Das Ende der (Volks-)parteien ?

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Christian
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Das Ende der (Volks-)parteien ?

Beitrag von Christian »

Die SPD steckt in der Krise, aber der Union geht es kaum besser: Die jüngste dimap-Umfrage sieht CDU und CSU nur noch bei mageren 34 Prozent. Bei Jungwählern, Hochgebildeten und Selbständigen ist die Erosion am schlimmsten. Die "Entbürgerung" der Volksparteien hat begonnen. ...



Es ist kein Wunder das sich immer mehr Menschen von den Parteien nicht mehr vertreten fühlen. Besonders der selbsständige Mittelstand leidet unter der ständig wachsenden Inflation und Abgabelast . Die Politiker entfernen sich immer mehr vom Volk und das Volk von den Politikern. Der Mittelstand hat jahrzehntelang das Gerüst der alten Bundesrepublik getragen und er entwickelte sich recht gut. Jedoch hat gerade jetzt der Mittelstand das Gefühl einer Kuh die erst gefüttert wurde um jetzt abgemolken zu werden. Sollte der Spiegelartikel recht behalten würde sich die politische Landschaft in der neuen Bundesrepublik gänzlich ändern und die Schäubles "Anti-Terror"-Gesetze täten Sinn machen.

Gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Gewiß sind die Volksparteien ein auslaufendes Modell, aber auch der Parlamentarismus der "klassischen" Prägung wird zunehmend anachronistisch. In der Geschichte werden die Karten immer wieder neu gemischt und ausgeteilt.

Der politische Überbau hinkt der gesellschaftlich-historischen Entwicklung meist hinterher; auch der Histomat hat seinen Erkenntniswert :mrgreen:
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wir brauchen Politiker mit Charakter, Selbstbeschränkung und Verlässlichkeit. Statt dessen leben Politiker eine Kultur des Eigennutzes und der Selbstbedienung vor: Kurzfristiges Ergattern von Sitzen, Posten und Diäten erscheint wichtiger als das Gemeinwohl. Große Koalitionen im Bund und in den Ländern führen zum Erstarken der Ränder. Es fehlt eine angemessene Wertschätzung der Rolle der Opposition.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Wir brauchen Politiker mit Charakter, Selbstbeschränkung und Verlässlichkeit. Statt dessen leben Politiker eine Kultur des Eigennutzes und der Selbstbedienung vor: Kurzfristiges Ergattern von Sitzen, Posten und Diäten erscheint wichtiger als das Gemeinwohl. Große Koalitionen im Bund und in den Ländern führen zum Erstarken der Ränder. Es fehlt eine angemessene Wertschätzung der Rolle der Opposition.
Und warum? Weil die Oppositionspolitiker sich genauso mit dem System arrangieren wie die jeweils Regierenden.
Schau Dir doch bloß mal unsere Parteien in Bayern an: Es ist fast ein Wunder, daß sich die SPD überhaupt über 5% halten kann, denn das Spitzenpersonal ist genauso eine Lachnummer wie bei der regierenden allerchristlichsten Einheits- und Staatspartei. Ude beschränkt sich darauf, seine Münchener Mafia zusammenzuhalten und rührt für die Landespolitik keinen Finger; Maget ist viel zu harmlos und anständig für einen Oppositionsführer; Stiegler ist zwar wie ich Oberpfälzer, aber macht unserem Stamm auch nicht gerade Ehre, was seine intellektuellen Fähigkeiten angeht (das Maul aufreißen kann er zwar, aber es ist nichts Gescheites dahinter); und der "Hoffnungsträger" der Bayern-Sozis, Pronold, ist ein gottloses R******h (das war vor Jahren der Typ mit dem "Lattengustl"-Spruch). Die Grünen machen einen auf Atheismus (siehe Bayern-Parteitag in Augsburg) und sind sonst auch voll etabliert, die FDP-Leute kennt keiner, weil sie die letzten Legislaturperioden nicht im Landtag waren. Was bleibt also? Die zerstrittenen, auf Landesebene unprofilierten Freien Wähler? Die Linke? Die de facto nicht mehr existenten Rebublikaner? Die DVU?

