Du bist Deutschland 2007

[Stephen Dedalus]

Warum beherrschen Deutsche nicht die Grundformen von Höflichkeit und Kundenorientierung? Ich mußte heute mit einer deutschen Behörde (Staatsarchiv Hamburg) telefonieren. Nach zwei Minuten war ich satt. Inkompetent, unwillig und unfreundlich.

Warum läßt man solche Leute auf die Öffentlichkeit los? Nach einem Jahr in London weiß ich ja, daß hier alle inkompetent sind und nur so tun als ob, aber das tun sie wenigstens freundlich.

Die Deutschen verkaufen sich einfach weit unter Wert. Wenn die zu ihrer Effizienz auch noch charmant wären, würde die Welt aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Eigentlich darf man sich nicht wundern, daß die Globalisierung den Deutschen Probleme bereitet. Wer will schon mit solchen Menschen arbeiten...

[Knecht Ruprecht]

Ich bezweifle das die geografische Lage etwas über die Zusammenarbeitswilligkeit ausmacht. Mit 1 Milliarde günstigster Chinesen möchte alle lieber zusammenarbeiten als mit freundlichen und teureren Briten. Auch sind kostenlose Praktikanten und 1€ Jober überall gern gesehen. Nur wer eine feste Arbeitsstelle möchte wird vom Sicherheitsdienst nach draußen befördert.

[Petra]

Warum beherrschen Deutsche nicht die Grundformen von Höflichkeit und Kundenorientierung? Ich mußte heute mit einer deutschen Behörde (Staatsarchiv Hamburg) telefonieren. Nach zwei Minuten war ich satt. Inkompetent, unwillig und unfreundlich.

Seit einigen Jahren ändert sich das aber schon stark. Das Staatsarchiv scheint so eine beamten-mentalitäre Trutzburg zu sein, ähnliches gibt’s in der hiesigen Zentrale der städtischen Leihbücherei auch noch: die meisten scheinen den Ausbildungsberuf „Majestät“ mit Auszeichnung absolviert zu haben.

Aber in der freien Wirtschaft ist es gaaanz anders. Heute musste ich beinahe autoritär sein, um eine Angestellte davon abzuhalten, im Lager nach einem Produkt zu suchen, das nicht (mehr) im Regal stand.

Und die [Punkt] Früher wären sie beim Wunsch, freitags nach 13 Uhr zu kommen, in lautes Gelächter ausgebrochen. Heute bieten sie von selbst den Samstag an, arbeiten bis nach 20 Uhr und gehen erst nach einem gründlichen Durchfegen. Als mir das zum ersten Mal passierte, dachte ich noch, ich hätte die teuerste Truppe der Stadt beauftragt oder die halten mich für eine Prüferin von Stiftung Warentest.

[Kurt]

Eigentlich darf man sich nicht wundern, daß die Globalisierung den Deutschen Probleme bereitet. Wer will schon mit solchen Menschen arbeiten...

... nur Heuschrecken aus aller Welt

[Knecht Ruprecht]

An den zentralen Positionen der Bahn, Post und Telekom stehen noch Unkündbare. Diese müssen wie Lehrer einfach nur bis zur ausgiebigen Renten durchhalten und den inneren Teufel, der einen zum anzünden des eigenen Arbeitsplatzes oder Diebstahl des Firmeneigenen Kugelschreibers treibt mit den schönen gedanken, der Restzeit unterdrücken. Dann kann diesen Aushängeschildern der Firma, die gerne im Kundenkontak eingesetzt werden, weil sie aufgrund mangeldem Anreiz zur Weiterbildung, in Technik oder Administration nicht eingesetzt werden können. Schließlich muss man nur die Restzeit ohne Umwege absitzen. Alles andere ist Sache der Firma was sie drauß macht. Manche werden sogar schon mit 35 zu gutbezahlten Frührentern. Aber dieses "schwere" Los blüht den heutigen jungen Menschen mit ihren 1€ Jobs und ihrer Zeitarbeit nicht.

[Edi]

Aber in der freien Wirtschaft ist es gaaanz anders. Heute musste ich beinahe autoritär sein, um eine Angestellte davon abzuhalten, im Lager nach einem Produkt zu suchen, das nicht (mehr) im Regal stand.

So, dann schau dir mal die Telekom oder andere Firmen an. Ich musste letztes Jahr wegen einer relativ geringen Sache sogar an den Vorstand nach Bonn schreiben, damit sich etwas bewegt. Vorher waren am Telefon oder per Mail nur imkompetente Leute oder solche die Versprechungen abgaben, aber sich nicht daran hielten.

