Wer mag und unter dem Stichwort "Evolution" nachschlägt, wird finden, dass er offensichtlich kein Problem damit hat, von einer biologischen Evolution auszugehen (er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin). Die biblischen Schöpfungsberichte liest der Papst offenkundig nicht als historische Berichte, sondern als die übermaterielle Wirklichkeit beschreibende Wahrheit. Also grad so wie ich.
Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Soeben habe ich mal Ratzingers "Einführung in das Christentum" nach einschlägigen Stellen durchgeschaut.
Wer mag und unter dem Stichwort "Evolution" nachschlägt, wird finden, dass er offensichtlich kein Problem damit hat, von einer biologischen Evolution auszugehen (er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin). Die biblischen Schöpfungsberichte liest der Papst offenkundig nicht als historische Berichte, sondern als die übermaterielle Wirklichkeit beschreibende Wahrheit. Also grad so wie ich.
Wer mag und unter dem Stichwort "Evolution" nachschlägt, wird finden, dass er offensichtlich kein Problem damit hat, von einer biologischen Evolution auszugehen (er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin). Die biblischen Schöpfungsberichte liest der Papst offenkundig nicht als historische Berichte, sondern als die übermaterielle Wirklichkeit beschreibende Wahrheit. Also grad so wie ich.
- Robert Ketelhohn
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Robert Ketelhohn (vor vielen Jahren) hat geschrieben:Ich habe unglücklicherweise keine Zeit, die Sache jetzt intensiver auseinanderzusetzen, obgleich es dringend nötig wäre. Wenigstens einige kurze Anmerkungen. Zunächst ist zu sagen, daß Ratzinger in seiner damaligen Schrift bereits darin falsch liegt, daß er Teilhard als naturwissenschaftliche Autorität akzeptiert, ohne dessen Weltbild schon in seinen naturwissenschaftlichen Voraussetzungen zu hinterfragen.
Zweitens übersieht er in den oben angesprochenen Passagen sträflich die Konsequenzen jenes naturwissenschaftlichen Weltbilds für den Glauben. Jenes dort eingeführte Paradigma von einer Ordnung des Komplexen, vom naturgesetzlichen Werden auf Formen immer höherer Komplexität hin, und besonders der Einschluß des Menschen in diesen Werdeprozeß – nicht als dessen Ziel also, sondern als Teil desselben zu einem höheren Ziel –, kann bei konsequenter Durchführung nur bedeuten, daß Gott den Menschen am Anfang eben noch nicht nach seinem Bilde vollendet erschaffen hat.
Ein Fall aller in einem durch ein konkretes historisches Ereignis kann in diesem Weltbild keinen Platz mehr haben. Ebensowenig die Heilung aller wiederum durch Einen durch ein weiteres historisches Ereignis. Denn in diesem Werdeprozeß ging es ja bereits vor jenem Einem stetig aufwärts, und nach Ihm ebenso. Die zentralen Ereignisse der Heilsgeschichte, auf denen unser Glaube ruht, können bloß noch symbolhaft die Richtung des Prozesses andeuten, und je weiter der Prozeß fortschreitet, desto weniger bedarf es dann solcher Symbole.
Allein dies ist nicht wahr. Der Mensch steckt heute ebenso im Dreck wie vor tausend oder zweitausend Jahren. Die Welt ist unheiler denn je, und obgleich die Christenheit schon oft in dieser nun fast zweitausend Jahre währenden Endzeit den Eindruck hatte, dem absoluten Tiefpunkt und darauf dann dem Ende der Welt zuzugehen – und dann immer noch einmal ein Aufschub kam, eine echte oder scheinbare Besserung –, stelle ich sehr entschieden fest, daß das Böse seit siebzehnhundert Jahren nicht mehr derart die Oberhand hatte wie heute.
