Amoklauf in Winnenden

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Maja
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Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Maja »

Ich bin geschockt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das immer krasser wird mit diesen Amokläufen! - Was ist denn bloß los mit unserer Welt, mit den Jugendlichen?

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LaudaSion
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von LaudaSion »

Auch ich bin tief getroffen und sprachlos angesichts des Leids, das dort durch ein furchtbares Verbrechen angerichtet wurde :bedrippelt:

Beten wir für die Eltern und Mitschüler aller getöteten Schüler, für die Familien und Kollegen der getöteten Lehrer!
Domine, labia mea aperies,
et os meum annunciabit laudem tuam!

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Edi
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Edi »

Maja hat geschrieben:Ich bin geschockt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das immer krasser wird mit diesen Amokläufen! - Was ist denn bloß los mit unserer Welt, mit den Jugendlichen?
Gott sind sie los. Das ist die tiefere Ursache aller solcher Mordtaten.
Gebet ist nötig, aber das wäre immer mehr vorher schon nötig, damit Menschen gar nicht soweit kommen, dass sie solche abscheulichen Verbrechen begehen.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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julius echter
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von julius echter »

Gemordet wurde zu allen Zeiten, auch in der sog. guten alten Zeit in der man mehr in die Kirche gegangen ist.

Unbegreiflich bleiben solche Taten immer, auch wenn der eine oder andere Beweggrund des Täters halbwegs verstanden wird.

Dennoch sollte wir beten für Opfer und Täter.
Honi soit qui mal y pense

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Peter Ernst
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Peter Ernst »

Wie jetzt wieder alle, die sonst für jede Form der kollektivistischen Kindererziehung werben, die Verwantwortung der Familien beschwören!
"Ich hoffe auf das Unverdiente"

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Lioba
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Lioba »

Wie jetzt wieder alle, die sonst für jede Form der kollektivistischen Kindererziehung werben, die Verwantwortung der Familien beschwören!
Das ist eben die Situation- wir haben das Kollektiv, dass mal in die mal in jene Richtung zerrt und die Familie, oft genug alleingelassen, gepatchworkt und zertrennt.
Das Heilmittel für manches Kinderelend, eine in eine tragende Gemeinschaft eingebettete Famiie wird als gestrig, konservativ und ganz allgemein piefig und peinlich verspöttelt.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Ewald Mrnka
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Ewald Mrnka »

Offenbar ist das auch so ein Kollateralschaden des unaufhaltsamen Fortschritts.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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holzi
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von holzi »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Offenbar ist das auch so ein Kollateralschaden des unaufhaltsamen Fortschritts.
Tja, das ist die Rationalisierung und Mechanisierung, wo es früher in der guten alten Zeit eine ganze Rotte Landsknechte samt Troß gebraucht hätte, dazu reicht jetzt ein Bursche mit genügend Munition. :auweia:

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Juergen
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Juergen »

Warten wir mal ab, was die Ermittlungen noch rausbringen.
Wahrscheinlich nicht viel.
Aber Spekulationen gab es ja schon viele, wie etwa die Sache, daß die Opfer hauptsächlich weiblich waren und er vielleicht Liebeskummer hatte :glubsch:

Gestern abend war die Sache auch Thema in der Sendung "Hart aber fair". Stereotype Vermutungen waren dort mal wieder zu hören...
- Waren Computerspiele (Ego-Shooter) schuld?
- Der Vater war ein "Waffennarr".
- Wurde er vielleicht in der Schule gemobbt?
- etc.

Eine Sache ist mir besonders aufgefallen:
Der Täter wurde als "unauffälliger Schüler" beschrieben. Daraus folgerte man, daß er vielleicht allen Frust in sich reingefressen bis nun das Fass zum Überlaufen gebracht wurde. Hmm.... Wäre der Täter in der Schule schon ein "auffälliger Schüler" gewesen, der zur Schulzeit vielleicht sogar schon zu Gewalt geneigt hat, wäre die Erklärung auch klar gewesen: Wer als Schüler schon auffällig ist, dem traut man sowas zu.

Also folgern wir nun messerscharf:
- unauffälliger Schüler werden zu Amokläufern
- auffällige Schüler werden zu Amokläufern
Gruß Jürgen

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Inabikari
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Inabikari »

Der Schüler war nicht "unauffällig". Er war fünfmal in stationärer psychiatrischer Behandlung, lehnte jedoch eine ambulante Fortführung der Therapie ab.

In den Kommentaren, die ich gehört und gelesen habe, war wenig von Familien die Rede, mehr von Prävention und Sicherung in der Schule. Wenn allerdings in einer Familie Waffen und Munition offen herumliegen....

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ottaviani
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von ottaviani »

wenn ich mir manche traditionalisten familie anschauen deke ich auch diese könnte ein wunderbarer Nährboden für amoklaufende Knaben sein

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LaudaSion
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von LaudaSion »

Inabikari hat geschrieben:Der Schüler war nicht "unauffällig". Er war fünfmal in stationärer psychiatrischer Behandlung, lehnte jedoch eine ambulante Fortführung der Therapie ab.

In den Kommentaren, die ich gehört und gelesen habe, war wenig von Familien die Rede, mehr von Prävention und Sicherung in der Schule. Wenn allerdings in einer Familie Waffen und Munition offen herumliegen....
Ich wage eine "frevelhafte" Hypothese:
Man hat der psychopathischen Entwicklung des Mörders keine Beachtung geschenkt oder hat diese Entwicklung gar wahrgenommen und nicht ernsthaft danach gehandelt.
Dieser Vorwurf geht durchaus an die zuletzt behandelnden Kinder/jugendpsychiater (die meiner Einschätzung nach im Übrigen vieles "verniedlichen" und "verharmlosen"), die Eltern und Lehrer.
Aus der Ferne betrachtet, könnte durchaus eine psychotische Entwicklung vorgelegen haben (wir waren uns im Kollegium heute gar einig ob dieser Vermutung) mit zunehmenden Realitätsverlust im Sinne der Entwicklung von Wahngebäuden.
In der Tat ist die psychiatrische Vorgeschichte des Täters sehr auffällig!
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Peregrin
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Peregrin »

Inabikari hat geschrieben:Der Schüler war nicht "unauffällig". Er war fünfmal in stationärer psychiatrischer Behandlung, lehnte jedoch eine ambulante Fortführung der Therapie ab.
Das hat er mit praktisch allen anderen in den letzten Jahren infam gewordenen Amokläufern gemeinsam. Womöglich hat er auch Psychopharmaka gekriegt? Es ist ja seltsam, daß ausgerechnet Psychiater und Psychologen jetzt überall wieder mit guten Ratschlägen hervortreten, vielleicht sollten die einmal vor ihrer eigenen Türe kehren. Als man seine Probleme noch mit dem Pfarrer besprochen hat, waren Schulmassaker jedenfalls weithgehend unbekannt.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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LaudaSion
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von LaudaSion »

