Wer sich wirklich unbedingt das Frühstück oder Mittagessen verderben will, dem würde ich raten, mal beim Bundesministerium für Gesundheit nachzufragen, ob sie vielleicht nicht doch noch ein Restexemplar ihrer Broschüre „Körper, Liebe, Doktorspiele 4.-6. Lebensjahr“ im Regal stehen haben.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Heute morgen schon gekotzt?
Vorweg schon mal zwei
4. Lebensjahr
Mit dem Eintritt in den Kindergarten eröffnen sich auch im Bereich des Geschlechtlichen neue Lernmöglichkeiten. ...
Es kann auch vorkommen, dass ein Kind, dass seine Genitalien noch nicht als Lustquelle entdeckt hat, von einem anderen Kind lernt, sich selbst zu berühren und zu befriedigen. Gerade wenn es sich dabei um eine erstmalige Erfahrung handelt, ist es möglich, dass das Kind zunächst sehr häufig mastubiert, weil es ganz begeistert ist von der Möglichkeit, sich selber angenehme Gefühle zu verschaffen. Dabei fühlt es sich oft auch nicht gestört, wenn andere seines Alters oder Erwachsene in der Nähe sind. Es ist manchmal völlig in sich versunken und lässt sich überhaupt nicht ablenken! Für Erwachsene, die in der Regel für Sexualität einen geschützten Rahmen brauchen, mag das befremdlich sein, wenn sich ihr Kind so offensichtlich vor anderen liebkost.
Muss ein Kind Scham lernen?
Mütter und Väter ebenso wie Erzieherinnen stellen sich in solchen Situationen oft die Frage, ob sie öffentliche Stimulation dulden oder ob sie diese unterbinden sollen. Dazu ist zunächst festzuhalten, dass Genitalspiele in diesem Alter Zeichen einer gut verlaufenden psychosexuellen Entwicklung sind und dass Kinder diese Spiele normalerweise nur dann unterlassen, wenn sie eine negative Reaktion ihrer Umgebung befürchten, etwa wenn sie lächerlich gemacht oder dafür bestraft werden.
Um sich den üblichen Gepflogenheiten anzupassen, muss ein Kind diese allmählich lernen, weil es die Fähigkeit, soziale Normen zu befolgen, nicht von Geburt an mitbringt. Es ist zumeist nicht von Natur aus schamhaft, sondern erwirbt das Schamgefühl während eines längeren Lernprozesses. ... Auf dem Weg dorthin brauchen Kinder deshalb zunächst die Hilfe von Erwachsenen, um zum Beispiel zu begreifen, dass es manchen Menschen unangenehm ist, wenn es am Esstisch „fummelt“.
Es wäre schön, wenn mit der Bitte der Eltern, solche Berührungen in bestimmten Situationen zu unterlassen, auch das Angebot einherginge, das Kind könne ich ja in seinem Zimmer, wo es ungestört sei, weiter streicheln. So erfährt es, dass die Selbststimulation prinzipiell akzeptiert ist, aber eben nicht überall. Außerdem lernt das Kind, dass verschiedene Menschen unterschiedliche persönliche Grenzen besitzen: Für die Tante sind diese Berührungen möglicherweise viel anstößiger als für die Mutter, und darauf sollte es versuchen, Rücksicht zu nehmen. Mit solchen liebevoll formulierten Hinweisen wird die Sexualität Ihres Kindes nicht unterdrückt, sondern es lernt (nach und nach!), sich in seinem Verhalten auf die Erwartungen seines sozialen Umfeldes einzustellen.
5. Lebensjahr
Nicht selten kommt es in diesem Alter zu einer innigen Freundschaft zwischen zwei Mädchen oder zwei Jungen.
Es kann sein, dass die beiden verkünden, sie würden später heiraten. Damit wollen sie ausdrücken, wie wichtig sie füreinander sind und wie lieb sie sich haben. Wenn sie nun daraufhin den Kommentar hören, dies sei ja gar nicht möglich, werden sie sich wahrscheinlich nicht verstanden und in ihrer besonderen Freundschaft abgewertet fühlen. Sie lernen möglicherweise, dass gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen nicht so wertvoll sind wie gegengeschlechtliche und bei entsprechenden Reaktionen anderer Kinder und Erwachsenen, dass Zärtlichkeiten unter Jungen bzw. Mädchen nicht erlaubt sind. Gerade Jungen geben sich oft der Lächerlichkeit preis, wenn sie sich umarmen oder gar küssen. Bei Mädchen wird solches Verhalten noch eher toleriert, obwohl beide Geschlechter nichts anderes tun, als ihr ernsthaftes Gefühl durch entsprechende Gesten auszudrücken. Was ist eigentlich Schlimmes dabei!?
Es gibt Eltern, die befürchten, wenn die Zärtlichkeiten in einer Jungenfreundschaft nicht unterbinden, könnte ihr Sohn schwul werden. Diese Sorge ist unbegründet: Homosexualität kann man nicht lernen, wie sie auch nicht „abtrainiert“ werden kann. Man kann aller Wahrscheinlichkeit auch nicht dazu verführt werden. Und da niemand weiß, in welche Richtung sich Sohn oder Tochter entwickeln wird, schaffen Eltern eine gute Grundlage, wenn sie ihr Kind beim Ausdruck seiner Zuneigung unabhängig davon, wem sie gilt, unterstützen. Mütter und Väter können ein Weiteres zur Vermeidung von sexueller Diskriminierung tun, indem sie immer mal einfließen lassen, dass auch Erwachsene einen Menschen des eigenen Geschlechts lieben können, Paare also nicht immer auch einer Frau und einem Mann bestehen. Falls Ihr Kind dann irgendwann seine homosexuelle Orientierung entdecken sollte, wird es weniger das Gefühl haben, völlig aus der Rolle zu fallen, als wenn seine Eltern Heterosexualität zum einzigen natürlichen und normalen Modell erhoben haben.