Doch selbst wenn man das bestreitet, ist für den Gläubigen klar und wohlbekannt, daß es mit dieser Welt am Ende nur bergab gehen kann und muß. Die Gestalt dieser Welt vergeht, und sie wird in Grauen und Finsternis vergehen. Dann wird der Richter erscheinen, der Retter und Heiland der Erwählten. Dann wird die Neue Stadt von oben herabsteigen. Niemals wird sie von unten her erbaut.
Und ganz genauso ist es, um den Kreis zu schließen, auch in der Ordnung der Natur, welche die Naturwissenschaftler zu verstehen suchen. Die Hypothese von der angeblich der Materie innewohnenden Potenz zur Herausbildung von Formen immer höherer Komplexität ist nicht nur nicht erwiesen, nicht nur unbeweisbar, sondern klar widerlegt. Die „Selbstorganisation“ findet in Wahrheit nicht statt. Es bedarf des schaffenden Geistes, der Leben gibt, der von außen, aus einer andern, höheren Ordnung der Materie Sinn und Ordnung gibt.
Darum kann man auf die Theologien eines Teilhard und kongenialer Geister gewiß die Staatskirche des kommenden Weltstaats bauen. Ja, man wird sie bauen. Man wird sie auch Kirche nennen, und sie wird ihre Wohltätigkeit zelebrieren. Die Wahrheit aber wird nicht in ihr wohnen. »Dann fliehe, wer in Judæa ist, in die Berge.«
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Raphael
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Da würde ich dann doch noch anfügen wollen: Nicht nur, aber auch!Clemens hat geschrieben:Soeben habe ich mal Ratzingers "Einführung in das Christentum" nach einschlägigen Stellen durchgeschaut.
Wer mag und unter dem Stichwort "Evolution" nachschlägt, wird finden, dass er offensichtlich kein Problem damit hat, von einer biologischen Evolution auszugehen (er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin). Die biblischen Schöpfungsberichte liest der Papst offenkundig nicht als historische Berichte, sondern als die übermaterielle Wirklichkeit beschreibende Wahrheit. Also grad so wie ich.
Teilhard de Chardin ist darüber hinaus sehr problematisch, was seine Einschätzung der menschlichen Person angeht. Er war dort auch - völlig zurecht - deutlicher Kritik ausgesetzt!
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)
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Raphael
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Schon passiert!Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Man muß halt unterscheiden, was bei ihm naturwissenschaftliche Erkenntnis und was anthropologische/kosmologische/theologische Spekulation ist.Raphael hat geschrieben:Teilhard de Chardin ist darüber hinaus sehr problematisch, was seine Einschätzung der menschlichen Person angeht. Er war dort auch - völlig zurecht - deutlicher Kritik ausgesetzt!
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Aus Piltdown, was?Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Schon klar, dass TdCh nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Mir ging es hier um etwas anderes:
Wenn selbst dieser Papst nicht an eine Irrtumslosigkeit der Schrift in naturwissenschaftlichen Fragen glaubt, dann fühle ich mich auch nicht dazu verpflichtet.
Natürlich kann selbst dieser Papst in naturwissenschaftlichen Fragen irren.
Aber ich halte sein Urteil auch in diesen Fragen für gut genug durchdacht, dass ich ihm lieber folge, als bspw. dem Papst der Kreationisten, Werner Gitt.
Mir ging es hier um etwas anderes:
Wenn selbst dieser Papst nicht an eine Irrtumslosigkeit der Schrift in naturwissenschaftlichen Fragen glaubt, dann fühle ich mich auch nicht dazu verpflichtet.
Natürlich kann selbst dieser Papst in naturwissenschaftlichen Fragen irren.