Peregrin hat geschrieben: Es ist ja seltsam, daß ausgerechnet Psychiater und Psychologen jetzt überall wieder mit guten Ratschlägen hervortreten
Es ist ja quasi tabuisiert folgendes auszusprechen:
aber die Psychiatrie-Enquete der 70er Jahre hat viele Fehler gemacht und seitdem zahlt die Gesllschaft ein hohes Lösegeld (Verbrechen un die hohe Zahl an Suiziden- die im übrigen die Zahl der Verkehrstoten bei weitem übersteigt).
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Maja
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Maja »

LaudaSion hat geschrieben:Es ist ja quasi tabuisiert folgendes auszusprechen:
aber die Psychiatrie-Enquete der 70er Jahre hat viele Fehler gemacht und seitdem zahlt die Gesllschaft ein hohes Lösegeld (Verbrechen un die hohe Zahl an Suiziden- die im übrigen die Zahl der Verkehrstoten bei weitem übersteigt).
Ein paar Anmerkungen:

Was hat die Psychiatrie-Enquete mit Winnenden zu tun? Wieso sollte jemand der wegen Depressionen stationär behandelt wurde, auf ewig stationär weggesperrt werden? - Und wieso gehst du/ihr eigentlich von einer ABSEHBAREN psychotischen Entwicklung aus?

Ich kann nicht beurteilen, ob die sich im Rahmen der Psychiatriereform ergeben habenden Entwicklungen "über ihr Ziel" hinaus geschossen sind. Doch ich denke, dass die Reform grundsätzlich notwendig war. Ich habe mal (beruflich) die Zustände in einer außereuropäischen Psychiatrie erlebt - grauenhaft und das nicht wegen Hygiene oder sonstwas sondern wegen der Entmündigung und Hospitalisierung der "Insassen".

M.E. wäre es hilfreich, wenn mehr Therapeuten, Erzieher, Sozialarbeiter usw. im ambulanten Bereich eingesetzt werden, die merken, wenn es einem Jugendlichen schlecht geht, die Zeit haben, zuhören, die auch für die Familien da sind. Und nicht nur "kurativ" sondern eben auch präventiv.
Und: Ich bin froh um all die Leute, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für Jugendliche, die es nicht leicht haben einsetzen. Ich finde, da gibt es wirklich tolle Projekte ("Ausbildungspaten", "Talentpaten") z.B. in Berlin-Neukölln.
Ich glaube nicht, dass Wegsperren eine Lösung ist!
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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Mirjanin
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Mirjanin »

Ich bezweifle, dass weder mehr Psychologen (an der Realschule gab es auch einen "Schulpsychologen", hat offenbar nicht viel gebracht..) oder mehr Verbote das Problem lösen werden. Letztlich ist sowas das Ergebnis, wenn eine Gesellschaft zum Experiment für gewisse Politiker wird. Wenn man einfach jegliche kulturelle oder soziale Bindung missachtet und durch eine kalte und bindungslose Gesellschaft ersetzt, in der man neue Werte wie Gender-Mainstreaming, Multi-Kulti und "Soziale Gerechtigkeit" hochhält, die von der Mehrheit aus Opportunität und Gruppenzwang nachgeplappert, aber nicht wirklich aufgenommen werden.

Der kollektivistische Ansatz, dass durch persönliche Bindungen entstehende Verantwortungsbewusstsein für sich und andere durch die Idee einer angeblich "gerechten" staatlichen Institution zu ersetzen, um so die Bedürftnisse der Menschen bürokratisch zu befriedigen, äußert sich in solchen Verzweiflungstaten. Die Idee, die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen auf eine (staatliche) Institution hin zu übertragen hat unsere Gesellschaft leider schon von ganz oben bis hin zu den Schulen durchdrungen.

Mal ein Beispiel: Allein durch diese staatlich finanzierten "Streitschlichter" an Schulen wird Jugendlichen doch wieder so ein persönliches Gebiet wie individuelle Konfliktbewältigung genommen - die Verantwortung wird auf solche Institutionen übertragen. Der Staat – und damit andere als man selbst – ist für alles verantwortlich, deshalb entwickelt sich auch kein Gewissen mehr. Oder hat jemand Zweifel daran, dass unsere Gesellschaft immer rücksichtsloser und egoistischer wird?

Gerade Jugendliche finden in diesem Gesellschaftsmodell keine Vorbilder mehr und haben nur noch begrenzt persönliche Bindungen. Die Lehrer sind oftmals gar nicht daran interessiert diese Bindungen aufzubauen - im Beamtenrecht zählt der Schein ohnehin mehr als das sein - und sind oftmals mangels eigener familiärer Erfahrungen und Erlebnisse auch gar nicht mehr in der Lage diese zu ersetzen.

Was kommt als nächstes? Nun werden die Politiker wieder tolle Aktionsprogramme auflegen, Sozialwissenschaftler und Kriminologen werden sich Aufträge zuschanzen und nach Erklärungsansätzen suchen, die Presse wird kritisch über böse "Killerspiele" und noch viel bösere "Waffen" berichten und… am Ende wird sich nichts geändert haben. Die staatlichen Institutionen werden auch weiterhin seelen- und inhaltslos bleiben und für alles eine Vielzahl an bequemen Phrasen und Floskeln haben. Es wird noch mehr Geld ausgegeben werden und alle Verantwortungsträger werden nach einiger Zeit zu der Erkenntnis kommen, dass jetzt angeblich alles getan wurde, was man tun kann.

Im Resultat wird unsere Gesellschaft bindungslos und institutionsgesteuert bleiben und weiterhin verantwortungslose Taten wie diese provozieren und Jugendliche hervorbringen, für welche die Befriedigung der persönlichen Geltungs- oder Rachsucht wichtiger ist, als sich eine Zukunft aufzubauen und ein angesehener Mitmensch zu werden. Nach dem Amoklauf ist vor dem Amoklauf...
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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LaudaSion
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von LaudaSion »

Ich sagte ja, dass es ein Tabu ist, sich- wie ich oben tat- zu äußern! qed...
Nun denn:

Maja hat geschrieben: Wieso sollte jemand der wegen Depressionen stationär behandelt wurde, auf ewig stationär weggesperrt werden
Habe ich das behauptet?
Wer spricht denn von Depressionen, ist das denn gesichert?
Maja hat geschrieben:- Und wieso gehst du/ihr eigentlich von einer ABSEHBAREN psychotischen Entwicklung aus?
Wann habe ich "absehbar" geschrieben?
WIR haben Verdachtsmomente geäußert; im Übrigen, meine Liebe, beginnen psychoseähnliche Zustände (im Sinne einer Erkrankung a.d. schizophrenen Formenkreis) eigentlich immer mit einem depressiven Vorlauf, der aber keiner ist, wenn genau hingeschaut wird (für weiteres Interesse empfehle ich Dir den "Konrad").
Maja hat geschrieben: dass die Reform grundsätzlich notwendig war.
Ja.
Wer hat das abgestritten?
Ich sagte, dass sie nicht -um es vielleicht besser verträglich auszusprechen- nur zu überaus lobenswerten Verbesserungen geführt hat.
Maja hat geschrieben:Ich habe mal (beruflich) die Zustände in einer außereuropäischen Psychiatrie erlebt - grauenhaft und das nicht wegen Hygiene oder sonstwas sondern wegen der Entmündigung und Hospitalisierung der "Insassen".
Ja, dort gibt es bestimmt schlimme Zustände.
Aber so sah es vor der Psychiatrie-Enquete doch gar nicht mehr aus.....
Und ferner; entmündigen tut der Staat heute auch- und zwar viel öfter, als je zuvor- es heißt nur anders: Betreuung oder PsychKG.