Das ist unsere crux: Außer auf Kommunalebene gibt es praktisch keine Politiker, die Sachverstand und einen anständigen Charakter in sich vereinen, weil man nur als Parteisoldat Chancen hat, überhaupt höher hinauszukommen. Und das Hocharbeiten in einer Partei ist die sicherste Methode, jeden Rest von Tugenden zu verlieren.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Was hältst du von Bernd Posselt? :hmm:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Linus hat geschrieben:Was hältst du von Bernd Posselt? :hmm:
Den habe ich hier nicht berücksichtigt, er ist ja erstens CSUler (und die sind - noch! - nicht in der Opposition), zweitens kein Landespolitiker (sondern MdEP) - und drittens wirkungsmäßig für die Politik in Bayern absolut unerheblich.

Das einzige, was ich von ihm weiß, ist, daß er Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist. Nun ist mein Vater selber ein vertriebener Sudetendeutscher, aber weder von dieser Organisation noch von Posselt ist mir auf politischer Ebene irgendetwas bekannt, womit ich mich irgendwie identifizieren wollte (und folkloristisch bzw. kulturell brauche ich kein solches Forum). Abgesehen davon, daß die Forderung nach Abschaffung der sogenannten Benesch-Dekrete mehr als berechtigt ist, empfinde ich diesen Verein ansonsten eher als berufsmäßige Scharfmacher, die mir nicht sonderlich sympathisch sind.

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overkott
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Beitrag von overkott »

taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wir brauchen Politiker mit Charakter, Selbstbeschränkung und Verlässlichkeit. Statt dessen leben Politiker eine Kultur des Eigennutzes und der Selbstbedienung vor: Kurzfristiges Ergattern von Sitzen, Posten und Diäten erscheint wichtiger als das Gemeinwohl. Große Koalitionen im Bund und in den Ländern führen zum Erstarken der Ränder. Es fehlt eine angemessene Wertschätzung der Rolle der Opposition.
Und warum? Weil die Oppositionspolitiker sich genauso mit dem System arrangieren wie die jeweils Regierenden.
Es geht darum, dass die großen Parteien auf große Koalitionen verzichten. Eine dieser Parteien müsste dann in die Opposition. Ihre Aufgabe in der Opposition ist, den Protest zu binden, damit er nicht destruktiv wird. Aufgrund dieser wichtigen Funktion darf die Oppositionsarbeit auch von Regierungsseite nicht völlig unattraktiv gemacht werden.

Alternative dazu: Die Volksparteien schrumpfen sich auf 25 bis 20 Prozent.

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overkott
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Beitrag von overkott »

taddeo hat geschrieben:Schau Dir doch bloß mal unsere Parteien in Bayern an:
Der Bund mediatisiert die Länder. Bayern kann sich diesem Sog kaum entziehen. Die CSU muss um ihre absolute Mehrheit bangen.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Schau Dir doch bloß mal unsere Parteien in Bayern an:
Der Bund mediatisiert die Länder. Bayern kann sich diesem Sog kaum entziehen. Die CSU muss um ihre absolute Mehrheit bangen.
Ich fürchte, daß die momentanen Umfragewerte eher eine gegensätzliche Trotzreaktion der traditionellen CSU-Wählerschaft bewirken, falls die Parteispitze nicht noch irgendwelche größeren Dummheiten bis zur Wahl macht. Wenn die Wahlbeteiligung hoch wäre (um oder über ca. 70%), hat die CSU gute Chancen, es doch wieder zu packen (50+x). Wenn die Politikverdrossenheit, mit der wir aus Richtung Berlin tatsächlich "mediatisiert" werden, allerdings zur Wahlenthaltung führen sollte, dann wird's für die Bande sehr eng - jedoch, sollten sie dann eine Koalition mit der FDP bilden können, bliebe im Grunde alles beim Alten. Siehe oben: Besitzstandwahrung bzw. -bildung der politischen Kaste.

