Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Die Kirche hat als große gesellschaftliche Kraft natürlich auch Anteil am Aufstieg des Nationalsozialismus, nur muss man dann schon in die historischen Details gehen.
Die deutschen Bischöfe und Kardinäle bildeten aber ein uneinheitliches Bild vor allem in der Zeit nach dem preußischen Kulturkampf. Die aktive Beteiligung der Juden in der Zeit des Kulturkampfes hat da sicherlich zu dieser ambivalenten Haltung auch beigetragen. Es waren wenige Bischöfe, die sich gegen den Antisemitismus, der vor allem ein politischer Antisemitismus war, stellten. Genannt sind Bischof Georg Kopp von Fulda oder der Bamberger Erzbischof Josef von Schork und auch die Bischöfe in Köln, Kardinal Philippus Krementz und sein Nachfolger Antonius Fischer.
Der 1911 herausgegebene Antisemitenspiegel vom Verein zur Abwehr des Antisemitismus kam zu dem Schluß, dass seitens der offiziellen katholischen Stellen der um sich greifende Antisemitismus nicht gebilligt worden ist.
Dagegen stehen die judenfeindlichen Stellungnahmen Paul Wilhelm Kepplers, Bischof von Rottenburg, der große publizistische Beachtung gefunden hatte. Es ging dabei immer um den Einfluss auf Wirtschaft und Presse und diese antijüdische Haltung fand sich eben auch in der katholischen Zentrumspartei.
Bis zum ersten Weltkrieg war vor allem die politische Gleichstellung der Juden das wesentliche Thema und die Debatte dazu im Preußischen Landtag 1880 zeigte die Spannungen in der Zentrumspartei - ihre Vertreter waren Burkhart Freiherr von Schorlemer-Alst, der scharfe antijüdische Maßnahmen forderte und dem die Mehrheit der Fraktion zustimmte - und andererseits Ludwig Windthorst, der seine ganze Autorität in die Waagschale warf, um die Fraktion des Zentrums auf eine gemäßigte Haltung umzustimmen. Er und Ernst Lieber, sein Nachfolger haben es verhindern können, dass der Antisemitismus im Zentrum sich fest verankern konnte. Latent war er allerdings vorhanden und zeigte sich eben in einem Opportunismus, der nicht die anti-jüdische Pressearbeit der Zentrumszeitungen verhinderte. Besonders auf der regionalen Ebene wurde antijüdsiche Stimmung verbreitet. Lediglich die überregionale Kölnische Volkszeitung war zu einer objektiven Berichterstattung in der Lage.
Nach dem 1. Weltkrieg hat sich in der Zentrumspartei zwar eine deutliche Haltung gegen den Antisemitismus durchgesetzt, aber die Partei wurde dafür mit beträchlichem Stimmenverlust unter den Katholiken abgestraft. Es kam mit der Bayrischen Volkspartei zu einer politischen Spaltung unter den Katholiken. Die Rechtskatholiken fanden dann ihre politische Heimat bei den Deutschnationalen. Und es wurde immer schwieriger zwischen der politischen und rassisischen Haltung klare Grenzen zu ziehen. Aus den KReisen der restskatholischen Zentrumskritiker sind 1933 die meisten der "Brückenbauer" zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus gekommen.
In den 20er Jahren bis zur Erkenntnis, dass der Nationalsozialismus eine wirklich Gefahr ist, kamen eine Reihe von Schriften auf, gegen die die Bischöfe nicht scharf genung vor gegangen sind. 1923 Joseph Roth "Katholizismus und Judenfrage" - 1928 J.A. Kofler, Katholische Kirche und Judentum - und besonders der Österreicher Anton Orel "Das Weltantlitz" fand unter deutschen Katholiken große Verbreitung.
Mit der Kapitulation des Episkopats 1933 tauchten dann immer mehr Schriften auf, die die Gemeinsamkeiten von Katholizismus und Nationalsozialismus aufzuweisen suchten.
Stellvertretend nenne ich hier die Vorläufer dieser Suche nach Gemeinsamkeiten: W.M. Senn, Katholizismus und Nationalsozialmus, Münster 1931 oder Graf E. Reventlow, Der deutsche Katholizismus im untergehende und im kommenden Reich, Berlin 1932.
Meine Ausführungen sind eine kleine Zusammenfassung aus dem Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden .- Rengstorf/von Kortzfleisch.
Fazit - begibt man sich ein bißchen in die Zeit hinein, dann erkennt man das Ringen um diese Fragen, und letztlich hat der deutsche Katholizimus verloren, weil er nicht auf der Seite der demokratischen Kräfte stehen konnte/wollte. Wenn man so will, hat er eben der Schwerkraft gehorcht.
Die deutschen Bischöfe und Kardinäle bildeten aber ein uneinheitliches Bild vor allem in der Zeit nach dem preußischen Kulturkampf. Die aktive Beteiligung der Juden in der Zeit des Kulturkampfes hat da sicherlich zu dieser ambivalenten Haltung auch beigetragen. Es waren wenige Bischöfe, die sich gegen den Antisemitismus, der vor allem ein politischer Antisemitismus war, stellten. Genannt sind Bischof Georg Kopp von Fulda oder der Bamberger Erzbischof Josef von Schork und auch die Bischöfe in Köln, Kardinal Philippus Krementz und sein Nachfolger Antonius Fischer.
