Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

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Ecce Homo
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Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Beitrag von Ecce Homo »

Das war der "Anfang":
Bayern: Sexueller Missbrauch durch Pfarrer - Bischof soll Verantwortung tragen
Die Verhaftung eines 39-jährigen Ortsgeistlichen aus der Pfarrei Riekofen (Landkreis Regensburg), zieht schon jetzt Kreise und findet große Medienbeachtung. Der Grund war der vermutlich jahrelange sexuelle Missbrauch eines jungen Ministranten.
Eine Sprecherin vom Bundesverband "Wir sind Kirche" hat nun den amtierenden Regensburger Bischof Müller aufgefordert, dass dieser die persönliche Verantwortung für den Fall übernimmt. Er solle die gemachten Fehler des Ordinariats eingestehen.
Er habe sich über die Empfehlung der Deutschen Bischofskonferenz hinweggesetzt und trotz Wissen um die Vorstrafen des jetzt verhafteten Priesters diesem wieder ein Pfarrei anvertraut. Das Bistum habe aber auf die Prognose eines Gutachtens vertraut.

(Quelle)

Seitdem überschlagen sich die Meldungen...
Schweigevertrag nach Missbrauch
Der Skandal um Kindesmissbrauch hat eine neue Qualität erreicht: Das Bistum Regensburg hat einen Medienbericht bestätigt, nach dem 1999 ein Schweigevertrag mit den Eltern zweier von einem Geistlichen missbrauchter Brüder geschlossen wurde. Der Täter, damals Kaplan in Viechtach, war jener Mann, der jetzt wegen neuer Vorwürfe aus Riekofen in U-Haft sitzt.
Bistumssprecher Jakob Schötz betonte, dass der Vertrag "auf ausdrücklichen Wunsch" der Eltern und zum Wohl der Kinder vereinbart worden sei. Allerdings seien die an die beiden Kinder gezahlten 6.500 DM Schmerzensgeld davon unabhängig gewesen: "Eine kausale Verknüpfung gab und gibt es nicht."

Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf ihm vorliegende Dokumente berichtet, dass das Schweigen der Eltern mit dem Geld erkauft werden sollte. Bei dem Missbrauchsfall ging es den Angaben zufolge um zwei Brüder aus dem niederbayerischen Viechtach, die damals neun beziehungsweise zwölf Jahre alt waren. Als die Eltern von dem Missbrauch erfuhren, hätten sie sich beim Generalvikar beschwert. Daraufhin sei am 25. November 1999 ein Stillschweigevertrag zwischen Familie, Täter und Bischöflichem Ordinariat geschlossen worden und die Geschwister hätten vom Pfarrer zusammen 6.500 Mark erhalten.[...]
Bischof sieht keine Fehler beim Bistum
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat persönliche Konsequenzen aus den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfarrer seiner Diözese ausgeschlossen. Vor Journalisten sagte Müller in Regensburg, er sei nicht verantwortlich für das, was seine Geistlichen "in diesem Bereich" tun. Die Verantwortung für die Tat trage allein der Täter.

Müller verteidigte die Entscheidung, dass der im Jahr 2000 wegen sexueller Übergriffe in Viechtach verurteilte Priester vier Jahre später in Riekofen im Landkreis Regensburg eingesetzt wurde. Diese Entscheidung sei "wohlbegründet" gewesen. Ein Gutachten habe keine pädophile Fixierung festgestellt, und der 39-Jährige habe alle juristischen Auflagen erfüllt. "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat, wie konnte man dem Pfarrer da eine zweite Chance versagen?", so Müller. Im übrigen sei der Pfarrer in seiner Zeit als Aushilfe in Riekofen sehr beliebt gewesen. [...]
Natürlich war auch das einfach klar wie Kloßbrühe:
«Wir sind Kirche»: Bischof Müller ist überfordert
Die Bewegung «Wir sind Kirche» wirft dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller im Umgang mit dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in Riekofen ein miserables Krisenmanagement vor. Es entbehre «jeglicher Qualität», sagte Sigrid Grabmeier vom «Wir sind Kirche»-Bundesteam am Donnerstag in einem ddp-Interview in Deggendorf. Dass Müller seinen für Sonntag geplanten Besuch in Riekofen abgesagt habe, überrasche sie nicht: «Ich glaube, dass er Schwierigkeiten hat, sich diesen vielen fragenden Augen gegenüberzusehen.»
:/
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Kirchenbasis will Bischof entmachten
Nach der Verhaftung des früheren Pfarrers von Riekofen wegen Missbrauchsvorwürfen hat der Regensburger Bischof seinen Besuch in der Gemeinde kurzfristig abgesagt. Dafür erntete er erneue Kritik von der Kirchenbasis. Nun fordert die Kirchenvolksbewegung vom Vatikan, Bischof Müller zu entmachten.
[...]
Unterdessen wächst an der Kirchenbasis der Zorn auf den Bischof. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ forderte gestern vom Vatikan, Bischof Müller zu entmachten und ihm einen sogenannten Koadjutor als Aufpasser zur Seite zu stellen.
[...]
Unterdessen hat die „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ dem Bistum Regensburg eine Vertuschung von Missbrauchsfällen vorgeworfen. Die bundesweite Initiative will an diesem Sonntag in Riekofen nach dem Gottesdienst gemeinsam mit Betroffenen über Missbrauchsfälle in der Kirche berichten. Ein Vertreter der Initiative kündigte an, unter Umständen gegen die Verantwortlichen des Ordinariats rechtliche Schritte einleiten zu wollen.
Ein Sprecher des Kirchenvolksbegehrens „Wir sind Kirche“ monierte, durch das Verhalten von Bischof Müller werde „die Unsicherheit und Hilflosigkeit der Bistumsleitung immer größer“. Der Vatikan sei nun gefordert. Um die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder herzustellen, müsste Bischof Müller ein Koadjutor zur Seite gestellt werden. Nach dem Kirchenrecht kann ein Bischofskoadjutor vom Vatikan mit besonderen Befugnissen in der jeweiligen Diözese ausgestattet werden.
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holzi
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Beitrag von holzi »