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Schau Dir doch bloß mal unsere Parteien in Bayern an:
Der Bund mediatisiert die Länder. Bayern kann sich diesem Sog kaum entziehen. Die CSU muss um ihre absolute Mehrheit bangen.
Ich fürchte, daß die momentanen Umfragewerte eher eine gegensätzliche Trotzreaktion der traditionellen CSU-Wählerschaft bewirken, falls die Parteispitze nicht noch irgendwelche größeren Dummheiten bis zur Wahl macht. Wenn die Wahlbeteiligung hoch wäre (um oder über ca. 70%), hat die CSU gute Chancen, es doch wieder zu packen (50+x). Wenn die Politikverdrossenheit, mit der wir aus Richtung Berlin tatsächlich "mediatisiert" werden, allerdings zur Wahlenthaltung führen sollte, dann wird's für die Bande sehr eng - jedoch, sollten sie dann eine Koalition mit der FDP bilden können, bliebe im Grunde alles beim Alten. Siehe oben: Besitzstandwahrung bzw. -bildung der politischen Kaste.
Ich hoffe für Bayern und uns alle, dass Du damit Recht hast. ansonsten hilft vielleicht folgendes Stoßgebet:

Herr, bewahre uns vor kommunistischen Regierungen!

Baron
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Beitrag von Baron »

Das Ende der Volksparteien wird doch seit Jahren angekündigt. Und was ist passiert: Gar nichts. Und das völlig zurecht.

Dass in Zeiten einer großen Koalition die kleinen Parteien stärker werden, ist doch völlig natürlich. Das ändert sich auch sehr schnell wieder, wenn eine der großen Parteien wieder aus der Regierung ausscheidet.

Bedenkt man, dass die Union in Umfragen den 40% immer näher kommt und das obwohl Sie Regierungspartei ist, dann ist dies das einzig Ungewöhnliche im Moment. Und viel mehr Volkspartei geht doch gar nicht.

Fakt ist, dass FDP und Grüne Klientelparteien sind und nie ohne das Personal aus CDU oder SPD regieren könnten.

Fakt ist, dass Deutschland insgesamt und trotz aller Probleme glänzend da steht.

Arbeitslosigkeit schrumpft ständig und zügig
Wirtschaftswachstum solide und deutlich
Sicherheitslage entspannt
Freundschaftliche Beziehungen zu sämtlichen Nachbarländern
Die Haushaltslage entspannt sich spürbar

Welches Land steht denn besser da als Deutschland? Abgesehen von Ausnahmen wie Liechtenstein, Luxemburg oder Monaco
Die Antwort: Keines!

Und wenn Bayern im Herbst der CSU die absolute Mehrheit versagen sollte, dann ist es selten dumm.

Bayern nimmt in Deutschland den Spitzenplatz ein.
Bildung, Wirtschaft, Verschuldung, Infrastruktur, Forschung usw usw.
Hier eine andere Regierung zu wählen, wäre Irrsinn. Was sollte die denn besser machen?!

Das einzig Beunruhigende ist das Erstarken verfassungsfeindlicher Parteien. Linke, NPD, DVU usw.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Ein professionelles Wort. Das muss honoriert werden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wir können das natürlich auch hinterfragen.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Baron hat geschrieben:Das Ende der Volksparteien wird doch seit Jahren angekündigt. Und was ist passiert: Gar nichts. Und das völlig zurecht.

Dass in Zeiten einer großen Koalition die kleinen Parteien stärker werden, ist doch völlig natürlich. Das ändert sich auch sehr schnell wieder, wenn eine der großen Parteien wieder aus der Regierung ausscheidet.

Bedenkt man, dass die Union in Umfragen den 40% immer näher kommt und das obwohl Sie Regierungspartei ist, dann ist dies das einzig Ungewöhnliche im Moment. Und viel mehr Volkspartei geht doch gar nicht.

Fakt ist, dass FDP und Grüne Klientelparteien sind und nie ohne das Personal aus CDU oder SPD regieren könnten.

Fakt ist, dass Deutschland insgesamt und trotz aller Probleme glänzend da steht.

Arbeitslosigkeit schrumpft ständig und zügig
Wirtschaftswachstum solide und deutlich
Sicherheitslage entspannt
Freundschaftliche Beziehungen zu sämtlichen Nachbarländern
Die Haushaltslage entspannt sich spürbar

Welches Land steht denn besser da als Deutschland? Abgesehen von Ausnahmen wie Liechtenstein, Luxemburg oder Monaco
Die Antwort: Keines!

Und wenn Bayern im Herbst der CSU die absolute Mehrheit versagen sollte, dann ist es selten dumm.

Bayern nimmt in Deutschland den Spitzenplatz ein.
Bildung, Wirtschaft, Verschuldung, Infrastruktur, Forschung usw usw.
Hier eine andere Regierung zu wählen, wäre Irrsinn. Was sollte die denn besser machen?!