Der 1911 herausgegebene Antisemitenspiegel vom Verein zur Abwehr des Antisemitismus kam zu dem Schluß, dass seitens der offiziellen katholischen Stellen der um sich greifende Antisemitismus nicht gebilligt worden ist.
Dagegen stehen die judenfeindlichen Stellungnahmen Paul Wilhelm Kepplers, Bischof von Rottenburg, der große publizistische Beachtung gefunden hatte. Es ging dabei immer um den Einfluss auf Wirtschaft und Presse und diese antijüdische Haltung fand sich eben auch in der katholischen Zentrumspartei.
Bis zum ersten Weltkrieg war vor allem die politische Gleichstellung der Juden das wesentliche Thema und die Debatte dazu im Preußischen Landtag 1880 zeigte die Spannungen in der Zentrumspartei - ihre Vertreter waren Burkhart Freiherr von Schorlemer-Alst, der scharfe antijüdische Maßnahmen forderte und dem die Mehrheit der Fraktion zustimmte - und andererseits Ludwig Windthorst, der seine ganze Autorität in die Waagschale warf, um die Fraktion des Zentrums auf eine gemäßigte Haltung umzustimmen. Er und Ernst Lieber, sein Nachfolger haben es verhindern können, dass der Antisemitismus im Zentrum sich fest verankern konnte. Latent war er allerdings vorhanden und zeigte sich eben in einem Opportunismus, der nicht die anti-jüdische Pressearbeit der Zentrumszeitungen verhinderte. Besonders auf der regionalen Ebene wurde antijüdsiche Stimmung verbreitet. Lediglich die überregionale Kölnische Volkszeitung war zu einer objektiven Berichterstattung in der Lage.
Nach dem 1. Weltkrieg hat sich in der Zentrumspartei zwar eine deutliche Haltung gegen den Antisemitismus durchgesetzt, aber die Partei wurde dafür mit beträchlichem Stimmenverlust unter den Katholiken abgestraft. Es kam mit der Bayrischen Volkspartei zu einer politischen Spaltung unter den Katholiken. Die Rechtskatholiken fanden dann ihre politische Heimat bei den Deutschnationalen. Und es wurde immer schwieriger zwischen der politischen und rassisischen Haltung klare Grenzen zu ziehen. Aus den KReisen der restskatholischen Zentrumskritiker sind 1933 die meisten der "Brückenbauer" zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus gekommen.
In den 20er Jahren bis zur Erkenntnis, dass der Nationalsozialismus eine wirklich Gefahr ist, kamen eine Reihe von Schriften auf, gegen die die Bischöfe nicht scharf genung vor gegangen sind. 1923 Joseph Roth "Katholizismus und Judenfrage" - 1928 J.A. Kofler, Katholische Kirche und Judentum - und besonders der Österreicher Anton Orel "Das Weltantlitz" fand unter deutschen Katholiken große Verbreitung.
Mit der Kapitulation des Episkopats 1933 tauchten dann immer mehr Schriften auf, die die Gemeinsamkeiten von Katholizismus und Nationalsozialismus aufzuweisen suchten.
Stellvertretend nenne ich hier die Vorläufer dieser Suche nach Gemeinsamkeiten: W.M. Senn, Katholizismus und Nationalsozialmus, Münster 1931 oder Graf E. Reventlow, Der deutsche Katholizismus im untergehende und im kommenden Reich, Berlin 1932.
Meine Ausführungen sind eine kleine Zusammenfassung aus dem Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden .- Rengstorf/von Kortzfleisch.
Fazit - begibt man sich ein bißchen in die Zeit hinein, dann erkennt man das Ringen um diese Fragen, und letztlich hat der deutsche Katholizimus verloren, weil er nicht auf der Seite der demokratischen Kräfte stehen konnte/wollte. Wenn man so will, hat er eben der Schwerkraft gehorcht.
- cantus planus
- Beiträge: 24273
- Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
- Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Das sind Einzelbeispiele, deren Meinung du unzulässigerweise auf eine Institution projezierst.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
In Deinen Ausführungen geht es um Antisemitismus und Nicht-Antisemitismus. Was hat das mit einer Entscheidung zwischen demokratischen und nichtdemokratischen Kräften zu tun? Auch Demokraten können Antisemiten sein. Und umgekehrt sind Nicht-Demokraten nicht zwingend Antisemiten - siehe 20. Juli.Aletheia hat geschrieben:Fazit - begibt man sich ein bißchen in die Zeit hinein, dann erkennt man das Ringen um diese Fragen, und letztlich hat der deutsche Katholizimus verloren, weil er nicht auf der Seite der demokratischen Kräfte stehen konnte/wollte.
Außerdem bestreitet doch überhaupt niemand, daß es in einer antisemitischen Zeit auch katholische Antisemiten gegeben hat. Die Frage ist doch: Gab es im katholischen Milieu mehr antisemitisches bzw. nationalsozialistisches Denken als anderswo? Wenn ja, dann wäre Deine These von einem besonderen Anteil der katholischen Kirche am Aufstieg des NS gestützt. Wenn nein, dann eben nicht.
Viel Spaß beim Studium der Wahlergebnisse.
