Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
iustus
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Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von iustus »

Hinweis der Moderation:
Dieser Strang entstand durch Abtrennen vom Strang "Sanctusleuchter" (http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... 8&start=16).
iustus hat ihn nicht eröffnet.
Hubertus als Mod.



Bernado hat geschrieben:die Haltung des Priesters mit weit ausgebreiteten Armen ist jedenfalls nicht NO
Diese Haltung sehe ich aber nicht selten im NO (bspw. bei der SJM).

Falls sie nicht verboten ist, wären wir wieder beim Thema http://the-hermeneutic-of-continuity.bl ... front.html

;)

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Bernado
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von Bernado »

iustus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:die Haltung des Priesters mit weit ausgebreiteten Armen ist jedenfalls nicht NO
Diese Haltung sehe ich aber nicht selten im NO (bspw. bei der SJM).

Falls sie nicht verboten ist, wären wir wieder beim Thema http://the-hermeneutic-of-continuity.bl ... front.html

;)
Nein, wären wir nicht. Wo es keine ausdrückliche Regel gibt, gilt Brauch und Herkommen - und das ist in der normalen römischen Liturgie ganz leicht zu ermitteln. Im VO ist die Haltung für den Kanon überdies eindeutig vorgeschrieben, im NO soweit ich weiß aber auch. Die freihändige Übernahme von Elementen aus anderen Riten oder Bräuchen halte ich für ein Übel, Anzeichen subjektivistisch "gemachter" Liturgie und mangelnder Bereitschaft zur Einordnung. Daß die Notitiae das seinerzeit fördern zu müssen glaubten, liegt daran, daß dort damals der Geist der Traditionszertrümmerung und des Bildersturms herrschte, dessen verheerende Wirkung wir inzwischen überall sehen können.

Bei den russischen Orthodoxen kam es vor 4 Jahrhunderten (u.a.) über die Frage, ob man das Kreuzzeichen mit 2 oder 3 ausgestreckten Fingern schlägt, zur Abspaltung der "Altgläubigen". Man mag das für übertrieben halten. Es wäre vielleicht trotzdem sinnvoll gewesen, wenn Paul VI. die damals gemachten Erfahrungen in seine Planung mit einbezogen hätte.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben:Bei den russischen Orthodoxen kam es vor 4 Jahrhunderten (u.a.) über die Frage, ob man das Kreuzzeichen mit 2 oder 3 ausgestreckten Fingern schlägt, zur Abspaltung der "Altgläubigen". Man mag das für übertrieben halten. Es wäre vielleicht trotzdem sinnvoll gewesen, wenn Paul VI. die damals gemachten Erfahrungen in seine Planung mit einbezogen hätte.
In der damaligen Euphorie und Fortschrittsgläubigkeit hat wohl niemand ernsthaft mit der Existenz von Renitenten gerechnet.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

iustus
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von iustus »

Bernado hat geschrieben:Nein, wären wir nicht. Wo es keine ausdrückliche Regel gibt, gilt Brauch und Herkommen - und das ist in der normalen römischen Liturgie ganz leicht zu ermitteln. Im VO ist die Haltung für den Kanon überdies eindeutig vorgeschrieben, im NO soweit ich weiß aber auch.
Dann wäre ich dankbar für einen Hinweis, wo im NO welche Haltung für den Kanon vorgeschrieben ist und was diesbezüglich in der ao Form vorgeschrieben ist.

Die ausgebreiteten Arme kenne ich aus dem NO zu Beginn des Kanons. Sie werden dann, glaube ich, in Kreisform wieder zusammengeführt. Ich bin bislang davon ausgegangen, dass das Foto aus der Marienau genau diesen Moment zeigt.

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ad-fontes
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von ad-fontes »

Das ist doch die bei den Karthäusern übliche Orantenhaltung.
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Bernado
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Bei den russischen Orthodoxen kam es vor 4 Jahrhunderten (u.a.) über die Frage, ob man das Kreuzzeichen mit 2 oder 3 ausgestreckten Fingern schlägt, zur Abspaltung der "Altgläubigen". Man mag das für übertrieben halten. Es wäre vielleicht trotzdem sinnvoll gewesen, wenn Paul VI. die damals gemachten Erfahrungen in seine Planung mit einbezogen hätte.
In der damaligen Euphorie und Fortschrittsgläubigkeit hat wohl niemand ernsthaft mit der Existenz von Renitenten gerechnet.
Das wäre sehr leichtsinnig gewesen. Aber es war ja nicht so. Der Widerspruch war während des ganzen Entwicklungsprozesses des NO stark - ich erinnere an die denkwürdige Vorstgellung der Missa Normative in der Sixtina, der die Mehrzahl der beiwohnenden Bischöf ihre Zustimmung versagte. Auch die "Ottaviani-Intervention" wäre hier zu nennen.

