taddeo hat geschrieben:Aletheia hat geschrieben:Zudem ist das Klerikale auch eine innere geistige Haltung, die eine Art Überhebung und Bescheid-Wissen mit sich bringt. Als gäbe es Menschen, die näher an Gott wären und die dies den anderen auch immer gerne vor Augen führen. Es ist auch im Pädagogischen enthalten und verweist auf eine hierarchische Struktur, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist unter den Menschen. Sie ist nur aufgrund von Gewalt gegeben.
Die Liebe - als Person Jesus Christus unter uns wohnend - kann davon frei machen. Aber das ist nicht zu verwechseln mit den Jubelkatholiken in Rom, die abstrakt einen Papst "lieben", wie sie einen George Cloony "lieben", sondern das ergibt sich nur in der persönlichen Begegnung und im gemeinsamen Leben.
Deine Auslassungen würde ich glatt als persönliche Beleidigung auffassen, wenn mir nicht Deine bisherigen Postings schon zur Genüge gezeigt hätten, wes Geistes Kind Du bist.
Du hast ganz recht, "das Klerikale" ist auch eine innere geistige Haltung, die darin begründet ist, daß Christus selbst bestimmte Menschen zu einer besonderen Nachfolge berufen hat und noch immer beruft. Die Apostel waren zweifellos eine Gruppe, die über Jesus besser "Bescheid" wußten als die anderen Jünger - weil er ihnen vieles näher erklärt hat und sie durch den alltäglichen Umgang mit ihm in eine besondere "Schule" gegangen sind. Allerdings zahlten sie für diese Berufung mit einem hohen Preis - nämlich mit ihrem Leben. Auch ein heutiger Kleriker muß sich darüber im Klaren sein, daß der Preis für seine persönliche Berufung die Preisgabe seiner menschlichen Existenz sein kann. In diesem Sinne kann ich auch die Stimmen nachvollziehen, die Pfr. Wagner aus Windischgarsten wegen seines Rückziehers ein Versagen vorwerfen (wobei nochmal darauf hingewiesen sei, daß noch keineswegs klar ist, ob der Papst der Bitte Wagners überhaupt folgen wird - ich halte es für durchaus möglich, daß der Papst auf seiner Wahl besteht).
Wir werden sehen, worauf der Papst bestehen wird. Schörnborn hat sich ja rück versichert. Die heutigen Kleriker leben alle in gut situierten Verhältnissen, kaum einer ist wirklich in seiner Existenz bedroht, wie es Petrus udn Paulus waren. Ich finde das auch gut, dass die Kirche nur noch an wenigen Orten verfolgt wird und Christen ermordet werden. Aber diese Berufenen leben auch wirklich noch in dem Geist der Apostel. Bei den anderen habe ich meine Zweifel. Heute besteht die Preisgabe der menschlichen Existenz viel mehr in der Wahl eines rein weltlichen Berufes. Die Kirche ist für viele Priester eine sichere Bank. Es mag da Ausnahmen geben - aber mehr auch nicht.
Paulus lebte noch von seiner Arbeit und legte darauf auch Wert.
Die Apostel waren eine Gruppe, die über die Nachfolge besser Bescheid wussten, als ihre Zeitgenossen. Das gilt auch heute noch - aber es gibt ja nicht viele Apostel - Apostel ist keine Definition, sondern bestimmt sich durch Berufung und es mag die Kirche ja berufen, aber es muss auch Gott berufen.
Die hierarchische Struktur der Kirche beruht auf dieser besonderen Berufung durch Christus. Wenn sie daher, wie Du postulierst, "auf Gewalt" beruht, dann nur deshalb, weil die Berufenen ihre Berufung nicht ganz kapiert haben. Es müßte vielmehr eine Hierarchie der Liebe sein, die in der Kirche besteht: je höher das Amt ist, zu dem einer berufen ist, desto größere Liebe wird von ihm erwartet, desto größer muß seine Bereitschaft zum Martyrium sein. Die Kardinäle versprechen dem Papst Gehorsam bis aufs Blut, der Papst selber muß seine ganze menschliche Existenz in den Dienst Christi stellen, von der Wahl bis zum Tod. Johannes Paul II. hat uns ja in geradezu brutaler Weise vor Augen geführt, was es heißt, Christus bis zum bitteren Ende zu lieben.
Ich glaube, dass Papst Benedikt dies erkannt hat und gerade deshalb wird sich auch die gewaltsam zusammen gehaltenen Hierarchie auflösen.
Die Liebe Christi macht uns also keineswegs frei von Hierarchie - sie zeigt uns erst, was Hierarchie wirklich sein muß. Und wenn ich - keineswegs abstrakt, sondern sehr real - den Papst liebe, dann deshalb, weil er mir vorbildhaft zeigt, wie die Liebe zu Christus und die Liebe Christi zu mir aussieht. Wo ich
catholicus simplex zu schwach bin für den Anspruch Jesu, dort zeigt mir der Papst, und zwar dieser konkrete Papst Benedikt, daß die Liebe Christi immer größer ist als meine Schwachheit. Das hat er mir schon in der persönlichen Begegnung gezeigt, und er zeigt es mir täglich im gemeinsamen Leben mit und in der Kirche. Dafür muß ich mich aber nicht von Dir als "Jubelkatholik" diffamieren lassen.

Dich wollte ich damit nicht diffamieren - aber wenn du dir den Schuh anziehst ...
Natürlich gibt es eine Hierarchie - zwischen Gott und der Menschheit - vor Gott sind wir alle gleich - unter den Menschen gibt es auch eine Hierarchie, die jedoch in Christus durch die Liebe bestimmt ist - er hat Knechtgestalt angenommen - er dient uns vollständig - aber unter den Menschen gibt es eben auch Gewalt und Herrschaft durch Status, Geld, Macht, Gesetz - mit dieser Seite des Menschseins kann man nur richtig umgehen, wenn man die andere Seite erkennt: gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist und gebt Gott, was Gott ist.
Und das muss jeder in seinem täglichen Leben erkennen und auseinander halten und da hilft mir nicht der Hl. Vater oder die Generation Benedikt.
Mir sagt vor allem die Hl. Schrift wie ich konkret zu leben habe. Und erst dann lese ich diesen ganzen Papierkram des Papstes. Und wenn ich mir Rat holen muss, dann im Gespräch mit meinen geistlichen Beratern.
Was das Leben und Sterben JP II anbetrifft - so teilt er dies mit vielen, vielen Menschen - der Unterschied ist die Öffentlichkeit und die Herausgehobenheit als Papst. Das ist also nicht sein Verdienst - und dass er Pole war auch nicht.
Sein Verdienst ist die Versöhnung mit seinem Attentäter, die Versöhnung mit den Juden und vieles mehr, von dem wir nichts wissen. Er war ein großartiger Mensch. Er war im übrigen im Kommunismus in seiner Existenz bedroht und ebenso im 2. Weltkrieg. Er war ein Apostel.