Franziska hat geschrieben:Ich halte - aus Erfahrung - Vergleiche zwischen dem Holocaust und der Abtreibung für kontraproduktiv.
Vielleicht auch nicht. Bei der Jahresabschlussandacht (des bürgerlichen Jahres) hatte auch der Salzburger Erzbischof auf die Tötung der Unbeborenen Bezug genommen (aus aktuellem Anlass: in den Landesspitälern Salzburgs soll mit heurigen Jahr abgetrieben werden). Des Erzbischofs Worte fanden allerdings keinen Eingang in die Medien.
Immerhin wird der zunehmend stärker werdende Dissenz zwischen heutiger Gesellschaftsmehrheit und Kirche deutlich sichtbar. Vielleicht ganz gut, dass diese Gräben und Verwerfungen ein Thema sind.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."
Ich zitiere den Satz einfach noch einmal, weil man ihn sich auf der Zunge zergehen lassen muß. Herr Lindner, der also heute feiert, daß ihm ds Privileg der Geburt zuteil werden durfte, sagte also laut Aachener Zeitung:
«Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.»
Peter hat geschrieben:«Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.»
Okay, keine Zeitungstante, sondern ein Parteienonkel. Ich hab den Griffel schon gespitzt. Hat jemand dem seine genaue Adresse (dann kann ich mir das Suchen sparen)?
Ähm, und weiss auch noch wer, wer dem sein Chef ist?
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 7. Januar 2005, 14:39, insgesamt 2-mal geändert.
Peter hat geschrieben:«Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.»
Geistliche Betreuung zur Abtreibung, sozusagen.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."
Peter hat geschrieben:«Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.»
Geistliche Betreuung zur Abtreibung, sozusagen.
Mal abgesehen davon, dass nicht wenige Frauen, die abgetrieben haben, irgendwann mal eine kirchliche Beratungsstelle aufsuchen, um Hilfe in der seelischen Notlage zu finden, in die sie sich gebracht haben.
Franziska hat geschrieben:Mal abgesehen davon, dass nicht wenige Frauen, die abgetrieben haben, irgendwann mal eine kirchliche Beratungsstelle aufsuchen, um Hilfe in der seelischen Notlage zu finden, in die sie sich gebracht haben.
Wie es so schön heißt: Den Sünder lieben, aber die Sünde hassen.
Ich wüßte nicht, wo dazu aufgerufen wurden, daß die Kirche Frauen in Not keinen "Trost und Halt" zusprechen soll/darf/werde.
Peter hat geschrieben:«Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.»
Geistliche Betreuung zur Abtreibung, sozusagen.
Mal abgesehen davon, dass nicht wenige Frauen, die abgetrieben haben, irgendwann mal eine kirchliche Beratungsstelle aufsuchen, um Hilfe in der seelischen Notlage zu finden, in die sie sich gebracht haben.
Gewiss, aber wohl kaum in dem Sinne, auf den Lindner abzielen dürfte. Bei noch so verständnisvoller Gesinnung kann die Kirche wohl kaum geistliche Beihilfe zur Abtreibung selber geben.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."
Erich_D hat geschrieben:Gewiss, aber wohl kaum in dem Sinne, auf den Lindner abzielen dürfte.
Das ist mir klar. Ich vermute nur, dass der soweit noch gar nicht gedacht oder überhaupt keine Ahnung hat.
Sauber geölte, stromlinienförmige Karriere - ohne Umwege von der Schulbank in Parteigremien. Und im Landesparlament auch noch Sprecher seiner Fraktion im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie.
Franziska hat geschrieben:
Edi: anstatt eine Website hervorzufingern, aus der du eine Behauptung über die Einstellung "der Juden" zur Abtreibung herleitest, solltest du dir vor Augen führen, dass die Christen hierzulande keineswegs eine einhellige Mauer gegen Abtreibungen bilden.
Die rechten Christen sind alle gegen Abtreibung, nur viele Polit- und Berufschristen samt deren Anhängern nicht. Diese würde ich eher als Heiden bezeichnen und angemalte Christen, bei denen beim nächsten Bad die christliche Farbe wieder abgeht.
Peter hat geschrieben:Von «Pro Familia», der wortführenden Abtreibungsorganisation in Deutschland, wird ja gerne bemäntelt, daß es für ihren Gründervater offensichtlich nur ein kleiner Schritt von der Eugenik (im sog. «Dritten Reich») zur Abtreibung (in der Bundesrepublik Deutschland) war.
Edi hat geschrieben:Die rechten Christen sind alle gegen Abtreibung, nur viele Polit- und Berufschristen samt deren Anhängern nicht. Diese würde ich eher als Heiden bezeichnen und angemalte Christen, bei denen beim nächsten Bad die christliche Farbe wieder abgeht.