Das ist eine böse Sache. Und unser Bischof macht hier gar keine gute Figur als Krisenmanager.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Wobei - mittlerweile ist egal, was Müller überhaut tut - alle scheinen ihn nur noch lynchen zu wollen... :/ Wenn er gefahren wäre, denke ich schon, dass es Störungen im Gottesdienst gegeben hätte - und er ist nicht gefahren, und jetzt gibt es auch Störungen... was er macht, ist einfach irgendwie... :/ :/ :/
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Peregrin
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Re: Der Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg

Beitrag von Peregrin »

Diese Fälle sind oft dubios, weil da wohl eine Menge gelogen wird und Kirchenfeinde sich immer wie die Schmeißfliegen drauf stürzen. Umso notwendiger ist es aber, bei tatsächlich erwiesenen Übergriffen sofort richtig zu reagieren.
Müller verteidigte die Entscheidung, dass der im Jahr 2000 wegen sexueller Übergriffe in Viechtach verurteilte Priester vier Jahre später in Riekofen im Landkreis Regensburg eingesetzt wurde. Diese Entscheidung sei "wohlbegründet" gewesen. Ein Gutachten habe keine pädophile Fixierung festgestellt,
Das kann ich zB nicht verstehen. Es ist allgemein bekannt, daß Pädophile nicht therapierbar sind. Die muß man von Kindern fernhalten, Punktum. Wer eine Strafverfolgung abbiegt, übernimmt damit natürlich eine große Verantwortung für die Prävention künftiger Vorfälle. Daher ist es mE nicht so klug, da den Staatsanwalt rauszuhalten.
und der 39-Jährige habe alle juristischen Auflagen erfüllt. "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat, wie konnte man dem Pfarrer da eine zweite Chance versagen?", so Müller.
Dieses Argument ist völlig daneben - erstens falsch, weil es hier nicht um Vegebung einer Sünde, sondern um das Fernhalten von Versuchungen geht, zweitens eine PR-Katastrophe, wenn er den Eindruck erweckt, Jesus fordere nach Lehre der Kirche, Pädophile immer wieder auf Kinder loszulassen.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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taddeo
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Re: Der Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg

Beitrag von taddeo »

Bischof sieht keine Fehler beim Bistum
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat persönliche Konsequenzen aus den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfarrer seiner Diözese ausgeschlossen. Vor Journalisten sagte Müller in Regensburg, er sei nicht verantwortlich für das, was seine Geistlichen "in diesem Bereich" tun. Die Verantwortung für die Tat trage allein der Täter.

