Pilger hat geschrieben: ↑Mittwoch 29. November 2017, 01:34
Die entscheidende Frage sind nicht die der Details oder wer das bedingungsloses Grundeinkommen ausnutzen könnte, sondern die Frage ist. ob ein bedingungsloses Grundeinkommen zur Bekämpfung der Armut und der Digitalisierung der Industrie 4.0 dadurch viele Arbeitsplätze verschwinden werden, politisch gewollt ist?
Das ist der genau der falsche Ansatz - aber leider in der Politik üblich.
Erst muß geklärt werden, wie ein BGE ausgestaltet werden soll, dann muß die Finanzierung dieser Ausgestaltung geklärt werden und erst dann - wenn man einen Überblick hat - dann kann man entscheiden, ob das BGE eingeführt wird. Niemand baut schließlich ein Haus, ohne einen Plan zu haben.
Bei Dir und auch in der Politik spielt die Finanzierung keine Rolle. Sie ist aber - gerade beim BGE - entscheidend.
Du schreibst, die Details müßten noch ausgehandelt werden. Aber es zeichnet sich doch schon ab, daß es kein bedingungsloses Einkommen geben wird, d.h. ein Einkommen, das jeder erhält - egal wie hoch seine anderen Einkünfte sind. Eine Verrechnung mit anderen Einkünften impliziert aber, das nur jemand der bedürftig ist auch einen Anspruch hat. Ein Grundeinkommen in dieser Art haben wir bereits durch die zahlreichen sozialen Unterstützungszahlungen. Das BGE soll diese nur kräftig erhöhen und die Umverteilung soll forciert werden. Im Grunde ist es eine Art Hartz IV 2.0 mit weichgespülten Bedingungen.
Dieser Artikel zeigt ein anderes Problem des BGE:
Nachwuchsmangel : Immer weniger junge Leute wollen malochen
Es geht um Lehrlinge im Bauberuf - zu wenig und vor allem zu wenig gute Bewerber, klagt die Bauindustrie.
Durch ein BGE würde sich die Situation noch verschärfen - schließlich erhielte man sein Einkommen auch ohne Ausbildung (mit Berufsschule und Prüfung). Oder kommt jetzt wieder das Argument: "Muß noch ausgestaltet werden" - nur was bleibt dann noch vom "bedingungslosen"?
Willst Du wirklich Jugendliche im Alter von 16 - 20 entscheiden lassen, ob sie einen Lehrberuf annehmen oder die 1.000 € auch ohne Arbeit erhalten können?
Statt "
Stammtischniveau" zu behaupten, hättest Du besser mal erklären sollen, wie ProSiebenSAT1 wirtschaftlich erfolgreich sein kann, wenn es nicht genau die Ansprüche dieser "Kernzielgruppe, also Menschen, die ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm sind, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen" bedienen würde.
Natürlich gibt es auch andere Fälle - allerdings lassen die Umsatzzahlen des sog. "Unterschichtenfernsehens" vermuten, daß die Anzahl der Programmzuschauer nicht so ganz gering ist....
Die Auswirkungen der
Industrie 4.0 sind doch noch garnicht absehbar. Manche Auslagerungen, die vor einigen Jahren wegen der hohen Lohnkosten erfolgten, werden inzwischen wieder rückgängig gemacht. Ich hatte einen entsprechenden Bericht von der Zurich Versicherung verlinkt. Damit hat auch niemand gerechnet.
Mit einiger Sicherheit werden durch die Industrie 4.0 vor allem einfache Arbeiten von Robotern usw. durchgeführt werden und wegfallen. Ich hatte bei der Diskussion über den "Flüchtlings"zuzug auf diesen Aspekt häufig hingewiesen.
Es werden aber auch neue Arbeitsplätze, die heute noch niemand beschreiben kann, entstehen. Wahrscheinlich weniger, aber dafür besser bezahlte - und u.U. hochflexible (
Digitalen Nomaden), die von jedem Punkt der Welt ausgeführt werden können.
BGE ersetzt Rente
Warum in aller Welt sollte man von dem bewährten Prinzip der erarbeiteten Rentenansprüche, die auch deren Höhe bestimmen, abweichen? Wenn man unbedingt will, können die Rentner, die unter dem BGE liegen, einen Zuschuß erhalten. Die Auszahlung könnte ohne große bürokratische Hemmnisse erfolgen - solange das BGE "oben drauf" kommt. Da dieses aber nicht der Fall ist, wird auch ein Rentner mit Minirente am Jahresende seine übrigen Einkommensverhältnisse offen legen müssen, damit ggfs. eine Anrechnung der Betriebsrente, der Vermietungs- oder Zinseinkünfte auf das BGE erfolgen kann. Hier wird keine Bürokratie abgebaut, hier wird eine neue geschaffen.
Viel schwerer wiegt aber, daß man die Lebensleistung der Rentner entwertet. Sie erhalten statt der erarbeiteten Rentenansprüche ein Almosen vom Staat - wie jeder, der nie etwas einzahlte oder "gerade erst gekommen ist."
Soll so etwas dem sozialen Frieden dienen?
Das gesamte Konzept des BGE ist undurchdacht (Details müssen noch ausgearbeitet werden).
Es ist unfinanzierbar - zumindest ohne massive Steuererhöhungen. Man geht interessanterweise immer davon aus, daß das Steueraufkommen gleichbleibt. Was wäre, wenn sich doch mehr Menschen als Zuschauer von ProSiebenSAT1 outen und auf die Mehrarbeit dankend verzichten? Die Möglichkeit sollte man zumindest auch in Erwägung ziehen.
Es ist auch nicht sozial, denn der Rentner bekommt als Dank für lebenslange Arbeit des gleiche wie der Jugendliche, der keine Ausbildung machen will und den Tag lieber mit seiner Clique abhängt und chillt
Es wird auch nicht kommen.