Aber ich halte sein Urteil auch in diesen Fragen für gut genug durchdacht, dass ich ihm lieber folge, als bspw. dem Papst der Kreationisten, Werner Gitt.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Deine dauernden Sticheleien sind tatsächlich unerträglich. Was ist mit dir passiert?Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Nee - direkt aus Chou K'ou-tien bei Peking. Kein hoax, fraud, myth, urban legend weit und breit. Und TdC immer mit der Schaufel vorneweg.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Aus Piltdown, was?Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin![]()
Die Mythen kamen erst später, mit dem Omegapunkt. Aber daran ist der Sinanthropus völlig unschuldig.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Joseph Kardinal Ratzinger hat später bemerkt, dass das Weltbild von Teilhard de Chardin dem christlichen Weltbild, in dem der Primat des Geistes gilt, diametral entgegengesetzt ist:
teilhard.deJ. Ratzinger hat geschrieben:Nun hat in der Tat die Evolutionstheorie, wo sie sich zur philosophia universalis auszuweiten anschickt, auch das Ethos evolutionär neu zu begründen versucht. Aber dieses evolutionäre Ethos, das seinen Schlüsselbegriff unausweichlich im Modell der Selektion, also im Kampf ums Überleben, im Sieg des Stärkeren, in der erfolgreichen Anpassung findet, hat wenig Tröstliches zu bieten. Auch wo man es auf mancherlei Weise zu verschönern strebt, bleibt es letztlich ein grausames Ethos. Das Bemühen, aus dem an sich Vernunftlosen das Vernünftige zu destillieren, scheitert hier recht augenfällig. Zu einer Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen, die wir brauchen, ist dies alles wenig tauglich.
[...]
Ich kann [...] Ihrer Formulierung nicht zustimmen, daß das Ethos "auf evolutivem Weg entstanden" sei. [...] Ethos im eigentlichen Sinn des Wortes setzt Bewußtsein und Freiheit voraus die Grundkonstitutive menschliche Existenz, die es vorher nicht gibt. [...] Deswegen kann man das Ethos nicht auf dem Weg der Verhaltensforschung ermitteln [...]
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Ich sehe hier keinen Widerspruch.
Im einen Fall geht es um die biologische Natur, im anderen um das ethische Wissen, von dem der Papst und ich meinen, dass es auf göttliche Offenbarung zurückgeht.
Im einen Fall geht es um die biologische Natur, im anderen um das ethische Wissen, von dem der Papst und ich meinen, dass es auf göttliche Offenbarung zurückgeht.
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Das mit der naturwissenschaftlichen Erkenntnis ist bei Teilhard de Chardin halt so eine Sache:Bernado hat geschrieben:Man muß halt unterscheiden, was bei ihm naturwissenschaftliche Erkenntnis und was anthropologische/kosmologische/theologische Spekulation ist.Raphael hat geschrieben:Teilhard de Chardin ist darüber hinaus sehr problematisch, was seine Einschätzung der menschlichen Person angeht. Er war dort auch - völlig zurecht - deutlicher Kritik ausgesetzt!
Wikipedia hat geschrieben:Der Biologe Adolf Portmann, bei dem Teilhard immer, wenn er in Basel war, einkehrte, schrieb über ihn: „Die Erforschung des Chinamenschen […] hat seinen Ruf als Erforscher einer erloschenen Lebenswelt begründet und den Grund gelegt für das Vertrauen, mit dem viele Menschen seine weittragenden Folgerungen über die Evolution der Menschheit aufgenommen haben.“ Doch stellt Portmann gleichfalls fest, dass bei ihm sehr häufig „der Prophet dem Forscher die Feder aus der Hand genommen hat“.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Ich weiß schon, Teilhard war auch ’ne Weile in China buddeln. Aber ob Piltdown-Mann oder Pekinese, das ist bei ihm und für seine späteren Ergüsse völlig wurscht. Da geht um die fixe Idee, nicht um Naturerkenntnis.Bernado hat geschrieben:Nee - direkt aus Chou K'ou-tien bei Peking. Kein hoax, fraud, myth, urban legend weit und breit. Und TdC immer mit der Schaufel vorneweg.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Aus Piltdown, was?Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin![]()
Die Mythen kamen erst später, mit dem Omegapunkt. Aber daran ist der Sinanthropus völlig unschuldig.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Der Hl. Vater vertritt die Auffassung der Kirche inklusive des Apostels Paulus, dass das natürliche sittliche Gesetz (Naturrecht) den Menschen auch ohne Offenbarung bekannt ist.Clemens hat geschrieben:Ich sehe hier keinen Widerspruch.
