taddeo hat geschrieben:Naja, "Kirchenmusik" ist da wohl der verkehrte Ausdruck ... eher Jahrmarktsorgel modo bombastico.
Apropos Jahrmarktsorgel: Es macht unheimlich großen Spaß, Mozartstücklein auf der Orgel zu spielen.
taddeo hat geschrieben:Ähnlich im Stil ist folgendes reizende Stück des sehr liebenswerten französischen Komponisten Louis-James-Alfred Lefébure-Wely (DAS ist halt ein [Punkt]): Sortie Es-dur:
Das ist ganz hübsch. Es ist wie ein Spaziergang aufm Tauentzien.
Wir brauchen mehr Säkularorgeln, wie inne Soffjetunion.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr. - Offline -
Hier ist noch so ein "Kracher", der erfahrungsgemäß kaum sein Wirkung verfehlt, obwohl er wirklich nicht schwer zu spielen ist, wenn man das Tempo ein kleines bißchen weniger virtuos nimmt und eine kräftige Orgel mit sauber gestimmten Zungen hat (hier eine Aufnahme mit Diane Bish, die beste von mehreren bei Jutjub):
Juergen hat geschrieben:(Mozarts Alla Turca auf ner Pfeifenorgel)
Ja! Genau das meine ich!
Fehlen noch Popcorn, Zuckerwatte, kandierte Äppel, ...
Ich war mal in einem Konzert in einer Kirche in Hamburg. Dort steht eine alte Orgel, die vormals im Konzerthaus Ludwig auf der Reeperbahn gestanden hat. Die hat "richtige" Kirmesregister. Aber für so ein schmissiges Konzert war die gut geeignet. Kurz drauf hörte ich dann allerdings, daß sie erstmal stillgelegt wurde und danach hörte ich über Jahre nur, daß man Geld für die Restauration sammelt. Ob die inzwischen wieder spielt kann ich nicht sagen.
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cantus planus hat geschrieben:Ich kriege die Meldung immer noch. Hat sich der Organist etwa verspielt? Ich kann's ja nicht hören...
Soweit ich das hören kann nicht. Ich hab's mal zufällig gefunden und weil die Kamera auf den Spieltisch (3 Manuale) hält ist es eine ganz lustige Demonstration einer mechanischen Traktur. Ganz abgesehen davon, dass es ein schönes Stück ist.
Fahr doch mal den Browser runter, lösch' Cookies oder lass sonstige Standardprozeduren verzweifelter Internetuser durchlaufen.
Am 5. Februar 23 erklang der erste Ton. Der letzte soll im Jahre 2639 ertönen.
Am 5.7.21 wird der nächste Klangwechsel stattfinden.
Gruß Jürgen
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Juergen hat geschrieben:Dann ist sicher Halberstadt für Dich immer eine Reise wert.
Ja, Halberstadt ist toll. Mal sehen, wie viel von dem Stück sie schaffen und welche Unterbrechungen es geben wird. Halberstadt wird ja voraussichtlich vom ansteigenden Meeresspiegel nicht so bald erreicht werden. Wie sie aber ab 2312, wenn die letzten Reste der Elektrizitätsversorgung in Europa zusammengebrochen sein werden, den Wind in der Orgel sicherstellen werden, bleibt unterdessen natürlich eine spannende Frage.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Erwähnte ich hier im Forum schonmal meine Bewunderung für die englische Kirchenmusik?
Wow
Was wird da gesungen, ist das eine Vesper oder Psalmodie als Messgesang?
Singen die englisch?
Wenn ich was auszusetzen hätte wären es die Orgelbegleitung und der "Dirigent", auf beides könnte ich in diesem Fall verzichten.
Ja es ist Englisch, gesungen wird Psalm 38: Domine, ne in furore
O Lord, do not rebuke me in your anger; do not punish me, Lord in your rage. Your arrows have sunk deep in me; your hand has come down upon me. Through your anger all my body is sick: through my sin, there is no health in my limbs. My guilt towers higher than my head; it is a weight too heavy to bear. My wounds are foul and festering, the result of my own folly. I am bowed and brought to my knees. I go mourning all the day long. All my frame bums with fever; all my body is sick. Spent and utterly crushed, I cry aloud in anguish of heart. O Lord, you know all my longing: my groans are not hidden from you. My heart throbs, my strength is spent; the very light has gone from my eyes. My friends avoid me like a leper; those closest to me stand afar off. Those who plot against my life lay snares; those who seek my ruin speak of harm, planning treachery all the day long. But I am like the deaf who cannot hear, like the dumb unable to speak. I am like a man who hears nothing in whose mouth is no defense. I count on you, O Lord: it is you, Lord God, who will answer. I pray: "Do not let them mock me, those who triumph if my foot should slip." For I am on the point of falling and my pain is always before me. I confess that I am guilty and my sin fills me with dismay. My wanton enemies are numberless and my lying foes are many. They repay me evil for good and attack me for seeking what is right. O Lord, do not forsake me! My God, do not stay afar off! Make haste and come to my help, O Lord, my God, my savior!
Glory be to the Father, and to the Son, and to the Holy Spirit. As it was in the beginning, is now, and ever shall be, world without end. Amen.
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Wow
Was wird da gesungen, ist das eine Vesper oder Psalmodie als Messgesang?
Singen die englisch?