Müller verteidigte die Entscheidung, dass der im Jahr 2000 wegen sexueller Übergriffe in Viechtach verurteilte Priester vier Jahre später in Riekofen im Landkreis Regensburg eingesetzt wurde. Diese Entscheidung sei "wohlbegründet" gewesen. Ein Gutachten habe keine pädophile Fixierung festgestellt, und der 39-Jährige habe alle juristischen Auflagen erfüllt. "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat, wie konnte man dem Pfarrer da eine zweite Chance versagen?", so Müller. Im übrigen sei der Pfarrer in seiner Zeit als Aushilfe in Riekofen sehr beliebt gewesen. [...]
Im Strang über einen neuen Bischof für München-Freising hat Raimung Josef H. aus dem 1. Timotheusbrief zitiert. Da steht, daß der Bischof wie ein guter Hausvater sein solle. Genau da hat GeLu gestern wieder bewiesen, daß er seine Aufgabe als Bischof irgendwie noch nicht begriffen hat.
Rein juristisch hat er natürlich recht mit seinen oben zitierten Aussagen. Aber als Vater habe ich eines schon festgestellt: Du bist als Vater immer irgendwie verantwortlich für das, was deine Kinder treiben. Mit deren zunehmendem Alter wächst zwar ihre eigene Verantwortung und nimmt deine dafür etwas ab, aber eine gewisse zumindest moralische Mitverantwortung bleibt dir ein Leben lang, ob du willst oder nicht.
Wenn nun ein Bischof der Vater seiner Diözese und im Besonderen seiner Priester sein soll, dann kann er auch nicht so tun, als ginge ihn deren Treiben gar nichts an. Wenn ein Pfarrer in der Messe die Wandlung wegläßt, ist das auch zuerst seine Tat - aber der Bischof ist verpflichtet, was dagegen zu unternehmen. Wenn ein Priester sich an Kindern vergreift, ist das ebenso zuerst seine Tat - aber der Bischof muß im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür sorgen, daß sowas weder bei diesem Priester noch bei anderen wieder vorkommt. Und wenn es doch passiert, sollte er wie ein guter Vater auch die Courage haben zu sagen, wir haben alles rechtlich Gebotene unternommen, aber es hat leider nicht gereicht - ich bitte um Entschuldigung für das Verhalten meines Priester und für den Irrtum, der uns in der Einschätzung der Lage unterlaufen ist.
Ein Vater, der seine Kinder so kaltschnäuzig im Regen stehen läßt und einfach sagt "was geht das uns an? sieh du zu" (vgl. Mt 27,4), wäre kein Vorbild. GeLu ist in diesem Sinn auch keines (mehr), zumal seine Vorgehensweise kein Einzelfall (mehr) ist, sondern offenbar seinen Grundcharakter offenbart. In allen Streitfällen argumentiert er ausschließlich auf juristischer Ebene, nie auf einer menschlichen. Und als ob ihm anderenfalls ein Zacken aus seiner Mitra brechen würde, scheint er sein Amt als unfehlbar anzusehen.
Wenn ich mit meinen Kindern so umgehen würde, würden die auch nichts mehr von mir wissen wollen, geschweige denn zu mir kommen und mir ihr Herz ausschütten, wenn mal was (zB in der Schule) danebengegangen ist.

Als ehemaligem Regensburger Diözesanen tut es mir in der Seele weh, diese Dinge zu beobachten. Der Mann ist mittlerweile einfach nur noch deprimierend, weil es ihm an den einfachsten Charakterqualitäten zu fehlen scheint. Um es mit einem abgewandelten Zitat von Georg Ratzinger, dem Bruder des Papstes, zu sagen: "Da muß der Herrgott aber einen trüben Tag erwischt haben, wie er zu so einem klugen Hirn sowenig Menschlichkeit dazugegeben hat!"

maliems
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eb münchen

Beitrag von maliems »

egal, was Müller macht,

er fällt aus der München-Nachfolge heraus

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Edi
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Re: Der Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg

Beitrag von Edi »

Peregrin hat geschrieben: Es ist allgemein bekannt, daß Pädophile nicht therapierbar sind. Die muß man von Kindern fernhalten, Punktum.
Der Bischof beruft sich auf ein Gutachten, dass dem Pfarrer bescheinigt, dass keine Wiederholungsgefahr besteht. Insofern hat er guten Glaubens gehandelt. Aber doch ist aus andern ähnlichen Fällen bekannt, dass die Gutachter irren können. Da hätte der Bischof zumindest irgendeine Kontrolle des Pfarrers ansetzen müssen oder ihn wenigstens von Kindern fernhalten müssen, denn eines war ja auch klar: Wenn ein Wiederholungsfall auftritt, wird die Sache dem Bischof in die Schuhe geschoben. Persönlich trägt dieser sicher keine Schuld, hat aber doch eine Mitverantwortung für seine Priester.

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Das ist auf allen Ebenen eine ganz und gar ungute Geschichte. Egal wie es sich zugetragen hat, der Bischof trägt als "Arbeitgeber" auch eine Mitverantwortung für seine Priester, so wie es taddei bereits erwähnt hatte. Es ist einfach nur naiv, wenn er einen bereits straffälligen Priester, wieder in eine gemeinde schickt, für so einen Priester gibt es bestimmt passendere einsatzorte, an denen er sich bewähren kann.
s ist bedauerlich, dass sich GeLu nur auf einer juristischen Ebene äußert und auf dr menschlichen Ebene kaum Bedauern ausdrückt.
wenn er sich keiner Schuld bewußt ist, kann er ja getrost in das Dorf fahren und mit den Gäubigen dort diskutieren. Allein schon die Art wie er mit Konflikten umgeht, zeigt eine charakterliche Schwäche.
Na hoffentlich kommt der nicht nach München :(