Pauil VI selbst hat in seinen Reden zur Promulgierung der neuen Messe http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_1.shtml und http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_2.shtml diese Widersprüche angesprochen - und den Willen erklärt, die "Renitenz" unter Einsatz aller autoritären Machtmittel zu brechen.
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von Bernado »

iustus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Nein, wären wir nicht. Wo es keine ausdrückliche Regel gibt, gilt Brauch und Herkommen - und das ist in der normalen römischen Liturgie ganz leicht zu ermitteln. Im VO ist die Haltung für den Kanon überdies eindeutig vorgeschrieben, im NO soweit ich weiß aber auch.
Dann wäre ich dankbar für einen Hinweis, wo im NO welche Haltung für den Kanon vorgeschrieben ist und was diesbezüglich in der ao Form vorgeschrieben ist.
Die (lat.) Rubriken des NO unterrscheiden für Präfation und Kanon drei Handhaltungen: Gefaltete Hände, ausgestreckte Hände, und ausgebreitete Hände. Was das im einzelnen ist, scheint nicht explizit erklärt zu sein, erklärt sich jedoch implizit von selbst: Bei gefalteten Händen liegen die Handflächen aufeinander, bei ausgestreckten Händen (nicht: "Armen") schauen die voneinander entfernten Handflächen einander an, und bei den über dem Kelch ausgebreiteten Händen liegen diese in einer Ebene nebeneinander, die Handflächen nach unten. Nur noch an einer Stelle in den Rubriken des NO, nämlich zum Orate Fratres, wird der Ablauf präzisiert: Stans postea in medio altaris, versus ad populum, extendens et jungens manus, dicit.

Dieser Ablauf wird im VO öfter ausdrücklich beschrieben und vorgeschrieben. Er bildet nicht die Kreuzesform ab, sondern ist eine Geste der Einladung und des Umgreifens. Die Rubriken und der Ritus Servandus des VO bestimmen näher, daß die Handflächen "einander anschauen" und schließen damit die voll gespreizten Arme explizit aus. An mehreren Stellen sprechen sie davon, daß die "ausgestreckten" Hände vor der Brust (ante pectus extensis) ausgestreckt sind oder "voneinander gelöst" (disjunctis manibus) sind. Traditionelle Ausbildung beschrieb das so, daß man bei "manibus extensis" von hinten die Geste sehen kann, während bei "ante pextus extensis" von hinten nichts zu sehen ist. Die Hände werden nicht über die Schultern hinaus gehoben; die Oberarme bleiben dabei, soweit das unverkrampft geschieht, aus dem Spiel. Die klassische Orantenstellung - Hände deutlich über den Schultern - ist im römischen Ritus ebensowenig vorgesehen wie das Ausbreiten der Arme unter Einbeziehung der Oberarme. Das ist eine Eigenart vieler monastischer Ritusvarianten.
Die ausgebreiteten Arme kenne ich aus dem NO zu Beginn des Kanons. Sie werden dann, glaube ich, in Kreisform wieder zusammengeführt. Ich bin bislang davon ausgegangen, dass das Foto aus der Marienau genau diesen Moment zeigt.
[/quote]Nein, dazu sind die Arme viel zu weit ausgestreckt. Bei dem von Dir angesprochenen Bewegungsablauf kann dieses Bild nicht entstehen.

Ich zögere auch, die dargestellte Haltung mit ad-fontes als "die bei den Karthäusern übliche Orantenhaltung" zu bezeichnen: Es ist die übliche Haltung des Kartäuserpriesters beim Kanon, durch die er in dieser ganz besonderen Situation auch mit seinem Körper bezeugt, was geschieht: Der Priester vergegenwärtigt das Opfer Christi am Kreuz. Orantenhaltung ist dagegen jede Haltung, in der der Betende die Arme zum Herrn erhebt - da ist kein Winkel vorgeschrieben.
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ad-fontes
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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben:Ich zögere auch, die dargestellte Haltung mit ad-fontes als "die bei den Karthäusern übliche Orantenhaltung" zu bezeichnen: Es ist die übliche Haltung des Kartäuserpriesters beim Kanon, durch die er in dieser ganz besonderen Situation auch mit seinem Körper bezeugt, was geschieht: Der Priester vergegenwärtigt das Opfer Christi am Kreuz. Orantenhaltung ist dagegen jede Haltung, in der der Betende die Arme zum Herrn erhebt - da ist kein Winkel vorgeschrieben.
Das Zögern ist korrekt. Ich denke gerade an die in Kreuzesform ausgebreiteten Arme im Dominikanerritus (beim Unde et memores oder Supra quae?).
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von iustus »

Danke Bernado.

