Pit hat geschrieben:Hallo Martin,
wenn ich Dich richtig verstehe, dann decken sich Deine Aussagen mit meinem Wissen, daß zur Zeit des Nationalsozialismus einfach (auch aus kirchlicher Sicht) alle Nichtchristen als Heiden bezeichnet wurden.
somit waren aber eben z.B. auch Juden und Muslime (im weitesten Sinne) Heiden.
Daraus ergibt sich aber auch, daß der Begriff "Heiden" damals keineswegs nur auf Ungläubige (also Atheisten) angewendet wurde, und somit die Gleichstellung Heiden = Ungläubige nicht "greift" und nicht akzeptabel ist.
Und somit lässt sich auch nicht ohne weiteres sagen, daß damals "Heiden und Protestanten" Hitler gewählt haben, da es keine verlässlichen und nachprüfbaren Daten gibt, wieviele Juden, Muslime und Angehörige anderer Religiosngemeinschaften damals Hitler gewählt haben.
Gruß, Pit
Hallo Pit,
afaik wurden Juden nie als Heiden gesehen, jedenfalls nicht mehr im 20. Jahrhundert, was Muslime betrifft, bin ich mir nicht ganz sicher. Die ersten Quellen bezeichnen sie als Häretiker bzw. Apostaten, da sie den Anspruch erheben, an denselben Gott zu glauben und ihrerseits den Christen vorwerfen, die ursprüngliche Botschaft Jesu verfälscht zu haben.
Ich denke nicht, dass die Zahl der Muslime und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften in Deutschland damals ins Gewicht gefallen ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass erst durch die Anwerbung von Gastarbeitern aus der Türkei größere Zahlen von Muslimen nach Deutschland kamen und der Buddhismus erst weit nach dem 2. Weltkrieg in Mode kam.
Dass Juden in größerer Zahl NSDAP gewählt haben, halte ich für ausgeschlossen (Würdest du eine Partei wählen, die ganz offen fordert, Katholiken /Münsterländern etc. oder deren Nachkommen die Bürgerrechte zu entziehen?
Die einzige Frage, die sich stellt, ist, ob gläubige Protestanten eher mehr oder eher weniger NSDAP gewählt haben. Ich weiß es nicht und denke auch nicht, dass man dies beantworten kann. Allerdings lässt sich beobachten, dass die NSDAP tendenziell
a) in evangelischen Gebieten besser abschnitt als in katholischen
b) in ländlichen Regionen besser als in Großstädten oder Industriegebieten.
Fast alle Länder und Provinzen, wo die NSDAP 1933 über 50 Prozent hatte, fallen sowohl unter a als auch unter b: Ostpreußen, Pommern, Mecklenburg-Strelitz, Schleswig-Holstein, Waldeck), während diejenigen Länder oder Provinzen, in denen sie deutlich unter Reichsergebnis lag, entweder katholisch (Rheinprovinz, Hohenzollern-Sigmaringen) oder Großstädte (Berlin, Hamburg, Bremen) waren. Auch in Bayern lag die NSDAP zum Schluss deutlich unter dem Reichsergebnis. Dort wiederum hatte sie ihre Hochburgen ebenfalls in evangelischen Regionen (Coburg, Raum Ansbach)
Nichtsdestotrotz sind auch 30 Prozent Katholiken, die NSDAP wählten, zu viel Zusammengefasst: Es gibt klare Unterschiede zwischen dem Wahlverhalten von mehrheitlich evangelischen und mehrheitlich katholischen Gebieten; so wie Knecht behauptet, dass nur Protestanten und Heiden NSDAP gewählt haben, stimmt es freilich nicht.
Demokratie ist die schlechteste Staatsform - abzüglich aller übrigen (Winston Churchill)