TillSchilling hat geschrieben:Das war vor der Krise so, ja. Seit froh. Das hat euch gerettet. Du kannst ja mal schauen wie es jetzt in den südeuropäischen Ländern aber auch auf den britischen Inseln aussieht. Die Reallöhne sind in den letzten fünf Jahren massiv gefallen. Besser als DE geht es in Europa nur wenigen Sonderfällen wie CH oder Scandinavien.
Du wirst mir zunächst einmal sicher zustimmen, dass sich schlechtere Beispiele selten zur Nachahmung eignen, m.E. auch für den Trost. Zur vergleichenden europäischen Lohnentwicklung empfehle ich das Studium
folgender Tabelle:

Wenn die Löhne also angeblich anderswo als in Deutschland gefallen sind, stellt sich die Frage, wo das so war und in welchem Vergleich wozu.
Verschiedene Pressemeldungen unterstützen hingegen die Aussage des gesunkenen Lohnniveaus in Deutschland. Natürlich kann es sein, dass das Lohnniveau - national gemessen - in anderen Ländern gesunken ist, aber ganz offenbar auf sehr hohem Niveau. Ob gerade dieser Ausfall einer Lohnanpassung die deutsche Wirtschaft "gerettet" hat, wage ich zu bezweifeln. Der Grund dürfte vielmehr in dem traditionell hohen Außenhandelsüberschuss liegen, welcher wiederum auf einem hohen Exportanteil gründet. Und gerade hier - beim Export von Handelsgütern - stellt Großbritannien (um bei diesem Beispiel zu bleiben), welches seit den großen wirtschaftlichen Umstrukturierungen im Zuge der Thatcher-Ära so gut wie keine produzierendes Gewerbe mehr hat, weil man sich im großen Stil auf Finanzdienstleistungen spezialisiert hat (also eine ökonomische Monokultur, die ja nicht nur Agronomen und Forstleute für brandgefährlich halten). Deutsche Produkte hingegen haben in der Welt (beispielsweise in den USA, in Südamerika, Asien und Arabien) nicht erst seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf, aber auch die Arbeitsleistung. Gemessen an der Stundenzahl haben viele europäische Staaten zwar eine längere Arbeitswoche, aber die Effizienz der einzelnen Arbeitsstunde in deutschen Betrieben ist vergleichsweise so hoch, dass selbst ein Arbeitnehmer anderswo mit einer 45-Stunden-Woche eineinhalb mal soviel arbeiten müsste, um auf die Effizienz eines deutschen Arbeitnehmers mit 35-Stunden-Woche zu kommen. Dieser Umstand liegt vor allem am Dualen Ausbildungssystem, das umfassender qualifiziert als ein bloßes "training-on-the-job". Dass die deutschen Arbeitnehmer aber von diesem Handelsüberschuss nicht das bekommen, was nur recht und billig wäre (und wodurch auch der inländische Konsum angekurbelt werden könnte), das ist der eigentliche Skandal (neben der erstaunlichen Ruhe der Gewerkschaften). Die (oft hausgemachten) wirtschaftlichen Probleme anderer europäischer Staaten sind da lediglich abschreckendes Beispiel dafür, wie man es noch schlechter machen kann.
TillSchilling hat geschrieben:Yeti hat geschrieben: Mag sein, dass dieser Umstand der Wirtschaft hilft.
Und damit auch euch. Wann hast du das letzte Mal die deutschen Arbeitslosenzahlen mit anderen europäischen Ländern verglichen.
s.o., Stichwort "hausgemachte Probleme", das ist auch eine Systemfrage. Man braucht sich nicht zu wundern, dass für die Bevölkerung das Geld fehlt, wenn man Atom-U-Boote und Flugzeugträger baut, um einen seit fast einem Jahrhundert versunkenen Großmachtstatus zu imitieren. Fähnchenschwenken macht keinen satt, das hat man - sowohl in Großbritannien als auch in Frankreich - ja an den vergangenen Revolten gesehen. Überdies hat sich die Nachricht vom "armen Süden Europas" inzwischen als
Märchen herausgestellt, zumindest insofern es so pauschal kolportiert wurde.
