigt sagte, dass ein geplanter Gemeindeausflug keinerlei Resonanz fand und das obwohl er für umsonst war. Da beschloss der Priester einfach den Gemeindeausflug mit einer Teilnehmergebühr von 5 Mark zu verbinden und daraufhin wollten alle Teilnehmen. Weil etwas dass nicht für umsonst ist, attraktiv ist und das führt mich zur Kartoffel, die keiner wollte es sie überall gab und umsonst war, da ließ der König diese Tagsüber bewachen und über Nacht wurden alle Kartoffeln geklaut.
Wieso findest du die Predigt des Priesters nicht gut, sondern die Geschichte der Kartoffel? Bezeuge doch mal öffentlich dass ein Amtsträger der Kirche völlig recht, was er von den orientierungslosen Laien erzählt hat, die lautstark Demokratie fordern und gleichzeitig sich von den Berterlsmannmedien freiwillig versklaven.

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Pit
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Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo "Knecht",

da es im Grunde sowohl in der ersten als auch in der zweiten Erzählung um die Tatsache geht, daß so mancher Zeitgenosse - leider auch so mancher römisch-katholische - der Meinung ist, daß nur gut sein kann, was auch etwas kostet, habe ich - um diese meine Meinung, die sich mit Deiner deckt, zu verdeutlichen, auf die von Dir geschilderte Geschichte zurückgegriffen.
Richtig:
Ich hätte auch genausogut die andere Geschichte wählen können, habe aber - zufällig - diese gewählt. Das hat jedoch nichts (!) mit meiner Meinung bezüglich der katholischen Priester zu tun, da ich mehrere Priester zu meinem Freundeskreis zähle, darunter auch einen, der mehrere Jahre Kontakt zum hiesigen Opus Dei hatte.

Gruß, Pit
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sofaklecks
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Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Das Glücksprinzip

Beitrag von sofaklecks »

Hallo Pierre,

als ich beim Archivlesen deinen Beitrag gelesen habe, mit dem du diese Diskussion eröffnet hast, ist mir ein Film eingefallen, in dem ein Junge eine Art Gute-Taten-Lawine anzustossen versucht, indem er jemandem hilft mit der Auflage, in gleicher Situation ebenfalls zu helfen. Der Name des Films war mir entfallen, aber zufällig (Zufall heisst der liebe Gott, wenn er inkognito auf Erden wandelt) sehe ich, der Film (er heisst "Das Glücksprinzip") wird morgen, 12.06.2006 auf SWR 3 ausgestrahlt. Der Sender sollte auch im Garten Gottes, den man Elsass nennt, zu empfangen sein. Wenn nicht, schick mir eine PN mit deiner Adresse, ich schneid ihn dir mit.

Sofaklecks


Und bitte, Leute, verschiebt mir den Beitrag nicht ins Fernsehprogramm. Er bezieht sich direkt auf Pierres Beitrag hier.

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Registriert: Sonntag 4. September 2005, 06:23

Beitrag von pierre10 »

Danke, Sofak... ich werde ihn mir ansehen.

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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