Das einzig Beunruhigende ist das Erstarken verfassungsfeindlicher Parteien. Linke, NPD, DVU usw.
Ja, mit der Bundesrepublik geht es sichtlich immerfort aufwärts.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Die Stellungnahme des Herrn Baron könnte von einem CSU-Pressesprecher stammen, wenn sie nicht so geschliffen formuliert wäre.

Allerdings zeugt sie von einem - wie ich meine kurzsichtigen - Politikverständnis, das erstens nur kurzfristige und zweitens vor allem ökonomische Kategorien berücksichtigt. Alleine die Punkte "Bildung" und "Infrastruktur" in Bayern! Der Herr Baron scheint alleinstehend in München zu residieren und über größere Finanzmittel zu verfügen; mit einer Familie und mittlerem Einkommen im niederbayerischen Hinterland lebend würde er wohl nicht so einen Unsinn verzapfen. Was die CSU an Möglichkeiten für echte Bildung (nicht wirtschaftsorientierte Ausbildung!) schon ruiniert hat, geht auf keine Kuhhaut. Und wenn es in Bayern noch irgendwo so was wie kleine Flecken intakte Umwelt geben sollte (man hört manchmal davon), dann trotz der CSU und nicht wegen ihr.

Baron
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Beitrag von Baron »

Ich lebe weder alleinstehend noch in München und verfüge leider über äußerst bescheidene Finanzmittel.

Ich habe auch selbst keine bayerische Bildung genossen, weswegen man mir hier durchaus unterstellen könnte, ich hätte keinen Blick von innen.

Aber ich sehe die Ergebnisse: PISA I, PISA II, TIMMS und wie sie alle heißen. Da schneidet Bayern immer hervorragend ab. Das sind objektive Fakten, über die man nicht streiten braucht.

Christian
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Beitrag von Christian »

Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Baron hat geschrieben:Aber ich sehe die Ergebnisse: PISA I, PISA II, TIMMS und wie sie alle heißen. Da schneidet Bayern immer hervorragend ab. Das sind objektive Fakten, über die man nicht streiten braucht.
Wenn man ehrlich ist, muß man bei diesen "Tests" neben deren immanenten Mängeln vor allem zugeben, daß ihre Ergebnisse gerade für Bayern unter dem Vorbehalt stehen "unter den Blinden ist der Einäugige König". Nur weil andere Länder noch schlechter sind, ist das bayerische System nicht schon gut.

Ein kleines Beispiel am Rande: gestern habe ich gehört, daß nun im Fach Latein in der 7. Klasse (bei Beginn in der 5. Klasse) die Wochenstunden von vier auf drei gekürzt werden. Um den Stoff entsprechend zu beschneiden, fällt in Zukunft u. a. die oratio obliqua (indirekte Rede) ganz weg, ebenso im Prinzip die Deponentien. Das hört sich zunächst nicht schlimm an, bedeutet aber, daß ein Lateinschüler in Zukunft praktisch keinen anspruchsvolleren klassischen Text mehr korrekt übersetzen kann, weil ihm entscheidende Grammatikkenntnisse fehlen - ohne indirekte Rede sind Cicero oder Seneca völlig undenkbar, und Deponentien gibt es zwar nicht gar zu viele, aber die sind für den Wortschatz unabdingbar. Wie man auf so einen Schwachsinn kommen kann, ist mir ein Rätsel. Ich kann es mir nur so erklären: Wenn schon im Deutschen kaum mehr jemand eine korrekte indirekte Rede mit ihren Konjunktiven bilden kann, dann braucht man das im Lateinischen auch nicht mehr.

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Und einige der angesprochenen Politiker bestätigen ihn bereits (direkt oder indirekt)
CDU sorg sich um ihr C
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

taddeo hat geschrieben:Um den Stoff entsprechend zu beschneiden, fällt in Zukunft u. a. die oratio obliqua (indirekte Rede) ganz weg, ebenso im Prinzip die Deponentien.
:vogel: Verblödungsstrategie. Privatfernsehen, Ballerspiele am Rechner, Esperantogeld, Rechtschreibdeformation. PISA testet übrigens auch nur das mechanische Funktionieren nach angelernten Vorgaben. Ob ein Land dabei gut oder schlecht abschneidet, sagt hinsichtlich seiner geistigen Verfassung und schöpferischen Begabung gar nichts aus.