Wenn ich was auszusetzen hätte wären es die Orgelbegleitung und der "Dirigent", auf beides könnte ich in diesem Fall verzichten.
Ja, es wäre interessant, das mal ohne Orgel zu hören. Aber schön ist es trotzdem. Immerhin ist der Dirigent vom Kirchenschiff aus nicht zu sehen, weil er von diesem... äh... Ding verdeckt wird. Das predige ich immer wieder: wenn der Chor im Chorraum singt - wo er ja eigentlich hingehört - hat man so unauffällig wie möglich zu dirigieren. Das zwingt übrigens auch zu Prägnanz und Selbstdisziplin. Selbstverliebtes Herumrühren passt da nicht.
Die Engländer haben uns da wirklich viel voraus. Wenn man auf das Video doppelklickt, kommt man auf die originale Youtube-Seite. Da gibt es rechts noch mehr Klangbeispiele. Wunderbar, diese englische Knabenchortradition. Schade, dass es das bei uns gar nicht mehr gibt - abgesehen von wenigen Inseln, die man an einer Hand abzählen kann. (Bevor jetzt taddeo protestiert... )
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Es ist zwar keine Kirchenmusik, aber eine sehr schöne Spieltechnik im Pedal.
Fernando Germani -- der Entwickler der nach ihm benannten Germani-Technik.
Organisten wie z.B. Paul Damjakob waren seine Schüler
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Ich stelle es hier mal zu Lehrzwecken ein, da es ungefähr alle agogischen und gesangstechnischen Fehler enthält, die man überhaupt nur machen kann.
Eine perfekte Demonstration, wie man Choral zerlegen kann. Das war übrigens die vor dem Vaticanum II übliche Singweise, die auch heute noch von vielen traditionalisitschen Scholen gepflegt wird. Diese Choral"tradition" dürfte entscheidend zum Aussterben des Chorals nach dem Konzil mitverantwortlich sein (neben dem vorherrschenden Modernismus).
Der geschätzte Kollege Giovanni Vianini aus Mailand, den ich einmal bei einem Choralkongress in Rom kennenlernen durfte. Leider kann er nicht von einigen solesmischen Manierismen lassen...
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
das erschüttert mich jetzt schon mehr als dezent, daß Du ausgerechnet diese Gruppe aus Mailand als Vorbild hinstellst!
Ich hab die schon live gehört und gesehen, beim Wettbewerb in Arezzo vor etlichen Jahren. Und ich hab mir dabei gedacht
aliquis cantus hat geschrieben:Diese Choral"tradition" dürfte entscheidend für das Aussterben des Chorals nach dem Konzil mitverantwortlich sein (neben dem vorherrschenden Modernismus).
Dieser Singsang ohne Schmackes, der konserviert doch bestenfalls eine Choraltheorie, die genauso hölzern ist wie ihr Ergebnis. Keiner weiß wirklich, wie der Choral früher geklungen hat - und die Mailänder singen ihn auch noch so, daß man das Nichtwissen hört! Wenn der christliche Glaube im Mittelalter auch so fad dahergekommen wäre, hätte sich keine alte Sau zum Christentum bekehrt!
Ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich diese Aufnahme ideal finde.
Ich finde sie aber besser, als die obere Aufnahme. Eine bessere ist bei Youtube nicht zu finden (oder ich habe sie nicht endtdeckt). Vianini ist eben ein Anhänger der alten Schule von Solesmes, die übrigens gerade in den USA eine späte Nachblüte zu erleben scheint.
Ich hätte übrigens Lust, mich mal einige Tage mit erfahrenen Scholaren in ein Kloster zurückzuziehen, und dort ein paar brauchbare Aufnahmen für solche Videoportale zu erstellen. Der Bedarf ist da, und das Angebot - wie du richtig kritisierst - ist nicht berauschend.
So lange müssen wir uns mit Vianinis Aufnahme zufriedengeben, dessen "Apostolat" bei Youtube mir übrigens einen gewissen Respekt abnötigt - abgesehen von der Qualitätsfrage.
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Manchmal wird's auch in der Musikwissenschaft arg akademisch...
Dann will man unbedingt zum Ursprung zurück.
Mit der Folge, daß bei "Stille Nacht" der eine "Jesus" singt, der andere "Christ" oder bei "Christ ist erstanden" an der Stelle "...Trost sein" die einen ein "e" singen und die anderen singen "e-f". -- Im Paderborner Gesangbuch "sursum corda" stand dort "e-f", im Gleichmachbuch "Gotteslob" steht ein "e" und manch ein Organist hat sich einen Dreck darum geschert und weiterhin - wie es üblich war - "e-f" gespielt, während ein anderen den Leuten unbedingt das "f" austreiben wollte.
Ein anderes Beispiel für akademischen Quark war eine Aufführung hier in Paderborn, wo man die Gesänge zur Zeit Heinrich II. (der bekanntlich in Paderborn heiratete) versucht hatte zu rekonstruieren. - Ich habe es keine 20 Minuten ausgehalten und bin rausgegangen. Im Anschluss daran habe ich mir mit einem weiteren "Flüchtling" erstmal in einer Kneipe ein Bier gegönnt. Irgendwann kamen dann andere Leute in die Kneipe und sprachen uns mit den Worten an: "Hat es Ihnen auch nicht gefallen?" Die hatten es allerdings bis zum Schluß ausgehalten.
Gruß Jürgen
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