Florianklaus hat geschrieben:Robert Ketelhohn hat geschrieben:Aber ohne die Ostkirchen ist der Patriarchat von Rom verloren,
Benedikt hin oder her. Die letzten Inseln und Flöße des Glaubens
werden untergehen im Ozean des Abfalls, wenn sie nicht von
Osten her Nahrung, Energie, Baustoffe erhalten.
Das sehe ich anders. Wir werden unseren Laden schon selbst mit unseren eigenen Mitteln in Ordnung bringen müssen. Ich kann auch keinen nennenswerten ostkirchlichen Einfluß auf innerkatholische Reformbestrebungen erkennen.
Zunächst möchte ich Robert ein wenig umdichten, nur zwei Buchstaben, nicht mehr als ein kleiner Verschreiber in einem Manuskript:
Aber ohne die Ostkirchen ist der Patriarchat von Rom verloren,
Benedikt hin oder her. Die letzten Inseln und Flöße des Glaubens
werden untergehen im Ozean des Abfalls, wenn sie nicht von
Oben her Nahrung, Energie, Baustoffe erhalten.
Dann zu Florianklaus: Die Einflüsse sind schon da, aber sie sind nicht eindeutig. Einige Elemente des NOM wurden ja aus den orientalischen Liturgien übernommen - freilich nur formal, nicht dem Geist nach - und das hat durchaus zur Zerstörung der Identität und der Stimmigkeit des römischen Ritus beigetragen. Auch die stärkere Betonung nationalkirchlicher Einheiten mit der Tendenz, die Bischofskonferenzen als nationalkirchliche Patriarchate erscheinen zu lassen, kann sich auf (nur teilweise fehlgedeutete) östliche Vorbilder stützen. Soviel zum Negativen.
Andererseits nehme ich an, daß die Bestrebungen zur Einführung des Frauenpriestertums und zur Anerkennung aller möglichen christlichen Gemeinschaften als vollgültige Kichen sich in den letzten 20 Jahren viel stärker zur Geltung gebracht hätten, wäre da nicht die Einsicht gewsen: Das machen die Orthodoxen nie mit. Ohne die Orthodoxie wäre "Dominus Jesus" kaum denkbar. Und umgekehrt: Wer die Frauenordination fordert, der will den Weg zur Verständigung mit dem Osten endgültig abschneiden, damit die Westkirche sich ungestört dem Weg in die Verweltlichung anschließen kann.
Und dann noch mal zurück zu meiner kleinen Manipulation an Roberts Text: Der Hilfe von "Oben" bedürftig sind natürlich auch die Kirchen der Orthodoxie. Sie haben in den vergangenen tausend Jahren unter Sonderbedingungen gelebt und überlebt, die man unter den Stichworten Osmanische Oberherrschaft, Zaristische Autokratie und Kommunistische Diktatur zusammenfassen kann. Da ist ein tiefgreifender Wandel eingetreten, Youtube und Nintendo gibts jetzt auch in den Dörfern des Balkans oder hinter dem Ural, und CocaCola sowieso.
Der moderne westliche Geist in der Tradition der Aufklärung schickt sich an, für die Zeit, die ihm von Gott zugemessen ist, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der Iranische Weg, sich dem zu widersetzen, erscheint wenig aussichtsreich - aber man sieht, zu welchen verheerenden Zerstörungen dieser "Kulturkontakt" schon geführt hat, auch und gerade im geistigen Bereich.
Der östlichen Christenheit steht in dieser Hinsicht ebenfalls noch einiges bevor - die Russische Kirche z.B. gibt sich zwar selbstbewußter und lautstärker als die katholische Kirche in der ehemaligen DDR - aber ist sie wirklich tiefer in der Masse der Bevölkerung verwurzelt? Nehmen die Russinnen keine Pille oder suchen sie nicht die bereits unter dem roten Stern eingerichteten Abtreibungskliniken auf?
Die Kirchen des Osten können in dieser längst begonnen Auseinandersetzung viel vom Westen lernen - wenn auch leider mehr in der Hinsicht, wie man es nicht machen soll, als darin, wie man es macht. Letztlich ist die Bewältigung der Herausforderung "Moderne" wohl eine gemeinsame Aufgabe - und genau diese Einsicht, die ich hier in den meisten Forumsbeiträgen schmerzlich vermisse, ist wohl auch das Movens hinter der großen Ernsthaftigkeit, mit der die Patriarchen in Konstantinopel und Moskau derzeit auf den Papst zugehen.