M.E. wäre es hilfreich, wenn mehr Therapeuten, Erzieher, Sozialarbeiter usw. im ambulanten Bereich eingesetzt werden, die merken, wenn es einem Jugendlichen schlecht geht, die Zeit haben, zuhören, die auch für die Familien da sind. Und nicht nur "kurativ" sondern eben auch präventiv.
Uneingeschränkt ja! Zusätzlich!
Und Eltern, die Ihren Kindern Zeit und Aufmerksamkeit schenken.
Maja hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Wegsperren eine Lösung ist!
Ach liebe Maja:
1. scheinst Du nicht zu wissen, wie viele unserer Landsleute "weggesperrt" sind (im Übrigen im Sinne einer Sicherheitsverwahrung auf Dauer),
2. Ginge es uns allen sehr wahrscheinlich sehr sehr viel anders, wenn diese Leute nicht "weggesperrt" würden.
Und 2a) gibt es so schwere Psychopathien, die keiner anderen Lösung zugänglich sind, um die Gesellschaft zu schützen.
Favorisierst Du eine pädagogische Lösung? :gaehn:
3. Hat doch keiner behauptet, dass jeder, der irgendwie seelisch erkrankt sei, geschlossen untergebracht werden müsste.
Domine, labia mea aperies,
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Inabikari
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Inabikari »

Meinen Beitrag von heute 16:23h muß ich korrigieren:

Der Täter war nicht fünfmal in stationärer psychatrischer Behandlung, sondern fünfmal zur ambulanten Behandlung in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese ambulante Behandlung hat er dann abgebrochen.

(In diesem konkreten Fall wird wieder einmal deutlich, daß Medien und Institutionen/Behörden Nachrichten zu schnell und nicht genügend geprüft herausgeben; heute vormittag war z.B. noch die Ankündigung der Tat in einem Chatroom die große Sensation; inzwischen bezweifelt aber die Polizei die Echthein diese Chatroom-Ankündigung...)

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Granuaile
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Granuaile »

julius echter hat geschrieben:Gemordet wurde zu allen Zeiten, auch in der sog. guten alten Zeit in der man mehr in die Kirche gegangen ist.

Unbegreiflich bleiben solche Taten immer, auch wenn der eine oder andere Beweggrund des Täters halbwegs verstanden wird.

Dennoch sollte wir beten für Opfer und Täter.

Ich gehe mit Julius Echter einig. Solche Handlungen sind immer grauenhaft und unbegreiflich. Und es hat sie gegeben, seit es Menschen gibt. Ich habe Zweifel, ob solche Amokläufe wie nun in Winnenden oder früher in Erfurt usw. mit der "heutigen Zeit", "gesellschaftlichen Missständen" und ähnlichem erklärt werden können. Selbstverständlich stehen Menschen nie allein da, sondern werden durch ihre Umgebung in ihrem Handeln, in ihrer Gesinnung, in der Wahrnehmung oder eben Negierung ihrer Eigen- und sozialen Verantwortung beeinflusst. Doch scheint mir gefährlich zu sein, für menschliches Fehlverhalten die Schuld bei der Gesellschaft und bei den Mitmenschen zu suchen. Der Schritt zur Mitverantwortlichmachung der Opfer, welche auch Teil der Gesellschaft und Mitmenschen sind, ist dann nicht mehr gross.

Zu beachten ist auch, dass die Medien heute viel schneller und umfassender orientieren können als noch vor zehn, zwanzig, hundert Jahren. Wer nicht gerade in unmittelbarer Nähe des Ortes des Amoklaufs lebte oder eine der beteiligten Personen (Opfer oder Täter) kannte, bekam zu früheren Zeiten solche Handlungen nur verzögert und in einem relativ kurzen Zeitungstext zusammengefasst, vielleicht illustriert mit einem einzelnen Schwarzweissbild, mit. Heute können wir am Fernsehen den Einsatz von Polizei- und Rettungsfahrzeugen mit Martinshorn, die ersten Reaktionen von geschockten Zeugen, ja vielleicht sogar verängstigte, verletzte oder tote Opfer und den Täter selbst (mit erhobenem Gewehr oder später tot am Boden liegend), live "miterleben". Dies ist eindrücklich und bewegend.

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Juergen
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Juergen »

Juergen hat geschrieben:Der Täter wurde als "unauffälliger Schüler" beschrieben.
Inabikari hat geschrieben:Der Schüler war nicht "unauffällig". Er war fünfmal in stationärer psychiatrischer Behandlung, lehnte jedoch eine ambulante Fortführung der Therapie ab.
Ja, jetzt weiss man das.
Bei der Sendung am Tattag wusste man das noch nicht.
Die Medien waren da mit ihren "Talkshows" zum Thema so schnell, daß eben noch kaum Informationen vorhanden waren. Da will jeder Sender der erste sein, der irgendwas dazu sagt.
Selbst am Tattag gegen Mittag wurde schon Schülern der Schule von Reportern das Mikro ins Gesicht gehalten.
Einerseits fabulieren die Reporter, wie denn überhaupt Menschen und Schüler damit umgehen, und daß sie psychologisch betreut werden müssen etc. andererseits haben die Reporter nichts besseres zu tun, als jeden sofort vor die Kameras oder Mirkos zu zerren.


Jetzt wird aber über "Konsequenzen" nachgedacht...
Tolle Ideen hat man da schon, wie etwa den Einsatz von Schulpsychologen.
Der Schönheitsfehler an der Forderung ist nur, daß es an eben jener Schule einen Schulpsychologen gab.

Dann hörte ich was von geheimen Codewörtern, die in der Schule vereinbart werden können. Wenn sowas passiert, sagt dann jemand durch die Schulsprechanlage z.B. "Frau Koma ist im Haus" (Koma = Amok rückwärts gelesen). Dann weiss jeder, was los und die Lehrer können z.b. die Türen von innen abschließen, so daß der Täter nicht in die Klassen kann.
Der Schönheitsfehler an der Forderung ist nur, daß es an eben jener Schule jenes Codewort gab.