TillSchilling hat geschrieben:Yeti hat geschrieben: Mehr Betreuungsangebote, die der Staat anböte, würden nur die Forderungen der Wirtschaft nach allgemeiner Verfügbarkeit der Menschen für die Arbeitswelt erhöhen.
Eben nicht nur. Sie würden auch den Lebensentscheidungen von Millionen Menschen in Europa entsprechen. Die Frauen wollen arbeiten.
Welche Frauen "wollen" arbeiten? Bestimmte Betriebe (z.B. Kaufhäuser) suchen sich gezielt alleinerziehende Frauen aus, weil sie von denen wissen, dass sie auf das Geld dringend angewiesen sind. Ein noch so gutes Betreuungsangebot kann aber die eigene Mutter niemals ersetzen, abgesehen davon sind die Voraussetzungen dafür nicht gegeben, denn dafür müsste der Betreuungsschlüssel stark erhöht werden. Bereits jetzt suchen die Kitas händeringend nach Erziehern, in Bayern werden sogar Prämien dafür gezahlt. Selbst die einer "konservativen" Weltsicht unverdächtigen
Entwicklungspsychologen sagen aber, dass für eine optimale Betreuung (nicht von Kleinkindern, da würden noch strengere Regeln gelten! --> 1:3) ein Betreuungsschlüssel von 1:7,5 notwendig wäre (also ein Erzieher auf fünf Kinder). Das ist (außer in Bremen) nirgendwo der Fall und es wäre, wie gesagt, nicht einmal das
Optimum, das es aber tatsächlich gibt:
Freie Welt hat geschrieben:"Es gibt auch eine Einrichtung, die den geforderten Personalschlüssel für unter dreijährige problemlos erfüllt: die Familie. Niemand kann so gut wie die Eltern einschätzen, wann das Kind welcher Zuwendung, welcher tröstenden Worte, welcher Herausforderung und Anforderung bedarf. (...) Individueller als von den Eltern kann ein Kind nicht betreut werden."
Das mit dem
"Willen" "der Frauen" ist also so eine Sache, denn da steckt oft genug eher das
"müssen" dahinter, das - eben ökonomisch verbrämt - als "Selbstverwirklichung" der Frau verkauft wird, natürlich von
"interessierter Seite", der du das Wort redest. Oft genug zeigt sich also, dass der angebliche
"Wille der Frau" in Wahrheit gar nicht wirklich nicht einmal der Wille
"aller Frauen" ist. Da stecken ganz andere Interessen dahinter, wie
diese Studiezeigt:
Robert-Bosch-Stiftung hat geschrieben:"„Bei einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen sind spürbare positive volkswirtschaftliche Auswirkungen zu erwarten. Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen folgende Potentiale: Wenn alle Mütter, die entweder arbeitslos oder in der stillen Reserve sind – insgesamt etwa 1,7 Millionen Frauen – eine Arbeit aufnehmen würden, könnten Einkommenssteuer-Mehreinnahmen von bis zu 12 Milliarden Euro im Jahr erzielt werden. Gleichzeitig würden die Sozialversicherungsträger bis zu 18,2 Milliarden Euro im Jahr mehr einnehmen. Wenn nur die akademisch ausgebildeten Mütter, deren jüngstes Kind noch keine ganztägige Betreuungseinrichtung besucht – ca. 245.000 Frauen –, eine Arbeit aufnehmen würden, würden die öffentlichen Haushalte Steuermehreinnahmen von 2,2 Milliarden Euro verbuchen und die Sozialversicherungsträger 2,7 Milliarden Euro. Obwohl diese Zahlen kurzfristig unerreichbar sein dürften, zeigen sie doch das volkswirtschaftliche Potential einer höheren Erwerbstätigkeit von Frauen auf. Gleichzeitig ist das Beschäftigungspotential eines Ausbaus von Kinderbetreuung hoch. Wenn alle Kinder unter zwölf Jahren von Müttern mit Erwerbswunsch ganztätig betreut würden, so würde dies einen zusätzlichen Fachkräftebedarf von bis zu 450.000 Personen in diesen Betreuungseinrichtungen nachsichziehen.“
Soll also bedeuten:
"Es wird augenscheinlich, das hier weder Kinder, noch Eltern oder die Institution der Familie im Mittelpunkt stehen. Und so soll auch der Ausbau der Kinderbetreuung nicht die Familien unterstützen. Er ist reine Industriepolitik. Vorne weg marschieren die beiden Volksparteien mit ihren grünen und gelben Anhängseln, die sich in der Anzahl der Betreuungsplätze zu überbieten versuchen. Auf ihren Fahnen steht neben „Erhöhung der Geburtenrate“ „Gleichberechtigung“ und „Steigerung der Frauenerwerbsquote“. Inhaltlich bedeutet es „Frischfleisch für den dürstenden Arbeitsmarkt“.