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Edi
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Beitrag von Edi »

Nueva hat geschrieben:..es ist bedauerlich, dass sich GeLu nur auf einer juristischen Ebene äußert und auf dr menschlichen Ebene kaum Bedauern ausdrückt.
wenn er sich keiner Schuld bewußt ist, kann er ja getrost in das Dorf fahren und mit den Gäubigen dort diskutieren. Allein schon die Art wie er mit Konflikten umgeht, zeigt eine charakterliche Schwäche.
So wie das der (kirchenfeindliche) Rundfunk, den wir vor kurzem gerade wieder bei Kardinal Meisner kennengelernt haben, verkürzt und einseitig wiedergegeben hat, stimmt das ja nicht, siehe folgenden Link:

Daraus den Bischof zitiert:
"Ich möchte jedoch auch auf diesem Weg mein tiefstes Bedauern und Mitgefühl ausdrücken gegenüber den seelisch verletzten Kindern und ihren Eltern. Wir versprechen ihnen jegliche erdenkliche Hilfe. Von meinen drei Geschwistern habe ich 18 Neffen und Nichten in allen Alterstufen, von denen viele schon wieder Väter und Mütter sind. Ich kann das Entsetzen mitfühlen, besonders wenn ich daran denke, dass einem unserer Lieben etwas angetan würde, aber auch, was Gott verhüten möge, wenn einer der Unseren eine strafbare Handlung beginge."

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Edi hat geschrieben: So wie das der (kirchenfeindliche) Rundfunk, den wir vor kurzem gerade wieder bei Kardinal Meisner kennengelernt haben, verkürzt und einseitig wiedergegeben hat, stimmt das ja nicht, siehe folgenden Link:
Danke für den Hinweis, da wäre ich doch trotz besserem Wissen wieder einmal hineingefallen. Ich muß meine obige Einlassung also ein bißchen revidieren: Irgendwie hatten die Artikel bei mir den Eindruck erweckt, daß die Dözese den ersten Vorfall 1999 irgendwie vertuscht hätte. Das stimmt offenbar erfreulicherweise nicht; dafür, daß der Täter frei herumlief und rückfällig werden konnte, ist also nur das Gericht verantwortlich.

An Ton und Inhalt der bischöflichen Erklärung finde ich wenig auszusetzen. Die Entscheidung, den Mann wieder in der Seelsorge einzusetzen, halte ich aber nach wie vor für falsch, obwohl sie nachvollziehbar dargestellt wird. Das Argument mit der Vergebung leuchtet mir nach wie vor nicht ein: Es hätte sich wohl noch andere Beschäftigungen gefunden, die weder Strafposten waren noch ihn regelmäßig mit Kindern in Kontakt gebracht hätten.

Denn man tut dem Pädophilen ja keinen Gefallen, wenn man ihn wieder der Gefahr des Rückfalls aussetzt. Diese Menschen leiden meistens unter ihrer verbotenen Neigung und kämpfen dagegen an, bis sie in einer schwachen Stunde doch unterliegen. Gerade die Nächstenliebe gebietet es, sie da ein bißchen zu unterstützen und von der Versuchung fernzuhalten. Der Mann könnte ein zufriedenes Leben geführt haben, wenn man ihn aus der Seelsorge rausgehalten hätte.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Edi
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Beitrag von Edi »


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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Leider wird Richtigstellungen auf der Bistumsheimseite kaum jemand lesen. Hoffentlich haben die auch sofort geklagt.
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hat sich nicht erst kürzlich im Bistum des Kardinal Lehmann ein ähnlicher Fall zugetragen? Ich erinnere mich, vor etwa zwei Wochen etwas gelesen zu haben.
Warum gibt es hier kein öffentliches Interesse? bzw. wie schafft es der Mainer Kardinal Lehmann, dies aus den Nachrichten herauszuhalten?
Oder, hat man diesen sich vielleicht für später vorgemerkt?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Peregrin hat geschrieben:Diese Fälle sind oft dubios, weil da wohl eine Menge gelogen wird und Kirchenfeinde sich immer wie die Schmeißfliegen drauf stürzen. Umso notwendiger ist es aber, bei tatsächlich erwiesenen Übergriffen sofort richtig zu reagieren.
Müller verteidigte die Entscheidung, dass der im Jahr 2000 wegen sexueller Übergriffe in Viechtach verurteilte Priester vier Jahre später in Riekofen im Landkreis Regensburg eingesetzt wurde. Diese Entscheidung sei "wohlbegründet" gewesen. Ein Gutachten habe keine pädophile Fixierung festgestellt,
Das kann ich zB nicht verstehen. Es ist allgemein bekannt, daß Pädophile nicht therapierbar sind. Die muß man von Kindern fernhalten, Punktum. Wer eine Strafverfolgung abbiegt, übernimmt damit natürlich eine große Verantwortung für die Prävention künftiger Vorfälle. Daher ist es mE nicht so klug, da den Staatsanwalt rauszuhalten.
und der 39-Jährige habe alle juristischen Auflagen erfüllt. "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat, wie konnte man dem Pfarrer da eine zweite Chance versagen?", so Müller.
Dieses Argument ist völlig daneben - erstens falsch, weil es hier nicht um Vegebung einer Sünde, sondern um das Fernhalten von Versuchungen geht, zweitens eine PR-Katastrophe, wenn er den Eindruck erweckt, Jesus fordere nach Lehre der Kirche, Pädophile immer wieder auf Kinder loszulassen.
Ich finde die Art und Weise, wie selbst hier dieses Thema behandelt wird, im höchsten Grade ärgerlich, ja beschämend. Ich habe den Fall übrigens von Anfang an beobachtet – und hier bewußt geschwiegen. Zu vieles ist unklar. Aber eure Äußerungen stiften noch mehr Verwirrung. Darum einige Klarstellungen.

1. Es geht keinesfalls um „Pädophilie“ (welche immer auf Kleinkinder ausgerichtet ist; das lag und liegt hier definitiv nicht vor und wird auch von niemandem behauptet). Pfarrer Kramer dennoch als Pädophilen zu bezeichnen ist eine bösartige Verleumdung.

2. Bei dem Vorfall vor rund acht Jahren, dessentwegen der damalige Kaplan Kramer verurteilt wurde, ging es, soweit ich informiert bin, um „Berührungen im Genitalbereich“ der betroffenen Jungen oder was in der Art. Jedenfalls nicht um vollzogene Sodomie. Auch das stellt selbstverständlich einen argen Übergriff dar, der Konsequenzen verlangt, aber die damalige Strafe war zumindest keine milde.

3. Der Gegenstand der jetzigen Vorwürfe ist auch nicht im Ansatz bekannt. Sicher ist nur, daß jahrelang keinerlei Klagen über Pfarrer Kramer laut wurden, im Gegenteil, der Mann war überaus beliebt, ohne daß irgendjemand Anzeichen für neuerliche Übergriffe wahrnahm. In der Pfarrei war auch niemandem die alte Geschichte bekannt.

4. Als nun vor kurzem jemand darauf kam, daß Pfarrer Kramer diesen dunkeln Fleck in seiner Vergangenheit hat, brodelte in der Pfarrei die Gerüchteküche, binnen kurzem wurde Anzeige erstattet, die Polizei ermittelte, und als ihr bekannt wurde, daß Pfarrer Kramer eine Reise vorhatte, witterten die bayerischen Wachtmeister Fluchtgefahr und verhafteten den Mann.

5. Es kann sein, daß man nach dem Bekanntwerden der alten Geschichte genauer hinsah, nachfragte und so herausbekam, was bis dahin verborgen gewesen war. Es ist aber ebenso möglich – und für solches gibt es viele Beispiele, daß hier das Hexenjagd-Prinzip in Funktion ist. Verdächtigungen, Anschwärzungen, Verfolgung, der Beschuldigte zappelt in der Falle, keiner glaubt ihm mehr, die Strafverfolgungsorgane geraten ebenfalls unter den Druck der lokalen öffentlichen Meinung etc.

6. Ich weiß nicht, was die Wahrheit ist. Darum geziemt es sich, Enthaltung zu üben und nicht zu urteilen. Das hätte auch Bischof Gerhard gut angestanden. Leider hat er nach seiner ursprünglichen Warnung vor Vorverurteilungen nun doch verurteilt. Denn wenn er auch weiterhin sagt, daß die Fakten erst noch ermittelt werden müßten, so stellt seine (unter Öffentlichkeitsdruck zustandegekommene) Entschuldigungsbitte und Äußerung von Mitgefühl für das oder die (mutmaßlichen oder vermeintlichen) Opfer eine vernichtende Verurteilung des Pfarrers Kramer dar. Selbst wenn sich die jetzigen Vorwürfe als haltlos herausstellen sollten, ist der Mann erledigt. Das ist, was ich Bischof Gerhard vorwerfe. Das einzige. Er hätte eindeutige Ermittlungsergebnisse abwarten müssen.

