Joseph hat geschrieben:
Ich bleibe dabei, dieser Thread ist (...) z.T. unerträglich in den der Fragestellung unterliegenden Annahmen....
Welche da wären?
Daß man den im Fernsehen gemachten Aussagen eines russischen Priesters Glauben schenken kann (denn in der Fragestellung ging es ja um den Vortrag von Erzpriester Alexeis Ribakovs)?
Oder -wenn man den weiteren Verlauf der Diskussion betrachtet- daß auch in der Praxis der Ostkirche (wie woanders ja auch) nicht allein die hohe Theologie entscheidend ist, sondern oft auch zutiefst menschelnde Zugaben?
Oder daß man diese zumindest aus meiner Sicht seltsam wirkenden Aspekte (zumindest regionaler) ostkirchlicher Lebenswirklichkeit überhaupt wahrnehmen und ansprechen darf, anstatt sie totzuschweigen?
Joseph hat geschrieben:
Ich bleibe dabei, dieser Thread ... bringt nichts
Das mag für Dich gelten, ich sehe das anders.
Meine Erfahrungen im Vielvölkerstaat Rumänien waren die, daß diese volkstümlichen Aspekte (ich nenne es einmal so) in der Außenwahrnehmung der Ostkirche entscheidend waren und mit den eigentlichen theologischen Anschauungen gleichgesetzt wurden. Dies wurde meines Erachtens oft auch von der Priesterschaft in ihren Äußerungen unterstützt.
Die Nicht-Orthodoxen (und das sind u.a. die Angehörigen sämtlicher Völker außer den Rumänen, i.B. Ungarn und Deutsche) bekommen von ihren rumänischen Nachbarn (soweit sie orthodox sind) ein Bild von orthodoxer Kirche dargestellt, daß weitgehend von diesen volkstümlichen Riten geprägt sind. Das bedeutet, daß dort oft Orthodoxie und Aberglauben gleichgesetzt wurden. Historisch hatte dies z.B. in Siebenbürgen zur Folge (es gab natürlich auch bedeutende andere Gründe!), daß in Siebenbürgen die Orthodoxie zwar tolleriert war, aber keine (wie es offiziell hies) "rezipierte Religion" war, daß also die Orthodoxie keinen politischen Einfluß nehmen konnte und ihre Bischofssitze nicht in der Stadt, sondern auf dem Dorf entstand (konkretes Beispiel: das Hirtendorf Rasinari, wo der Metropolit von Siebenbürgen lange Zeit seinen Sitz hatte).
Erst in den letzten Jahren, im Zeichen der Ökumene, kommt es zumindest bei Theologen zu einer Relativierung dieser Erfahrungen mit der Orthodoxie.
Ich denke schon, daß eine Vermittlung des "warums" ostkirchlicher Praxis wichtig ist, um einander zu verstehen.