...


Naja, diese Betroffenheit etc. hält so lange an, bis man die nächste Sau durchs Dorf treiben kann.
Gruß Jürgen

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Mirjanin
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Mirjanin »

Der meiner Meinung nach erste richtige und gute Beitrag, den ich zu dem Thema gelesen habe und auch meine Meinung weitestgehend wiederspiegelt kommt vom libertären Online-Magazin Eigentümlich frei. Nicht von der Länge abschrecken lassen, wirklich lesenswert!
Amoklauf von Winnenden: Die Moral von der Geschichte

Eine Seite wie ef-online hat den Vorteil, dass nicht jede brandheiße Nachricht sofort kommentiert werden muss. Soviel Glück haben die Massenmedien nicht. Weshalb sie in der ihnen gebotenen Eile immer wieder Fehler machen. Journalisten sind auch nur Menschen.

Wie stellt sich der Amoklauf von Winnenden jetzt, nach 48 Stunden und auch ein wenig gewonnenem emotionalen Abstand dar? Der 17-jährige Täter Tim Kretschmer hat 15 unschuldige Menschen umgebracht und danach sich selbst gerichtet. Ein Blutbad, das zunächst fassungslos machen musste.
Doch der Job der Mainstream-Reporter in dieser Situation war es, zu berichten. Bereits heute wissen wir, dass sie dabei im Vergleich zu den Bloggern und Forenschreibern nur verlieren konnten. Insofern stellt Winnenden ein wenig auch eine mediengeschichtliche Zäsur dar.

Beginnen wir mit der TV-Berichterstattung am Tag der Tat. Mangels Bilder des Täters und aus Pietät gegenüber den Opfern rückten Psychologen, Sozialarbeiter und Politiker in den Mittelpunkt der Berichterstattung. Das war weitgehend unerträglich. Allen voran die Kanzlerin. Angela Merkel, deren Partei nach ihrer wohlfeilen Papstkritik und vielen vorangegangenen Brüskierungen gerade die christlichen Wähler verprellt hatte und in den Umfragen auch deshalb stark verloren hatte, nutzte wie einst in den schweren Tagen ihres Vorgängers Kohl die Gunst der Stunde und sprach schluchzend wie eine Hollywood-Aktrice: „Es ist ein Tag der Trauer für ganz Deutschland. Unsere Gedanken sind bei den Familien, den Angehörigen, wir denken an sie und beten für sie.“ Die Kanzlerin betet. Jetzt. Natürlich.

Kaum weniger unappetitlich das Auftreten all der vom Staat, Land und Stadt offenbar in Mannschaftswagen angekarrten Psychologen, Sozialarbeitern und Betreuern vor laufender Kamera. Immer wieder attestierten diese sich selbst, wie wichtig sie in der Situation seien. Erst später sollten wir erfahren, dass viele Opfer und Angehörigen eine Fremdbetreuung abgelehnt hatten, allen voran die Eltern des Täters. Hätte die Polizei die Eltern der Schüler zu ihren Kindern in die Realschule hineingelassen, nachdem Kretschmer die Schule verlassen hatte, um andernorts zu morden, womöglich hätten die zahlreichen vom Steuerzahler alimentierten „Betreuer“ gar niemanden gefunden, dem sie sich in ihrer Überfunktion hätten widmen dürfen. Doch die Polizei ließ die Schule stundenlang verriegeln und die Eltern draußen sowie die Kinder drinnen mit dieser Extremsituation und fremden Psychotanten- und Onkel alleine.
Offenbar werden von den Medien, der Politik und der Polizei in Zeiten der allgegenwärtigen Supernanny und der RTL-Restaurantbetreuer die Psychologen und Sozialarbeiter als wichtiger erachtet gegenüber der privaten, schmerzhaften, familiären Trauer. Ob die Herren Polizisten und Journalisten aber wirklich im eigenen Trauerfall sich ausgerechnet von einem Kümmerer vom Amt in dessen Soziologen-Deutsch betreuen lassen möchten?

Einen Tag nach der Tat wurde verstärkt nach den Motiven gesucht. Auch hierbei wirkten die Medien gehetzt – wer würde der erste sein mit einer Sensationsmeldung? Sie erschien dann fast zeitgleich auf allen Kanälen: Tim Kretschmer hatte angeblich, so bestätigte es zwischenzeitlich auch der Landesinnenminister, seine blutige Tat im Internet angekündigt. Er bezeichnete sein bevorstehendes Massaker mit den Worten, „mal so richtig gepflegt grillen“ gehen zu wollen. Die kruden Ausdrücke machten die Nachricht nur noch interessanter. Alleine, es war, wie viele Blogger sofort mutmaßten und die Massenmedien erst spät einräumten, ein Fake, eine simple Fälschung. Bis heute ist tatsächlich kein einziges Wort aufgetaucht, mit dem Kretschmer seine Tat angekündigt hat.

Unvermeidlich waren wieder einmal die Forderungen aus der Politik, nach weiteren Waffenverboten etwa oder nach psychologischer Betreuung an den Schulen. Dumm nur, dass die Realschule in Winningen eine der wenigen ist, in der bereits ein Schulpsychologe seines Amtes waltet. Und die Tatwaffe des Täters war unsachgemäß verwahrt, es lag also bereits heute ein Verstoß gegen das in den letzten Jahren massiv verschärfte Waffenverbot vor.

Ursula von der Leyen blieb es vorbehalten, eine flächendeckende Diskussion in allen Schulen Deutschlands anzuregen, um sich „besser auf solche kritischen Situationen vorzubereiten“. Da werden sich gerade die jüngsten Schüler prächtig freuen, neben dem Ozonloch, der Klimakatastrophe, der ewigen deutschen Schuld und der überall lauernden rechten Gefahr nun auch noch mit der permanenten Amokdrohung in der eigenen Schule konfrontiert zu werden. Zarter besaiteten Schülern, die soviel Katastrophe nicht verkraften, stehen dann nach von der Leyens Plänen irgendwann flächendeckend die obligatorischen Schulpsychologen zur Betreuung bereit. Winningen als Erfolgsmodell sozusagen.

Wirklich naheliegende Forderungen wurden nicht erhoben. Wäre etwa die Schule statt von einem Psychologen von zwei Polizisten im Eingangsbereich geschützt worden, wäre die Tat so wahrscheinlich nie geschehen. Anstatt die Täter im Nachhinein immer wieder entwaffnen zu wollen, was in der Realität nirgends auf der Welt funktioniert, könnte man auch die Opfer präventiv bewaffnen. Von amerikanischen Experten erfahren wir nämlich, dass Schulen nur deshalb bevorzugte Orte für Amokläufe sind, weil sie auch in den USA unbewaffnete, also besonders ungeschützte Zonen sind. Da freuen sich die Täter und fühlen sich immer wieder geradezu eingeladen.

