Ich möchte den Strang nutzen, die Thomas-Experten hier, zu fragen, was St. Thomas mit Folgendem ("Summe" I, q. 14, a. 1) genau meint:
Was meint St. Thomas hier konkret damit, wenn er sagt, dass die nicht-erkennenden Wesen nur ihre Form haben, aber die erkennenden Wesen auch die Form der anderen Dinge (außer bzw. zusätzlich zu ihrer eigenen) haben? "Haben" kann hier wohl schlecht einfach im Sinne von "erkennen" gemeint sein, da ja die nicht-erkennenden Wesen, wie bspw. Pflanzen, auch ihre eigene Form nicht erkennen. Aber was heißt es dann, wenn gesagt wird, die erkennenden Wesen hätten die Form der anderen Dinge? Das kann ja nur so viel bedeuten, wie, sie "in der Seele haben", aber nicht – sagen wir wiederum die Pflanzenform –, sie so zu haben, wie sie eine Pflanze hat, denn dann würde ich wohl wie eine Pflanze aussehen (zusätzlich zu diversen anderen Dingen und das gleichzeitig). Eine Pflanze hätte demzufolge ihre Form (und nur diese) in ihrer "vegetativen Seele", oder wie?In Gott ist das vollkommenste Wissen. Um das klarzustellen, ist zu erwägen, dass die Erkennenden, sich von den Nicht-Erkennenden darin unterscheiden, dass die Nicht-Erkennenden nur ihre Form haben; aber dem Erkennenden ist es natürlich/natureigen/naturgegeben, auch die Form der anderen Dinge zu haben, denn das Erkenntnisbild (species) des Erkannten ist im Erkennenden.
Dazu nehme ich jetzt einmal an, dass die Form der anderen Dinge, die durch Erkenntnis in der Seele/im Geist ist, nicht zur Form des Erkennenden wird (wie ich z. B. nicht zum Tisch werde, wenn ich die Form eines Tischs erkenne)?
Da Gott im höchsten Grade immateriell ist ("cum Deus sit in summo immaterialitatis"), erkennt Er auch im höchsten Grade ("sequitur quod ipse sit in summo cognitionis"). Aber durch die Erkenntnis aller Formen (also dadurch, dass Er sie in Seinem "Erkenntnisvermögen" bzw. ja sogar in Seinem Sein hat, da Er ja reiner Akt ist!), unterscheidet Er sich nie von sich selbst. Er wird nie wesentlich ein anderer, dadurch, dass Er etwas von Ihm Unterschiedenes in Sich hat?
---
Es macht einen leichten Unterschied, mit einem endlichen Verstand, einen korrekten (also wahren, zutreffenden und dafür vollständigen!) Begriff von etwas Endlichem zu bilden oder aber, von etwas Unendlichen, Unlimitierten etc. So etwas geht per definitionem nicht ...Konsequent folgernd schlage ich vor: Ersetze "Liebe" durch "Gott" und Du hast IHN begriffen.