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Die grosse Mehrheit wird sich zurückhaltend aber auch schweigend verhalten haben.In Deinen Ausführungen geht es um Antisemitismus und Nicht-Antisemitismus. Was hat das mit einer Entscheidung zwischen demokratischen und nichtdemokratischen Kräften zu tun? Auch Demokraten können Antisemiten sein. Und umgekehrt sind Nicht-Demokraten nicht zwingend Antisemiten - siehe 20. Juli.
Außerdem bestreitet doch überhaupt niemand, daß es in einer antisemitischen Zeit auch katholische Antisemiten gegeben hat. Die Frage ist doch: Gab es im katholischen Milieu mehr antisemitisches bzw. nationalsozialistisches Denken als anderswo? Wenn ja, dann wäre Deine These von einem besonderen Anteil der katholischen Kirche am Aufstieg des NS gestützt. Wenn nein, dann eben nicht.
Viel Spaß beim Studium der Wahlergebnisse.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Man beachte vor allem, wie da nahtlos von "antisemitisch" auf "antijüdisch" und zurück gewechselt wird, um das Argument zu produzieren.cantus planus hat geschrieben:Das sind Einzelbeispiele, deren Meinung du unzulässigerweise auf eine Institution projezierst.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
@ Aletheia
Dein Beitrag mag zunächst interessant sein. Was ihm jedoch fehlt, ist das genaue Ausführen von Beispielen. Es werden allerhand Beispiele in den Ring geworfen, deren Konkretheit mindestens fragwürdig ist.
Nachtrag: Der Grund für den Stimmenverlust dürfte die Abspaltung s.u. gewesen sein. Die verlorenen Stimmen waren bayerische Stimmen.
Insgesamt eine schwache und methodisch unwissenschaftliche Einlassung. Auf den geschickten Wechsel zwischen antijüdisch und antisemitisch hat Peregrin schon hingewiesen. Man könnte es auch als wissenschaftlich getarnte Propaganda bezeichnen.
Dein Beitrag mag zunächst interessant sein. Was ihm jedoch fehlt, ist das genaue Ausführen von Beispielen. Es werden allerhand Beispiele in den Ring geworfen, deren Konkretheit mindestens fragwürdig ist.
Um was für Stellungnahmen handelte es ich hier genau? Die Tatsache, daß diese Stellungnahmen von irgendwelchen Autoren als judenfeindlich klassifiziert wurden, sagt noch gar nichts aus.Aletheia hat geschrieben:Dagegen stehen die judenfeindlichen Stellungnahmen Paul Wilhelm Kepplers, Bischof von Rottenburg, der große publizistische Beachtung gefunden hatte. Es ging dabei immer um den Einfluss auf Wirtschaft und Presse und diese antijüdische Haltung fand sich eben auch in der katholischen Zentrumspartei.
Was bedeutet politische Gleichstellung konkret? Wo wurden Juden im Reich von 1871 als solche konkret politisch diskriminiert? Was war der Inhalt der Beschlüsse der Fraktion des Zentrums im preussischen Landtag?Aletheia hat geschrieben:Bis zum ersten Weltkrieg war vor allem die politische Gleichstellung der Juden das wesentliche Thema und die Debatte dazu im Preußischen Landtag 1880 zeigte die Spannungen in der Zentrumspartei - ihre Vertreter waren Burkhart Freiherr von Schorlemer-Alst, der scharfe antijüdische Maßnahmen forderte und dem die Mehrheit der Fraktion zustimmte - und andererseits Ludwig Windthorst, der seine ganze Autorität in die Waagschale warf, um die Fraktion des Zentrums auf eine gemäßigte Haltung umzustimmen.
Ich bitte um konkrete Belege, die über Einzelbeispiele hinausgehen!Aletheia hat geschrieben:Besonders auf der regionalen Ebene wurde antijüdsiche Stimmung verbreitet.
Der einzige deutliche Stimmenverlust war von 1919 auf 1920 feststellbar. Hatte aus meiner Sicht etwas mit allgemeineren politischen Aspekten zu tun. Andernfalls müsste zumindest ein in diesen engen Zeitraum fallendes parteigeschichtliches Ereignis genannt werden, daß die zitierte These begründet.Aletheia hat geschrieben: Nach dem 1. Weltkrieg hat sich in der Zentrumspartei zwar eine deutliche Haltung gegen den Antisemitismus durchgesetzt, aber die Partei wurde dafür mit beträchlichem Stimmenverlust unter den Katholiken abgestraft.
Nachtrag: Der Grund für den Stimmenverlust dürfte die Abspaltung s.u. gewesen sein. Die verlorenen Stimmen waren bayerische Stimmen.
Die "Spaltung" beruhte auf dem ungebrochenen monarchischen Bekenntnis der Bayern und auf regionalen Eigenarten, die bekanntlich bis heute fortwirken. Die Tatsache, daß der Großteil des Zentrums die Republik vorbehaltlos anerkannte, hast Du weiter oben noch negiert. Der einzige mir bekannte Zentrumsmann, der nach 1918 zur DNVP ging, ist Martin Spahn, der schon vorher überkonfessionell und nationalkonservativ war. Er war Doktorvater von Heinrich Brüning, der bekanntlich als Rechtsaußen die integrierende Kraft des Zentrum wurde.Aletheia hat geschrieben:Es kam mit der Bayrischen Volkspartei zu einer politischen Spaltung unter den Katholiken. Die Rechtskatholiken fanden dann ihre politische Heimat bei den Deutschnationalen.