Tim Kretschmer, das wissen wir heute, war depressiv und in psychiatrischer Behandlung. Auch hier gehen die Mainstreammedien der naheliegenden Spur nicht nach. Der Blogger „Freeman“ ist entsetzt: „Niemand fragt, unter welchem Einfluss der 17-jährige stand und ob nicht seine Krankheit ihn zur Tat getrieben hat.“ Die Medien berichten, Tim Kretschmer „ging ruhig in drei Klassenzimmer und eröffnete das Feuer ohne ein Wort zu sagen“. Nach der Schießerei in der Schule, so „Freeman“, „ging Tim ins psychiatrische Zentrum von Winnenden und erschoss einen Angestellten.“ Der Blogger fragt: „Was ist die Verbindung zu dieser Person? Er war nachweislich wegen Depression in psychiatrischer Behandlung. Er zeigte keinerlei Emotionen, ein völlig unnatürliches Verhalten, wie wenn er ein ferngesteuerter gefühlloser Roboter war.“ Dafür, so „Freeman“, gebe „es nur eine Erklärung: Die Psychopharmaka haben sein Wesen verändert!“

„Freeman“ geht dieser Spur nach und entdeckt: „Auch der koreanische Student, der im vergangenen Jahr an der Virginia Tech University in Blacksburg 32 Menschen tötete, war eine zeitlang in psychiatrischer Behandlung.“ Mehr noch: „Alle Jugendlichen, die in den letzten zehn Jahre in Amerika Amok gelaufen sind, wurden mit Psychopharmaka behandelt, hautsächlich Antidepressiva.“ Diese Stoffe zur Beeinflussung des Gehirns, so „Freeman“, seien dafür bekannt, dass sie gewalttätige Gedanken und Handlungen auslösen. Die Gesundheitsbehörden wissen das und es steht auch als Warnung auf den Beipackzetteln. Tatsächlich verursachen die psychiatrischen Drogen eine Entfremdung von der Realität. Die Schützen wissen nicht mehr wo sie sind. Sie sehen ihre Klassenkameraden nicht mehr als Menschen, sondern als leblose Objekte und als Ziele.“ Sie seien so gefühllos und von der Realität entfremdet, so „Freeman“, dass Sie am Ende auch ohne Probleme zur Selbsttötung fähig seien.

Dabei geht es nicht zuletzt um sehr viel Geld. „Freeman“ schreibt: „Alleine die Top-Fünf der psychiatrischen Medikamente in Amerika, Zoloft, Adderall, Haldol, Lexapro und Clozaril bringen einen Gewinn von 18 Milliarden Dollar pro Jahr.“ Und: „Nach einer Statistik der Betriebskrankenkassen aus dem Jahr 29 hat sich die Zahl der Verordnungen von Psychopharmaka in Deutschland in den vergangenen drei Jahren verdoppelt.“

Zwei weitere falsche Fährten sowie zwei weitere echte Spuren benennt der linke Blogger Jürgen Elsässer. Er schreibt: „Der Todesschütze ist ein ganz normaler schwäbischer Bub. Tischtennisverein, Konfirmand. Vater Unternehmer. Schönes Häuschen. Ich glaube, bei dem Amokläufer damals in Erfurt war es nicht anders. Soll heißen: Diese Gesellschaft brütet in ihrer Mitte Killer aus. In der Mitte heißt: nicht an den Rändern.“ Und genau hier kommt Elsässer auf die beiden falschen Fährten: „Damit sind die Analysen von Rechts- wie Linksextreme gleichermaßen blamiert. Die Rechten – und in diesem Fall steht Bundesinnenminister Schäuble an ihrer Spitze – wollen uns seit Jahr und Tag erzählen, die Moslem-Kids in unseren Städten seien wandelnde Zeitbomben, die auf Massenmord sinnen. Die Linken verkünden gebetsmühlenartig, die Nazi-Kids seien eine tödliche Gefahr. Aber Tim war weder Moslem noch Nazi, und sein Erfurter Vorläufer auch nicht. Frustrierte junge Männer aus der Mittelschicht“ seien, so Elsässer, die Täter.

Dazu passt der folgende Bericht aus dem „Tagesspiegel“: Nach der Tat „zeigte sich die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung, Maria Böhmer, CDU, schwer enttäuscht. Böhmer habe besorgt gefragt, ob der Täter gezielt auf Kinder aus Migrantenfamilien geschossen hat, hieß es in Stuttgart. Das konnte nicht bestätigt werden.“

Die beiden wirklichen Spuren, auf die Elsässer aufmerksam macht, sind die folgenden. Erstens: „Kinder brauchen Familie, vor allem in diesen Zeiten, sonst werden sie irre. Die Linke“, so der überzeugte Sozialist Elsässer, „muss weg von diesem Minderheiten-Quatsch und familienfreundlich werden.“ Zweitens: „Hauptgewaltgruppe sind junge Männer. Das ist eine Folge ihrer Vernachlässigung. Die Tendenz in der neueren Erziehung, den Jungs ihre Männerrolle madig zu machen und sie – gerade in ihrer Pubertät! – in ihrer Sexualität zu verunsichern, hat eine ganze Alterskohorte verrückt gemacht.“
Der Vater von Tim Kretschmar, so wissen wir, hatte als mittelständischer Unternehmer wenig Zeit für seinen Sohn. Und auffälligerweise waren die meisten seiner Opfer weiblich. Beiden bislang vernachlässigten Spuren – mangelnde Liebe in der Familie und Benachteiligung als Junge in der Schule (sowie allgemein die deutsche Problematik des Schulzwangs) – werden in ef von Fachleuten in gesonderten Artikeln nachgezeichnet werden.
Kommen wir abschließend zu einem politischen Aspekt. Im Zusammenhang mit der Falschberichterstattung über die angebliche Ankündigung der Tat in berüchtigten Internet-Foren konnten wir einiges über solche Foren erfahren, in denen auch diese Tat im Anschluss zynisch „gefeiert“ wurde. So wurden die Opferzahlen der Massaker in Alabama und Winnenden gegenübergestellt mit dem Vermerk, Deutschland habe gewonnen. Der „Spiegel“ berichtet in diesem Zusammenhang von einem typischen solchen Foreneintrag: „Ich finde Amokläufe wesentlich lustiger als Kriege oder Genozid. Amokläufe sind chaotisch-böse und eines der wenigen Verbrechen, welches nicht irgendeinem verlogenen Ziel dient.“

