es gibt da eine Frage, die mich schon seit längerem beschäftigt - und ich habe bisher keinen gefunden, der mir darauf eine Antwort geben konnte. Also versuch ichs hier mal. Mein Gedankengang ist folgender:
Gott hat die Welt erschaffen. Unsere Freiheit besteht darin, dass ich auch das Böse wählen bzw. das Gute verneinen und nicht tun kann. Nun ist die Lehre der Kirche soweit: Gott hat das Böse nicht geschaffen. Ich kenne auch die ganzen Gedanken "das Böse hat keine Seinsmächtigkeit" usw., aber darum geht es mir nicht. Mir geht es eher um folgendes:
Unsere Freiheit besteht ja darin, dass wir "ja" und "nein" sagen können. Wir sind natürlich nur frei, weil Gott uns beide Möglichkeiten einberaumt hat. Er hat uns sozusagen einmal die Dimension geschenkt, ihm zu folgen und die Dimension ihm abzuschwören. Beide Wege haben ihre Konsequenzen. Wir können unsere Hand zum Beispiel dazu benutzen jemanden zu streicheln oder jemanden ins Gesicht zu schlagen. Das ist ja unsere Freiheit.
Nun habe ich das gedankliche Problem, Gott vollends vom Bösen zu trennen. Wenn ich ein Programm programmiere, muss ich für jede Begebenheit das Verhalten von Objekten definieren, damit das Programm weiß, was es zu tun hat wenn zwei Objekte aufeinander treffen. Würde ich es nicht definieren, würde das Programm abschmieren. Das heißt, der Programmierer ist dafür zuständig, wie das Aufeinandertreffen von zwei Gegenständen abläuft. Wenn ich mir jetzt zum Beispiel vorstelle, dass ein Mensch einen anderen bedroht, dann löst das in ihm Angst und Panik aus, was natürlich böse ist. Gott (als der Über-Programmierer
![zwinker ;)](./images/smilies/ikb_wink3.gif)
Mein Gedanke ist nun, dass der Mensch ja nur das tun kann, was Gott definiert hat. Unser Freiraum besteht ja lediglich darin, das tun zu können, für was Gott uns den Raum geschaffen hat. Wir können jemanden schlagen und ihm damit Angst machen, weil es "so definiert" ist. Wir hätten gar nicht die Möglichkeit dazu es zu tun, wenn Gott es nicht so geschaffen hätte.
Natürlich kann man sagen: "Am Anfang war es nicht so", aber allein die Tatsache, dass es jetzt so ist, kann ja nur möglich sein, weil Gott den Raum für diese Entwicklung geschaffen hat. Die Konsequenz aus meinen Überlegungen ist nun, das ich denke, dass Gott ja selbst die Möglichkeit des Sündenfalls mit allen Konsequenzen "definiert" haben muss, weil es sonst ja gar nicht möglich gewesen wäre, dass es dazu kommt. Genauso muss Gott auch das Verhalten der Dämonen "definiert" haben - er ist ja der Schöpfer!
Deshalb meine Frage: Wenn das Böse ausschließlich von Geschöpfen kommt, die sich nur in dem Raum bewegen, den ihr Schöpfer ihnen vorgegeben hat, wie kann man sagen, dass Gott das Böse nicht geschaffen hat? Wodurch sollte das Böse sonst sein wie es ist, wenn es nicht seine Attribute vom Schöpfer erhalten hätte?
Ist es nicht vielleicht eher so, dass diese absolute Trennung von Gott und Bösem nicht funktioniert?
Bin auf eure Antworten gespannt.
LG
azs
PS: Damit man mich nicht falsch versteht: Mir geht es nicht darum zu sagen, dass Gott böse ist - aber ich will diese Trennung verstehen.