Mit solchen Klassifizierungen ("rechte Christen" und angemalte) kannst du bei mir nicht landen. Ich finde sie nämlich unchristlich.
Ich würde das allerdings nicht ganz so hoch hängen. Bei der Caritas gab es in jenen Jahren auch "Denker" dieser Art. Die haben aber, zu ihrer Ehre sei es gesagt, beim Thema Zwangssterilisation halt gemacht.
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 7. Januar 2005, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.
Edi hat geschrieben:Die rechten Christen sind alle gegen Abtreibung, nur viele Polit- und Berufschristen samt deren Anhängern nicht. Diese würde ich eher als Heiden bezeichnen und angemalte Christen, bei denen beim nächsten Bad die christliche Farbe wieder abgeht.
Mit solchen Klassifizierungen ("rechte Christen" und angemalte) kannst du bei mir nicht landen. Ich finde sie nämlich unchristlich.
Ist dann dein Problem. Gott unterscheidet schon zwischen echten Christen und denen, die nur der Form nach welche sind. Da halte eich mich lieber an ihn.
Zuletzt geändert von Edi am Freitag 7. Januar 2005, 16:04, insgesamt 2-mal geändert.
Juergen hat geschrieben:Es ist jedesmal das, was Kardinal Meisner ausgedrückt hat: jemand stellt sich in unzulässiger Weise da als Herr über Leben und Tod von anderen.
Und nun stellt man sich auch noch als Herr über das dar, was Andersdenkende frei äußern dürfen und was nicht. Das nennt man "liberal" und "tolerant".
Mir ist schon klar, daß den Herrschaften nicht gefällt, wenn man ihnen den Spiegel vorhält.
Edi hat geschrieben:Ist dann dein Problem. Gott unterscheidet schon zwischen echten Christen und denen, die nur der Form nach welche sind. Da halte eich mich lieber an ihn.
Ach, er teilt dir mit, wer "echt" und wer nur der Form nach Christ ist? Bitte nicht ganz so stolz, mein lieber Edi. In die Menschen siehst DU nicht hinein. Darüber zu urteilen, kommt nur Gott zu, und eben nicht dir. Einstmals hat man übrigens zwischen Juden und Samaritern unterschieden...
Edi hat geschrieben:Ist dann dein Problem. Gott unterscheidet schon zwischen echten Christen und denen, die nur der Form nach welche sind. Da halte eich mich lieber an ihn.
Ach, er teilt dir mit, wer "echt" und wer nur der Form nach Christ ist? Bitte nicht ganz so stolz, mein lieber Edi. In die Menschen siehst DU nicht hinein. Darüber zu urteilen, kommt nur Gott zu, und eben nicht dir. Einstmals hat man übrigens zwischen Juden und Samaritern unterschieden...
Natürlich teilt Gott mir das mit, was denn sonst.....
Ich glaube du hast nicht verstanden, dass es hier um die Unterschiede geht, um nicht um die oder jene Person, die auf die man zeigen müsste. Und solche Unterschiede gibt es ja wohl. Auch kann man Menschen an ihren Früchten erkennen. Dazu braucht es nicht unbedingt die Gabe in ihr Herz schauen zu können.
Und noch etwas zu Meisners Predigt:
Ich würde auch nicht bei jeder Gelegenheit den Holocaust erwähnen, wenn ich über aktuelle Themen wie Abtreibung sprechen wollte. Das ist sonst doch regelmässig ein gefundenes Fressen für den Zentralrat der Juden.
Robert Ketelhohn (Leserbrief vom 07.01.2004 an die »Taz«) hat geschrieben:
»Gott sei Lob, daß er in der Kirche immer noch prophetische Gestalten wie Erzbischof Joachim von Köln erweckt - und daß man das ab und zu sogar in der Taz auch nachlesen kann.
Mit freundlichem Gruß
Robert Ketelhohn«
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Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Robert Ketelhohn (Leserbrief vom 07.01.2004 an die »Taz«) hat geschrieben:
»Gott sei Lob, daß er in der Kirche immer noch prophetische Gestalten wie Erzbischof Joachim von Köln erweckt - und daß man das ab und zu sogar in der Taz auch nachlesen kann.
Robert Ketelhohn (Leserbrief vom 07.01.2004 an den »Kölner Stadt-Anzeiger«) hat geschrieben:
»Sehr geehrte Damen und Herren,
erst einmal dies: Gott sei Lob, daß er in der Kirche immer noch prophetische Gestalten wie Erzbischof Joachim von Köln erweckt - und daß sich das ab und zu sogar zwischen den Zeilen des Kölner Stadt-Anzeigers entdecken läßt.
