Peti hat geschrieben:Was ist das für ein Stil: Kardinal X ist ein Häretiker-beweis mir das Gegenteil. Ist das Lehramt nicht mehr in Rom?
Also du willst sagen, Kardinal Lehmann ist ein Häretiker, und weder Kardinal Ratzinger noch Papst Benedikt XVI haben das bemerkt.
Nun gut, das Thema ist es nicht wert, hier weiter breitgetreten zu werden. Aber ich will es noch einmal kurz für den Zweiten Bildungsweg erklären, und es dann gut sein lassen.
1. Die Lehmannsche Aussage: "Ich glaube auch nicht an die Kirche."
Der Kardinal rettet sich auf überraschte Nachfrage der Moderatorin mit dem Nachsatz: "Glauben kann man nur an Gott letzten Endes." Hier wird klar geleugnet, dass Christus die Kirche als Verwalterin der Sakramente eingesetzt hat, sie Petrus und den übrigen Aposteln anvertraut hat und ihr den Heiligen Geist als Beistand gegeben hat. Natürlich glaubt ein Katholik zuallererst an die Heiligste Dreifaltigkeit. Aber die Notwendigkeit der Kirche zur Erlangung des Heiles ist eine Tatsache, die davon nicht betroffen sein kann. Zu leugnen, dass die Kirche notwendig sei, ist ein Verrat am von Christus begonnenen Heilswerk und rundweg zu verwerfen!
Man vergleiche Lehmanns Aussagen mit der Enzyklika
Mystici Corporis Pius' XII., sowie mit diesem Kapitel des
Katechismus.
Hat der Kardinal nicht, wenn er tauft oder firmt, die Kandidaten, bzw. ihre Paten nach ihrem Glauben gefragt: "Glaubst du auch an den heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, ..."? Und hat er nach der Bestätigung nicht gesagt: "Das ist unser Glaube", wie im Ritual vorgesehen? Bekennt er nicht in jeder Messe seinen Glauben an die heilige, katholische und apostolische Kirche?
2. Die Lehmannsche Leugnung Christi als wahren und einzigen Heilsbringer
Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. "Niemand kommt zum Vater, außer durch mich". Gemäß der Lehre der Kirche ist es notwendig, sich zu Jesus Christus zu bekennen, um das ewige Heil zu erlangen. Mit seiner Aussage: "Es wurde zunehmend bewusst, dass Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren Gott (1 Thess 1,9) nicht auf Juden angewandt werden kann. Hierin gründet das Faktum, dass es heute keine judenmissionarischen Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt." zeigt Kardinal Lehmann klar, dass es einen Weg zum Heil geben kann, ohne an Jesus Christus zu glauben. In welchem Unterholz der Kardinal herumkriecht, um ein anderes Christusbekenntnis zu finden, lässt er natürlich offen. Aber diese zweifelsfrei getätigten Aussagen sind abwegig.
Ich möchte mir nun nicht die Mühe machen, in den diversen Dokumenten der Bischofskonferenz sowie in den Aussagen des Kardinals zur Tridentinischen Messe nach Belegen zu suchen, dass Lehmann von einer "neuen", nachkonziliaren Kirche ausgeht.
Es bleibt festzuhalten: natürlich veröffentlicht jemand wie Karl Kardinal Lehmann nicht ein Sammelbändchen unter dem Titel "Häresien aus meiner Zeit als Bischof". Nein, er versteht es meisterhaft, Zweifel zu sähen, Grenzen zu überschreiten, Spuren zu verwischen. Er erweist sich rhetorisch als Schüler Karl Rahners, in dessen monströser Formulierungswut man den eigentlichen Inhalt oft mit der Lupe suchen muss.
Der Kardinal säht Zweifel und Unsicherheit, er verwendet Doppeldeutigkeit und Relativierung. Dieser Mann war Professor und verfügt ohne jeden Zweifel über ein hohes Maß an Intelligenz. Er präsentiert sich nicht als Irrlehrer, der auf den Weg des Verderbens führt, sondern als Irrlicht, dass diesen Weg bereits beschritten hat und andere lockt. Als Bischof - und mehr noch als Kardinal! - sollt er aber ein Vorbild an Glauben, Frömmigkeit, Treue und Demut sein. Davon war in seinem öffentlichen Wirken als DBK-Vorsitzender freilich wenig zu spüren, wie die einschlägigen Presseschlagzeilen zu seinen wiederholten antirömischen Vorstößen belegen.
Der Modernismus zeigt sich in Kardinal Lehmann von seiner raffinierten Seite. Diese Menschen sind gefährlicher als jeder eindeutige Häretiker! Ich kenne Lehmann nicht als Menschen. Möglicherweise würden wir uns auf dieser Ebene gut verstehen. Aber als Bischof ist dieser Mann für mich untragbar!
Dass niemand die Schrift an der Wand sieht, ist ein Zeichen, wie tief der Modernismus sich schon in das Bewusstsein selbst praktizierender Katholiken gegraben hat! Und plötzlich wird gerufen, dass Lehramt sei in Rom. Auf bedenkliche Aussagen eines Bischofs hinzuweisen, hat nichts mit einem selbstausgeübten Lehramt zu tun. Ich vergleiche seine Aussagen nur mit dem kirchlichen Lehramt - mit dem, was die Kirche seit Jahrhunderten sagt! - und sehe nur große Fragezeichen.
Und nun widerlege mich, wenn du es kannst (was mich in diesem Fall sehr freuen würde), oder nimm den Vorwurf des Fundamentalismus zurück!