Da wird sich nicht darum gekümmert, was die jeweiligen Gründe für die Gewalt sind, sondern es ist schon von vornherein klar, dass, wenn (vermutliche) Moslems gewalttätig werden, das ja wohl nur daran liegen kann, dass es Moslems sind - und ‘also’ alle Moslems Gewalttäter sein müssen. Unschwer zu erkennen ist dabei, dass man bei diesem Gewaltvorwurf sich ausgerechnet die Befürchtung des staatlichen Gewaltmonopolisten zu eigen macht, dass Moslems sich nicht seinen Regeln unterwerfen werden, sondern gegen ihn denen des Islams. Dass der Absolutheitsanspruch der Religion ein Widerspruch zu dem des bürgerlichen Staates ist, ist jedoch gar kein Spezifikum des Islams, sondern allen Religionen eigen; ebenso die Entscheidung ihrer Anhänger, sich dennoch dem Staat zu unterwerfen und sich auf die Privatsphäre ihrer Schäfchen zu beschränken … oder auch genau das bleiben zu lassen und eine Konkurrenz zum Staat aufzumachen, oder ihn für die eigenen Zwecke hernehmen zu wollen.Der 68-jährige Sprecher der Bürgerinitiative ist ein hagerer Mann mit Goldrandbrille. Mediziner Fleck hat viel gelesen, seit er Anfang März von dem geplanten Moscheebau erfuhr. Er hat sogar schon den Imam der Ahmadiyya besucht. […] Er, Fleck, wolle “weder solche Verhältnisse wie in einigen Westberliner Stadtteilen” noch “wie im Irak”.
Dass es sich bei diesem Vorgehen um Feindbildpflege handelt, kann man sich zudem an der interessierten Heuchelei dieses Vorgehens verdeutlichen: Kirchen wollen die jedenfalls nicht loswerden, um Verhältnisse wie in Nordirland zu verhindern - im Gegenteil, der evangelische Pfarrer ist bei dem Protest munter mit dabei:
Als würden zu einer “unnötigen Auseinandersetzung” nicht immer mindestens zwei gehören. Und als würden solche “unnötigen Auseinandersetzung” nicht gerade durch solche Äußerungen aufgestachelt werden, sind sie doch Teil der Feindbildpflege, mit der man sich moralisch ins Recht (”wir sind ja provoziert worden”) und die Gegenseite ins moralische Unrecht setzen will (”die haben ja provoziert”). Was da für Maßstäbe angelegt werden, macht deutlich, worum es geht. Ja wozu soll so ein Gotteshaus denn bitte sonst da sein, als für die eigene Religion zu agitieren - und damit automatisch gegen alle anderen Spinnereien der gleichen Sorte? Das alleine soll aber schon die unzumutbare Provokation sein. Darauf kommt man überhaupt nur, wenn man sich von vornherein sicher ist, dass “die” nicht hierhergehören, was sich dann an grotesken Übertreibungen wie diesen in aller Deutlichkeit offenbart:Doch an derlei feinsinnigen Unterscheidungen scheint in Heinersdorf kaum jemandem besonders gelegen zu sein, nicht mal dem evangelischen Geistlichen, der moderieren will, aber sich selbst längst eingeordnet hat in die Protestbewegung. Pfarrer Andreas Kaehler befürchtet, dass die dann ansässigen Ahmadis sogar “gegen den christlichen Glauben missionieren könnten”. Im Internet hat er bereits ein Papier gefunden, auf dem die Ahmadiyya den Tod Jesu am Kreuz bestreitet.
Sein Fazit: “Das könnte zu unnötigen Auseinandersetzungen führen.”
Ja und? Wo wäre denn das Problem, wenn da nur noch Moslems leben würden? Man macht es sich doch erst zu einem, wenn man sich ohnehin sicher ist, dass diese 1.) nicht hierher gehören und 2.) irgendwie perfide Feinde seien. Was sich auch an der Verschwörungstheorie zeigt, dass die Moschee nur Teil eines finsteren Plans sein soll, dieses angebliche Ziel, dass da nur noch Moslems leben sollen, zu erreichen. Wer so unterwegs ist, dem ist dann auch alles eins - gefährliche Fremde, vor denen es sich und Deutschland zu schützen gälte:Könne jemand ausschließen, fragt er, dass in Heinersdorf eines Tages nicht nur noch Muslime leben? Und was soll diese Moschee, die in einem Ortsteil ohne Ahmadiyya-Anhänger läge, anderes sein als ein “Missionshaus”, um Heinersdorf schon jetzt zu verändern?
Dass nicht alle Araber Moslems und nicht alle Moslems Araber sind - egal, Fremde, die nicht hierhergehören und zudem höchst terrorverdächtig sind, also erst recht nicht hierhergehören, sind sie für anständige Deutsche allemal.“Entspricht es der Wahrheit”, heißt es in einem Flugblatt, “dass Kleingartenkolonien in Heinersdorf für die Errichtung arabischer Siedlungen im Gespräch sind?”
Ausgerechnet bei all diesen Gemeinsamkeiten - die auch noch einmal zeigen, dass die beliebte Trennung von Patriotismus als “Liebe zum Eigenen” und Nationalismus als “Hass gegen das Fremde” völliger Nonsens ist, weil sich der Hass gegen das Fremde ja aus der Liebe zum Eigenen ergibt, dass gegen es stark gemacht, verteidigt etc. werden soll - will SPON eine “seltsame Gesellschaft” entdeckt haben:
und empört sich gar:Eine seltsame Gesellschaft macht nun dagegen mobil: die rechtsextreme NPD mit Parolen vornweg, erregte Bürger, die um ihr Idyll bangen, sogar ein evangelischer Pfarrer, der Bedenken vorträgt.
Wo soll denn da der Missbrauch sein, wenn man sich doch im Nationalismus und im Feindbild einig ist? Das soll gerade nicht heißen, dass die empörten Bürger Nazis sein müssen, sondern dass Rassismus keine Besonderheit der Nazis ist. SPON will hingegen auf das per se gute demokratische Engagment, auch wenn man sich hier nicht inhaltlich einig mit ihm ist, nicht wirklich etwas kommen lassen und sucht nach Rechtfertigungen:Rechtsextremisten versuchen, die Protestbewegung zu missbrauchen.
, während die per se bösen Rechtsradikalen dieses, bei aller inhaltlichen Einigkeit, per se nur “missbrauchen” können. Na dann ist der gerechte “Volkszorn ja gerettet …Doch mit der Anzahl der Minarette wächst das Unbehagen vieler Deutscher - eine Mischung aus Ausländerfeindlichkeit und manchmal berechtigter Angst vor religiösen Fanatikern.