Samuel hat geschrieben:Bernado hat geschrieben:Samuel hat geschrieben:Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
Du vielleicht nicht - ich schon.
Nur mal so der Vollständigkeit halber, falls hier welche mitlesen, die mit den einschlägigen Texten nicht vertraut sind:
Vat II (NA 3) hat geschrieben:Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels
und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.
Ja, hier haben wir wieder mal das alte Gespenst: Erst erklären Papst und Konzil, daß sie keine neuen Wahrheiten verkünden und erst rechts nichts dogmatisieren wollen - und dann kommen die Modernisierer daher und machen eine "Erklärung" wie Nostra Aetate, also das niedrigrangigste Dokument überhaupt, in der es von Pauschalisierungen, und - der Name deutets an - "Absichtserklärungen" ebenso wimmelt wie an Argumenten und Ableutungen fehlt - zu einer quasi dogmatischen Aussage.
Dieser Unfug wird wohl erst dann aufhören, wenn diese in der Tat beklagenswerte Fehlleistung des Konzils durch eine geeignete ebenso autoritative Erklärung korrigiert wird. Solange die Mohammedaneer bekennen "Gott hat keinen Sohn" ist die Behauptung, der Gott des Islam sei der gleiche wie der wahre Gott, den wir erkennen und verehren, nicht zu halten.
Wenn man genau hinschaut und sich nicht durch die absichtsvolle Schludrigkeit der Übersetzer täuschen läßt - soviel zur Frage der Vertrautheit mit den Texten - sagt Nostra Aetate auch gar nicht das, was hier unterstellt wird:
Nostra Aetate hat geschrieben:3. Ecclesia cum aestimatione quoque Muslimos respicit qui unicum Deum adorant, viventem et subsistentem, misericordem et omnipotentem, Creatorem caeli et terrae[5], homines allocutum,
Das heißt mindestens so sehr "einen einzigen (im Unterschied zu mehreren Göttern) Gott" wie "den einzigen Gott". Wen man eine stärkere Bestimmung hätte ausdrücken wollen, hätte das Latein mit "illum" ja ein auch sonst gerne benutztes Mittel bereitgehalten.
Trotzdem ist nicht zu leugnen, daß der Text eine gewisse Ambivalenz enthält, nicht zuletzt durch die Aufreihung der Attribute, die mit denen des Wahren Gottes übereinstimmen - und das Weglassen derer, die den Unterschied markieren könnten: Die Fehlübersetzung wurde zumindest von einigen Konzilsvätern billigend in Kauf genommen.
Diese Politik des Verwischens objektiver Untgerschiede hat überall verhängnisvolle Folgen gehabt und muß beendet werden. Da es sich nur um eine Politik und nicht um Theologie der Kirche handelt, ist das auch ohne weiteres möglich.