Wie Sie allerdings die erbärmlichen Äußerungen des Herrn Spiegel zum Anlaß nehmen, das ganze umzukehren und zu einem weiteren Geschoß in der Anti-Meisner-Kampagne umfunktionieren, das schreit zum Himmel: wie das Blut der unschuldigen Kinder, welches Herodes vergießen ließ, welches Hitler, Lenin und Stalin und welches die Abtreibungsmaschinerie der Gegenwart vergießt, welches ebenso an den Händen eines Goerge Bush oder Ariel Scharon klebt.
Schauen Sie auf das Elend dieser gottlosen Zeit. Woher kommt uns das Heil?
Mit freundlichem Gruß
Robert Ketelhohn«
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Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
WDR hat geschrieben:
"Großer Schaden für den jüdisch-christlichen Dialog"
Die FDP in Nordrhein-Westfalen nannte Meisners Worte "eine schlimme Entgleisung". Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Dem schloss sich auch Grünen-Chefin Claudia Roth an. Ihrer Meinung nach sei Meisners Aussage nicht nur eine Beleidigung der Opfer des Holocaust, sondern auch von Frauen, die sich in einer schwierigen Notlage gegen ein Kind entschieden.
Das ökumenische Netzwerk "Initiative Kirche von unten" warf Meisner "beleidigende und volksverhetzende Äußerungen" vor. Er habe der katholischen Kirche und dem jüdisch-christlichen Dialog großen Schaden zugefügt.
Franzi hat geschrieben:»Einspruch, Euer Ehren. Gott hat den Bund mit den Juden ganz sicher nicht gebrochen, Gott bleibt ihnen treu!«
Kein Einspruch, denn darin sind wir uns ja einig. Der Bruch liegt immer auf Seiten des Menschen, denn Gott bleibt treu. – In der grundsätzlichen Weigerung anzuerkennen, daß Gott die Heilsgeschichte über das mosaische Gesetz hinausgeführt, daß er dieses vollendet und damit zugleich einen Neuen Bund gestiftet hat: darin liegt faktisch der Tatbestand des Bundesbruches. Das ist zunächst einfach festzustellen, vor und unabhängig von der Frage nach der Schuld oder Unschuld an solcher Blindheit, die sich der Erkenntnis verschließt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Juergen hat geschrieben:Das ökumenische Netzwerk "Initiative Kirche von unten" warf Meisner "beleidigende und volksverhetzende Äußerungen" vor. Er habe der katholischen Kirche und dem jüdisch-christlichen Dialog großen Schaden zugefügt.
Die müssen's wissen. Ich kenn zwar nicht alle, die sich im jüdisch-christlichen Dialog engagieren, aber von IKvu ist mir da noch niemand begegnet, vom Zentralrat der Juden übrigens auch nicht.
Ne, ne, der jüdisch-christliche Dialog leidet darunter mit Sicherheit nicht.
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 7. Januar 2005, 19:11, insgesamt 1-mal geändert.
Nur als Anmerkung: wenn das Gebet für die "treulosen Juden" der Streichung für wert befunden wurde, will ich gar nicht wissen, was passierte, wenn die Reformatoren der Gottesdienste ihre Hände an gewisse Hymnen der Ostkirche bekämen. Für Kenner verweise ich beispielshalber auf Sonntags(Auferstehungs-)kanon des 6. Tones, achte Ode, erster Troparion... u.v.a.m.
Liest man die Evangelien, besonders jenes nach Johannes dem Theologen, so wird man feststellen, daß Christus und die Apostel sich verschiedentlich "aus Furcht vor den Juden" verbergen mußten (cf. Joh. 7:13, 19:38, 20:19 etc.). Wenn Beth Antijudaismus wittert, so hat sie nicht Unrecht, allerdings verstehe ich "antijudaistisch" nicht als negatives Epithet; das Christentum ist zwingenderweise antijudaistisch, und zwar in genau dem Sinn, in dem es in den Evangelien und den weiteren Teilen des Neuen Testaments verstanden wird. "Antisemitismus" ist dann allerdings ein falsches, "zeitgeistiges" Hineinlesen in diese alten Überlieferungen.
Kein Einspruch, denn darin sind wir uns ja einig. Der Bruch liegt immer auf Seiten des Menschen, denn Gott bleibt treu. – In der grundsätzlichen Weigerung anzuerkennen, daß Gott die Heilsgeschichte über das mosaische Gesetz hinausgeführt, daß er dieses vollendet und damit zugleich einen Neuen Bund gestiftet hat: darin liegt faktisch der Tatbestand des Bundesbruches. Das ist zunächst einfach festzustellen, vor und unabhängig von der Frage nach der Schuld oder Unschuld an solcher Blindheit, die sich der Erkenntnis verschließt.
Oder wenn einer irreführendes Zeug redet, dann sollst du widersprechen.
Tut mir leid, aber das regt mich wirklich auf: du meinst doch wohl nicht, mit diesem pseudotheologischen winkeladvokatischen Gestelz jemand beeindrucken zu wollen.