Zum Glück scheint es aber auch Politiker zu geben, welche die Wünsche der
Mütter (und nicht "nur" der Frauen!) bei der Familienpolitik (!)
berücksichtigen:
Bundesministerin Kristina Schröder hat geschrieben:"Eine Familienpolitik, die nur darauf ausgerichtet ist, junge Mütter so schnell wie möglich Vollzeit an den Arbeitsplatz zurückzubringen verkennt die Lebensplanung vieler junger Frauen. Lediglich 18 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern wollen Vollzeit arbeiten. 61 Prozent wünschen sich Teilzeit um Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können und flexible Arbeitszeitmodelle."
TillSchilling hat geschrieben:Und die Skandinavier, die Franzosen, die Briten und die Iren haben mehr Glauben? Und deswegen mehr Kinder? Das glaubst du sicher nicht.
In den skandinavischen Ländern liegt es sicher auch daran, dass die Wirtschaft (!) sich
flexibler zeigt als eben beispielsweise hierzulande:
Deutschlandradio hat geschrieben:"Auch die Betriebe haben sich auf die Kinder längst eingestellt. Dass jemand ein Meeting am späten Nachmittag verlässt, weil man eben zur Schwangerschaftsgymnastik muss, zur Spielgruppe oder zur Kita - wer da meckert, muss wohl ein Ausländer sein."
Allerdings kann die Betreuungsquote in Skandinavien
allein kein Grund für die höhere
Fertilitätsquote sein, wie speziell am Beispiel Irland und Großbritannien
deutlich wird:
OECD-Studie 'Bildung auf einen Blick' hat geschrieben:"Irland zum Beispiel hat lediglich Betreuungsquoten bei den Drei- und Vierjährigen von 65 bzw. 27 Prozent aber eine Fertilitätsrate von 2,07. Das gleiche Bild im Vereinigten Königreich: Betreuungsquoten von 83 und 65 Prozent und eine Fertilitätsrate von 1,94. Von finnischen Kindern werden sogar nur 47 bzw. 56 Prozent betreut. Trotzdem bekommen finnische Frauen im Durchschnitt 1,73 Kinder. Aus diesen Zahlen kann sich nur ergeben: Zwischen Betreuungsquote und Fertilitätsrate besteht kein Zusammenhang."
Und in der Tat greifen zumindest in Schweden auch
andere Gründe:
"Die sogenannte „Geschwindigkeitsprämie“ wurde 1980 in Schweden eingeführtund erlaubt es Müttern, die innerhalb einer bestimmten Zeit ein weiteres Kind zur Welt bringen, dieselbe Leistung wie für ihr voriges Kind in Anspruch zunehmen, sogar ohne zwischen den Geburten wieder zu arbeiten. Dies ermutigt Mütter in Schweden, schneller hintereinander Kinder zu bekommen. Schwedische Eltern erhalten, wenn sie nach der Geburt eines Kindes Elternzeit nehmen, 80 Prozent vom Brutto-Einkommen, das vor der Geburt verdient wurde. Beim darauffolgenden Geschwisterkind kann die Geschwindigkeitsprämie greifen: Wenn der Abstand zwischen den Geburten der Kinder 30 Monate nicht überschreitet, sieht diese Regelung vor, dass dem erziehenden Elternteil der gleiche Betrag an Elterngeld zusteht wie beim zuvor geborene."
