RogerRobert Ketelhohn hat geschrieben:Nein.Marion hat geschrieben:Man kann nur Sünden bereuen.

Oder gibt es noch mehr was man bereuen kann?
RogerRobert Ketelhohn hat geschrieben:Nein.Marion hat geschrieben:Man kann nur Sünden bereuen.
Also irren oder meinen geirrt zu haben.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Manche Leute sollen gelegentlich sogar bereuen, geheiratet zu haben.
Ich kann das überhaupt nicht recht verstehen. Und erst recht nicht am Aschermittwoch. Da wird Asche auf die Menschenhäupter gestreut und durch diesen sehr schlecht übersetzten Vers nebenher noch ein bisschen auf Gottes Haupt.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Als anthropomorphe Redeweise kann man das schon recht verstehen,Marion hat geschrieben:Dankeschön![]()
Mich hats fast vom Hocker gehauen als ich das las:
Gott reut es![]()
Das ist ein völlig anderes Gottesbild
wie auch den Zorn Gottes, beispielshalber.
Ich bitte zu unterscheiden zwischen dem, was man in der Bibel mit angemessener Anstrengungen verstehen kann - und dem, was immer wieder Übersetzer (mal mit, mal ohne schlechten Willen) daraus machen.Marion hat geschrieben:Ich kann das überhaupt nicht recht verstehen. Und erst recht nicht am Aschermittwoch. Da wird Asche auf die Menschenhäupter gestreut und durch diesen sehr schlecht übersetzten Vers nebenher noch ein bisschen auf Gottes Haupt.
Was du mir hier übersetzt hast habe ich anders verstanden, als daß Er Seinen Sinn wandelt.Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Wörtlich juxta LXX ungefähr: „… weil er erbarmend und mitleidend ist, langmü-
tig und vielerbarmend und den Sinn wandelnd hinsichtlich der Übel“ (… ὅτι ἐλε-
ήμων καὶ οἰκτίρμων ἐστίν, μακρόϑυμος καὶ πολυέλεος καὶ μετανοῶν ἐπὶ ταῖς
κακίαις).
Diese Beschwerde mußt du dann aber bitte dem Heiligen Geist, der ja der Hauptautor der Heiligen Schrift ist, vortragen. Ich empfehle hier mal Dei Verbum, 11 ff.Marion hat geschrieben:Ich bleibe allerdings dabei, daß es nicht nur nicht nötig ist zu sagen Gott reue irgendetwas, (und davon steht ja in der wörtlichen Überetzung von dir auch nichts!) weil man Ihm damit automatisch Sünde oder und Irrtum oder auch nur einen gemeinten Irrtum unterschiebt, sondern daß das schädlich ist.
Es steht doch (hier auf jedenfall mal) gar nicht in der heiligen Schrift, daß Gott reut - Das steht doch nur in der Übersetzung. Oder hab ich nun was übersehen? Es gibt meinerseits keine Beschwerde an den Heiligen GeistBerolinensis hat geschrieben:Diese Beschwerde mußt du dann aber bitte dem Heiligen Geist, der ja der Hauptautor der Heiligen Schrift ist, vortragen. Ich empfehle hier mal Dei Verbum, 11 ff.Marion hat geschrieben:Ich bleibe allerdings dabei, daß es nicht nur nicht nötig ist zu sagen Gott reue irgendetwas, (und davon steht ja in der wörtlichen Überetzung von dir auch nichts!) weil man Ihm damit automatisch Sünde oder und Irrtum oder auch nur einen gemeinten Irrtum unterschiebt, sondern daß das schädlich ist.
Hat doch Robert oben ausführlich erläutert.Marion hat geschrieben:Es steht doch (hier auf jedenfall mal) gar nicht in der heiligen Schrift, daß Gott reut - Das steht doch nur in der Übersetzung. Oder hab ich nun was übersehen? Es gibt meinerseits keine Beschwerde an den Heiligen Geist
Nein. Dinge können ja auch weder positiv noch negativ sondern schlicht neutral bewertet werden. Im nachhinein betrachtet wäre eine eindeutige entscheidung für schwarz oder weiß vielleicht sinnvoller gewwesen. Wobei die entscheidung fürs neurteale dunkelbunt an ich weder gut noch schlecht ist.Marion hat geschrieben:Also irren oder meinen geirrt zu haben.
Gott irrt nicht und meint auch nicht geirrt zu haben.