Woher sollten sie auch sonst kommen? Aus der USPD? Damit ist nicht gesagt, daß besonders viele Brücken wirklich gebaut wurden oder daß das katholische Deutschland hinter ihnen stand.Aletheia hat geschrieben:Aus den KReisen der restskatholischen Zentrumskritiker sind 1933 die meisten der "Brückenbauer" zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus gekommen.
Ich vermute, daß es in der Ostzone ähnliche Schriften a la Christentum und Sozialismus usw. gegeben hat. Damit ist nichts über deren Breitenwirkung gesagt.Aletheia hat geschrieben:In den 20er Jahren bis zur Erkenntnis, dass der Nationalsozialismus eine wirklich Gefahr ist, kamen eine Reihe von Schriften auf, gegen die die Bischöfe nicht scharf genung vor gegangen sind. 1923 Joseph Roth "Katholizismus und Judenfrage" - 1928 J.A. Kofler, Katholische Kirche und Judentum - und besonders der Österreicher Anton Orel "Das Weltantlitz" fand unter deutschen Katholiken große Verbreitung.
Mit der Kapitulation des Episkopats 1933 tauchten dann immer mehr Schriften auf, die die Gemeinsamkeiten von Katholizismus und Nationalsozialismus aufzuweisen suchten.
Stellvertretend nenne ich hier die Vorläufer dieser Suche nach Gemeinsamkeiten: W.M. Senn, Katholizismus und Nationalsozialmus, Münster 1931 oder Graf E. Reventlow, Der deutsche Katholizismus im untergehende und im kommenden Reich, Berlin 1932.
Insgesamt eine schwache und methodisch unwissenschaftliche Einlassung. Auf den geschickten Wechsel zwischen antijüdisch und antisemitisch hat Peregrin schon hingewiesen. Man könnte es auch als wissenschaftlich getarnte Propaganda bezeichnen.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Das wird jetzt nicht direkt zum Thema passen, aber dass muss ich jetzt anmerken.Ostzone
Nun die gab es ab 1949 nicht mehr, sondern ein Staat mit dem Namen "Deutsche Demokratische Republik"; ich bin kein "Ossi" der sich nach diesem Staat zurücksehnt, aber ich bin in ihm aufgewachsen und fühle mich durch das Wort "Ostzone" unangenhm berührt.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Das Territorium, welches heute die Bundesländer FS Sachsen, FS Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklemburg-Vorpommern sowie der Ostteil von Berlin bilden, war nach 1945 kein Staat, sondern ein deutsches Territorium, das von einer fremden Macht besetzt gehalten wurde. Sowohl aus monarchischer Sicht als auch aus demokratischer Sicht kann ich die Existenz eines souveränen Staates nicht erkennen. Sowjetisch besetzte Zone ist und bleibt korrekt.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Dieser Staat hatte Botschafter in vielen Staaten der Erde und die Bundesrepublik ist bis zur Wiedervereinigung ein besetzter Staat geblieben und somit die Westzone und kein souveräner Staat.
Ich möchte hier auch nicht vom Thema ablenken, nur auf den Begriff "Ostzone" reagiere ich allergisch - da dieser Begriff immer einen Ton an sich hat der suggeriert, dass die Menschen die da lebten aus Hinterunterblödhausen kommen und nicht ernst genommen werden brauchen.
Ich möchte hier auch nicht vom Thema ablenken, nur auf den Begriff "Ostzone" reagiere ich allergisch - da dieser Begriff immer einen Ton an sich hat der suggeriert, dass die Menschen die da lebten aus Hinterunterblödhausen kommen und nicht ernst genommen werden brauchen.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Da ich selbst hier geboren und aufgewachsen bin und zumindest in nächster Zeit aus beruflichen Gründen auch hier bleiben werde, lässt sich der Vorwurf mir gegenüber schwerlich begründen.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Ich werfe niemanden etwas vor - ich find diesen Begriff "Ostzone" nicht hilfreich und er ärgert mich, dass ist alles.
Weil dieser Begriff in die vokabulare Klamottenkiste gehört.
Weil dieser Begriff in die vokabulare Klamottenkiste gehört.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Meinetwegen. Sprechen wir in Zukunft vom Königreich Sachsen und Umgebung.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Ich auch, denn der Osten liegt ja weiter östlich.julius echter hat geschrieben:auf den Begriff "Ostzone" reagiere ich allergisch
Einfach „Zone“ hieß es seinerzeit.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Aber es hat gewisse Tentenzen in der ev. Kirche gegeben sich dem Staat anzunähern; jedenfalls wenn es um Kirche in den öffentlichen Medien ging, dann kann ich mich nur an Beiträge über die ev. Kirche erinnern und mir hat mein Heimatgeistlicher oft gesagt dass die kath. Kirche immer auf Dstanz zur Staatsführung der DDR gingIch vermute, daß es in der Ostzone ähnliche Schriften a la Christentum und Sozialismus usw. gegeben hat.
