Sebastian hat geschrieben:John Grantham hat geschrieben:Die Ausführung der frühen Geschichte der englischen Kirche ist auch eine Freude.
Jo - find ich auch. Ich habe auch einige interessante Artikel über die Keltische und Englische Kirche im ersten Jahrtausend in einer orthodoxen Zeitschrift gelesen. Gehe nachher mal stöbern, wenn von Interesse...
Auf jedem Fall!
Sebastian hat geschrieben:JG hat geschrieben:Und in der liturgischen Forschung findet man mittlerweile heraus, wo und wie man sich "weiterentwickelt" hat -- aber leider auch auf Distanz zu den Quellen gegangen ist, bis hin zur Verfremdung.
Wenn die liturgische Forschung auch die Fehler aufzeigt, dann ist es auch mal gut zu forschen

... Allerdings muss ich auch Vater Theodoros beipflichten, der an einer anderen Stelle völlig zurecht meinte, dass Forschung nicht in liturgische Archäologie ausarten sollte, schließlich halten wir uns in der Kirche auf und nicht im Museum. Wir
leben ja in und mit dem Ritus.
Schon richtig, also ich habe gegen neue Formen der Liturgie prinzipiell nichts. Ich finde "Einheit in Vielfalt" ein schöne Sache. Allerdings bin ich schon dafür, daß die dadrin enthaltene Kernbotschaft nicht verfälscht oder verändert wird, und daß die Feier -- egal welche Form die Liturgie nimmt -- ihre Würde und Schönheit behält.
Das Wegfallen oder Abschwächen der Epiklese aus den Eucharistiegebeten im Westen ist ja ein Beispiel von dieser Verfremdung. WIE man die Epiklese formuliert, ist mir relativ wurscht, Hauptsache man bittet um die Entsendung und Ausgießung des Hl. Geist, klar und unmißverständlich. Aber sie muß da sein, sonst ist das Gebet m.E. verstümmelt worden.
Ein anderes Beispiel, wo ich klar sagen muß, da hat man irgendwie was nicht verstanden, ist das oben erwähnte Book of Divine Worship von den Römisch-Katholiken im anglikanischen Usus. Das ist zwar auf Basis des Book of Common Prayers mit wieder auferlebten Teilen aus dem Sarum-Usus. Aber gerade die Einsetzungsworte sind behämmert. Hier die Fassung aus dem 1928 Book of Common Prayer:
For in the night in which he was betrayed, he took Bread;
and when he had given thanks,
he brake it, and gave it to his disciples, saying,
Take, eat, this is my Body, which is given for you;
Do this in remembrance of me.
Likewise, after supper, he took the Cup;
and when he had given thanks, he gave it to them, saying,
Drink ye all of this;
for this is my Blood of the New Testament,
which is shed for you, and for many, for the remission of sins;
Do this, as oft as ye shall drink it, in remembrance of me.
Und hier die Fassung aus dem Book of Divine Worship. Bis zum Punkt der Oblation sind die Texte fast indentisch mit dem 1928 BCP. Dann kommen auf einmal Anamnese und die Einsetzungsworte:
Who, the day before he suffered,
took bread into his holy and venerable hands,
and with eyes lifted up to heaven unto thee,
God, his almighty Father,
giving thanks to thee,
he blessed, broke, and gave it to his disciples, saying:
Take this, all of you, and eat it:
This is my Body which will be given up for you.
Likewise, after supper,
taking also this goodly chalice into his holy and venerable hands,
again giving thanks to thee,
he blessed, and gave it to his disciples saying:
Take this, all of you, and drink from it:
This is the Cup of my Blood,
the Blood of the new and everlasting Covenant.
It will be shed for you and for all
so that sins may be forgiven.
Do this in memory of me.
Da hat man offensichtlich alles gegeben, den römischen Kanon um jeden Preis in eine teils traditionelle, teils moderne Sprachform herein zu hämmern. Das Sprachgefühl ist aber völlig weg, die Poesie beinahe tot. So eine Gewalt gegen einem so wichtigen Text einzusetzen, nur damit man sich an dem Lateinischen näher orientert, spricht nicht dafür, daß man verstanden hat, worum es hier geht.
In so fern ist es mir umso mehr eine Freude, wenn Leute es schaffen, Tradition heute noch "schmackhaft" zu machen und darauf zu bauen, anstatt alles gleich in die Tonne treten und neu anfangen. Was ich auch witzig finde: Die Begeisterung auf breiter Ebene von Taizé, als ob das alles völlig neu war. War es aber nicht. Letztendlich war es eine Wiederentdeckung und Erneuerung älterer liturgischen und volkstümlichen Formen. Aber man dachte, das wäre neu, und somit gut.
Cheers,
John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]