Daß Gott reuen könnte passt auch in diesem Fall nicht.
War nicht als Rüge gemeint. Aber Robert hatte darauf aufmerksam gemacht, daß zumindest in der Septuaginta metanoein steht - seinen Sinn wandeln - und nicht bereuen. Von daher sollte also der Versuch des Verständnisses ausgehen und nicht von deutschen Übersetzungen, die einen Teil der Bedeutung von "seinen Sinn wandeln" herausgreifen und dadurch ein falsches Bild entstehen lassen.Marion hat geschrieben:Lieber Bernado,
du hast mich gerügt. Ich habe aber nicht verstanden für wasIch könnte also auch bei bestem Willen keine Besserung geloben.
Einheitsübersetzung:qui constitutus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum, Iesu Christo Domino nostro,
Mich interessiert:der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn.
EÜ:15 qui est imago Dei invisibilis,
primogenitus omnis creaturae,
16 quia in ipso condita sunt universa in caelis et in terra,
visibilia et invisibilia,
sive throni sive dominationes
sive principatus sive potestates.
Omnia per ipsum et in ipsum creata sunt,
17 et ipse est ante omnia,
et omnia in ipso constant.
Hier ist meine Frage, wie das "primogenitus omnis creaturae"/"Erstgeborene der ganzen Schöpfung" verstehen muss. Also dass es nicht im Sinne eines Teils der Schöpfung gemeint ist, ist klar, das zeigt ja dann auch Vers 17. Aber was heißt diese Bezeichnung dann?15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, / der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
16 Denn in ihm wurde alles erschaffen / im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
17 Er ist vor aller Schöpfung, / in ihm hat alles Bestand.
Vulgata:Vulpius Herbipolensis hat geschrieben: Es geht I. um Röm 1, 4:
Nova Vulgata:qui constitutus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum, Iesu Christo Domino nostro,
Grußqui praedestinatus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum, Iesu Christi Domini nostri
Nova Vulgata und Einheitsübersetzung sind da schlicht häretisch. – Dazu habe ich vor Zeiten einmal folgendes geschrieben:Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Hoffentlich bin ich diesmal in dieser Diskussion richtig ...!
Es geht I. um Röm 1, 4:
Nova Vulgata:Einheitsübersetzung:qui constitutus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum, Iesu Christo Domino nostro,Mich interessiert:der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn.
1. Welche Präposition in der Vulgata steht,
2. Welche im Griechischen (habe leider gerade keine griechische Ausgabe da).
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das wird etwas umständlich und mühsam (auch für dich selber). Aber ich will’s mal versuchen. Als Beispiel nehme ich die salutatio des Römerbriefs (Rm 1,1-7); konkret geht es mir um einen Begriff im Vers 4, wie gleich näher zu erläutern sein wird (andere interessante Übersetzungsfragen dieser Passage lasse ich beiseite). Hier zunächst der Text:Marlene hat geschrieben:»Könntest du mal bitte ein Beispiel konkret geben? Damit ich mir eine Vorstellung machen kann, und mit geschärftem Auge lese?«
Meine möglichst wörtliche Übersetzung mit einigen Erläuterungen:Παῦλος (Rm 1,1-7) hat geschrieben:1 Παῦλος δοῦλος ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ, κλητὸς ἀπόστολος, ἀϕωρισμένος εἰς εὐαγγέλιον Θεοῦ,
2 ὃ προεπηγγείλατο διὰ τῶν προϕητῶν αὐτοῦ ἐν γραϕαῖς ἁγίαις,
3 περὶ τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ τοῦ γενομένου ἐκ σπέρματος Δαυὶδ κατὰ σάρκα,