--------

Ad_hoc: Im armen Bistum Mainz läßt man sogar Seminaristen bei notorisch sodomitischen Kapellmeistern übernachten. Das heißt, möglicherweise ist die Diözese ohnehin schon untergegangen. Oder zumindest ist ihr Stuhl vakant.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Wenn ein Pfarrer in der Messe die Wandlung wegläßt, ist das auch zuerst seine Tat - aber der Bischof ist verpflichtet, was dagegen zu unternehmen. Wenn ein Priester sich an Kindern vergreift, ist das ebenso zuerst seine Tat - aber der Bischof muß im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür sorgen, daß sowas weder bei diesem Priester noch bei anderen wieder vorkommt.
Taddeo ich meine, du vermischt hier die Ebenen. Wenn ein Priester in der Messe die Wandlung weglässt, ist es so als ob ein Kindergärtner seiner Betreuungspflicht nicht nachkommt. Also etwas Berufstypisches. Das ist der jeweils Vorgesetzte einzuschalten. Wenn aber ein Kindergärtner oder ein Priester sich an Kinder ranmacht (oder was auch immer) dann ist dies nicht Teil des Spezifikums das den Beruf ausmacht, sondern eine persönliche Verfehlung, die der betroffene auch persönlich zu Verantworten hat.
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Christian
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Beitrag von Christian »

Das Bistum hätte schneller und konsequenter handeln müssen Knabenliebhaber und Kinderschänder haben im kirchlichlichen Dienst nichts zu suchen.

Gruß,

Christian
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Auch dieser "arge Übergriff" ist schon genug.
Es wundert mich nicht, dass so lange geschwiegen wurde, bis es an Tageslicht kam. Welches Kind kann schon überreisen was passiert ist, traut es sich einzugestehen, dass ist doch der netter Herr Pfatter, der macht doch sowas nicht. Es dauert bis sich Kinder sowas sagen trauen, dann kommen noch die Eltern, die wahrscheinlich auch nicht wissen, wie sie handeln sollen, weil man mag ja dem Pfarrer nicht Böses...
Die Worte des bischofs nützen der Familie nicht wirklich was, sie sind zwar sehr schön gemeint, aber

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ihr urteilt munter weiter. Kennt ihr schon die Fakten? – Wenn ja,
dann laßt’s mich bitte wissen. Wenn nicht, dann schweigt besser
und wartet, bis ihr was wißt.
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

...es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich die Betroffenen alle an einen runden Tisch setzen , anstatt von der Ferne Reden zu schwingen.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Anlässlich der Eröffnung der DBK-Herbstkonferenz war der Fall ja gestern in allen Nachrichten. Es wurden Vorwürfe erhoben, Mitglieder von "Wir sind Kirche" interviewt (anscheinend offizielles Sprachrohr der Laien :roll: ) und es wurde vorverurteilt. Wie Robert schon sagte, das Prinzip der Hexenjagd.

In den Lokalnachrichten habe ich dann in den Kurzmeldungen noch einen 10-sec-Beitrag mitbekommen, dass ein Sozialarbeiter mehrere Kinder über Jahre missbraucht haben soll. Keine Interviews, keine Live-Berichte, nichts. So zeigt sich mir immer, welcher Geist da eigentlich hinter steht.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

HeGe hat geschrieben: In den Lokalnachrichten habe ich dann in den Kurzmeldungen noch einen 10-sec-Beitrag mitbekommen, dass ein Sozialarbeiter mehrere Kinder über Jahre missbraucht haben soll. Keine Interviews, keine Live-Berichte, nichts. So zeigt sich mir immer, welcher Geist da eigentlich hinter steht.
Ja. Im letzten Monat hatten wir außerdem noch einen Lehrer und einen Kinderdorf-Mitarbeiter. Nur Kurzmeldungen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich warte unterdessen immer noch auf Fakten über Pfarrer Peter Kramer. Auch hinsichtlich des ersten Falls übrigens.

Ich frage darum so beharrlich nach und warne vor vorschnellem Urteil, weil es nicht wenige Fälle gibt, wo z. B. ebenso unbescholtene wie unschuldige Väter in die Mühlen der Justiz gerieten – und erst wieder raus kamen, als die Familie kaputt und die Kinder im Heim waren –, weil irgendwelche Psychoratten in Kindergärten einfielen, dort die Kinder verletzten, indem sie ihnen Puppen mit übergroßen Sexualorganen zu spielen gaben, und aus der Reaktion mancher Kinder gemäß den abartigen Lehren irgendeines Professors auf sexuellen Mißbrauch im Elternhaus schlossen. Und dergleichen mehr.

Man gerät ja heute schon in Verdacht, wenn man zu einem fremden Kind spontan freundlich ist. Und das in einer Gesellschaft, die jährlich Hunderttausende von Kindern abtreibt, die geborenen vom Kindergarten an sexualisiert, jegliche Abartigkeit eingeschlossen, und die nichts dabei findet, wenn der rotgrüne Danni plaudernd berichtet, wie er sich im Kinderladen von Fünfjährigen den Schwanz massieren ließ.