Zu diesem Thema darf ich ein weiteres Mal eine Schlüsselstelle der politischen Publizistik des vergangenen Jahrhunderts zitieren:
Lord Bertrand Russell, der Alfred Rosenberg der liberal-demokratischen Ideologie (in: [i]The Impact of Science on Society[/i], dt. u. d. T.: Wissenschaft wandelt das Leben, München 1953, S. 41 ff.) hat geschrieben:Politisch wird wahrscheinlich die Massenpsychologie zur wichtigsten Disziplin werden … Das Aufkommen der modernen Propagandamethoden hat ihre Bedeutung wesentlich gesteigert. Die wichtigste dieser Methoden heißt angeblich „Erziehung“. Auch die Religion spielt eine, wenn auch verschwindende, Presse und Rundfunk eine an Bedeutung zunehmende Rolle … Es steht zu hoffen, daß eines Tages jeder jeden zu allem überreden kann, wenn er seine Patienten nur jung genug in die Hand bekommt, und vom Staat mit Geld und dem erforderlichen Apparat versehen wird.

Auf diesem Gebiet würde man erheblich weiter kommen, wenn die Sache in einer Diktatur von Wissenschaftlern in die Hand genommen würde … Die Sozialpsychologen der Zukunft werden über mehrere Schulklassen verfügen, an denen sie eine Reihe von Verfahren erproben, wie man den Menschen die unverrückbare Überzeugung beibringt, daß Schnee schwarz ist. Und bald werden die ersten vergleichbaren Ergebnisse vorliegen: 1. Der Einfluß des Elternhauses ist von Übel, 2. man erreicht wenig, wenn man den Unterricht nicht schon in der Altersklasse unter 10 Jahren beginnt, 3. sehr wirksam sind in Musik gesetzte Verse, die man immer wieder absingen läßt, 4. die Ansicht, „Schnee ist weiß“ stempelt man am besten als Geschmacksverirrung morbider Überspanntheit ab. Aber … ich greife vor. Es ist die Sache zukünftiger Wissenschaftler, hierfür genaue Grundsätze zu entwickeln und herauszufinden, was es pro Kopf und Nase kostet, den Kindern beizubringen, daß Schnee schwarz ist, und wieviel weniger man ausgeben kann, um sie glauben zu machen, er sei dunkelgrau.

Diese Wissenschaft von der Massenpsychologie wird zwar fleißig betrieben, aber streng auf die regierenden Klassen beschränkt werden. Den Pöbel wird man über das Verfahren, wie seine Ansichten ausgebrütet wurden, im unklaren lassen. Hat sich diese Technik eines Tages vervollkommnet, so kann jede Regierung, die die Erziehung für eine Generationsspanne in der Hand hat, ihre Untertanen gefahrlos ohne Armeen und Polizisten am Zügel führen.
Fragt sich, ob wir noch genügend Mumm haben, die ganze Bande hinwegzufegen. (Wer den politischen Betrieb einmal von innen kennengelernt hat, wird sich nichts vormachen: Die ganze Schicht der Herrschenden muß weg, die Sklavenhalterklasse. Das System ist nicht von innen reformierbar.) Wahrscheinlich wird – trotz des sich hier immerhin noch artikulierenden Widerspruchs – doch eine breite Masse von Heloten übrigbleiben. Die wenigen echten Widerständler, die auch noch ihre wirtschaftliche Existenzvernichtung überstehen, werden psychiatrisiert werden, sofern sie sich nicht rechtzeitig dorthin absetzen, wo Wort und Rede noch grundsätzlich frei sind.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Um den Stoff entsprechend zu beschneiden, fällt in Zukunft u. a. die oratio obliqua (indirekte Rede) ganz weg, ebenso im Prinzip die Deponentien.