4 τοῦ ὁρισϑέντος υἱοῦ ϑεοῦ ἐν δυνάμει κατὰ πνεῦμα ἁγιωσύνης ἐξ ἀναστάσεως νεκρῶν[,] ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν,
5 δι‘ οὗ ἐλάβομεν χάριν καὶ ἀποστολὴν εἰς ὑπακοὴν πίστεως ἐν πᾶσιν τοῖς ἔϑνεσιν ὑπὲρ τοῦ ὀνόματος αὐτοῦ,
6 ἐν οἷς ἐστε καὶ ὑμεῖς κλητοὶ ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ,
7 πᾶσιν τοῖς οὖσιν ἐν ῾Ρώμῃ ἀγαπητοῖς Θεοῦ, κλητοῖς ἁγίοις· χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ Θεοῦ πατρὸς ἡμῶν καὶ κυρίου ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ.Es wäre interessant, das komplette Stück in verschiedenen Übertragungen zu vergleichen, doch will ich hier, wie angekündigt, beim Kernpunkt bleiben: dem Begriff ὁρισϑείς. Beginnen müssen wir mit den lateinischen Versionen. Die aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen Fragmente der Vetus latina liegen mir zwar nicht vor, doch erschließe ich ihre Rezensionen für die fragliche Stelle provisorisch aus Tertullian (für die Afra) und Rufin (für die Itala); falls jemand mit genaueren Zitaten aushelfen kann, bin ich dankbar.1 Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, ausgesondert zum Evangelium Gottes [und: im Evangelium Gottes]*,
2 das vorherverkündigt wurde durch seine Propheten in heiligen Schriften,
3 über seinen Sohn, geboren aus dem Samen Davids nach dem Fleische,
4 abgegrenzt** als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit aus der Totenauferstehung Jesu Christi, unseres Herrn [oder: … aus der Auferstehung Toter, ‹über› Jesus Christus, unsern Herrn,]***
5 durch welchen wir empfangen haben Gnade und Apostelamt zum Gehorsam des Glaubens bei allen Völkern [und: … Apostelamt, im Gehorsam des Glaubens, bei allen Völkern]† um seines Namens willen,
6 unter welchen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi:
7 allen Geliebten Gottes, die zu Rom sind, den berufenen Heiligen: Gnade euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
* Εἰς εὐαγγέλιον Θεοῦ: vielschichtige Wendung; εὐαγγέλιον (evangelium) läßt man besser unübersetzt, da man mit jeder Wahl Bedeutungen ausgrenzt. Θεοῦ kann gen. subj. oder obj. sein, gemeint also sowohl des Apostels Verkündigungsdienst (Predigt über Gott) als auch Gottes eigenes Wort, das der Apostel empfangen hat. Εἰς gibt nicht nur die Richtung (hier übertragen: den Zweck) an, sondern gilt auch im Neuen Testament schon lokal (Frage: wo?), was sich später in der Κοινὴ mit dem Wegfall der alten Lokal-Präposition ἐν vollends durchgesetzt hat; mitzudenken ist also: „im Evangelium Gottes“. Der Doppelsinn ist im Deutschen nicht übersetzbar. (Paulus braucht das übrigens durchaus nicht doppeldeutig gemeint zu haben, doch was er tatsächlich gemeint hat, halte ich hier für kaum entscheidbar.)
** ὁρισϑείς, -ϑέντος: Dies ist der Begriff, welchen ich unten anhand anderer Übersetzungen näher untersuchen möchte. Lateinisch entspräche definitus, deutsch „abgegrenzt“; der deutsche Begriff „definiert“ ist semantisch zu einseitig festgelegt, als daß er hier paßte. Was ist gemeint? Mit Sicherheit kein konstitutiver Akt, sondern die kraft der Auferstehung erfolgte definitive Klärung oder Offenlegung der Gottessohnschaft.
*** Bezug nicht eindeutig: Ιησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου kann Genitivattribut zur direkt davorstehenden festen Wendung ἀνάστάσις νεκρῶν sein (so die Hauptübersetzung), kann aber auch als Fortsetzung der von περὶ abhängigen Reihe von Ausdrücken verstanden werden: περὶ τοῦ υἱοῦ … τοῦ γενομένου … τοῦ ὁρισϑέντος … ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου (so die in Klammern angegebene Variante].
