overkott:
Benedikt I. ist in Rom geboren und in Rom beigesetzt. Dazwischen muss er viel in Rom herumgekommen sein.
tja,
interessante Frage.
Benedictus I.pp -§
575-579^ hatte kein sehr erfreuliches Amt anzutreten. Unter seinem Vorgaenger
Johannes III -§561-574^ war es der Kirche zu Rom gerade gelungen, den Ostkaiser
Justinian I als noch-Schirmherrn des Hl.Stuhls zu Rom dazu zu bringen, ihn im Amt zu bestaetigen und die West-Kirchen, die damals von Rom enttaeuscht und getrennt waren, zu versoehnen, doch da starb bereits der
Imperator Justinian -565^
Das ist in jene Zeit-Umgebung, wo die Situationen, zu denen das Nibelungen-Lied sozusagen die Vorwort schildert, der Nachklang.
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Dietrich v.Bern", der Ost-Imperator Theoderich, der mit Residenz in Ravenna an sich persoenlich sehr fair und tolerant regiert hatte, starb -
628^.
Das ist damals ja erst 50 Jahre her. Doch ausser ihm gab es ja noch die anderen Ostgoten, arianisch, selbstherrlich, unnahbar und sozial desinteressiert an der Bevoelkerung, wie es denen ginge. Wer den Zehnt nicht erbrachte, durfte kaputtgehn. Bildung hielte sie nur von der "nuetzlichen" Dienstarbeit ab.
Der Ost-Imperator
Justinian I -§527-585^ folgte und regierte lange, er erliess den
Justinianischen Codex (Corpus Juris) im selben Jahr 529, als
St.Benedict das Kloster Monte Cassino gruendete und damit das abendlaendische Moenchtum einfuehrte. Dieses
Corpus Juris bildete sehr lange eine brauchbare Basis zur Rechtsprechung auch im Abendland.
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Romaburg" (Rom) - nicht weit von Ravenna entfernt - war aber schon damals vergessen und verachtet. Wenn, dann hielt sich ein Westkaiser eher in Mailand Italia auf, der Residenz, die Decius baute und die Diocletian und er zu einer Schreckenskapitale des Reichs gemacht hatten, indem sie versucht hatten, einer Etrusker-Nostalgie zuliebe bis 305 alle Christen reichsweit zu vernichten. Es war auch sehr viel ausgerottet worden, speziell im zentraleren Bereich des Reichs Rom.
Einige Teilreiche hatten auch noch laenger die Christen hingerichtet und zugunsten der Anklaeger oder des Reichs enteignet.
In Rom lagen viele dieser Glaubenszeugen bestattet, weil die Gemeinde des Hl.Stuhls dafuer sogar bezahlte, dass man die Toten zu ihnen ueberfuehre, wo sie in die Katakomben verbracht wurden.
Nachher wurde Christentum zwar Staatsreligion, aber Roms Bischof mit seinem Konzept, die Kirche gehoere allen Menschen zu, mit und ohne Nationen, stand aber genauso im Abseits wie letztendlich das Westreich Rom auch, der hier kaum noch wen schuetzte.
Gleich nach dem Konzil zu Nicaea war ja der Arianismus dem Ost-Kaiserhof lieber. Ihnen daemmerte der Fehler daran, wie e sich dann im Regierungssystem spiegelt, erst, als der agressive Bischof Wulfila den Goten das "Arianer-Evangelium" passend gekuerzt mit seinen sonstigen Ratschlaegen beibrachte, worin er Roms Hl.Stuhl mit dem unlieblichen Ausdruck "Synagoga Satans" beschimpfte und ihnen die Eroberer auf den Hals gehetzt hatte
- das bog beim erstenmal noch Papst Leo I dGr ab, indem er hinausging nach Art des Priesterkoenigs Melchisedek und des jued.Hohepriesters Schimon und den Gastbissen anbot.
Da hatte das Heer Rom eben nicht ganz gebrandschatzt, sondern nur gepluendert und die Einwohner leben lassen. Der naechste Feldherr, der Vandale, wartete so etwas gar nicht ab und machte die alte Stadt "platt".