Sind also Amokläufe von männlichen Jugendlichen der Mittelschicht doch in gewisser Weise ein – perverses – „Statement“? Auffällig ist jedenfalls, dass Amokläufe ein Zeitphänomen sind und in den letzten 2 Jahren zumindest in Deutschland gehäuft auftreten. Und doch gab es auch in den Jahrzehnten davor immer wieder schreckliche Gewalttaten von jungen Männern. Denken wir an die RAF-Mordserien in den 7er Jahren. Auch damals kamen die jungen Täter aus dem Bildungsbürgertum und aus der Mittelschicht. Auch Andreas Baader etwa war für seine geradezu sadistische Skrupellosigkeit und seine emotionale Kälte während der Taten berüchtigt. Nebenbei: Auch er stand dabei vermutlich unter Drogen. Doch Baader gab wie die jungen politischen Schläger- und Mörderbanden in den frühen 3er Jahren hehre Ziele vor. Er wurde in Freundeskreisen für seine Taten gar gefeiert, von solchen, die meist auch noch den schlimmsten Massenmödern der Weltgeschichte wie Mao und Pol Pot ergeben huldigten. Genauso werden heute, schenkt man den entsprechenden Berichten Glauben, Tim Kretschmar und seine Vorläufer von einigen Jugendkreisen gefeiert und verehrt. Soziologen deuteten in den 7er Jahren die schrecklichen Gewalttaten der RAF-Terroristen etwa so: „Sie handeln falsch, schrecklich falsch, aber sie meinen es eigentlich nur gut, sie haben hehre sozialistische Ziele gegen den konservativen Muff der Vergangenheit und gegen den falschen Staat.“

Heute müsste ein solcher verlogener Satz etwa so klingen: „Sie handeln falsch, schrecklich falsch, aber sie meinen es nur gut, sie haben nämlich keine Ziele mehr, weil alle hehren, verlogenen politischen Ziele längst diskreditiert sind.“

Quelle: http://ef-magazin.de/29/3/13/129-am ... geschichte
Chapeau :klatsch:
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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LaudaSion
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von LaudaSion »

André Lichtschlag hat geschrieben:Tim Kretschmer, das wissen wir heute, war depressiv und in psychiatrischer Behandlung. Auch hier gehen die Mainstreammedien der naheliegenden Spur nicht nach. Der Blogger „Freeman“ ist entsetzt: „Niemand fragt, unter welchem Einfluss der 17-jährige stand und ob nicht seine Krankheit ihn zur Tat getrieben hat.“ Die Medien berichten, Tim Kretschmer „ging ruhig in drei Klassenzimmer und eröffnete das Feuer ohne ein Wort zu sagen“. Nach der Schießerei in der Schule, so „Freeman“, „ging Tim ins psychiatrische Zentrum von Winnenden und erschoss einen Angestellten.“ Der Blogger fragt: „Was ist die Verbindung zu dieser Person? Er war nachweislich wegen Depression in psychiatrischer Behandlung. Er zeigte keinerlei Emotionen, ein völlig unnatürliches Verhalten, wie wenn er ein ferngesteuerter gefühlloser Roboter war.“ Dafür, so „Freeman“, gebe „es nur eine Erklärung: Die Psychopharmaka haben sein Wesen verändert!“

„Freeman“ geht dieser Spur nach und entdeckt: „Auch der koreanische Student, der im vergangenen Jahr an der Virginia Tech University in Blacksburg 32 Menschen tötete, war eine zeitlang in psychiatrischer Behandlung.“ Mehr noch: „Alle Jugendlichen, die in den letzten zehn Jahre in Amerika Amok gelaufen sind, wurden mit Psychopharmaka behandelt, hautsächlich Antidepressiva.“ Diese Stoffe zur Beeinflussung des Gehirns, so „Freeman“, seien dafür bekannt, dass sie gewalttätige Gedanken und Handlungen auslösen. Die Gesundheitsbehörden wissen das und es steht auch als Warnung auf den Beipackzetteln. Tatsächlich verursachen die psychiatrischen Drogen eine Entfremdung von der Realität. Die Schützen wissen nicht mehr wo sie sind. Sie sehen ihre Klassenkameraden nicht mehr als Menschen, sondern als leblose Objekte und als Ziele.“ Sie seien so gefühllos und von der Realität entfremdet, so „Freeman“, dass Sie am Ende auch ohne Probleme zur Selbsttötung fähig seien.
Interessant, dass der Artikel die verschiedenen Aspkete beleuchtet.
Die zitierte antipsychiatrische und einfach falsche Einschätzung von besagtem Bloger "Freeman" hätte man besser allerdings besser weggelassen. Sie wirft ein "schräges" und zweifelhaftes Licht auf den gesamten Artikel.
Domine, labia mea aperies,
et os meum annunciabit laudem tuam!

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Edi
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Edi »

Zufällig habe ich heute eine Mail von Dr. Schnitzer zu diesem Thema erhalten, die ich hier wiedergebe:

Sehr geehrter Herr

wenn wieder einmal ein besonders spektakulärer Selbstmord mit Todesfolge für weitere Menschen stattfindet, wie im schwäbischen Winnenden am 11.3.29 in Form eines Amoklaufs, dann ist die Aufregung und Trauer groß. Politiker beeilen sich, medienwirksam ihr Beileid auszudrücken, und fordern restriktivere Gesetze. Psychologen bemühen sich um Tröstung der Überlebenden und fordern "mehr psychologische Betreuung". Die Polizei sucht nach Ursachen, Schuldigen, Mitschuldigen.

Dass sich allein in Deutschland täglich mehr als 5 Menschen das Leben nehmen und auf diese Weise mehr Menschen umkommen als durch Verkehrsunfälle, darüber erfährt die Öffentlichkeit so gut wie nichts - aufgrund einer internen Vorgabe. In einer von der GVG (Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -Gestaltung - http://www.gesundheitsziele.de) herausgegebenen Schrift "Forum zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen in Deutschland - Bericht - 6. nationales Gesundheitsziel: Depressive Erkrankungen verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln, 1. März 26" (in deren Maßnahmenkatalog interessanterweise die Ursachenforschung völlig fehlt) mit einem Vorwort der Gesundheitsministerin Frau Ulla Schmidt - heißt es unter "Maßnahmen" unter anderem:

"Verhinderung von Nachahmungssuiziden (im Sinne des "Werther-Effektes") durch Maßnahmen zur Erreichung einer sensiblen Berichterstattung in den Medien, z.B. Schließen von "Pressestillhalte-Abkommen", u.a. Presse, Funk, Fernsehen, FSK (Freiwillige Selbstkontrolle), Internet, Gesetzgeber, Presserat".

Mit anderen Worten: ein "Maulkorb" für alle Medien. Die Bevölkerung soll vom Umfang der Tragödie nichts erfahren. Die Öffentlichkeit erfährt nur dann gelegentlich von einem Selbstmord, wenn einer seine ganze Familie tötet und erst dann sich selber umbringt.