† Εἰς ὑπακοὴν πίστεως ἐν πᾶσιν τοῖς ἔϑνεσιν: Wiederum ist das εἰς doppeldeutig: Entweder spricht Paulus vom Glaubensgehorsam der Völker, dem sein Apostelamt dient, oder er redet von seinem eigenen Glaubensgehorsam, in welchem er das Apostelamt bei allen Völkern angenommen habe. Wiederum kaum entscheidbar.Hier wird ὁρισϑείς mit definitus wiedergegeben, also mit der strikten etymologischen Entsprechung.Die [i]Afra[/i] hat geschrieben:1:3 ‹de Filio suo› qui factus est ex semine David ‹secundum carnem›
1:4 qui definitus est Filius Dei ‹in virtute› secundum Spiritum …
(Die Passagen in spitzen Klammern ‹ ›, die Tertullian bei der Zitation ausläßt, sind hier nach der Vulgata ergänzt; viel anders kann man das auf Latein nicht formulieren. Quelle: Tertullian, adv. Praxean 27,11.)Die einschlägigen Passagen stammen überwiegend nicht von Origenes, sondern sind Zusatz Rufins; so insbesondere die sprachliche Erläuterung, man müsse auf Latein eigentlich destinatus übersetzen, nicht prædestinatus, also nicht „vorherbestimmt“, sondern einfach „bestimmt“. Daran ist zumindest richtig, daß prædestinatus keine adäquate Übersetzung ist. Mutmaßlich hat der alte Paulus-Übersetzer durch das „vorher“ die Präexistenz des Sohnes klarer fassen wollen, dieses Ziel aber doch gerade verfehlt. Bloßes „bestimmt“ trifft es jedoch auch nicht besser.Die [i]Itala[/i] hat geschrieben:1:3 de Filio suo qui secundum carnem ex semine factus est David
1:4 qui prædestinatus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum Jesu Christi Domini nostri
(Quelle: Rufin, lateinische Fassung von: Origenes, comm. in Rom. 1,5.)
Nur am Rande sei vermerkt, daß für sanctificatio – „Heiligung“ besser sanctitas – „Heiligkeit“ stehen müßte. Jesu Christi Domini nostri ist als Genitiv-Attribut auf die resurrectio bezogen, nicht Teil des Präpositionalausdrucks (evangelium de…), was ja, wie oben erläutert, nach dem Griechischen auch möglich wäre.Die Vulgata – ob hier von Hieronymus bearbeitet, bleibt offen – übernimmt also den Text der Itala. Deren geringfügig abweichende Wortstellung mag auf Rufin zurückgehen. Jedenfalls wird die Übersetzung nicht verbessert.Die [i]Vulgata[/i] hat geschrieben:1:3 de Filio suo qui factus est ex semine David secundum carnem
1:4 qui prædestinatus est Filius Dei in virtute secundum Spiritum sanctificationis ex resurrectione mortuorum Jesu Christi Domini nostri
Die Nova Vulgata stellen wir einweilen noch zurück. Zunächst die deutschen Fassungen:Luther erfaßt den Sinn des Begriffs ὁρισϑείς sehr klar und gibt ihn zutreffend interpretierend mit „erweiset“ („erwiesen“) wieder. Verfehlt ist die Interpretation von ἐν δυνάμει („in Kraft“) als adverbiale Bestimmung zu ὁρισϑείς (»kräftiglich erweiset«). Hinsichtlich des Geists, »der da heiliget«, ist Luther von der Vulgata abhängig, statt bei der griechischen Vorlage zu bleiben. Das »nämlich Jesus Christus, unser Herr« scheint etwas unverbunden hinterherzuklappern, setzt jedoch voraus, daß die griechische Entsprechung als Genitiv-Attribut verstanden ist; nur muß Luther, weil er die „Auferstehung“ verbal wiedergibt, auch am Ende des Verses die Syntax umbauen. Das ἐξ temporal wiederzugeben (»seit der Zeit«) ist zwar nicht falsch, schließt aber andere mögliche Bedeutungen (etwa die kausale) unnötig aus.Martin Luther hat geschrieben:1:3 von seinem Sohn, der geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch
1:4 und kräftiglich erweiset ein Sohn Gottes nach dem Geist, der da heiliget, seit der Zeit er auferstanden ist von den Toten, nämlich Jesus Christus, unser HerrZunächst die kleineren Änderungen: »Jesus Christus, unserm Herrn« ist hier als Teil des Präpositionalausdrucks verstanden, aber dichter an diesen herangezogen, nämlich vom Schluß des Verses 4 an den Anfang von Vers 3. Der „Same“ gilt in unserer ethischen Zeit als Pfui-Wort und wurde durch „Geschlecht“ ersetzt. Luthers »kräftiglich« immerhin wurde korrekt durch »in Kraft« ersetzt und an den richtigen Platz gestellt.Die revidierte „Lutherbibel“ (1984) hat geschrieben:1:3 von seinem Sohn Jesus Christus, unserm Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch,
1:4 und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten.
Entscheidend aber ist: Statt daß die Sohnschaft Jesu aus der Auferstehung erwiesen ist, soll sie nun erst durch diese konstituiert sein. Erst »durch die Auferstehung« sei Jesus »eingesetzt« worden »als Sohn Gottes«. Das ist weder paulinisch noch kirchlich, sondern reinster Adoptianismus, an dem Paul von Samosata seine Freude gehabt hätte.Zur Konstruktion: Auch hier wird »Jesum Christum, unseren Herrn« als Teil des Präpositionalausdrucks verstanden; um den syntaktischen Zusammenhang zu verdeutlichen, ist das längere Zwischenstück in Parenthese gesetzt.Die „Elberfelder“ hat geschrieben:1:3 über seinen Sohn, (der aus dem Samen Davids gekommen ist dem Fleische nach,
1:4 und als Sohn Gottes in Kraft erwiesen dem Geiste der Heiligkeit nach durch Totenauferstehung) Jesum Christum, unseren Herrn.
Unser Schlüsselwort ὁρισϑείς wird wie beim originalen Luther zutreffend mit „erwiesen“ wiedergegeben.Hier fällt zweierlei auf: Erstens schämt man sich auch bei den Elberfelder Nachfolgern des Wortes „Same“ und findet einen Ersatzbegriff: „Nachkommenschaft“. Zweitens läßt man Jesus, ganz wie in der revidierten Lutherbibel, auch erst »auf Grund der Toten-Auferstehung« zum Sohn Gottes »eingesetzt« werden.Die „revidierte Elberfelder“ hat geschrieben:1:3 über seinen Sohn, der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleische nach,
1:4 [und] als Sohn Gottes in Kraft eingesetzt dem Geiste der Heiligkeit nach auf Grund der Toten-Auferstehung: Jesus Christus, unseren Herrn.Schlachter übersetzt zutreffend, sinngemäß in den Spuren Luthers. Lediglich das »Jesus Christus, unser Herr« klappert als unverbundene Apposition hinterher. Die revidierte Schlachterbibel (1998 fürs NT) liegt mir nicht vor; ich könnte mir allerdings vorstellen, daß man hier dem Sinn treu geblieben ist.Franz Eugen Schlachter hat geschrieben:1:3 betreffs seines Sohnes, der hervorgegangen ist aus dem Samen Davids nach dem Fleisch
1:4 und erwiesen als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geiste der Heiligkeit durch die Auferstehung von den Toten, Jesus Christus, unser HerrHier wieder die üblichen „revidierten“ Symptome: Der peinliche Same wird ausgemerzt, Christus wird als Sohn Gottes erst durch die Auferstehung eingesetzt.Die „Einheitsübersetzung“ hat geschrieben:1:3 das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids,
1:4 der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn.
Weitere Zitate erspare ich euch. Der Befund ist überall ähnlich. Die revidierten (oder ganz neuen) Übersetzungen seit den sechziger Jahren setzen auf Adoptianismus. Überall wird Christus erst durch die Auferstehung „eingesetzt“. So in der offiziellen italienischen Bibel der CEI (»costituito Figlio di Dio«; die »Traduzione interconfessionale in lingua corrente« treibt den Adoptianismus sogar noch weiter: »ma sul piano dello Spirito …, Dio lo ha costituito Figlio suo«, also nicht: »er ist eingesetzt«, sondern: »Gott hat ihn eingesetzt«); so auch in der offiziellen Nova Vulgata (»constitutus est Filius Dei«); so in der russischen Version der »International Bible Society« (»был поставлен Сыном Божьим«, während freilich nach der offiziellen Übersetzung des Moskauer Patriarchats Jesus immer noch als Sohn Gottes offenbar wurde – »открылся Сыном Божиим«).
Bei den englischen Bibeln scheint es etwas anders zu sein. Vorherrschend ist von der King-James-Übersetzung bis zur »New International Version« die Formulierung: »was declared to be the Son of God«. Einige neuere lassen das »to be« weg (z. B. »New American Standard Bible«), was eine gravierende Änderung des Sinns bedeutet („wurde erklärt zum“ statt „es wurde erklärt, daß er war“), andere sagen sogar noch deutlicher: »was shown as« (z. B. »The Message«, die aber sonst sehr frei verfährt). Eine sehr interessante (und treffende, wie ich finde) Übersetzung bietet Darby: »marked out Son of God«.
Abgesehen von verschiedenen Einzelbeobachtungen läßt sich also eine adoptianistische Gesamttendenz klar erkennen, die im deutschen Bereich nicht nur bei den Protestanten, sondern auch offiziell-katholisch ebenso durchgeschlagen ist wie bei der italienischen Bischofskonferenz und sogar mitten im Vatikan. Dasselbe ließe sich auch an zahlreichen andern Beispielen verdeutlichen.