Im Falle Peter Kramer macht mich die seltsame Unkonkretheit und Milde des wenigen stutzig, was an Fakten bekannt wird. Das steht in eklatantem Kontrast zu den Vokabeln, mit welchem man allenthalben auf den Mann eindrischt (um Bischof Gerhard Ludwig zu treffen).

Ohne Tatsachenkenntnis kann man nicht seriös urteilen.
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ratisboner
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Beitrag von ratisboner »

Sicher ist dies immer ein schwieriges Thema. Ich muss gestehen, mich wundert es auch, dass so wenig bekannt wird, was da eigentlich vorgefallen ist.

Aber es geht ja vor allem um das Verhalten vom Bischof. Er hat in diesem Fall Mist gebaut und sollte sich dafür entschuldigen und so schnell wie möglich nach Riekofen fahren. Das, was er auf der Pressekonferenz gesagt hat, dass der Täter die Schuld trägt ist natürlich richtig, aber der Bischof trägt die Schuld, dass dieser Mann erneut mit einer Pfarrstelle betraut wurde. Das ist der eigentliche Skandal! Seine Fehlentscheidung sollte der Bischof eingestehen, nicht die Schuld des Pfarrers auf sich nehmen.

Wenn man betrachtet, dass fromme, gute Priester, die den alten Ritus zelebrieren seit Jahrzehnten ins Abseits gestellt und "versteckt" werden, ehem. Kinderschänder aber die schönsten Pfarreistellen erhalten, muss man sich schon fragen, was heute in der Kirche eigentlich los ist!

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Vielleicht wird deswegen so wenig bekannt, weil man es seitens einiger kirchenvertreter so will. Schauen wir nach Los Angeles, wo man sich aus dem Dilemma frei kauft.

Vor allem Kardinal Lehmann hat heute eine schlechte Figur gemacht, in dem er die Zuständigkeit über die Beschwerden bez. eines Bischofs beim Nuntius sieht. Mit anderen Worten: Eine Familienmutter aus einem bayerischen Dorf tritt an die DBK heran, wenn sie sich beschweren will. Diese interessiert sich nicht dafür, weil sie nicht zuständig ist. Schließlich soll die Frau aus dem bayerischen Dorf sich nach Berlin an den Nuntius wenden. Und der interessiert sich plötzlich? Das ist doch bloß Verschieberei von verantwortlichkeit. Die Feinde sind oftmals nicht die Feinde der Kirche, sie sitzen in der Kirche und vertuschen, wo es nur etwas zu vertuschen gibt - weil so etwas offiziell nicht sein darf. Achmadinedschad sagte ja auch gerade erst in New York, im Iran gebe es keine Homosexuellen. Er lässt einfach jeden, der auch nur den Verdacht erregt auf offener Straße aufhängen.

Ein nicht passender Vergleich, aber ich bin wütend: ich erwarte von meiner Kirche ein rigoroses Vorgehen und nicht ein: "Der Nuntius ist aber zuständig und nicht der und schon gar nicht ich". Wir sind doch hier nicht in einer Stadtverwaltung und selbst die funktioniert heute besser!

Fakt ist: Es ist eine FRECHHEIT, dass man einen bereits bekannten Pädaophilen auf Kinder und Jugendliche los lässt und dann noch mit dem Auftrag von Seelsorge.

Und da wundert sich noch jemand, wenn Leute sagen: "Typisch, weil katholische Priester keine Frauen haben dürfen, passiert so etwas". Ich weiß, dass das Unsinn ist. Aber die Lehmanns und Müllers in unserer Kirche, die sich nur peinlich herum winden, bestärken durch ihr Verhalten diese Vorurteile.

Timotheus

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Timotheus hat geschrieben: Eine Familienmutter aus einem bayerischen Dorf tritt an die DBK heran, wenn sie sich beschweren will. Diese interessiert sich nicht dafür, weil sie nicht zuständig ist.
Was soll die DBK Deiner Meinung nach mit einer Beschwerde über einen Bischof machen?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Timotheus hat geschrieben:Vielleicht wird deswegen so wenig bekannt, weil man es seitens einiger kirchenvertreter so will. Schauen wir nach Los Angeles, wo man sich aus dem Dilemma frei kauft.

Vor allem Kardinal Lehmann hat heute eine schlechte Figur gemacht, in dem er die Zuständigkeit über die Beschwerden bez. eines Bischofs beim Nuntius sieht. Mit anderen Worten: Eine Familienmutter aus einem bayerischen Dorf tritt an die DBK heran, wenn sie sich beschweren will. Diese interessiert sich nicht dafür, weil sie nicht zuständig ist. Schließlich soll die Frau aus dem bayerischen Dorf sich nach Berlin an den Nuntius wenden. Und der interessiert sich plötzlich? Das ist doch bloß Verschieberei von verantwortlichkeit. Die Feinde sind oftmals nicht die Feinde der Kirche, sie sitzen in der Kirche und vertuschen, wo es nur etwas zu vertuschen gibt - weil so etwas offiziell nicht sein darf. Achmadinedschad sagte ja auch gerade erst in New York, im Iran gebe es keine Homosexuellen. Er lässt einfach jeden, der auch nur den Verdacht erregt auf offener Straße aufhängen.