Für Finnland gilt
Ähnliches, dort wird die Geburtenrate außerdem dadurch begünstigt, dass dort ein Anspruch für Mütter besteht, das Kind bis zum dritten Lebensjahr zu Hause erziehen zu können, übrigens mit einem ähnlichen Mittel, wie es hier die von interessierter Seite als
"Herdprämie" bezeichnete finanzielle Förderung vorsieht, allerdings ohne "Stichtag" schon seit 1990; auch die Beantragung ist weniger bürokratisch, das hat in Finnland jedoch diejenigen sozialen Folgen nach sich gezogen, die für das Elterngeld hierzulande (von interessierter Seite) befürchtet wurden, nämlich ein Geburtenzuwachs bei schlecht ausgebildeten, sozial eher den prekären Schichten zugehörigen Frauen. Wäre ja auch noch verrückter, wenn die Leute Kinder bekommen würden, um sie dann wegzugeben. Meiner (persönlichen) Einschätzung nach ist für die höhere Geburtenrate in Irland wirklich die (vielleicht manchmal nur kulturelle) Religiosität verantwortlich. Ein Merkmal hierfür ist auch die reziprok zur Geburtenrate
ansteigende Zahl der Eheschließungen. Natürlich gäbe es da auch andere Faktoren, so gibt es bislang noch keine vergleichenden Zahlen in Europa von gewollten und geglückten Schwangerschaften, zumal auch die Fertilität europäischer Frauen (und diejenige der Männer!) sehr voneinander abweicht, was natürlich sehr eng mit dem Lebensstil zusammenhängt. Es ist mittlerweile bekannt, dass eine hohe Promiskuität und die häufige Einnahme von Kontrazeptiva nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft vermindert, sondern auch (u.a.) das Gebärmutterhalskrebs-Risiko erhöht: Wer nach der Devise
"anything goes" lebt, bei dem geht bald wirklich nichts mehr. In Frankreich sind hingegen die Gründe für die hohe Geburtenrate
leichter auszumachen:
Die Welt hat geschrieben:"...16 Wochen bezahlter Mutterschaftsurlaub für Angestellte und Kindergeldbeträge, die mit dem dritten Kind ansteigen (123,92 Euro für die ersten beiden, 282,70 Euro ab dem dritten Kind)."
Das ist das, worüber du geschrieben hast:
TillSchilling hat geschrieben:In Frankreich gibt es im Moment übrigens eine interessante Entwicklung. Immer mehr Mütter, denen die Doppelbelastung viel zu viel wird steigen aus dem Berufsleben aus und entscheiden sich doch länger zu Hause zu bleiben. Man sieht wenn die Menschen erstmal Kinder haben, ändern sich auch die Einstellungen.
Allerdings zeigt sich auch hier der Trend in den entwickelten Ländern, dass die Frauen
später gebären, natürlich einhergehend mit den möglicherweise auftretenden medizinischen Komplikationen. Was Großbritannien betrifft, so lässt sich die hohe Geburtenrate ziemlich eindeutig durch die hohe Zahl an muslimischen Einwanderern
erklären, aber sicher auch - ähnlich wie in Irland - durch eine
langsame Gewichtsverschiebung der christlichen Konfessionen, auch wenn der Islam zumindest mittelfristig innerhalb der Religionen insgesamt sicher den ersten Platz
einnehmen wird, da kenne ich die Situation auch aus eigener Anschauung, denn ich habe ein Jahr dort gelebt.
TillSchilling hat geschrieben:Man muss pragmatisch sein.
Nein, oberste Priorität sollte die Familie haben. Aus Heimat-, Glaubens- und Orientierungslosen lässt sich keine Gesellschaft bauen und kein Staat aufrechterhalten. Sie sind - im wahrsten Sinne - asozial, der Begriff "Loyalität" sagt solchen Egotaktikern nichts.
TillSchilling hat geschrieben:Und dafür kämpfen dass die Wahlfreiheit erhalten bleibt, sprich Familien mit nur einem Einkommen steuerlich bevorzugt werden.
Dann heißt es für Familien: Wahltag ist Zahltag. Damit nicht Parteien gewählt werden, deren "Familienpolitik" im Wesentlichen aus der Liberalisierung der Abtreibung besteht. Gut, dann bleiben nicht mehr viel Parteien übrig von denen, die im Bundestag sitzen. Aber es gibt ja vielleicht Anwärter.
