Nietenolaf hat geschrieben:Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Soweit mir die römisch-katholische Theologie bekannt ist, geht man dort von der simplicitas divina aus.
Das tut die orthodoxe Theologie auch. Zuletzt aktuell gerade bei Palamas.
In der Stanford Encyclopedia of Philosophy steht folgendes:
According to the classical theism of Augustine, Anselm, Aquinas and their adherents, God is radically unlike creatures in that he is devoid of any complexity or composition, whether physical or metaphysical. Besides lacking spatial and temporal parts, God is free of matter/form composition, potency/act composition, and existence/essence composition. There is also no real distinction between God as subject of his attributes and his attributes. God is thus in a sense requiring clarification identical to each of his attributes, which implies that each attribute is identical to every other one.
Vielleicht verstehe ich Palamas ja falsch, aber ich habe ihn bisher so verstanden, als dass es eine wesentliche Unterscheidung zwischen Gottes Wesen und seinen Energien gibt. Über letztere überhaupt können wir nur Aussagen treffen, das Wesen ist uns hingegen unzugänglich.
Wenn das Wesen aber als identitisch mit den Attributen definiert ist, trifft man doch aber gewaltige Aussagen über das Wesen...
Würden wir nicht davon ausgehen, hättest Du Schwierigkeiten, die Frage zu beantworten, warum es nur einen Gott gibt.[/quote]
Es ist uns jedenfalls so offenbart. Warum muss man das begründen? Und selbst wenn man begründet, warum es einen Gott gibt, warum muss man dann Aussagen zu seinem Wesen treffen (was man ja tut, wenn man die simplicitas divina behauptet)?
Nietenolaf hat geschrieben:Wie kommst Du jetzt darauf? Meinem Eindruck nach hat gerade das M.P. zu jeder Zeit immer noch die größte Distanz zu Rom gewahrt, wenn man kanonisch fragwürdige Gruppierungen jetzt mal wegläßt.
Naja, das wäre eine eigene Diskussion wert. Aber nur als Beispiel: Früher wurde in Kolomna sogar auf Latein unterrichtet. (Ich räume allerdings ein, dass man da nicht von MP sprechen kann, da das Patriarchat zu dieser Zeit aufgehoben war.)
Nietenolaf hat geschrieben:Das ist (bzw. ich bin) hier irrelevant.
Nicht ganz. Wer zum Beispiel aus einem atheistischen Hintergrund zur Orthodoxie gefunden hat, und andere Formen des Christentums vor allem aus ihren theologischen Schriften kennt, wird wahrscheinlich mehr Gemeinsamkeiten feststellen, als ich das getan habe.
Ich selbst komme bekanntlich aus einer protestantischen Familie, und kann nur sagen, dass ich die Orthodoxie als etwas völlig anderes erlebt habe. Selbst wenn einiges theoretisch gleich zu sein scheint, hat es in der Praxis doch oft eine völlig andere Bedeutung - nämlich bei liberalen "westlichen Christen" keine oder nur historische, bei konservativen solchen vor allem eine rechtliche, während ich in der Orthodoxie beispielsweise vieles als geistliche Realität erfahren habe. Von daher steckt im Wunsch nach terminologischer Differenzierung der Wunsch, auch sprachlich deutlich zu machen, dass die orthodoxe Erfahrung eine andere ist.
ChrisCross hat geschrieben:
Danke. Punkt 8 meine ich.