Wenn dann mitgeteilt wird, dass eben Depressionen "die Ursache" waren, geben sich die Meisten damit zufrieden und sagen sich: "Der hatte eben nicht mehr alle Tassen im Schrank" - eine volkstümliche Umschreibung für mit Logik nicht nachvollziehbare Handlungsweisen. Aber das ist nur ein "Kratzen an der Oberfläche". Denn allein in Deutschland litten schon 21 - nach Mitteilung des "Kompetenznetzes Depression" - 4 Millionen Menschen an Depression:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... nkheit.htm

Aktuell müssen wir in Deutschland von ca. 8 Millionen Depressiven ausgehen. Weit mehr als 1. der Depressiven versuchen einen Selbstmord; genaue Zahlen werden nicht bekannt gegeben. Geschätzte 2. Depressive sind dabei "erfolgreich". Nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde WHO leiden weltweit 3 Millionen Menschen an Depressionen, mit ebenfalls steigenden Tendenzen. Bis zum Jahr 22 sollen laut WHO Depressionen die Herz-Kreislauferkrankungen überholen und die psychischen Krankheiten die häufigste Krankheitsursache werden.

Dass in Deutschland die Kosten für die Behandlung von Erkrankungen des Gehirns schon jetzt höher sind als die Behandlungskosten für den ebenfalls stark zunehmenden Diabetes, habe ich in meinem Buch "Das volle Leben" aufgezeigt:
http://www.dr-schnitzer.de/dvl1.htm

Aber was ist denn da so teuer an diesen Behandlungen? Es sind die Behandlungshonorare der Psychiater, die Unterbringungskosten in psychiatrischen Anstalten (gleich in der Nachbarschaft der Schule in Winnenden befindet sich das psychiatrische Landeskrankenhaus, in dem auch der Amokläufer zeitweise stationär behandelt wurde). Es sind die Löhne für die Krankenpfleger, und es sind nicht zuletzt die Kosten für die verordneten Psychopharmaka wie Ritalin, die inzwischen einem wesentlichen Teil der Kinder verordnet werden, gegen verschiedene Zustände und gegen das "Zappelphilippsyndrom" ADS oder ADHS. Diese Psychopharmaka sind inzwischen zu einem Multimilliarden-Pharmageschäft herangereift.

Gleich nachdem der Amoklauf in Winnenden bekannt wurde, habe ich die zuständigen Ermittler darauf hingewiesen, dass sie nachforschen mögen, ob Psychopharmaka im Spiel gewesen sind, wie es schon bisher bei den meisten Ereignissen dieser Art der Fall war. Keine zwei Stunden später hörte ich im Radio, dass der Amokläufer tatsächlich, teils sogar stationär, in psychiatrischer Behandlung gewesen war. Diese auf das Gehirn wirkenden Medikamente dämpfen offensichtlich nicht nur Unruhe und Nervosität, sondern auch das Verantwortungsgefühl für sich selbst und für seine Mitmenschen. Und so kann es geschehen, dass unter solcher Medikation stehende Depressive eines Tages völlig gelassen, ohne Emotionen (wie Überlebende dieses auch von dem Amokläufer in Winnenden berichten) seine Mitmenschen kaltblütig und gleich reihenweise erschießt. Aus genau diesem Grund werden solche Psychopharmaka auch amerikanischen Soldaten vor Kampfeinsätzen verabreicht!

Jetzt sind wir - jedoch nicht die "Zuständigen und Verantwortlichen" - ein Stück weiter mit unserer Ursachenforschung, aber noch nicht an der Quelle des Übels angekommen. Denn noch ist die Frage offen, warum angesichts so offensichtlicher Zusammenhänge die Verantwortlichen nicht längst für ein Verbot von Medikamenten mit so tödlichen "Nebenwirkungen" gesorgt haben. Denn diese hätten es nicht nur besser untersuchen müssen, sondern sind schon seit Jahren gewarnt worden und haben alle Warnungen in den Wind geschlagen, obwohl sie für ihre verantwortungsvolle Aufgabe wesentlich fürstlicher als Hartz-4-Empfänger vom Steuerzahler honoriert werden.

Seit einigen Wochen hat Bruno Rupkalwis, der sich schon lange mit dem Thema "Depressionen" intensiv befasst und die wirklichen Ursachen kennt (Serotoninmangel im Gehirn aufgrund von Aminosäuren- und Vitamin-B-Mangel aufgrund denaturierter vitalstoffarmer Zivilisationskost), erneut einen Anlauf genommen und sämtliche "Experten" des vom Gesundheitsministerium geförderten Forums "gesundheitsziele.de" angeschrieben. Er hat sie aufgefordert, statt der irreführenden und nutzlosen "psychologischen Behandlung" eine an den Ursachen ansetzende Ernährungs- und Vitamintherapie zu propagieren, und damit jährlich inwischen allein in Deutschland etwa 2. Menschenleben vor dem Suizid zu retten.

Er erhielt entweder gar keine oder nichtssagende Antworten der sicher gut bezahlten Verantwortlichen. Den ziemlich einseitigen (da nur wenige überhaupt antworteten) Briefwechsel hat Bruno Rupkalwis in einem eigenen Kapitel auf seiner Website http://www.hirndefekte.de unter voller Nennung von Titel, Position, Namen und Anschrift der Verantwortlichen mit Anschreiben und Antworten in den Abschnitten 7.1 bis 7.6 dokumentiert.

Die hier dokumentierte Verantwortungslosigkeit Verantwortlicher, die Nichtbeachtung aller Warnungen wirklicher Sachkenner, bestätigt so meine - seit einem halben Jahrhundert gemachten - eigenen Erfahrungen mit deutschen Politikern. Mein letzter massiver Versuch, die Gesundheitspolitiker auf einen Weg der Vernunft zu bringen, war mein Aufruf 26 zur damals geplanten "Gesundheitsreform":

"Gesundheitsreform 26: Diesmal bitte Kausaltherapie!"
http://www.dr-schnitzer.de/agdb5.htm

Mit den überwiegend fehlenden und wenigen nichtssagenden Antworten wird die eigentliche trübe Quelle des Übels bloßgelegt: Es sind verantwortungslos untätig bleibende, obwohl meist hoch vom Steuerzahler bezahlte Verantwortliche, welche die Schuld an dem insgesamt hohen Krankenstand und speziell an der hohen Selbstmordrate tragen, weil sie es weiterhin trotz besseren Wissens und trotz ausdrücklicher Warnungen vor den Folgen des Nichtstuns weiterhin geschehen lassen. Fehlen etwa dort "die Tassen im Schrank", oder wird einmal mehr das Recht des Volkes auf natürliche Gesundheit und Leben den Umsatzinteressen von Lobbies geopfert?