Hier nochmal das Foto, um das es ging:

Bild

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Re: Sanctusleuchter

Beitrag von iustus »

Bernado hat geschrieben:bei ausgestreckten Händen (nicht: "Armen") schauen die voneinander entfernten Handflächen einander an, und bei den über dem Kelch ausgebreiteten Händen liegen diese in einer Ebene nebeneinander,
Es müsste umgekehrt sein: Die "Grundordnung des römsichen Messbuchs" sieht für das Tagesgebet, Gebet über die Opfergaben usw. "ausgebreitete" Hände vor.

Was das Foto aus der Marienau betrifft, könnte ich mir schon vorstellen, dass es sich um ein solches "Ausbreiten" der Hände handelt (das im NO ja nicht genauer definiert ist).

Eine Messe in der außerordentlichen Form halte ich wegen der fehlenden Kanontafeln für sehr unwahrscheinlich.
Zuletzt geändert von iustus am Donnerstag 28. Juli 2011, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Juergen »

Bezüglich des NOM mag ein Blick ins Zeremoniale für die Bischöfe hilfreich sein:

Bild
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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iustus
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von iustus »

Könnte es sich nicht auch um das Sursum Corda im NO handeln:
Die Grundordnung des römischen Messbuchs hat geschrieben:Während er fortfährt: Erhebet die Herzen (Sursum corda), erhebt er die Hände.

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Bernado
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Bernado »

Juergen hat geschrieben:Bezüglich des NOM mag ein Blick ins Zeremoniale für die Bischöfe hilfreich sein:

Bild
Nicht wirklich.

Die latein. Rubriken auch des NO schreiben überall "manibus extensis" - das ist das Antonym zu "manibus junctis" und sollte nach Wort und Sache "mit ausgestreckten Händen" übersetzt werden. Von "Armen" lese ich da nichts. Zum Quam oblationem heißt es in der Rubrik "tenens manus expensas super oblata" - das sind die quasi zu einer Fläche breit gemachten beiden Hände in waagerechter Anordnung. Vom Sprachlichen her liegt ein Teil des Problems darin, daß man, wenn von "Händen" die Rede ist, damit noch nicht präzise sagt, was die dazugehörenden Arme tun, zumindest dan nicht, wenn man prinzipiell nicht zur Präzision neigt. Die Sprache selbst, auch die deutsche, unterscheidet sehr wohl, ob man jemanden mit ausgebreiteten Armen empfängt oder mit ausgestreckten Händen anfleht.

Daß das Bild eine Messe nach dem NO zeigt ist m.E. wegen fehlender Kanontafeln unstrittig. Inwieweit die monastischen Orden in ihren liturgischen Formen des NO Residuen ihrer früheren Eigenriten fortführen, weiß ich nicht - ich weiß aber, daß es solche Residuen gibt.

Letzten Endes ist es müßig, diese Dinge im Zusammenhang mit dem NO präzise bestimmen zu wollen - das geben die modernen Rubriken nicht her. Man kann auch nicht sagen, die eine Form sei ehrfürchtiger oder angemessener als die andere. Was man sagen kann ist, daß die eine Form der Tradition des römischen Richtus entspricht und andere Formen dem nicht entsprechen bzw. aus der Tradition monastischer Eigenriten stamen. Wieweit man darin ein Kriterium für die liturgische Praxis sehen will, hängt letzten Endes davon ab, wie man es mit der Hermeneutik der Kontinuität hält.

Was man auch sagen kann, ist daß die betonte Kreuzesform (das darauf bezugnehmende Zitat im modernen Zeremoniale überspringt mit spielerischer Leichtigkeit 1500 Jahre der Tradition) im regulären römischen Ritus (also außerhalb einiger Ordensformen) eben keine Tradition hat und den Rubriken nicht entspricht. Von daher finde ich es unglücklich, wenn einige Priester das in Zelebrationen nach dem Missale von 1962 so handhaben - ohne darin einen schwerwiegenden Mißbrauch zu sehen. Da neige ich schon zu der Ansicht: Wenn wir sonst keine Sorgen hätten....

