Wise Guy hat geschrieben:Hallo, bin wieder da.
Hallo Wise Guy! Ich freu mich, dass Du wieder da bist!
Mein Gefühl zum Thema "Glauben anbieten" ist, dass man (neben dem einfachen, schlichten Vorleben, das Edith immer wieder nennt, und das ich auch sehr wichtig finde) vor allem erst einmal "Zuhören" anbieten sollte.
Es gibt keine pauschalen Gründe für Glaubensferne. Es gibt zwar Gründe, die immer wieder auftauchen, aber welche Gründe, oder welche Kombination von Gründen es beim einzelnen sind, ist doch sehr unterschiedlich (z.B. ziemlich unterschiedliche Gründe: naturwissenschaftliches Weltbild, ein strenges Gottesbild, das verzweifeln läßt, schlechte Erfahrungen mit einem Pfarrer, Wiederverheiratet sein, Abtreibung hinter sich, das Gefühl, die Kirchenvertreter leben selbst nicht ihre Forderungen, Einfluß der Umgebung, Unwissen...).
Wenn aber die Glaubenshindernisse nicht geäußert werden können, dann bleiben sie als zerstörerischer "Krankheitsherd" im Innern immer bestehen. Dann kann zwar eine kurze (vielleicht auch höfliche) Zustimmung erreicht werden, wenn der andere aber dann wieder alleine ist, dann werden die Hindernisse wieder groß und beherrschend.
Daher bin ich der Meinung, dass es ein wichtiger Schritt ist, sich anzuhören, was der andere für Kritik äußert (und auch zwischen den Zeilen lesen können - z.B. die Angst, nicht erlöst zu werden, was kaum ein Kirchengegner direkt aussprechen wird).
Meiner Erfahrung nach ist es dann auch nicht zuvorderst wichtig, gleich alle Argumente mit Gegenargumenten vom Tisch zu wischen. Sondern das Anhören, das Akzeptieren, dass es Schwierigkeiten gibt, kann schon positiv wirken.
Auf mich hat das "trotzdem" eines Menschen sehr beeindruckend gewirkt, und mir geholfen, wieder zur Kirche zurückzufinden. Wenn jemand zugibt, dass es nicht immer leicht ist mit der Kirche, aber er sagt: "trotzdem, trotz all der Fehler und Schwierigkeiten liebe ich die Kirche und stehe zu ihr." - dann kann das mehr beeindrucken als alle langen und komplizierten Rechtfertigungen.
Ich weiß nicht, ob ich persönlich jemanden zum Glauben zurückgeführt habe. Ich bin froh, wenn ich spüre, dass verbitterte Kirchengegner doch wieder das eine oder andere Gute an der Kirche entdecken.
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow