Robert Ketelhohn hat geschrieben:Stefan hat geschrieben:Genau das ist der Punkt. Selbstverständlich gibt es eine Ursache für das Unglück, und diese ist - wie von Dir beschrieben - in der irrisnnigen Sperrkette zu suchen. Anstatt den Zustrom in den Tunnel zu unterbinden, hat man den Ausgang abgesperrt.
Eigentlich ist es nicht zu schwer, die oben dargestellten mathematischen Aufgaben nachzuvollziehen. Das sollten Zweitkläßler schaffen.
Warum aus 1,4 Mio Ravern 200.000 wurden
Die Methoden fähiger Zweitkläßler sagen nichts über die Aufgabenstellung aus. Die sollte erst mal klar sein.
Also: 200.000 Menschen sollen auf den alten Güterbahnhof.
Der Tunnel ist 12m x 300m=3600qm.
Ein Mensch braucht wenigstens 0,50m x 0,50m = 0,25qm an Platz, und soll sich langsam mit 1m/sec durch den Tunnel bewegen können. Dann ist er nach 300sec = 5 Minuten auf dem Festplatz.
Insgesamt passen bei dieser Annahme 3600x4=14400 Menschen gleichzeitig in den Tunnel und haben diesen nach 5 Minuten verlassen. Damit könnten 172800 Menschen pro Stunde auf den Festplatz gehen, sofern nichts dazwischen kommt. Da in beide Richtungen gegangen wird, muss man die Werte halbieren, um die Kapazität zu berechnen.
Dies deckt sich auch mit den Aussagen der Raver, die vor dem Unglück meinten, der Tunnel voll, aber passierbar gewesen. In dem Moment, wo die Polizei den Durchfluss an der Rampe gestoppt hat, und dies über eine längere Zeit, war völlig klar, was passiert: Der Tunnel läuft mit Menschen voll. Das ist eigentlich auch kein Problem, sofern hinten nicht gedrückt und gedrängelt wird. Das aber ist nach Augenzeugen der Fall gewesen. Wenn man in diesem Moment auch noch einen Mannschaftswagen reinschickt, erhöht man den Druck nur. Die einzige Lösung wäre in diesem Moment die sofortige Aufhebung der Sperre gewesen.
Stattdessen haben sich die Polizisten auf ihre Vorgesetzten berufen und nicht getan, was notwendig war!
In Duisburg wurde in einer bereits bestehenden – und sich absehbar stetig verschlimmernden – Notsituation geradezu verzweifelt versucht, gleichsam die Notbremse zu ziehen, nämlich an mehreren Stellen den Strom zu bremsen. Dies ist in den Tunnels offenbar nur kurzfristig gelungen, außerhalb im Vorfeld aber nicht. Überforderte und viel zu wenige Ordner, mangelhafte Absperrungen oder was auch immer.
Das kannst du aber nicht denen vorwerfen, die versucht haben zu retten, was zu retten war. Bestrafst du den Notarzt, wenn unter seinen Händen das Mordopfer stirbt – oder den, welcher den Stich gesetzt hat? – Nein. Schuld ist, wer trotz der offensichtlichen Ungeeignetheit des Geländes und seiner Zugänge entschieden hat, die Veranstaltung dort durchzuführen.
So die herrschende Meinung, und eine juristische Aufarbeitung wird wohl auch in dieser Richtung einen Sündenbock identifizieren und hinrichten. Wer aber künftig solche Unglücke vermeiden will, muß den Menschen erst einmal den Glauben an das Heil durch die Ordner+Planer nehmen. Das entbindet die Ordner zwar nicht von ihrer Sorgfaltspflicht, weckt aber vielleicht doch das Bewußtsein, dass Alkohol, Aggression und Drogenkonsum bei Massenveranstaltung in die Katastrophe führen können.
Ich halte es für puren Zufall, dass bei den bisherigen Veranstaltungen nie ein Ereignis mit ähnlichen Auswirkungen passiert ist.