Honi soit qui mal y pense
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich auch, denn der Osten liegt ja weiter östlich.julius echter hat geschrieben:auf den Begriff "Ostzone" reagiere ich allergisch
Einfach „Zone“ hieß es seinerzeit.
Beide Begriffe "Zone" und "Ostzone" haben ein geschmäckle - aber dazu will ich es belassen
Honi soit qui mal y pense
-
Raimund J.
- Beiträge: 6092
- Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Der Begriff "Ostzone" war hier in Nordbayern (da wo ich wohne waren es nur wenige Km bis zur "Zonengrenze") ganz normaler Sprachgebrauch. Das war keinesfalls despektierlich gemeint, es hiess halt einfach Ostzone.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore
Nec laudibus, nec timore
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Eben darauf wollte ich auch gerade hinweisen. Antisemit zu sein war etwasPeregrin hat geschrieben:Man beachte vor allem, wie da nahtlos von "antisemitisch" auf "antijüdisch" und zurück gewechselt wird, um das Argument zu produzieren.cantus planus hat geschrieben:Das sind Einzelbeispiele, deren Meinung du unzulässigerweise auf eine Institution projizierst.
völlig anderes, als Kritik an der gesellschaftlichen Rolle der Juden zu üben
oder die Judenemanzipation für einen Fehler zu halten.
Ferner führt auch kein direkter Weg von den „Antisemiten“ des späteren neun-
zehnten Jahrhunderts zum Nationalsozialismus. Der Antisemitismus ist eher
ein Nebenlauf des Nazistroms. Er ist irgendwann dort mit hineingeflossen, aber
er ist nicht der Hauptquell und auch keine notwendige Voraussetzung der nazi-
stischen Ideologie. Er paßt allerdings gut zu ihr, das ist wahr.
Ebenso wahr ist freilich, daß der schnell wachsende öffentliche Einfluß des
Judentums damals die Entchristlichung Europas sehr beschleunigt hat. Sich
dagegen zu wenden (ebenso wie gegen rabiate Antisemiten) mag womöglich
nicht bloß das Recht, sondern geradezu die Pflicht der Gläubigen gewesen
sein. Allerdings hat man’s viel zu spät begriffen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Dass ist blödsinn und quatsch. Ich bin entsetzt über solche Äusserungen.Ebenso wahr ist freilich, daß der schnell wachsende öffentliche Einfluß des
Judentums damals die Entchristlichung Europas sehr beschleunigt hat.
So was haben die Nazis auch vom Einfluss der Juden auf die deutsche Literatur behauptet und dann brannten Bücher, dann behaupten sie es von Kunst und Kultur etc. - der Rest ist Geschichte.
Da fehlen nur noch die Sozialdemokraten, Kommunisten, Bolschwisten, Zentrumspartei, Liberale etc. in der Aufzählung deren wachsender Einfluss die Entchristlichung Europas bewirkten.
Zuletzt geändert von julius echter am Freitag 30. Januar 2009, 23:08, insgesamt 1-mal geändert.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Das einzige Problem an Roberts Aussage ist die Verallgemeinerung. Meiner Einschätzung nach ist das Judentum eine sehr heterogene Angelegenheit. Somit kann man allenfalls vom Einfluss einzelner Juden oder bestimmter jüdischer Zirkel sprechen. Den gab es aber tatsächlich und mit entsprechender Wirkung wie folgendes Beispiel aus der "Alltagskultur" zeigt. Es dürfte aber auch fromme Juden (grandioses Wortspiel) gegeben haben, die dies ablehnten. Letztlich ist es aber so, daß zahlreiche Juden im öffentlichen Leben auf der "progressiven Seite" standen und damit zu natürlichen Gegnern (nicht Feinden) der Kirche wurden.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Progressive hat es auch unter Lutherischen und Katholiken gegeben, was soll das gefassel dass vor allem progressive Juden zur Entchristlichung Europas beigetragne haben.
Die Kirche selbst trägt dazu bei, indem sie die Menschen nicht ernst nimmt in ihren Nöten und Fragen. Und jemand der sich nicht ernst genommen fühlt wendet sich ab.
Die Kirche selbst trägt dazu bei, indem sie die Menschen nicht ernst nimmt in ihren Nöten und Fragen. Und jemand der sich nicht ernst genommen fühlt wendet sich ab.
Honi soit qui mal y pense
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
ar26 hat geschrieben:Das einzige Problem an Roberts Aussage ist die Verallgemeinerung. Meiner Einschätzung nach ist das Judentum eine sehr heterogene Angelegenheit. Somit kann man allenfalls vom Einfluss einzelner Juden oder bestimmter jüdischer Zirkel sprechen. Den gab es aber tatsächlich und mit entsprechender Wirkung wie folgendes Beispiel aus der "Alltagskultur" zeigt. Es dürfte aber auch fromme Juden (grandioses Wortspiel) gegeben haben, die dies ablehnten. Letztlich ist es aber so, daß zahlreiche Juden im öffentlichen Leben auf der "progressiven Seite" standen und damit zu natürlichen Gegnern (nicht Feinden) der Kirche wurden.
Stimmt wahrscheinlich beides, vor allem aber wird man mit monokausalem Denken der Wirklichkeit nicht gerecht.julius echter hat geschrieben:Progressive hat es auch unter Lutherischen und Katholiken gegeben, was soll das gefassel dass vor allem progressive Juden zur Entchristlichung Europas beigetragne haben.