Palmesel hat geschrieben:So lange, wie das Betreuungsgeld nicht ausreicht, um einen Verdienstausfall angemessen abzufedern, so lange ist es ein Wohlhabendenzuschuss für Mütter mit finanzkräftigen Männern (entsprechend dem Klientel seiner Macher). Und dass 100,- Euro (bzw. ab August 2014 150,- Euro) pro Monat für diese Familien wirklich den Ausschlag geben, dass sie sich in das Abenteuer "Neues Kind" stürzen, halte ich für abwegig.
Das könnte sogar
stimmen:
Caritas hat geschrieben:"Ist eine Mutter aus finanziellen Gründen gezwungen, zumindest einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen, verliert sie den Anspruch auf das Betreuungsgeld. Eine Akademikerin hingegen, die Vollzeit arbeitet und ihr Kind zu einer Tagesmutter bringt, bekäme das Betreuungsgeld."
Andererseits ist das auch irgendwie logisch, denn wenn man das Geld dafür bekommt, dass man eine Betreuungseinrichtung
nicht nutzt, ist eine
Teilnutzung eben zumindest teilweise ein Grund zur Verweigerung. Es stellt sich aber die Frage, wieviel in Teilzeit arbeitende alleinerziehende Frauen davon betroffen sind:
betreuungsgeld-aktuell.de hat geschrieben:"Die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Mütter jedoch wird Prognosen zufolge ihren Arbeit aufgeben, um sich selbst um ihre ein- und zweijährigen Kinder zu kümmern. Der Anspruch auf Betreuungsgeld lohnt sich für sie, um die Betreuungskosten zu sparen. Die Gruppe der in Teilzeit arbeitenden Mütter mit einem ein- oder zweijährigen Kind ist jedoch verhältnismäßig klein."
Offenbar wollte Ministerin Schröder aber trotzdem die Ansprüche in Richtung Teilzeit
nachbessern, fragt sich nur, ob eine Ministerin Schwesig das auch möchte, auch wenn sie es vorher gefordert hat - man kennt das ja. Es abzuschaffen, wird die 25-Prozent-Partei nicht durchbringen können, es wäre m.E. auch nicht klug. Denn selbst, wenn die Verdächtigung der Caritas (s.o.) stimmen sollte, heißt es nicht automatisch, dass eine voll erwerbstätige Akademikerin ihr Kind zu einer Tagesmutter bringt und dann doch das Betreuungsgeld kassiert. Die meisten Tagesmütter kassieren nämlich auch staatliche Zuschüsse, damit gelten diese wie eine Kita - also kein Betreuungsgeld. Aber wenn die Oma das Kind nimmt, im selben Haus wohnt und die Mama dafür das Betreuungsgeld bekommt - warum nicht?
Palmesel hat geschrieben:Die Tatsache, dass das Betreuungsgeld Hartz-IV-Empfängern als Einkommen angerechnet wird, und folglich, wenn sie z.B. aufstocken, gar keine Entlastung bringt, zeigt doch die ganze bigotte Verlogenheit, mit der die Anerkennung der Elternarbeit durch das Betreuungsgelt propagiert wird. Naja - Hartz-IV-Empfänger-Kinder hat ein solches Betreuungsgeld erfindender "christlich-sozialer" Staat wahrscheinlich dann doch schon zur Genüge

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Mit der Anrechnung auf ALG II sollte ja gerade verhindert werden, was man dem Betreuungsgeld zu Beginn vorwarf: Dass nämlich bestimmte Schichten es darauf anlegen könnten, Kinder zu bekommen, diese zu Hause zu behalten und dafür dann das Betreuungsgeld kassieren zu können. Das halte ich aber auch für etwas realitätsfremd. Denn gerade diese Schichten, vor allem, wenn es sich um der Landessprache nicht mächtigen Migranten handelt, könnten noch nicht einmal die Erläuterungen für den Betreuungsgeld-Antrag verstehen. Also, man wird warten müssen, was Frau Schwesig daraus macht - wenn sie Ministerin wird, aber davon gehe ich fast aus.