Die beiden großen Leuchter mit den nicht-brennenden Kerzen auf dem Bild machen mir zwar auch keine Sorgen, aber ich wüßte schon gerne, wo sie herkommen und was sie sind, wenn es sich eben nicht um Sanctusleuchter handelt, die zu diesem Zeitpunkt der Messe eigentlich brennen sollten.
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Juergen
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Juergen »

Bernado hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Bezüglich des NOM mag ein Blick ins Zeremoniale für die Bischöfe hilfreich sein:

Bild
Nicht wirklich.
Was aber interessant ist, daß z.B. in der Fußnote zum Händefalten Bezug zum alten Zeremoniale genommen wird. Offensichtlich kann also für Punkte, die in neueren Büchern "unklar" ausgedrückt sind, durchaus eine alte Vorschrift hilfsweise herangezogen werden.
Gruß Jürgen

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Germanus
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Germanus »

Um etwas Licht in die Diskussion bzgl. des Photos aus der Marienau zu bringen: Das Ausbreiten der Arme in Kreuzesform ist nach den Einsetzungsworten Brauch. Die Quelle muss ich später nachliefern: das in Gebrauch sich befindliche Kartäusermissale (von 1981??) wird dies ebenso vorsehen, wie der Zisterzienserritus es vorsah (obwohl es da keinen Ritus servandus gab / [gibt]). Die Leuchter im Vordergrund sieht man nur teilweise; es sind insgesamt vier. Wahrscheinlich gibt es einen dem Zisterzienserbrauch ähnlichen Usus bei den Kartäusern: an Festtagen werden "Lichter" bzw. "Lampen" angezündet zu den beiden Vespern, zum Nachtgottesdienst etc. Auch dazu gibt es im Rituale cisterciense Angaben. Bei den Zisterziensern ist eine der Lampen zum "Ewigen Licht" geworden... Ob sich diese katusianischen Leuchter wirklich darauf beziehen könnten, kann ich allerdings nicht mit Sicherheit behaupten. sicher ist nur, dass die Ordensriten teilweise Lichter "um der Festlichkeit willen" kennen.
Bleibt noch anzumerken, dass die Überlieferung der Zisterzienser bei der Ausbreitung der Hände den Brauch kennt, die Handflächen parallel zum Körper zu halten (also sie nach vorne ausrichten) und nicht die Innenflächen einander zuwenden.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Bernado
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:sicher ist nur, dass die Ordensriten teilweise Lichter "um der Festlichkeit willen" kennen.
Das wäre eine interessante und in jeder Beziehung einleuchtende Erklärung. Also keine "Sanctusleuchter", sondern (wenn brennend) "Leuchter um der Festlichkeit willen".
Bleibt noch anzumerken, dass die Überlieferung der Zisterzienser bei der Ausbreitung der Hände den Brauch kennt, die Handflächen parallel zum Körper zu halten (also sie nach vorne ausrichten) und nicht die Innenflächen einander zuwenden
Das entspricht exakt der Praxis, die ich bei Dominikanern beobachten konnte - die übrigens ebenfalls beim Kanon nach der Wandlung die Arme in Kreuzesform ausbreiten.
Hier ein Photo von P. Rodrigo Kahl mit "ausgebreiteten Händen" (also ohne die Arme auszubreiten) und den nach vorne gerichteten Handflächen beim Dominus Vobiscum:


Und hier mit ausgebreiteten Armen:
Zuletzt geändert von Bernado am Donnerstag 28. Juli 2011, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Germanus
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Germanus »