Ich wollte vor kurzem einen Rohstoff kaufen und da wusste kein Verkäufer (einer arbeitet schon Jahre bei dieser Firma) wie sich dieser Rohstoff nennt in deren Verkaufsprogramm (jede Firma hat hier ihre eigenen Bezeichnungen) und es ging soweit, dass ich den Rohstoff selber aus einer mir zugemailten Liste heraussuchen musste, damit sie überhaupt ein Angebot machen konnten. Ich könnte noch mehr solche oder ähnliche Dinge nennen die sich erst in den letzten Wochen ereignet haben, alles aus der freien Wirtschaft. Natürlich gibt es auch Beispiele, wo man gut und ordentlich bedient wird. Beamtenmentalität gibt es aber noch reichlich in Firmen.
Nur mal so ein Beispiel, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ich wollte vor einigen Jahren mal ein Muster eines Rohstoffs (üblicherweise einige 100 g) von einem Hersteller haben. Normalerweise dauert das etwa 1 Woche bis der ankommt. Nach 2 Wochen rief ich bei der Firma an und fragte nach dem Verbleib des Rohstoff. Man sagte, der kommt die nächsten Tage. 1 Woche später war immer noch nichts angekommen und ich rief wieder an. Da antwortete mir ein Mann, er wolle mir einen Brief schreiben, dass man den Rohstoff jetzt [Punkt] Da bin ich aber explodiert und habe ihm gesagt, er solle lieber die par 100 g in einen Karton rein tun und umgehend verschicken oder den Lehrling verschicken lassen. Solche Leute sind doch ganz am falschen Platz.

Ich mache schon einige Monate mit meinem Auto herum und habe bisher noch keinen Boschdienst oder Werkstatt gefunden, die mir fachlich kompetent neue Benzinleitungen aus Kunststoff einbaut. Bisher musste ich alle Anfragen bei Herstellern selber machen und es ist immer noch nicht alles klar, da das ja auch schliesslich vom TÜV später akzeptiert werden muss.
Ich brauchte vor 1 Jahr ein Ersatzteil für einen Kühlschrank, nämlich eine Ablageteil an der Türe. Ich bekam eines, das zu schmal war, aber sonst passte. nach meiner Reklamation sagte mir der Verkäufer im Laden, es gäbe kein anderes, breiteres Teil. Muss es aber geben, denn es war doch ein breites angebracht, sagte ich. Auf Nachfrage beim Hersteller angeblich auch kein anderes Teil vorhanden. Als ich aber selber den Hersteller anrief und anmailte, kam schliesslich doch heraus, dass es das Teil gibt und ich es aus einer zugemailten Liste entnehmen und bestellen konnte. Das Ganze ging aber beinahe 6 Wochen bis es soweit war. Dem Chef des Laden sagte ich aber, er solle mal Leute einstellen, die sich besser um die Kundenwünsche kümmern und auch mal ihre Ersatzteil-Listen genauer ansehen.

Ich könnte noch etwas schreiben wie es mit unserem Stapler, der seit Ende November letzten Jahres nicht mehr richtig funktionierte herging, aber das lasse ich mal. Heute kam endlich die Zusage, dass er anfangs nächster Woche endlich repariert ist.

Also so voll kompetent sind viele Firmen bzw. deren Mitarbeiter nicht, von Information des Kunden und Höflichkeit mal ganz abgesehen. Rückrufe zur Info werden oft versprochen, aber es ist ja schon eine Zumutung, dass man sich auch noch daran halten soll.

Deutschland ist zu einem nicht unbeträchtlichen Teil eine Servicewüste. Aber es gibt auch andererseits wieder gute Beispiele, wo man sehr gut und sogar vorzüglich bedient wird.

[Petra]

----Ursprünglichen Beitrag gelöscht ----

Edit:

Warum beherrschen Deutsche nicht die Grundformen von Höflichkeit ... ?

Offensichtlich habe ich die Grundformen der Foren-Höflichkeit nicht berücksichtig, die besagt, dem Threaderöffner in seinem Anliegen stets recht zu geben. Das werde ich in Zukunft vermeiden und nur noch Beiträge mit Zustimmung zum Auftaktsposting geben (da wo ich’s vertreten kann).

[Stephen Dedalus]

Super Prinzip, Petra!

Mir geht es ähnlich: Ich bin ein dankbarer Kunde. Nicht nur kann man mir alles verkaufen, wenn man es ein bißchen geschickt anstellt. Wenn ich mich gut beraten fühle, komme ich auch immer wieder, treu wie ein Dackel. Andere Geschäfte interessieren mich dann nicht.