Die Kirche selbst trägt dazu bei, indem sie die Menschen nicht ernst nimmt in ihren Nöten und Fragen. Und jemand der sich nicht ernst genommen fühlt wendet sich ab.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney
Johannes Maria Vianney
-
sofaklecks
- Beiträge: 2776
- Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29
Richard III.
Ausgangspunkt ist vor allem die Behauptung:
Der Anteil der Katholischen Kirche am Aufstieg des Nationalsozialismus ist weitaus größer, als manchem lieb ist. Das alles kommt auch ans Licht.
Was heisst das?
Was meint "der katholischen Kirche"? Die Gäubigen? Die sog. Amtskirche? Den Vatikan? Alle?
Was heisst Aufstieg? Das Ansteigen der Akzeptanz bei den Wählern Anfang der Dreissiger? Die Ernennung zum Reichskanzler? Das Ermächtigungsgesetz? Die ganze Entwicklung?
Welche Anmassung, ein solch beispielloses Phänomen der Deutschen Geschichte mit einer solchen apodiktischen Behauptung diskutieren zu wollen. Welche Bösartigkeit, das mit dem Hinweis zu garnieren, "das alles komme auch ans Licht". Was sind wir Katholiken als "die Kirche"? Verschwörer, die im Verborgenen wirken, die das Licht zu scheuen hätten, das ihre Untaten ans Licht bringen kann?
Tatsache ist, dass die es "den Anteil der katholischen Kirche" schlicht nicht gibt. Denn dazu war die Kirche in sich selbst zu uneinig, was denn überhaupt das richtige Verhalten in der neuen Republik sei. Die offene Konfrontation zwischen Kardinal Faulhaber und Dr. Konrad Adenauer beim Katholikentag 1921 in München ist dafür ein deutliches Zeichen.
Was die Haltung der Wähler angeht, so ist das hier bereits ausgeführt. Die deutsche Bischofskonferenz hat m.W. 1931 klar erklärt, dass die Mitgliedschaft in der NSDAP für katholische Christen nicht erlaubt sei, ein Umstand, der dazu führte, dass explizit aus diesem Grunde Hitler an katholischen Feiern als Kanzler nach seiner Ernennung nicht teilnahm.
Die Zenrumspartei war durchgängig Mitglied von Koalitionen, die ja gerade von der NSDAP bekämpft wurden.
Und der Vatikan?
Der überliess es den Deutschen Bischöfen, das Problem so geregelt zu lassen, wie sie es geregelt hatten, auch wenn die Handhabung in den einzelnen Diözesen unterschiedlich war. Man nenne mir aber andere Konfessionen, die ihren Mitgliedern ein christliches Begräbnis verweigerte, wenn sie in die NSDAP eingeschrieben waren, wie das etwa in Mainz oder Würzburg geschah.
Aber weshalb dann das Einknicken nach dem 30.01.1933?
Wer den Kulturkampf noch in Erinnerung hatte, der ahnte, was bevorstand. Eine katholische Kirche kann ins Mark getroffen werden, wenn Priester nicht geweiht und Bischöfe nicht ernannt werden können, wenn die Sakramentenspendung weithin unmöglich wird. Das stand zu fürchten und das sollte abgewendet werden. Man kann das als feige Kapitulation ansehen, aber nur dann, wenn man nicht weiss, was es für einen Priester und einen Bischof bedeutet, fürchten zu müssen, dass die Kirche ihrer Pflicht zur Rettung der Seelen nicht mehr nachkommen kann, weil die Priester eingekerkert und Bischöfe nicht mehr ernannt werden. Deshalb auch das Fassen des Strohhalms eines Konkordats, das zumindest eines gewährleistete: Das Überleben der Kirche, die tatsächlich überleben konnte. So überleben konnte, dass jedenfalls in katholischen Gegenden im Krieg ein Bischof Klartext reden konnte und geredet hat.
Ach, wir Epigonen, die wir alles viel besser gemacht hätten. Die wir viel tapferer gewesen wären und viel klüger noch dazu.
Weisst du, Verehrte/r, ich gebe dir den Rat meines Vaters auf den Weg, Gott hab ihn selig, der kein "Hitler" war, aber als Soldat das tat, was er für seine Pflicht hielt, nur nie damit prahlte. Er meinte immer: "Bub, sei froh, dass du so Zeiten net erlebsch und bet schon deshalb jeden Tag ein Vaterunser."
Ich irre mich in dieser Zeit.
sofaklecks
Der Anteil der Katholischen Kirche am Aufstieg des Nationalsozialismus ist weitaus größer, als manchem lieb ist. Das alles kommt auch ans Licht.
Was heisst das?
Was meint "der katholischen Kirche"? Die Gäubigen? Die sog. Amtskirche? Den Vatikan? Alle?
Was heisst Aufstieg? Das Ansteigen der Akzeptanz bei den Wählern Anfang der Dreissiger? Die Ernennung zum Reichskanzler? Das Ermächtigungsgesetz? Die ganze Entwicklung?
