Dekret über die Ursünde (1546 Konzil v. Trient) hat geschrieben:
Damit unser katholischer Glaube, „ohne den es unmöglich ist, Gott zu gefallen" Hebr 11,6], von Irrtümern gereinigt in seiner unversehrten und unverletzten Reinheit fortbestehe und das christliche Volk nicht „von jedem Wind der Lehre umhergetrieben werde" [Eph 4,14] denn jene alte Schlange [vgl. Offb 12,9; 20,2], der beständige Feind des Menschengeschlechtes, hat neben sehr vielen übeln, durch die die Kirche Gottes in diesen unseren Zeiten verwirrt wird, auch über die Ursünde und ihr Heilmittel nicht nur neue, sondern auch alte Streitereien entfacht -, beschließt, bekennt und erklärt das hochheilige ökumenische und allgemeine Konzil von Trient .
in der Absicht, nunmehr daran zu gehen, die Irrenden zurückzurufen und die Wankenden zu stützen, den Zeugnissen der heiligen Schriften, der heiligen Väter und der voll anerkannten Konzilien sowie dem Urteil und der übereinstimmung der Kirche selbst folgend, folgendes über ebendiese Ursünde:
1. Wer nicht bekennt, daß Adam, der erste Mensch, nachdem er das Gebot Gottes im Paradiese übertreten hatte, sogleich die Heiligkeit und Gerechtigkeit, in die er eingesetzt worden war, verloren und sich durch den Verstoß dieser übertretung den Zorn und die Ungnade Gottes und deshalb den Tod zugezogen hat, den ihm Gott zuvor angedroht hatte, und mit dem Tod die Knechtschaft unter der Gewalt dessen, „der" danach „die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels" [Hebr 2,14] und daß der ganze Adam durch jenen Verstoß der übertretung dem Leib und der Seele nach zum Schlechteren gewandelt worden ist [vgl. DH 371]: der sei mit dem Anathema belegt.
2. „Wer behauptet, die übertretung Adams habe nur ihm und nicht seiner Nachkommenschaft geschadet", die von Gott empfangene Heiligkeit und Gerechtigkeit, die er verloren hat, habe er nur für sich und nicht auch für uns verloren; oder er habe, befleckt durch die Sünde des Ungehorsams, „nur den Tod" und die Strafen „des Leibes auf das ganze menschliche Geschlecht übertragen, nicht aber auch die Sünde, die der Tod der Seele ist": der sei mit dem Anathema belegt, „da er dem Apostel widerspricht, der sagt: ºDurch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und so ging der Tod auf alle Menschen über; in ihm haben alle gesündigt’ [Röm 5,12]" [ DH 372].
3. Wer behauptet, diese Sünde Adams, die ihrem Ursprung nach eine ist und, durch Fortpflanzung, nicht durch Nachahmung übertragen, allen - einem jeden eigen - innewohnt, werde entweder durch die Kräfte der menschlichen Natur oder durch ein anderes Heilmittel hinweggenommen als durch das Verdienst des einen Mittlers, unseres Herrn Jesus Christus [vgl. DH 1347], der - „uns zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung geworden" [1 Kor 1,30] - uns in seinem Blute mit Gott wiederversöhnt hat [vgl. Röm 5,9f], oder leugnet, daß das Verdienst Christi Jesu selbst durch das in der Form der Kirche rechtmäßig gespendete Sakrament der Taufe sowohl Erwachsenen als auch kleinen Kindern zugewendet wird: der sei mit dem Anathema belegt.
Denn „es ist den Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, in dem wir gerettet werden sollen" [Apg 4,12]. Daher jenes Wort: „Siehe, das Lamm Gottes, siehe, das die Sünden der Welt hinwegnimmt" [Joh 1,29]. Und jenes: „Ihr alle, die ihr getauft seid, ihr habt Christus angezogen" [Gal 3,27].