Die Ostkaiser wollten nun lieber nicht mehr mit dem Arianismus liebaeugeln, bevorzugten dann aber einen theokratischen Despotismus mit Monophysitismus als Lehre, wie Jesus aufzufassen sei, auch der Imperator "papa" Justinian. Sie gingen davon aus, dass generell der Reichsherrscher die Religionen auch inhaltlich bestimmen koenne.
Den Innehabern des Hl.Stuhls zu Rom wurde lebensgefaehrlich, denn immer wieder misshandelte man diesen Bischof, setzte ihn ab oder gefangen, einer starb in Haft beim Ost-Kaiser - oder man liess ihn zusammenschlagen, damit er Glaubens-Lehren des Ostkaisers unterschreibe, denn so wichtig blieb er juristisch denn doch. Papst Vigilius -§537-555^ hatte das dann einmal nicht mehr ausgehalten und 554^ etwas unterschrieben, damit man ihn in Ruhe lasse, er war schon sehr alt und diesmal wurde er zusammengeschlagen und bedroht, dass man ihn "verschwinden" lassen wuerde, irgendwohin verschleppt. Doch wegen diese Unterschrift wandten sich die Kirchen von Nordafrica, Mailand und die westl. Bistuemer fast alle von Rom ab.
Dessen Nachfolger Pelagius I -§556-561^ war dann auch noch vom Feldherrn Narses auf Wunsch des Ostkaisers kurzerhand nach Rom gebracht und zum Papst eingesetzt worden. Narses und Belisar mit ihren Heeren fassten es aber auch wieder sehr gruendlich auf, bekaempften die noch vorhandenen Ostgoten , besetzten Stadt Rom und schlugen 552 die letzte Ostgotenschlacht siegreich, am Vesuv bei Neapel. Das arme einheimischhe Volk konnte kaum einen Unterschied merken, dass dies eine Befreiung sein sollte.
- Aber Papst Pelagius I, einmal im Amt, erwies sich als "Irrtum" Justanians, denn er wies nun den West-Bischoefen nach, dass nichts religioes Entscheidendes unterschrieben worden war und Rom durchaus eigenstaendig auf dem Weltkirchen-Standpunkt bliebe, und so versoehnten sich Vollk und Westbischoefe wieder mit Rom. Auch ging es zu seiner Zeit dem Volk erbaermlich und die Kirche hatte vollauf mit caritativen Aufgaben zu tun, so viele wie moeglich vor dem Verhungern und Verkommen zu retten.
Die Benediktiner erwiesen sich jetzt schon als geniale Einrichtung.
In diesen anstrengenden Jahrzehnten errichtete Justinian aber wieder das Reich von Rom in voller Ausdehnung, ein letztes Mal, und natuerlich mit Kriegen in jeder Groessenordnung, was ihm von allen Grenzen her streitig gemacht wurde. Nach seinem Tod hielt das keiner mehr zusammen und niemand half dem alten Rom. In Ostrom wurden alle Truppen verbraucht gegen ankommende Slaven, Awaren und Bulgarien, die den ganzen Balkan gewannen.
Und gerade nun, ab
568, kamen die
Langobarden herangedraengt, und setzten sich um Mailand fest - und wieder aus dem Norden, und wieder bereits bei der Ankunft arianisch und voller Abneigung gegen die Christen - und machten Beute-Zuege durch das ohnehin schon sehr entvoelkerte Land (die uebliche Methode: Ueberfall, die Frauen Vergewaltigen, wertvolle oder wenigstens brauchbare Sachen Verschleppen, Abbrennen des Ortes...), umsomehr kamen dann noch Hungersnoete, Marodeure, Strassenraeuber und Seuchen dazu.
In dieser Situation wurde Benedict I damals Papst.
Du hast Recht, viel Gelegenheit zum Verreisen blieb ihm damals nicht. Er starb, laut Papstbuch, "in diesen Drangsalen und Muehen".
mfG WiT