Gerade weil ich aber als Kunde recht pflegeleicht bin, bin ich umso überraschter, wenn man noch nicht mal im Ansatz versucht, mir etwas zu verkaufen. Vor einiger Zeit wollte ich (in Deutschland) Hemden kaufen. Ich hatte eine Marke, die mir gefiel, konnte aber meine Größe nicht finden. Also fragte ich eine Verkäuferin danach. Sie schaute und sagte, daß sie meine Größe nicht mehr da hätte. Nun war es aber ein großes Haus und um uns rum lagen zig Hemden von anderen namhaften Marken. Und ich wollte ja ein Hemd kaufen. Letzlich war mir die Marke wurscht. Also schaute ich die Verkäuferin mit großen Augen an und wartete drauf, daß sie sagt: "Ich kann Ihnen aber die Marke XY anbieten, die ist genauso gut." Ich wartete, aber nichts geschah. Also habe ich Depp gefragt, ob sie mir vielleicht etwas anderes anbieten könne. Dann ging's. Eigentlich hätte ich aus Prinzip woanders kaufen sollen, aber ich war einfach zu faul. Schließlich wollte ich ja ein Hemd haben.

[Knecht Ruprecht]

Die Verkäuferin trifft keine Schuld. Als 1€ Joberin bzw. 400€ Joberin, kann sie nicht das Sortiment kennen, weil dafür keine Zeit ist. Sie wird knapp bezahlt und mehr als Neuware auspacken und an der Kasse etwas eintippen ist nicht drin. Nach ein paar Stunden kommt die nächste in Teilzeit prekär Beschäftigte, die auch so knapp bezahlt wird, dass keine Zeit fürs Sortiment kennen lernen ist. Bei einem Lebensmitteldiscounter gab es mal eine Beschäftigte an der Kasse die laut Selbstauskunft nicht mal das Sortiment kannte, als eine grade kassierte Kindin etwas nachfragte, welches verkauft wird, da sie nur für ihre wahrscheinlich wenig stündige Kassentätigkeit bezahlt wird und nach ein paar Stunden wird sie wahrscheinlich durch eine andere ebenfalls im prekären Verhältnis Teilzeitbeschäftigte abgelöst.

[Knecht Ruprecht]

Inzwischen soll es so genannte reuhmütige Unternehmer geben, die ih ihr nach China verlagertes Unternehmen wieder in die Bundesrepublik zurückverlagern. Anscheinend kann die Bundesrepublik mit 1€ Jobern und kostenlosen Praktikanten gegen die Löhne in China konkurrieren. Die gepanzerten Dienstwagen zwecks Sicherheit gegen die immer ärmer werdende Gesellschaft hat man schon lange in der Bundesrepublik. In China haben die Milliarden Armen längst Mobilitätsverbot.

[Linus]

Und die [Punkt] Früher wären sie beim Wunsch, freitags nach 13 Uhr zu kommen, in lautes Gelächter ausgebrochen. Heute bieten sie von selbst den Samstag an, arbeiten bis nach 20 Uhr und gehen erst nach einem gründlichen Durchfegen. Als mir das zum ersten Mal passierte, dachte ich noch, ich hätte die teuerste Truppe der Stadt beauftragt oder die halten mich für eine Prüferin von Stiftung Warentest.

Stimmt. Die Hausfassade idt endlich fertig, für die Zeit hatten die Arbeiter unsere Garage besetzt, und versaut. Aber nach ihrem Putzen musste ich feststellen: So sauber war die Garage nicht, als wir die "hergegeben haben

[Edi]

edit

[Edi]

Ich stelle nur fest, dass seit etlichen Jahren die Telefonistinnen bei Firmen scheinbar höflicher sind und ihr Sprüchlein gut gelernt haben. Ob dadurch die Beratung besser wird, ist eine ganz andere Frage.

Mit einem Jacken- und Hosenkauf ging es mir mal halbswegs ähnlich wie dem Stephen. Schliesslich bin ich ohne etwas zu kaufen, wieder aus dem Laden gegangen. Die Verkäufwerinnen hatten aber genug Zeit und schwatzten mit einander ohne mir weiterzuhelfen. Auch mein Protest beim Geschäftsführer hat nichts genützt. Seither habe ich den Laden halt nicht mehr betreten. In einem andern Geschäft für Kleidung ging es mir ähnlich. Da bestelle ich inzwischen lieber aus einem Katalog, wo es eben geht.

[Ecce Homo]

"Du bist Deutschland!" - 2007 - leider sehr "bedenklich" (in doppeltem Sinn). Haben mir Schüler von mir zugeschickt, die sich über die Original-Du-bist-Deutschland-Kampagne aufgeregt haben---