Welche Anmassung, ein solch beispielloses Phänomen der Deutschen Geschichte mit einer solchen apodiktischen Behauptung diskutieren zu wollen. Welche Bösartigkeit, das mit dem Hinweis zu garnieren, "das alles komme auch ans Licht". Was sind wir Katholiken als "die Kirche"? Verschwörer, die im Verborgenen wirken, die das Licht zu scheuen hätten, das ihre Untaten ans Licht bringen kann?
Tatsache ist, dass die es "den Anteil der katholischen Kirche" schlicht nicht gibt. Denn dazu war die Kirche in sich selbst zu uneinig, was denn überhaupt das richtige Verhalten in der neuen Republik sei. Die offene Konfrontation zwischen Kardinal Faulhaber und Dr. Konrad Adenauer beim Katholikentag 1921 in München ist dafür ein deutliches Zeichen.
Was die Haltung der Wähler angeht, so ist das hier bereits ausgeführt. Die deutsche Bischofskonferenz hat m.W. 1931 klar erklärt, dass die Mitgliedschaft in der NSDAP für katholische Christen nicht erlaubt sei, ein Umstand, der dazu führte, dass explizit aus diesem Grunde Hitler an katholischen Feiern als Kanzler nach seiner Ernennung nicht teilnahm.
Die Zenrumspartei war durchgängig Mitglied von Koalitionen, die ja gerade von der NSDAP bekämpft wurden.
Und der Vatikan?
Der überliess es den Deutschen Bischöfen, das Problem so geregelt zu lassen, wie sie es geregelt hatten, auch wenn die Handhabung in den einzelnen Diözesen unterschiedlich war. Man nenne mir aber andere Konfessionen, die ihren Mitgliedern ein christliches Begräbnis verweigerte, wenn sie in die NSDAP eingeschrieben waren, wie das etwa in Mainz oder Würzburg geschah.
Aber weshalb dann das Einknicken nach dem 30.01.1933?
Wer den Kulturkampf noch in Erinnerung hatte, der ahnte, was bevorstand. Eine katholische Kirche kann ins Mark getroffen werden, wenn Priester nicht geweiht und Bischöfe nicht ernannt werden können, wenn die Sakramentenspendung weithin unmöglich wird. Das stand zu fürchten und das sollte abgewendet werden. Man kann das als feige Kapitulation ansehen, aber nur dann, wenn man nicht weiss, was es für einen Priester und einen Bischof bedeutet, fürchten zu müssen, dass die Kirche ihrer Pflicht zur Rettung der Seelen nicht mehr nachkommen kann, weil die Priester eingekerkert und Bischöfe nicht mehr ernannt werden. Deshalb auch das Fassen des Strohhalms eines Konkordats, das zumindest eines gewährleistete: Das Überleben der Kirche, die tatsächlich überleben konnte. So überleben konnte, dass jedenfalls in katholischen Gegenden im Krieg ein Bischof Klartext reden konnte und geredet hat.
Ach, wir Epigonen, die wir alles viel besser gemacht hätten. Die wir viel tapferer gewesen wären und viel klüger noch dazu.
Weisst du, Verehrte/r, ich gebe dir den Rat meines Vaters auf den Weg, Gott hab ihn selig, der kein "Hitler" war, aber als Soldat das tat, was er für seine Pflicht hielt, nur nie damit prahlte. Er meinte immer: "Bub, sei froh, dass du so Zeiten net erlebsch und bet schon deshalb jeden Tag ein Vaterunser."
Ich irre mich in dieser Zeit.
sofaklecks
- cantus planus
- Beiträge: 24273
- Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
- Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Schön, dass du darauf hinweist. Wer mehr darüber erfahren will, besorge sich nur eine gute Biographie über Heinrich Himmler. Da sieht man exemplarisch, dass einer der einflußreichsten Nazis seine Ideologie aus allen möglichen und mitunter auch unmöglichen Quellen zusammenstoppelte. Der Katholizismus spielte übrigens in diesem Fall keine Rolle. Mir fiele auch keiner der wirklich "hohen Tiere" ein, bei dem im Hintergrund der Katholizismus gewirkt haben soll.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Eben darauf wollte ich auch gerade hinweisen. Antisemit zu sein war etwasPeregrin hat geschrieben:Man beachte vor allem, wie da nahtlos von "antisemitisch" auf "antijüdisch" und zurück gewechselt wird, um das Argument zu produzieren.cantus planus hat geschrieben:Das sind Einzelbeispiele, deren Meinung du unzulässigerweise auf eine Institution projizierst.
völlig anderes, als Kritik an der gesellschaftlichen Rolle der Juden zu üben
oder die Judenemanzipation für einen Fehler zu halten.
Ferner führt auch kein direkter Weg von den „Antisemiten“ des späteren neun-
zehnten Jahrhunderts zum Nationalsozialismus. Der Antisemitismus ist eher
ein Nebenlauf des Nazistroms. Er ist irgendwann dort mit hineingeflossen, aber
er ist nicht der Hauptquell und auch keine notwendige Voraussetzung der nazi-
stischen Ideologie. Er paßt allerdings gut zu ihr, das ist wahr.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Dazu will ich noch nachtragen: Wahr ist auch, daß man vielfach die Bösartig-Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ebenso wahr ist freilich, daß der schnell wachsende öffentliche Einfluß des
Judentums damals die Entchristlichung Europas sehr beschleunigt hat. Sich
dagegen zu wenden (ebenso wie gegen rabiate Antisemiten) mag womöglich
nicht bloß das Recht, sondern geradezu die Pflicht der Gläubigen gewesen
sein. Allerdings hat man’s viel zu spät begriffen.
keit des Nationalsozialismus zu spät voll erkannt hat. Da gab es, wiewohl als
kleine Minderheit im Katholizismus, gewisse „konservative Revolutionäre“.