Im einen Fall geht es um die biologische Natur, im anderen um das ethische Wissen, von dem der Papst und ich meinen, dass es auf göttliche Offenbarung zurückgeht.
Die Fragen, um die es geht, sind nicht speziell naturwissenschaftliche Fragen, sondern Fragen, die sich wohl die meisten stellen, die mit der Hl. Schrift konfrontiert werden. Egal ob Schornsteinfeger, Arzt, Hausfrau, Opernsänger oder Realschüler: War da tatsächlich die ganze Erde überschwemmt?Clemens hat geschrieben:Wenn selbst dieser Papst nicht an eine Irrtumslosigkeit der Schrift in naturwissenschaftlichen Fragen glaubt, dann fühle ich mich auch nicht dazu verpflichtet.
Was die Position des Hl. Vaters zur Frage der Irrtumslosigkeit der Schrift angeht, reicht es nicht, zu erwähnen, dass er in den 1960ern in seiner Einführung in das Christentum deutliche Sympathien für Teilhard de Chardin zeigt. Vor weniger langer Zeit hat er als Papst darauf hingewiesen, dass ernstzunehmende Evolutionswissenschaftler sagen, dass das, was die Kernhypothese ihrer Evolutionstheorie aussagt, theoretisch nicht zu erwarten und praktisch unbelegt ist.
Was das NT angeht, verwirft er die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegeten im Vorwort zu seinem Buch Jesus von Nazareth.
Ansonsten ist Joseph Ratzinger philosophisch stark von personalistischen Ideen geprägt. Die Begegnung mit dem Personalismus [...] ist für mich zu einem wesentlich prägenden geistigen Erlebnis geworden, schreibt er in dem autobiographischen Rückblick Zur Lage. Ein Personalist stellt weder die Frage, ob die Schrift irrtumslos sei, noch ob die Naturwissenschaft irrtumslos sei. Er fragt nicht, ob eine Vorstellung von der Wirklichkeit mit der Wirklichkeit da draußen außerhalb der Oberstübchen der Menschen übereinstimmt. Wirklich ist für ihn, was die Menschen erleben.
Das Zitat oben zeigt, worum es Ratzinger geht: Zu einer Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen, die wir brauchen, ist dies alles wenig tauglich. Wir brauchen ein Weltbild, das in Kontinuität mit der Kirche steht, die den Menschen die Ethik des Universalen Friedens bringt. Die Vorstellungen in den Oberstübchen, was eine Sintflut angeht, oder wie Fossilien zu interpretieren seien, ist dabei ziemlich schnuppe, soweit das nicht die Durchsetzbarkeit globalen Friedens behindert.
Ratzinger spornt Philosophen an, nach einem Weltbild zu suchen, das solches ermöglicht. Niedere Sorgen, wie eine Sintflut in tiefer Vergangenheit, wären in einer solcherart erleuchteten Welt für immer verscheucht.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Das stimmt so nicht ganz: Er bekennt, den Exegeten dankbar zu sein, weil er viel von ihnen gelernt hat. Die historisch kritische Jesusforschung beurteilt er kritisch, verwirft sie aber nicht:Sempre hat geschrieben: Was das NT angeht, verwirft er die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegeten im Vorwort zu seinem Buch Jesus von Nazareth.
"Mit alledem ist zum einen die Bedeutung der historisch-kritischen Methode angedeutet, zum anderen auch ihre Grenze beschrieben" ,scheibt er im Vorwort.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Ich finde Bernados Postings keineswegs unerträglich. Vielmehr sind sie eine echte Bereicherung des Forums. Mich nerven eher andere Nutzer..........lifestylekatholik hat geschrieben:Deine dauernden Sticheleien sind tatsächlich unerträglich. Was ist mit dir passiert?Bernado hat geschrieben:Autsch - jetzt hast Du aber was gesagt. Jetzt ganz schnell abtauchen und warten, bis - oder ob - das Gewitter vorübergeht. Und da wird es dir auch nicht helfen, daß TdC den Homo Pekinensis quasi von Angesicht zu Angesicht kannte.Clemens hat geschrieben:er beruft sich dafür mehrfach auf T.de Chardin
Zuletzt geändert von Florianklaus am Freitag 24. Februar 2012, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Jetzt habe ich doch auch mal wieder Lust, Senf dazuzugeben.