... hier die versprochene Quelle zur Haltung des Zelebranten in der Messe nach Zisterzienserritus:
[...] Hic fac crucem cum Calice et depone Calicem super corporale dicendo: Haec quoties + cunque feceritis, in mei memoriam facietis.
Hic extende Brachia in modum crucis et dic: Unde et memores Domine, nos tui servi sed et plebs tua sancta [etc.]
Übersetzung: Hier mache ein Kreuz mit dem Kelch und stelle den Kelch auf dem Corporale ab, indem du sprichst: Tut dies, sooft ihr es tut, zu meinem Gedächtnis.
Hier breite die Arme in Kreuzesform aus und sprich: Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis [etc.]
Quelle: Canon minor et maior secundum usum sacri ordinis Cisterciensis. Veröffentlicht v. P. Viktorin Panhölzl in der "Cistercienser-Chronik", 49. Jg., 1937. Der Text entstand vor 1576 wohl in der Abtei Hohenfurt, enthält allerdings schon manche Eigenheiten, die nicht den Vorgaben des Missale Cisterciense und des Gebräuchebuchs (in dem einzig einige Zeremonien beschrieben werden) entsprechen.
Gruß G.
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:... hier die versprochene Quelle zur Haltung des Zelebranten in der Messe nach Zisterzienserritus:
[...] Hic fac crucem cum Calice et depone Calicem super corporale dicendo: Haec quoties + cunque feceritis, in mei memoriam facietis.
Hic extende Brachia in modum crucis et dic: Unde et memores Domine, nos tui servi sed et plebs tua sancta [etc.]
Übersetzung: Hier mache ein Kreuz mit dem Kelch und stelle den Kelch auf dem Corporale ab, indem du sprichst: Tut dies, sooft ihr es tut, zu meinem Gedächtnis.
Hier breite die Arme in Kreuzesform aus und sprich: Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis [etc.]
Quelle: Canon minor et maior secundum usum sacri ordinis Cisterciensis. Veröffentlicht v. P. Viktorin Panhölzl in der "Cistercienser-Chronik", 49. Jg., 1937. Der Text entstand vor 1576 wohl in der Abtei Hohenfurt, enthält allerdings schon manche Eigenheiten, die nicht den Vorgaben des Missale Cisterciense und des Gebräuchebuchs (in dem einzig einige Zeremonien beschrieben werden) entsprechen.
Gruß G.
Danke.
Für mich besonders interessant, daß hier auch tatsächlich "brachia" steht, wenn "Arme" gemeint sind - in meiner Literatur ist nie von den Armen die Rede, und dementsprechend wußte ich nicht, ob man vielleicht mit "manus" auch die Arme mitmeinen kann.

Und besten Dank für die Hilfe beim Sichtbarmachen der Bilder im vorhergehenden Beitrag.
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Niels »

Bernado hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:... hier die versprochene Quelle zur Haltung des Zelebranten in der Messe nach Zisterzienserritus:
[...] Hic fac crucem cum Calice et depone Calicem super corporale dicendo: Haec quoties + cunque feceritis, in mei memoriam facietis.
Hic extende Brachia in modum crucis et dic: Unde et memores Domine, nos tui servi sed et plebs tua sancta [etc.]
Übersetzung: Hier mache ein Kreuz mit dem Kelch und stelle den Kelch auf dem Corporale ab, indem du sprichst: Tut dies, sooft ihr es tut, zu meinem Gedächtnis.
Hier breite die Arme in Kreuzesform aus und sprich: Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis [etc.]
Quelle: Canon minor et maior secundum usum sacri ordinis Cisterciensis. Veröffentlicht v. P. Viktorin Panhölzl in der "Cistercienser-Chronik", 49. Jg., 1937. Der Text entstand vor 1576 wohl in der Abtei Hohenfurt, enthält allerdings schon manche Eigenheiten, die nicht den Vorgaben des Missale Cisterciense und des Gebräuchebuchs (in dem einzig einige Zeremonien beschrieben werden) entsprechen.
Gruß G.
Danke.
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von holzi »

Dieser Pater Rodrigo: ist das der mit dieser - für mich zumindest - seltsam klingenden Lateinaussprache? Ich war Anfang Juni in St. Afra und hab fast kein Wort verstanden. Man sagt mir, der Zelebrant wäre ein Dominikaner, aber nicht direkt aus dem Institut Philipp Neri. Immerhin hatte ich eine gute Beichte bei ihm.