Typen vom Schlage Papens. Die waren keine Nazis, wollten aber die Nazis
für ihr Projekt benutzen und dünkten sich überlegen. Papens Redenschreiber
Edgar Jung hat diesen Irrtum nur bis 1934 überlebt.
Ja, solche Leute gab es auch. Auch einen Grafen Galen, der anno ’33 noch
Jahre brauchte, bis er begriff. Dann wurde er zum „Löwen von Münster“.
Wenige waren schon früh so scharfsichtig wie Graf Preysing, der Galen wohl
nicht zu Unrecht für nicht ganz so helle hielt.
All das kann man aber im nachhinein immer billig andern vorhalten, wenn man
selber nicht dabei war. Übrigens hat auch die SPD nach dem „Ermächtigungs-
gesetz“ noch mit den Nazis kooperiert. Im Mai stimmte sie dem Vertrauens-
votum für Hitler zu und sang im Reichtstag das Horst-Wessel-Lied mit. Wäh-
rend übrigens schon die Auflösung des ADGB in vollem Gang war, der sich
seinerseits auch erst noch bei den Nazis anzubiedern versucht hatte. Und so
weiter.
Das festeste Bollwerk gegen den Nationalsozialismus war trotz aller Schwä-
chen aber die katholische Christenheit. Genügt hat das dennoch nicht, wie wir
wissen. Aber darum zu sagen, die Kirche habe teil am Aufstieg der Nazis, das
ist grober und verleumderischer Unfug. Das Gegenteil ist der Fall.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Es gab eine ganze Reihe abgefallener Katholiken in der erstencantus planus hat geschrieben:Mir fiele auch keiner der wirklich "hohen Tiere" ein, bei dem im Hintergrund der Katholizismus gewirkt haben soll.
Reihe. Von Himmler über Goebbels bis Heydrich. Das waren
oft die Schlimmsten.
Ich würde sagen, sozialpsychologisch vergleichend: Das waren
die „Wir-sind-Kirche“-Typen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Es gab aber auch das Buch "Mein Kampf" und das stand ja wohl schon drin was der Adolf Hitler vor hatte.
Honi soit qui mal y pense
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Sancta simplicitas.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- cantus planus
- Beiträge: 24273
- Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
- Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Ja, die waren getauft. Aber man kann wohl davon ausgehen, dass ihnen das nicht im Geringsten bewußt war. Jedenfalls wäre mir weder Hitler noch andere als regelmäßige Kirchgänger bekannt. Da war der Nationalsozialismus schon längst zur eigenen Religion geworden.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es gab eine ganze Reihe abgefallener Katholiken in der erstencantus planus hat geschrieben:Mir fiele auch keiner der wirklich "hohen Tiere" ein, bei dem im Hintergrund der Katholizismus gewirkt haben soll.
Reihe. Von Himmler über Goebbels bis Heydrich. Das waren
oft die Schlimmsten.
Ich würde sagen, sozialpsychologisch vergleichend: Das waren
die „Wir-sind-Kirche“-Typen.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
- cantus planus
- Beiträge: 24273
- Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
- Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Pius XII. fragte nach der Wahl Hitlers entsetzt, ob denn niemand dieses furchtbare Buch gelesen habe... Offenbar nicht viele. Und die, die es lasen, mochten wohl an eine hunderprozentige Umsetzung nicht glauben.julius echter hat geschrieben:Es gab aber auch das Buch "Mein Kampf" und das stand ja wohl schon drin was der Adolf Hitler vor hatte.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
- Kontaktdaten:
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Bewußt schon. Darum waren sie ja der Kirche so spinnefeind.cantus planus hat geschrieben:Ja, die waren getauft. Aber man kann wohl davon ausgehen, dass ihnen das nicht im Geringsten bewußt war.
Ich sagte ja: »abgefallene Katholiken«.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- julius echter
- Beiträge: 1518
- Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
- Wohnort: Herbipolensis
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Nun dann sind tausende jubelnden Menschen die Hitler zu gejubelt haben abgefallene Katholiken oder Angehöriger anderer Konfessionen; vor allem in Wien nach dem Anschluss Östereichs.
Und Hitler hat immer gesagt was er vor hatte - er hat es ja zur genüge auf seinen Reden in die Massen gebrült.
Und Hitler hat immer gesagt was er vor hatte - er hat es ja zur genüge auf seinen Reden in die Massen gebrült.
Honi soit qui mal y pense
- cantus planus
- Beiträge: 24273
- Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
- Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg
Re: Anteil der Kirche am Aufstieg des NS (abgetrennt)
Während meiner Zeit in Wien habe ich lernen müssen, dass Österreich einfach besetzt war. Ferner war jeder Österreicher überzeugter Nazigegner. Ich war, gelinde gesagt, entsetzt, wie wenig historische und persönliche Aufarbeitung es da gab. Und Hitler war bekanntlich Deutscher.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky