Kirchenjahr hat geschrieben:Meine Fragen sind ernst gemeint. Von daher wäre ich über detailliertere Beschreibungen noch dankbarer.
Verweise auf fundierte und gängige Erklärungsversuche gab es ja oben schon viele. Daher mal ein selbstgemachter Versuch (ohne dass ich dafür Vorlagen oder Belege hätte und ohne Anspruch auf Richtigkeit, lasse mich also auch gern widerlegen):
Das Kannibalismus-Dilemma (das dich ja offenbar beschäftigt) krankt glaube ich daran, dass derjenige, der die Kommunion in solcher Weise missversteht, den persönlichen Bezug des Sakraments zu Jesus ausblendet.
Das Element Brot wird nicht einfach zu Fleisch, sondern zum Leib Jesu (für euch hingegeben usw.).
Das Element Wein wird nicht einfach zu Blut, sondern zum Blut Jesu (für euch vergossen usw.).
Das Gedächtnis des "echten" Kreuzesopfers Jesu Christi ist also elementar mit dessen Vergegenwärtigung in den gewandelten Gaben und mit der körperlichen Vereinigung in der Kommunion verbunden.
Wir essen nicht irgendein "Fleisch" anstelle des Brotes, das wir vor uns sehen.
Es ist nicht so, dass Jesus zu den Aposteln sagt: Fleisch kann ich euch momentan nicht bieten, darum esst einfach hier ein Stück Brot und stellt euch vor, es wäre Fleisch. Das Gedächtnis (also der wesentliche, substanzielle, essenzielle Gehalt des ganzen Mahls) bezieht sich auf Jesus und sein Kreuzesopfer, nicht darauf, dass wir eigentlich Fleisch essen, obwohl wir Brot im Mund spüren.
Die Frage ist daher m.E. nicht
Kirchenjahr hat geschrieben:1. Was ist Fleisch seinem Wesen nach (Substanz) ohne Betrachtung jeglicher Akzidenzien?
2. Was ist Blut seinem Wesen nach (Substanz) ohne Betrachtung jeglicher Akzidenzien?
3. Was ist Brot seinem Wesen nach (Substanz) ohne Betrachtung jeglicher Akzidenzien?
sondern: Was ist "mein Leib" (Jesu Fleisch) bzw. "mein Blut" (Jesu Blut) seinem Wesen nach (Substanz)?
Jesu Leib und Blut sind im Wesentlichen der (lebendige) Körper desjenigen, der Gottes menschgewordener Sohn war und der seinen physischen Körper als Erlösungsopfer für "euch und viele" foltern und töten ließ. Jesus hat dieses Opfer am Kreuz leibhaftig vollbracht, und zwar nicht, damit irgendwelche Anhänger anschließend seinen (toten) Körper aufessen, um damit ihren physischen Hunger zu stillen (wie es etwa in den bekannten Kannibalismus-Fällen nach Flugzeugunglücken etc. geschah, wo das Menschenfleisch der Toten den Überlebenden zur physischen Kräftigung diente). Sondern als geistliches Opfer um der Sünden der Menschen willen.
Es war ein physischer Tod, dieser hat aber eine (fortdauernde) geistliche Bedeutung.
Das Physische lässt sich mit dem Element vergleichen: Jesus ist einmal (historisch) gestorben
(begraben worden und auferstanden, Halleluja). Deshalb steht sein physischer Körper mit Zellen und Blutkörperchen zum Essen nicht zur Verfügung und wird durch Brot und Wein ersetzt. Dasselbe war auch schon in der Abendmahlssituation der Fall, da Jesus da noch lebte und sein Fleisch und Blut nicht entbehren konnte.
Das Geistliche lässt sich mit der Substanz vergleichen: Jesus hat seinen Körper foltern und "hinschlachten" lassen, aber nicht ohne Sinn und Plan, also "akzidentiell" (
accidentaliter = zufällig, beiläufig), sondern in Erfüllung des Heilsplans seines Vaters.
Das (lebendige) Fleisch und Blut Jesu ist also seinem Wesen nach der konkrete und lebendige Körper des "für euch und viele" Gekreuzigten (also der Gottmensch Jesus Christus selbst). Die Akzidenzien, die nicht näher zu "betrachten" sind, also im Prinzip "vernachlässigt" werden können, betreffen die materielle Gestalt (Zellen, Hautfarbe, Temperatur, Geschmack usw.).
Um uns von Kannibalen zu unterscheiden, wäre es wichtig festzuhalten, dass wir nicht das tote Fleisch eines Getöteten essen, um unseren Leib zu stärken, sondern dass im Sakrament der lebendige auferstandene Christus gegessen wird, um unsere Seele zu stärken.
Ich weiß nicht, ob diese Überlegungen jetzt zu vergeistigt waren, um die gestellten Fragen zu beantworten, und ob sich dieser Versuch einer Erklärung so überhaupt halten lässt (auf rechtgläubige Kommentare bin ich gespannt).