4. „Wer leugnet, daß kleine Kinder gleich vom Mutterleibe weg zu taufen sind", auch wenn sie von getauften Eltern stammen, „oder sagt, sie würden zwar zur Vergebung der Sünden getauft, aber zögen nichts von einer Ursünde aus Adam auf sich, was durch das Bad der Wiedergeburt gesühnt werden müßte", um das ewige Leben zu erlangen, „woraus folgt, daß bei ihnen die Form der Taufe zur Vergebung der Sünden nicht richtig, sondern falsch verstanden wird: der sei mit dem Anathema belegt.
Denn das, was der Apostel sagt: ‘Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und so ging der Tod auf alle Menschen über; in ihm haben alle gesündigt’ [Röm 5,12], ist nicht anders zu verstehen, als wie es die überall verbreitete katholische Kirche immer verstanden hat. Wegen dieser Glaubensregel nämlich werden", nach der überlieferung der Apostel, „auch kleine Kinder, die bis dahin in sich selbst noch keine Sünde begehen konnten, deshalb wahrhaft zur Vergebung der Sünden getauft, damit in ihnen durch Wiedergeburt gereinigt werde, was sie sich durch Geburt zugezogen haben" [ DH 223]. „Wer nämlich nicht aus Wasser und Heiligem Geist wiedergeboren wurde, kann nicht in das Reich Gottes eingehen" [Joh 3,5].
5. Wer leugnet, daß durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die in der Taufe übertragen wird, die Strafwürdigkeit der Ursünde vergeben wird, oder auch behauptet, es werde nicht all das, was den wahren und eigentlichen Charakter von Sünde besitzt, hinweggenommen, sondern sagt, es werde nur abgekratzt1 oder nicht angerechnet: der sei mit dem Anathema belegt.
In den Wiedergeborenen nämlich haßt Gott nichts, weil „denen nichts zur Verurteilung gereicht" [Röm 8,1], die wahrhaft „mitbegraben sind mit Christus durch die Taufe auf den Tod" [Röm 6,4], die „nicht dem Fleische gemäß wandeln" [Röm 8,1], sondern den alten Menschen ausziehend und den neuen, der Gott gemäß geschaffen wurde, anziehend [vgl. Eph 4,22-24; Kol 3,9f], unschuldig, unbefleckt, rein, schuldlos und Gottes geliebte Söhne geworden sind, „nämlich Erben Gottes und Miterben Christi" [Röm 8,17], so daß sie überhaupt nichts vom Eintritt in das Himmelreich zurückhält.
Dass aber in den Getauften die Begehrlichkeit bzw. der Zündstoff bleibt, bekennt und verspürt dieses heilige Konzil; da sie für den Kampf zurückgelassen ist, kann sie denen, die <ihr> nicht zustimmen und mit Hilfe der Gnade Christi Jesu mannhaft widerstehen, nicht schaden. Vielmehr wird sogar, „wer recht gekämpft hat, den Kranz erhalten" [2 Tim 2,5]. Daß diese Begehrlichkeit - die der Apostel bisweilen „Sünde" [vgl. Röm 6,12-15; 7,7 14-20] nennt - Sünde genannt wird, hat die katho- lische Kirche, so erklärt das heilige Konzil, niemals <dahingehend> verstanden, daß sie in den Wiedergeborenen wahrhaft und eigentlich Sünde wäre, sondern daß sie aus der Sünde ist und zur Sünde geneigt macht. Wer aber das Gegenteil denkt: der sei mit dem Anathema belegt.
6. Dasselbe heilige Konzil erklärt jedoch, daß es nicht in seiner Absicht liegt, in diesem Dekret, wo über die Ursünde gehandelt wird, die selige und unbefleckte Jungfrau und Gottesgebärerin Maria miteinzubegreifen, sondern daß die Konstitutionen Papst Sixtus’ IV. seligen Angedenkens zu beachten sind unter den in diesen Konstitutionen enthaltenen Strafen, die sie erneuert [ DH 1400 DH 1425f].