:doh: Verblödungsstrategie. Privatfernsehen, Ballerspiele am Rechner, Esperantogeld, Rechtschreibdeformation. PISA testet übrigens auch nur das mechanische Funktionieren nach angelernten Vorgaben. Ob ein Land dabei gut oder schlecht abschneidet, sagt hinsichtlich seiner geistigen Verfassung und schöpferischen Begabung gar nichts aus.
Ja! Ja! Und nochmals ja! Ich freue mich immer, wenn jemand das Kind beim Namen nennt. Wir haben kein akutes Problem bei der Wissensquantität (obwohl es auch hier Diskussionsbedarf gibt). Das Problem ist, dass die Schüler schlicht nicht fähig sind, ihr Wissen praktisch anzuwenden.
Logisches Denken ist kaum noch vorhanden, eigenständige Lösungssuche wird gar nicht in Erwägung gezogen und die Motivation, erkannte Bildungslücken zu füllen, ist ebenfalls äußerst unterentwickelt.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die wenigen echten Widerständler, die auch noch ihre wirtschaftliche Existenzvernichtung überstehen, werden psychiatrisiert werden, sofern sie sich nicht rechtzeitig dorthin absetzen, wo Wort und Rede noch grundsätzlich frei sind.
Wohin sollen die denn noch gehen - zumindest in Europa? In den Vatikan?

Ich glaube, daß wir 40jährigen das in Deutschland noch erleben werden, daß man als Katholik nicht mehr frei seine Meinung äußern kann, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Das Anti-Diskriminierungsgesetz leistet da schon gründlich Vorschub, und das EU-Recht bietet auch genügend Fallstricke, die unter dem Mantel der Toleranz eine dezidierte religiöse Meinungsäußerung in der Öffentlichkeit praktisch ausschließen. Wenn etwa - wie das EU-Parlament ja fordert - die Abtreibung in der EU ein Grundrecht werden sollte, dann ist der Satz "Abtreibung ist Mord an unschuldigen Kindern" juristisch betrachtet eine strafbare Handlung.

Christian
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Beitrag von Christian »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:



(Wer den politischen Betrieb einmal von innen kennengelernt hat, wird sich nichts vormachen: Die ganze Schicht der Herrschenden muß weg, die Sklavenhalterklasse. Das System ist nicht von innen reformierbar.) Wahrscheinlich wird – trotz des sich hier immerhin noch artikulierenden Widerspruchs – doch eine breite Masse von Heloten übrigbleiben. Die wenigen echten Widerständler, die auch noch ihre wirtschaftliche Existenzvernichtung überstehen, werden psychiatrisiert werden, sofern sie sich nicht rechtzeitig dorthin absetzen, wo Wort und Rede noch grundsätzlich frei sind.[/align]



Volle Zustimmung , nur so stark wollte ich es nicht betonen. Ich halte die Bewegung zu One World , One Religion für Verdummung der Menschen um über sie leichter regieren zu können.

Die wenigen echten Widerständler, die auch noch ihre wirtschaftliche Existenzvernichtung überstehen, werden psychiatrisiert werden, sofern sie sich nicht rechtzeitig dorthin absetzen, wo Wort und Rede noch grundsätzlich frei sind.[/align]
Wo soll das sein ? Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.

gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Raphael

Beitrag von Raphael »

Christian hat geschrieben: Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Matthäus 6, 33)

Unter "alles andere" darf man auch das Recht auf freie Rede verstehen! :freude:

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:
Christian hat geschrieben: Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Matthäus 6, 33)

Unter "alles andere" darf man auch das Recht auf freie Rede verstehen! :freude:
Wenn man aber mangels freier Rede das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit nicht mehr öffentlich verkünden darf? "Euer Ja sein ein Ja, und euer Nein sei ein Nein" - das könnte Dich dann schon sauber ins Schlamassel bringen. Die Alternative wäre der Rückzug des Religiösen ins rein Private, wie es heutzutage auch vom Staat wenn schon nicht offen propagiert, so doch indirekt gesteuert wird. Das kann aber nicht Ziel der Christen sein. Gerade wenn es mir um das Reich Gottes geht, muß ich in der Öffentlichkeit meinen Mund aufmachen (dürfen).

