Gedanken zu dem „lieben“ GOTT
In der nachkonziliaren Theologie der letzten 40 Jahre wurde bevorzugt ein „lieber“ GOTT von den „Kanzeln“ der katholischen Kirche gepredigt. (Genau genommen ist es mittlerweile ja der Ambo, von dem aus so mancher Pfarrer „die Probleme der Welt anspricht“!
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) Darüber hinaus wurde Lektüre wie „Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna“ von Fynn, „Vergiß die Liebe nicht“ von Phil Bosmans und „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry der großen Renner einer auf den ersten Blick christlichen Literatur, die jeweils Millionenauflage erreichten. Streng genommen kann diese Art der Literatur jedoch zu einem anthropomorphen Gottesbild führen, welches nicht mehr
kongruent mit dem christlichen Gottesbild übereinstimmt. Und diese Entwicklung in der literarischen Welt paßt haargenau zu dem eingangs beschriebenen Wandel in der Verkündigung. Der Pendel des Zeitgeistes sorgte dafür, daß die Verkündigung der christlichen Botschaft in die nahezu diametral entgegengesetzte Position von früher (der in katholisch-traditionalistischen Kreisen hochgelobten vorkonziliaren Zeit) ausschlagen konnte.
„Psycho-Logisch“ (d.h. nach der "Logik" der wissenschaftlichen Disziplin Psychologie) betrachtet, ist dies eine Reaktion auf die offensichtlich von vielen Theologen empfundene überstarke Betonung der Buße respektive der Bußpredigt in den Jahren vor dem zweiten Vaticanum; insbesondere bei den Theologen, die in der Priesterausbildung tätig waren und deshalb als Multiplikatoren wirken. Als zugegebenermaßen extreme aber zutreffende Beispiele für die von mir gemeinte nachkonziliare Theologie sei die „Vision von der leeren Hölle“ des Kardinals Hans Urs von Balthasar oder auch das „anonyme Christentum“ von Karl Rahner SJ genannt.
Aus der Sicht eines Gläubigen betrachtet, hat das Weglassen dieser Bußpredigten dazu geführt, daß der Mensch sich selbst zur entscheidenden Instanz gemacht hat, die darüber befindet, was Sünde ist und was nicht.
Bei der diesjährigen Beichtvorbereitung der Kommunionkinder erzählte der Subsidiar unserer Gemeinde, daß in den ersten Jahrhunderten des Christentums auf schwere Sünden wie Gotteslästerung, Mord oder Ehebruch, dem Pönitenten ein bis zu zwanzig Jahre währender Ausschluß aus der Gemeinde auferlegt wurde! Dem „modernen“ Katholiken von heute würde eine derartige Bußpflicht höchstwahrscheinlich das bekannte Zitat des Götz von Berlichingen entlocken. Dabei ist es gerade das „Urchristentum“, was „moderne“ Katholiken geradezu zu emotionalen Begeisterungsstürmen veranlaßt. Und trotzdem wurde den damaligen Christen von den Heiden bescheinigt: „Seht, wie sie einander lieben!“
Auch nicht-traditionalistische Gläubige, die dieses letztlich unchristliche Unterlassen nicht mitmachen wollen, werden in der eigenen Kirche diskriminiert und in die fundamentalistische Ecke gestellt. Joseph Kardinal Ratzinger merkte in seiner Predigt im abschließenden Pontifikalamt zum Forum der deutschen Katholiken 2002 an, daß die „Verbalkeule“ des Fundamentalismus-Vorwurfs allzeit bereit stünde. Der „Marsch durch die Institutionen“, den sich die 68-er-Generation auf die Fahnen geschrieben hatte (auch durch die Institution Kirche!), trägt nicht zuletzt seinen Anteil zum „Vergessen“ von Beichte und Buße bei.
Hier soll nicht einem neuen Savonarola, dem florentinischen Bußprediger aus der Zeit der Medici, das Wort geredet werden, aber ein Weglassen der ausgleichenden und barmherzigen Gerechtigkeit GOTTES, die genauso wie der liebende GOTT zum konstitutiven Bestandteil des Evangeliums gehört, führt fast automatisch zu einer Leugnung der Existenz des Teufels. Dies hat Prof. Dr. Klaus Berger in seinem kürzlich erschienenen Buch „Wozu ist der Teufel da?“ ausgesprochen treffend analysiert und dargelegt. Und es scheint tatsächlich einer der historisch besten Tricks des großen Durcheinanderwerfers („Diabolos“) zu sein, dem Menschen seine Nichtexistenz vorzugaukeln. Nach einem Aphorismus von Pater Wilhelm Klein SJ, ist der Teufel sowieso der „beste Theologe“: er kennt den dreifaltigen GOTT schon länger als die Menschen!
Was ist zu tun?
Es ist auf die Vollständigkeit der Verkündigung zu achten. Absichtliches oder unabsichtliches Weglassen von Teilen der Frohen Botschaft ist genauso falsch wie eine heidnische Botschaft. Ergänzungen der Frohen Botschaft aus falsch verstandener Menschenfreundlichkeit sind ebenfalls abzulehnen; der „Tanz um das goldene Kalb“ ist ein „Tanz um das goldene Kalb“ und nicht ein moralisch zulässiges Erwerbsstreben des Menschen, wie dies einige calvinistisch angehauchte Kapitalisten meinen. „Ora et labora“ heißt der verbindende Leitspruch des Benediktinerordens; dabei steht das „Ora“ an der ersten Stelle.
Dies muß allen Gläubigen, Schafen und Hirten gleichermaßen, klar sein bzw. klargemacht werden. Und es ist naiv, anzunehmen, dies ginge nur über gutes Zureden und freundliche Appelle an das Gewissen des Einzelnen.
Das Gewissen ist das erste „Organ“ des Menschen, welches durch den Teufel korrumpiert wird, weil er die Macht über die Seele bekommen will.
Das Schicksal des heiligen Pfarrers von Ars Jean-Marie Vianney spricht hier eine deutliche Sprache und macht Hoffnung, daß dies dem größten Menschenfeind seit Urzeiten bei heftiger Gegenwehr des Menschen und der erbetenen (im doppelten Wortsinne) Unterstützung durch den einzigen Erlöser JESUS CHRISTUS, unseren Heiland, nicht gelingen wird.
GsJC
Raphael