Sieh da: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=322531#p322531Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:II. um Kol 1, 15-17:
Nova Vulgata:EÜ:15 qui est imago Dei invisibilis,
primogenitus omnis creaturae,
16 quia in ipso condita sunt universa in caelis et in terra,
visibilia et invisibilia,
sive throni sive dominationes
sive principatus sive potestates.
Omnia per ipsum et in ipsum creata sunt,
17 et ipse est ante omnia,
et omnia in ipso constant.Hier ist meine Frage, wie das "primogenitus omnis creaturae"/"Erstgeborene der ganzen Schöpfung" verstehen muss. Also dass es nicht im Sinne eines Teils der Schöpfung gemeint ist, ist klar, das zeigt ja dann auch Vers 17. Aber was heißt diese Bezeichnung dann?15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, / der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
16 Denn in ihm wurde alles erschaffen / im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
17 Er ist vor aller Schöpfung, / in ihm hat alles Bestand.
Sieh da: viewtopic.php?p=322531#p322531
Ja, aber wie muss ich diese Bezeichnung verstehen?... das paulinische Verständnis erstgeborener (der ganzen Schöpfung) ...
Vielen Dank, das war es, was ich wissen wollte!... denn sonst
hätte die Schöpfung diesen „Erstgeborenen“ ja geboren haben müssen. Also eher
„für die ganze Schöpfung“. Damit ist auch bereits klar, daß bildliche Redeweise
vorliegt. – Weshalb und inwiefern? – »ὅτι ἐν αὐτῷ ἐκτίσϑη τὰ πάντα ἐν τοῖς
οὐρανοῖς καὶ ἐπὶ τῆς γῆς, τὰ ὁρατὰ καὶ τὰ ἀόρατα, εἴτε ϑρόνοι εἴτε κυριότη-
τες εἴτε ἀρχαὶ εἴτε ἐξουσίαι· τὰ πάντα δι' αὐτοῦ καὶ εἰς αὐτὸν ἔκτισται, καὶ
αὐτός ἐστιν πρὸ πάντων καὶ τὰ πάντα ἐν αὐτῷ συνέστηκεν.
Darüber gab’s hier schon mal eine nicht ganz unergiebige Diskussion. (Robert zitierte unter anderem Gregor den Großen.)Lioba hat geschrieben:Frage zum Begriff hassen in Bezug auf Gott.
Wer zu mir kommt und hasst nicht Vater und Mutter
Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.
Wie sind diese Aussagen richtig zu deuten?
Wie ist diese Stelle zu verstehen?denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; / hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, / damit sie sich nicht bekehren / und ihnen nicht vergeben wird
(Mk 4;12)
Das, was Gott bloß zuläßt, wird in der Hl. Schrift oft so dargestellt, als ob er es selbst bewirkt hätte (vgl. im selben Sinn auch z.B. Mt 13,15; Joh 12,40; Apg 28,27; Röm 11,8)Marion hat geschrieben:Wie ist diese Stelle zu verstehen?denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; / hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, / damit sie sich nicht bekehren / und ihnen nicht vergeben wird
(Mk 4;12)
Irgendwie passt das nicht mit dem zusammen, daß Gott jedem die Chance gibt gerettet zu werden.
Jaja, das ist ein alter Dreh der Theologenzunft, der mittlerweile halt doch etwas zu peinlich ist, was da manchmal in der "Heiligen Schrift" verzapft wird ...Das, was Gott bloß zuläßt, wird in der Hl. Schrift oft so dargestellt, als ob er es selbst bewirkt hätte
Da vergleichst du aber Äpfel mit Birnen. Werden Hitlers Taten deswegen verurteilt, weil man davon in "Mein Kampf" liest oder weil er sie nun mal veranlasst hat? Weiterhin liegt der Unterschied darin, dass Hitler sein Buch selbst geschrieben hat. Im Gegensatz zur heiligen Schrift, welche zwar göttliche inspiriert, aber dennoch von Menschen aufgeschrieben wurde. Der Vergleich hinkt also hinten und vorne.LePenseur hat geschrieben:Mit etwa derselben Berechtigung könnte man zur "Ehrenrettung" Hitlers behaupten, daß das, was Hitler bloß zulassen wollte, in "Mein Kampf" so dargestellt würde, als ob er es bewirken werde ... in der Tat, eine sehr überzeugendes Argument!