Ich möchte die Thematik der Evolution in Verbindung bringen mit der alten Frage
"Utrum, si homo non peccasset, Deus nihilominus incarnatus fuisset"
(Ob, wenn der Mensch nicht gesündigt hätte, Gott trotzdem Mensch geworden wäre.)
Soweit ich weiß, neigt die Alte Kirche eher dazu, die Frage zu bejahen: Gott wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht werde.
Das Mittelalter (Anselm v. Canterbury) neigt eher dazu, die Frage zu verneinen: Gott wurde Mensch, um den Schaden der Sünde zu reparieren.
Ein evolutives Weltbild lässt sich eher mit der altkirchlichen Position vereinbaren, wenn das Ziel der Welt, die Vergöttlichung des Menschen, mehr ist als das, was schon mit der Schöpfung gegeben ist.
Ich möchte die Thematik der Evolution in Verbindung bringen mit der alten Frage
"Utrum, si homo non peccasset, Deus nihilominus incarnatus fuisset"
(Ob, wenn der Mensch nicht gesündigt hätte, Gott trotzdem Mensch geworden wäre.)
Soweit ich weiß, neigt die Alte Kirche eher dazu, die Frage zu bejahen: Gott wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht werde.
Das Mittelalter (Anselm v. Canterbury) neigt eher dazu, die Frage zu verneinen: Gott wurde Mensch, um den Schaden der Sünde zu reparieren.
Ein evolutives Weltbild lässt sich eher mit der altkirchlichen Position vereinbaren, wenn das Ziel der Welt, die Vergöttlichung des Menschen, mehr ist als das, was schon mit der Schöpfung gegeben ist.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Man kann auch aus Fehlern lernen. Er verwirft sowohl den Ansatz als auch ihre Ergebnisse und stellt seinen Ansatz dagegen, der seiner Meinung nach zu einem logischeren und in sich schlüssigeren Bild von Jesus kommt.Peti hat geschrieben:Das stimmt so nicht ganz: Er bekennt, den Exegeten dankbar zu sein, weil er viel von ihnen gelernt hat. Die historisch kritische Jesusforschung beurteilt er kritisch, verwirft sie aber nicht:Sempre hat geschrieben:Was das NT angeht, verwirft er die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegeten im Vorwort zu seinem Buch Jesus von Nazareth.
"Mit alledem ist zum einen die Bedeutung der historisch-kritischen Methode angedeutet, zum anderen auch ihre Grenze beschrieben" ,scheibt er im Vorwort.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Laut der Hl. Schrift wird das Jammertal gegen Ende so schauerlich und unerträglich, dass der Herr sich ob derjenigen, die ihn lieben, erbarmen und die Zeit abkürzen wird.Samuel hat geschrieben:Ein evolutives Weltbild lässt sich eher mit der altkirchlichen Position vereinbaren, wenn das Ziel der Welt, die Vergöttlichung des Menschen, mehr ist als das, was schon mit der Schöpfung gegeben ist.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Ich würde sagen, dass die Apokalyptik nicht die einzige Zukunftsvision in der Bibel ist - und nicht einmal die bedeutsamste in der Predigt Jesu. Etwa die Rede von der nahen Gottesherrschaft, die Wachstumsgleichnisse: Das redet doch davon, dass das gute Ende schon da ist und hin zur Vollendung wächst.Sempre hat geschrieben:Laut der Hl. Schrift wird das Jammertal gegen Ende so schauerlich und unerträglich, dass der Herr sich ob derjenigen, die ihn lieben, erbarmen und die Zeit abkürzen wird.