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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Bernado »

holzi hat geschrieben:Dieser Pater Rodrigo: ist das der mit dieser - für mich zumindest - seltsam klingenden Lateinaussprache? Ich war Anfang Juni in St. Afra und hab fast kein Wort verstanden. Man sagt mir, der Zelebrant wäre ein Dominikaner, aber nicht direkt aus dem Institut Philipp Neri. Immerhin hatte ich eine gute Beichte bei ihm.
Nein, der mit der etwas schwierigen Aussprache ist P. Alanus. Der hat den Dominikanerritus nie gelernt und zelebriert ganz regulär im usus antiquor romanus. P. Alanus ist gebürtiger Luxemburger und gehört dem Berliner Dominikaner-Konvent an, dem er gelegentlich nach St. Afra entflieht. Er gehört auch zu den Priestern, die die nach wie vor bestehende Berliner "Indult-Messe" zelebrieren. P. Rodrigo, früher Kloster Walberberg, gehört wohl nominell jetzt auch dem Berliner Konvent an, ist aber in Wigratzbad stationiert und lehrt dort Liturgik.
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von holzi »

Bernado hat geschrieben:Nein, der mit der etwas schwierigen Aussprache ist P. Alanus. Der hat den Dominikanerritus nie gelernt und zelebriert ganz regulär im usus antiquor romanus. P. Alanus ist gebürtiger Luxemburger und gehört dem Berliner Dominikaner-Konvent an, dem er gelegentlich nach St. Afra entflieht. Er gehört auch zu den Priestern, die die nach wie vor bestehende Berliner "Indult-Messe" zelebrieren. P. Rodrigo, früher Kloster Walberberg, gehört wohl nominell jetzt auch dem Berliner Konvent an, ist aber in Wigratzbad stationiert und lehrt dort Liturgik.
Ja richtig! P. Alanus hieß der. Danke. Es war die Nachmittagsmesse im Seitenschiff. Es war sowieso ein eher düsterer Nachmittag (hat dann später auch noch kräftig gewittert), und ich sah den Zelebranten eh meistens von hinten. Auf Luxemburg wäre ich nie gekommen. Ich hätte auf französischen Schweizer getippt.

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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Linus »

Bernado hat geschrieben:Er gehört auch zu den Priestern, die die nach wie vor bestehende Berliner "Indult-Messe" zelebrieren.
Torstraße? St Adalbert IIRC?
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von holzi »

Linus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Er gehört auch zu den Priestern, die die nach wie vor bestehende Berliner "Indult-Messe" zelebrieren.
Torstraße? St Adalbert IIRC?
Waaas? Das war ja gleich ums Eck bei meinem Hotel! Und ich bin zu Fuß raus bis St. Afra gelaufen! Egal, war ein netter Spaziergang am ehemaligen Mauerstreifen entlang.

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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Bernado »

holzi hat geschrieben:]Waaas? Das war ja gleich ums Eck bei meinem Hotel! Und ich bin zu Fuß raus bis St. Afra gelaufen! Egal, war ein netter Spaziergang am ehemaligen Mauerstreifen entlang.
Naja - für Berliner Verhältnisse ist das eh nur ein Katzensprung, und es ist schon ein Unterschied, ob man die Messe mitfeiert in einer Kirche und Gemeinde, wo der alte Ritus zuhause ist - oder da, wo er mißmutig geduldet eine Nischenexistenz führt.
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Die latein. Rubriken auch des NO schreiben überall "manibus extensis" - das ist das Antonym zu "manibus junctis" und sollte nach Wort und Sache "mit ausgestreckten Händen" übersetzt werden. Von "Armen" lese ich da nichts. Zum Quam oblationem heißt es in der Rubrik "tenens manus expensas [??? extensas?] super oblata" - das sind die quasi zu einer Fläche breit gemachten beiden Hände in waagerechter Anordnung. Vom Sprachlichen her liegt ein Teil des Problems darin, daß man, wenn von "Händen" die Rede ist, damit noch nicht präzise sagt, was die dazugehörenden Arme tun, zumindest dan nicht, wenn man prinzipiell nicht zur Präzision neigt. Die Sprache selbst, auch die deutsche, unterscheidet sehr wohl, ob man jemanden mit ausgebreiteten Armen empfängt oder mit ausgestreckten Händen anfleht.
Ohne explicite anderes angebende nähere Bestimmungen sind die manus extensæ eindeutig als ausgebreitete Hände zu verstehen, und die Hände kann man schlecht ohne dazu gehörige Arme aus breiten.

(Wenn mir jemand sagte, ich solle die Hände ausbreiten, ohne die Oberarme zu bewegen, könnte ich allenfalls noch fragen, ob ich dabei etwa auch ein Handtäschchen schwenken solle.)
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cantus planus
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Re: Zur Orantenhaltung im klassischen röm. Ritus u. Ordensriten

Beitrag von cantus planus »

Es ist schon ein Unterschied, wie ich die Arme halte:

So:


Oder so:


Was das mit einem Handtäschchen zu tun haben soll, verstehe ich nicht.
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