Raphael

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Christian hat geschrieben: Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Matthäus 6, 33)

Unter "alles andere" darf man auch das Recht auf freie Rede verstehen! :freude:
Wenn man aber mangels freier Rede das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit nicht mehr öffentlich verkünden darf? "Euer Ja sein ein Ja, und euer Nein sei ein Nein" - das könnte Dich dann schon sauber ins Schlamassel bringen. Die Alternative wäre der Rückzug des Religiösen ins rein Private, wie es heutzutage auch vom Staat wenn schon nicht offen propagiert, so doch indirekt gesteuert wird. Das kann aber nicht Ziel der Christen sein. Gerade wenn es mir um das Reich Gottes geht, muß ich in der Öffentlichkeit meinen Mund aufmachen (dürfen).
Auch für solche Fälle ist in der Heiligen Schrift vorgesorgt; die Rede des Petrus (oder auch die seines Nachfolgers im Amte) hilft weiter:
Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5, 29)

Der "Hohe Rat" - vor dem Petrus diese Aussage macht - kann durchaus auch metaphorisch und damit als ein Platzhalter verstanden werden ....................

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Christian hat geschrieben: Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Matthäus 6, 33)

Unter "alles andere" darf man auch das Recht auf freie Rede verstehen! :freude:
Wenn man aber mangels freier Rede das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit nicht mehr öffentlich verkünden darf? "Euer Ja sein ein Ja, und euer Nein sei ein Nein" - das könnte Dich dann schon sauber ins Schlamassel bringen. Die Alternative wäre der Rückzug des Religiösen ins rein Private, wie es heutzutage auch vom Staat wenn schon nicht offen propagiert, so doch indirekt gesteuert wird. Das kann aber nicht Ziel der Christen sein. Gerade wenn es mir um das Reich Gottes geht, muß ich in der Öffentlichkeit meinen Mund aufmachen (dürfen).
Auch für solche Fälle ist in der Heiligen Schrift vorgesorgt; die Rede des Petrus (oder auch die seines Nachfolgers im Amte) hilft weiter:
Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5, 29)

Der "Hohe Rat" - vor dem Petrus diese Aussage macht - kann durchaus auch metaphorisch und damit als ein Platzhalter verstanden werden ....................
Das heißt also im Klartext, Du würdest Dich im Zweifelsfall für eine entsprechende Meinungsäußerung vor Gericht verantworten und womöglich eine Geld- oder Freiheitsstrafe in Kauf nehmen - mit allen Konsequenzen für Deine wirtschaftliche (Beruf) und/oder gesellschaftliche (Familie, Leumund, Vorstrafe etc.) Existenz?

Wäre das die Toleranz, die ein Staat seinen Bürgern gewähren muß? Na danke ...

Raphael

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Christian hat geschrieben: Ich kenne keinen Ort an dem freie Rede gewährleistet ist.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Matthäus 6, 33)

Unter "alles andere" darf man auch das Recht auf freie Rede verstehen! :freude:
Wenn man aber mangels freier Rede das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit nicht mehr öffentlich verkünden darf? "Euer Ja sein ein Ja, und euer Nein sei ein Nein" - das könnte Dich dann schon sauber ins Schlamassel bringen. Die Alternative wäre der Rückzug des Religiösen ins rein Private, wie es heutzutage auch vom Staat wenn schon nicht offen propagiert, so doch indirekt gesteuert wird. Das kann aber nicht Ziel der Christen sein. Gerade wenn es mir um das Reich Gottes geht, muß ich in der Öffentlichkeit meinen Mund aufmachen (dürfen).
Auch für solche Fälle ist in der Heiligen Schrift vorgesorgt; die Rede des Petrus (oder auch die seines Nachfolgers im Amte) hilft weiter:
Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5, 29)

Der "Hohe Rat" - vor dem Petrus diese Aussage macht - kann durchaus auch metaphorisch und damit als ein Platzhalter verstanden werden ....................
Das heißt also im Klartext, Du würdest Dich im Zweifelsfall für eine entsprechende Meinungsäußerung vor Gericht verantworten und womöglich eine Geld- oder Freiheitsstrafe in Kauf nehmen - mit allen Konsequenzen für Deine wirtschaftliche (Beruf) und/oder gesellschaftliche (Familie, Leumund, Vorstrafe etc.) Existenz?

Wäre das die Toleranz, die ein Staat seinen Bürgern gewähren muß? Na danke ...
Das wäre jetzt zu einfach, wenn ich mich hier hinstellen würde und "Ich würde das tun!" sagte.
Nichtsdestoweniger sollte man bedenken, unter welchen Bedingungen das Christentum bis zur konstantinischen Wende verkündigt wurde. Diese patristische Zeit ist nicht nur wegen der eindeutigen konziliaren Aussagen ein leuchtendes Vorbild, sondern ebenfalls ein Mahnmal für die Zukunft der katholischen Christenheit.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Um die Zitatreihe nicht noch zu verlängern, antworte ich mal so.