Aber ich gebe zu, dass die massive Sündhaftigkeit der Welt, der Umstand, dass Jesus am Kreuz sterben musste, schlecht zu einem evolutiven Weltbild passt. Es wäre interessant, was Teilhard de Chardin dazu sagt - ich habe ihn leider nie gelesen. Ich habe gerade noch mal das entsprechende Kapitel in Rahners Grundkurs überflogen - da ist, soweit ich sehe, vom Kreuz nicht die Rede.
Naja, vielleicht ist es ja gut katholisch, verschiedene, scheinbar widerstreitende Aussagen nebeneinander stehen zu lassen - und alle zusammen geben sie dann eine Ahnung von der Wirklichkeit, die mit Worten sowieso nicht zu beschreiben ist.
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Nochmals:Das stimmt so nicht ganz: Er beurteilt die historisch-kritische Jesusforchung kritisch, verwirft sie aber nicht:Sempre hat geschrieben:Man kann auch aus Fehlern lernen. Er verwirft sowohl den Ansatz als auch ihre Ergebnisse und stellt seinen Ansatz dagegen, der seiner Meinung nach zu einem logischeren und in sich schlüssigeren Bild von Jesus kommt.Peti hat geschrieben:Das stimmt so nicht ganz: Er bekennt, den Exegeten dankbar zu sein, weil er viel von ihnen gelernt hat. Die historisch kritische Jesusforschung beurteilt er kritisch, verwirft sie aber nicht:Sempre hat geschrieben:Was das NT angeht, verwirft er die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegeten im Vorwort zu seinem Buch Jesus von Nazareth.
"Mit alledem ist zum einen die Bedeutung der historisch-kritischen Methode angedeutet, zum anderen auch ihre Grenze beschrieben" ,scheibt er im Vorwort.
„Ich hoffe, dass den Lesern aber deutlich wird, dass dieses Buch nicht gegen die moderne Exegese geschrieben ist, sondern in großer Dankbarkeit für das viele, das sie uns geschenkt hat und schenkt“.
„Die historisch-kritische Methode bleibt von der Struktur des christlichen Glaubens her unverzichtbar“.
http://www.zenit.org/article-18626?l=german
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Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
An anderer Stelle habe ich das einmal ausführlicher betrachtet:Robert Ketelhohn hat geschrieben:(Die historische Textkritik als Methode abzulehnen wäre in der Tat absurdSiard hat geschrieben:deine meinung über die historisch-kritische exegese teilt die römische kirche
übrigens nicht. spätestens seit Johannes Paul II. ist sie vollständig anerkannt.
und dumm. Das Problem liegt allerdings darin, daß das, was in der Schrift-
exegese unterm Decknamen „historisch-kritisch“ daherkommt, ideologisch
vorgeprägt ist und so gar keinen historischen Sinn verrät, während die Kritik
sich in Kritikastertum erschöpft, statt Unterscheidungsvermögen zu zeigen.)
Eine Auseinandersetzung mit den histologischen Kritikastern am konkreten Beispiel: viewtopic.php?p=21366#p21366Robert Ketelhohn hat geschrieben:Widerspruch gegen deine Zustimmung zu den Pkt.en 1-7. Die ganze Liste isttaddeo hat geschrieben:Erstens: es gibt nicht "die" historisch-kritische Methode, es mehrere Varianten davon - ungefähr soviele, wie es Bibelwissenschaftler gibt, schätze ich ...Loukia hat geschrieben:Ich finde das diese Methode einem Heiligen Text nicht gerecht werden kann. Wer glaubt, die Bibel ist von Gott inspiriert, braucht auch sowas nicht.
Zweitens: kein katholischer Exeget oder Einleitungswissenschaftler, auch nicht ein "traditioneller", wird die Notwendigkeit bestreiten, an die Texte der Heiligen Schrift nicht nur mit dem Glauben, sondern auch mit wissenschaftlicher Hermeneutik heranzugehen. Das haben die Kirchenväter schon gemacht, ja selbst die Evangelisten.