Ein nicht passender Vergleich, aber ich bin wütend: ich erwarte von meiner Kirche ein rigoroses Vorgehen und nicht ein: "Der Nuntius ist aber zuständig und nicht der und schon gar nicht ich". Wir sind doch hier nicht in einer Stadtverwaltung und selbst die funktioniert heute besser!

Fakt ist: Es ist eine FRECHHEIT, dass man einen bereits bekannten Pädaophilen auf Kinder und Jugendliche los lässt und dann noch mit dem Auftrag von Seelsorge.

Und da wundert sich noch jemand, wenn Leute sagen: "Typisch, weil katholische Priester keine Frauen haben dürfen, passiert so etwas". Ich weiß, dass das Unsinn ist. Aber die Lehmanns und Müllers in unserer Kirche, die sich nur peinlich herum winden, bestärken durch ihr Verhalten diese Vorurteile.


Ein Kirchenfeind ist nicht der, der über so etwas berichtet oder so etwas anprangert, sondern der, der so etwas vertuschen will!
Timotheus

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Hallo Peregrin,

sie muss den Vorwürfen nachgehen. Was soll den der Nuntius in Berlin besser können als die DBK?

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Timotheus hat geschrieben: sie muss den Vorwürfen nachgehen. Was soll den der Nuntius in Berlin besser können als die DBK?
Die DBK hat keine Jurisdiktion über die Bischöfe. Der Nuntius auch nicht, aber offenbar denkt man, die Denunziation eines Bischofs in Rom sei seine ureigenste Aufgabe. :D
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Folgendes: Wenn solche Dinge auftreten, dann muss man wie in jedem weltlichen Verfahren Priester-Kollegen vernehmen, den beschuldigten Priester prüfen und auch aus der entsprechenden Gemeinde Zeugen vernehmen. Und wenn ich eine weinende Mutter sehe, die sich vom Bistum vernachlässigt fühlt, dann läuft da definitiv etwas falsch. Und wenn man hört, dass der entsprechende Priester bereits durhc Pädophälie auffällig wurde, aber dennoch im Amt ist, dann läuft da noch viel mehr schief. Und wenn man sieht, dass sich das Bistum Los Angeles mit Rekordsummen frei kauft, nur damit der Bischof nicht vor einem weltlichen Gericht landet, dann stinkt das gewaltig.

Bischöfe sind die verantwortlichen Chefs für ihre Prieser, müssen Vorwürfen und Verdachtsmomenten nachgehen. Tun sie dies nicht, machen sie sich der Unterlassung schuldig. Vor allem dann, wenn sie bereits auffälligen Priestern auch noch einen wiederholten Seelsorge-Auftrag erteilen. Es sei denn, man "einigt" sich mit den Opfern auf eine entsprechende Summe und erteilt ihnen sonst wie einen Maulkorb.

Was da momentan abgeht, ist ein Armutszeugnis für die gesamte katholische Kirche. Von Aufklärungsarbeit oder Aufklärungswillen kann nicht die Rede sein, wenn der eine dem anderen die Verantwortung zuschiebt und letztendlich die Gläubigen Schuld sein sollen, weil sie sich angeblich an die falsche Institution gewandt haben. das ist doch lächerlich!

maliems
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Beitrag von maliems »

beim fehlverhalten eines Bischofs ist die Bischofskongregation zuständig.

die wird hier aber nichts tun, weil der bischof "nur" fahrlässig handelte. egal, wie hoch man diese fahrlässigkeit ansetzt.

wohl interessierte sich (unter ratzinger) die glaubenskongregation dafür, welche strategie bischofskonferenzen gegen pädophile haben.

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Ich würde mir wünschen, dass der Papst - als uneingeschränkte Authorität der katholischen Kirche - dieses Thema zur Chefsache macht, ordentlich aufräumt und dafür sorgt, dass solche Dinge sehr schnell aufgeklärt werden. Und den Müller kann er bitte gerne sofort seines Amtes entheben, aber gerne heute noch. Fahrlässigkeit ist nach meinem Verständnis in der Kirche - vor allem bei Pädaophilie - untragbar. Soll er ein Zeichen setzen, den Bischof entlassen und für Klarheit sorgen. Er hat die Möglichkeiten, aber so etwas darf weder toleriert noch geduldet werden. Ebensolche Maßnahmen vermisse ich in Los Angeles. Die dortige Unmoral hinsichtlich des Freikaufs ist kaum schlagbar.

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