Gut, es ist zwar ziemlich idealistisch, unsere heutige Zeit mit den Christenverfolgungen vor Konstantin gleichzusetzen, aber wenn man statt der Löwen die Haie in den Redaktionsstuben nimmt und statt der Arenen die Zeitungen und das Internet, dann kommt es schon hin.

Der eigentliche Skandal ist aber doch der (um aufs Strangthema zurückzuführen): All das geschieht zumindest mit Billigung durch eine Regierungspartei, die das Wort "christlich" im Namen führt und beansprucht, die einzige verbliebene Volkspartei zu sein.

Baron
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Beitrag von Baron »

Nein, das mit der Christenverfolgung zu vergleich ist nicht idealistisch, sondern eine blanke Verhöhnung der Märtyrer aus den Urgemeinden. Ich finde das ehrlich gesagt geschmacklos.

Auch die Debatte hier ist doch völlig abwegig.

Zum einen ist hier nie genannt worden, warum der Lateinunterricht um sage und schreibe eine ganze Stunde gekürzt wurde.
Vielleicht für die Naturwissenschaften?! Sinnvoll!
Vielleicht für das Fach Geschichte, Gemeinschaftskunde oder Deutsch?! Sinnvoll!
Zugunsten Musik und Kunst? Sinnvoll!
Für Religion? Äußerst Sinnvoll!

Ich selbst bin stolzer Inhaber des großen Latinums. Ich kann grad noch irgendeine Inschrift in einer Kapelle mit Glück übersetzen, weil ich seit Jahren kein Latein mehr übe und lerne.
Wenn ich mich wissenschaftlich und vertieft mit Latein auseinandersetzen will oder soll, dann studiere ich es an einer Universtität. Da kann ich mich dann richtig reinhängen. Aber für das Abitur braucht's das doch nie und nimmer!

Wer hier die Parole verbreitet, die Meinungsfreiheit in Deutschland wäre gefährdet, der hat von unserer Rechtsprechung leider keine Ahnung. Wenn das BVerfG sogar den Satz "Soldaten sind Mörder" durchgehen lässt, dann ist die Meinungsfreiheit für mich schon zu weit gegangen. Denn auch die Meinungsfreiheit hat ihre Grenzen.
Fragt sich, ob wir noch genügend Mumm haben, die ganze Bande hinwegzufegen. (Wer den politischen Betrieb einmal von innen kennengelernt hat, wird sich nichts vormachen: Die ganze Schicht der Herrschenden muß weg, die Sklavenhalterklasse. Das System ist nicht von innen reformierbar.) Wahrscheinlich wird – trotz des sich hier immerhin noch artikulierenden Widerspruchs – doch eine breite Masse von Heloten übrigbleiben. Die wenigen echten Widerständler, die auch noch ihre wirtschaftliche Existenzvernichtung überstehen, werden psychiatrisiert werden, sofern sie sich nicht rechtzeitig dorthin absetzen, wo Wort und Rede noch grundsätzlich frei sind.
Und ich darf noch einmal meine Frage stellen: Wo bitteschön ist es denn besser? Wo ist denn die herrschende Klasse eine bessere? Wer ist denn die Schicht der Herrschenden? Kohl ist vom Volke abgewählt worden, Schröder ist vom Volke abgewählt worden. Da gibt's doch keine Klasse.

Ich liebe mein Land. Ich möchte nirgendwo anders leben, auch wenn es an vielen anderen Orten sehr schön.

Und uns allen geht es hier ausgezeichnet!

Baron
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Registriert: Montag 12. Mai 2008, 10:42

Beitrag von Baron »

Und der Garant für unseren Wohlstand, für unseren Frieden, für unsere Sicherheit, für unsere Umwelt und für unsere Zukunft sind die Volksparteien, CDU, CSU und SPD. Das haben sie ja nun lange genug bewiesen.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Nun ja, so kann man das auch sehen - soviel Meinungsfreiheit haben wir allemal ... (und man hat auch jahrtausendelang "gewußt", daß die Erde eine Scheibe ist...)

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