D a r e t t e s i c h , w e r k a n n !
Wie es geht, steht auf meiner Website und in meinen Büchern.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Johann Georg Schnitzer
http://www.dr-schnitzer.de
http://www.dr-schnitzer-buecher.de
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Inabikari »

Inzwischen hat der Anwalt der Eltern des Attentäters in deren Namen mitgeteilt, daß ihr Sohn sich in keinerlei psychiatrischer oder psychologischer Behandlung befunden hat.

Wenn das stimmt, dann sind etliche der Vermutungen des Dr. Schnitzer grundlos.

Maja
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Maja »

http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... sid=537655

M.E. ein guter Artikel, der nicht vorschnelle, hypothetische Antworten/Erklärungsversuche liefert und auch Pauschalisierungen meidet.

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Edi
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Edi »

Inabikari hat geschrieben:Inzwischen hat der Anwalt der Eltern des Attentäters in deren Namen mitgeteilt, daß ihr Sohn sich in keinerlei psychiatrischer oder psychologischer Behandlung befunden hat.

Wenn das stimmt, dann sind etliche der Vermutungen des Dr. Schnitzer grundlos.
Im Fernsehen kam aber ein Arzt zu Wort, der ihn behandelt hatte. Mag aber sein, dass er derzeit keine Behandlung mehr akzeptierte, davon war ja auch in den Medien die Rede. Das sich ein Mensch durch Psychopharma im Wesen sehr verändern kann, habe ich vor kurzem selber feststellen können, als eine Bekannte wegen Wahnvorstellungen für vier Wochen in die stationäre Psychiatrie kam. Nach der Entlassung hat man sie kaum wieder gekannt, so anders war sie. Inzwischen hat es sich bei ihr wieder gebessert, bekommt aber immer noch Neuroleptika. Im Krankenhaus hat man ihr wohl richtige Hämmer reingehauen. Sie sagt selber sie sei durch die Medikamente ziemlich gefühllos geworden, ganz abgesehen von den Nebenwirkungen, die sie haben.
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Juergen
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Juergen »

http://www.focus.de/panorama/welt/amokl ... 8229.html
Über ihren Anwalt ließen die Eltern mitteilen, dass ihr Sohn niemals in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sei....

Rechtsanwalt Bächle dementierte im Namen seiner Mandanten auch, dass sich im Keller ihres Hauses in Leutenbach ein Schießstand befunden habe....
Gruß Jürgen

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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Robert Ketelhohn »

LaudaSion hat geschrieben:Interessant, dass der Artikel die verschiedenen Aspkete beleuchtet.
Die zitierte antipsychiatrische und einfach falsche Einschätzung von besagtem Bloger "Freeman" hätte man besser allerdings besser weggelassen. Sie wirft ein "schräges" und zweifelhaftes Licht auf den gesamten Artikel.
Dann bring mal konkrete Argumente dagegen. Ich bin nämlich geneigt, dem zu applaudieren, besonders hinsichtlich des Mißbrauchs von Psychopharmaka durch die Ärzte. Dein Widerspruch ist bislang rein formal, ohne jedes Sachargument.

Hier noch die Verknüpfung zum oben von Lichtschlag zitierten Elsässer-Kommentar:
http://juergenelsaesser.wordpress.com/2 ... /winnenden
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von ad_hoc »

Inabikari hat geschrieben:Inzwischen hat der Anwalt der Eltern des Attentäters in deren Namen mitgeteilt, daß ihr Sohn sich in keinerlei psychiatrischer oder psychologischer Behandlung befunden hat.

Wenn das stimmt, dann sind etliche der Vermutungen des Dr. Schnitzer grundlos.
Wieso das? Wahrscheinlich ist, dass er entsprechende Behandlung notwendig gehabt hätte, und, dass er Psychopharmaka ohne Wissen anderer eingenommen haben könnte. Nicht die Ursache, aber der Auslöser für den Amoklauf könnte natürlich die vorbereitende und zielgerichtete Gehirnwäsche durch entsprechende Online-Spiele gewesen sein.

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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Juergen »

ad_hoc hat geschrieben:Wieso das? Wahrscheinlich ist, dass er entsprechende Behandlung notwendig gehabt hätte, und, dass er Psychopharmaka ohne Wissen anderer eingenommen haben könnte. Nicht die Ursache, aber der Auslöser für den Amoklauf könnte natürlich die vorbereitende und zielgerichtete Gehirnwäsche durch entsprechende Online-Spiele gewesen sein.
Jetzt wissen wir's ja ganz genau. :roll:
Gruß Jürgen

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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von ad_hoc »

Zumindest das wissen wir genau. :)
Es gibt derzeit viele Spekulationen. Tatsache aber ist, dass eine medizinische Betreung in seinem Fall notwendig gewesen wäre, was man natürlich in der Mehrzahl der Fälle erst im Nachhinein beurteilen kann. Es laufen zu viele Gestörte herum, die eine Behandlung notwendig hätten, die dies aber nicht alsnotwendig erachten und denen man dies schon gar nicht ansehen kann.
Deshalb habe ich ja früher schon geschrieben: Jeder ist ein potentieller Amokläufer; es müssen nur die entsprechenden Umstände und die entsprechende Verfassung gegeben sein.

Gruß, ad_hoc
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Re: Amoklauf in Winnenden

Beitrag von Juergen »

ad_hoc hat geschrieben:...Es laufen zu viele Gestörte herum, die eine Behandlung notwendig hätten, die dies aber nicht alsnotwendig erachten und denen man dies schon gar nicht ansehen kann...
Das ist genau der falsche Ansatz.
Zuerst wird eine Umwelt geschaffen, die die Menschen krank macht und dann versucht man die Krankheiten zu behandeln, statt die Umwelt zu verbessern.

Ich will das mal an einem Beispiel deutlich machen:
Ich war mit einigen Jugendlichen (Jahrgangsstufe 13) unterwegs und es kam in der Gruppe das Gespräch auf "Stress". Ich konnte zuerst nicht so recht glauben, daß diese Schüler so viel Stress haben, also habe ich sie einen Fragebogen zum Thema ausfüllen lassen. Jede Frage wurde mit einem Punktsystem bewertet und hinterher die Punkte addiert. Es gab dann eine Punkteskala, die etwa so aussieht:
0 - 10 Punkte: weniger Stress als der Durchschnitt
11 - 30 Punkte: durchschnittlich viel Stress
31 - 50 Punkte: mehr Stress als der Durchschnitt
51 und mehr Punkte: sehr viel mehr Stress als der Durchschnitt.

Mehrere Schüler erreichten bis zu 80 Punkte.

Soll man nun jeden einzelnen Schüler gegen den Stress "behandeln", oder sollte man nicht viel mehr gucken, was etwa in der Schule falsch läuft (Leistungsdruck etc.), daß es überhaupt so weit kommt?
Gruß Jürgen

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