Von den oben genannten Punkten
sind 2.1 bis 2.7 völlig unstrittig in ihrer wissenschaftlichen Notwendigkeit - in der Theologie genauso wie in jeder anderen Disziplin. Problematisch wird es immer erst mit 2.8 und 2.9, wo den freien Interpretationen Tür und Tor geöffnet sind. Das Problem in der Exegese ist jedoch, daß für viele "Wissenschaftler" schon vor Beginn ihrer "Forschung" festzustehen scheint, was am Ende herauskommen muß - nämlich dieses völlig verkorkste und enthistorisierte Gestalt, die weder mit dem Jesus der Geschichte noch dem Christus des Glaubens etwas gemein hat - und daß sie ihre ganze Arbeit darauf ausrichten, das gewünschte Ergebnis auch zu erreichen.2 Die Methodenschritte der historisch-kritischen Methode
* 2.1 Textkritik: Vergleich der Handschriften
* 2.2 Übersetzung aus dem Hebräischen bzw. Griechischen
* 2.3 Textanalyse: Die Struktur des Textes
* 2.4 Redaktionsgeschichte: der Umgang des Autors mit seinen Quellen
* 2.5 Literarkritik: Rekonstruktion der Quellen
* 2.6 Formgeschichte: Bestimmung der Textgattung
* 2.7 Traditionsgeschichte: Die zugrunde liegende mündliche Überlieferung
* 2.8 Begriffs- und Motivgeschichte: wie sich Vorstellungen entwickelten
* 2.9 Religionsgeschichte: Vergleich mit außerbiblischen Texten
Das liegt aber wahrlich nicht an der historisch-kritischen Methode, sondern an der ideologischen Verbohrtheit ihrer Anwender. Gegen Dummheit und Böswilligkeit ist auch in der Wissenschaft kein Kraut gewachsen.
undurchdachter Mist. Damit kann man doch kein Proseminar bestehen (dür-
fen).
Erst einmal muß es um die Feststellung des Textes gehen. Der Ausgangspunkt
ist der handschriftliche Befund (oben Pkt. 1). Wenn der nicht eindeutig ist, ord-
net man die Handschriften nach Verwandtschaft und Abhängigkeiten. Hierbei
zeigt sich, ob wir neben beim Kopieren entstandenen Varianten auch den Ein-
fluß von Redaktionen in Betracht ziehen müssen.
Das wäre Pkt. 4 der Liste, der aber unsinnig definiert wird, weil die Redaktions-
geschichte mit möglichen Quellen des Autors überhaupt nichts zu tun hat. Viel
wichtiger zu ihrer Feststellung ist die Beachtung ihres historischen Umfelds, das
heißt: Wie, warum, durch wen etc. könnten Redaktionen stattgefunden haben?
Wenn wir also über Texte der Heiligen Schrift reden (ähnlich auch über Apokry-
phen, Kirchenvätertexte, liturgische Texte u. ä.), dann kommt hier die Kirchen-
geschichte als wissenschaftliche Disziplin ins Spiel, ggf. mit Spezialdisziplinen wie
Patristik, Liturgiewissenschaft etc.
Entsprechend verhält es sich, wenn unser Objekt nicht christliche oder kirchliche
Texte sind, sondern z. B. Schriften heidnischer Philosophen oder antiker Komö-
diendichter oder auch mittelhochdeutsche Rechtstexte.
Wohl gemerkt sind wir immer noch bei der Textkritik. Hilfreich dazu kann auch
sein, was eigentlich schon darüber hinausgeht (und an sich sogar den Text schon
voraussetzt, weswegen man sich vor Zirkelschlüssen hüten muß): nämlich die Lit-
terarkritik, die primär auch keineswegs beinhaltet, was obiger Pkt. 5 postuliert,
nämlich mutmaßliche Quellen zu „rekonstruieren“, sondern den festgestellten
Text zu beurteilen und einzuordnen. Dies beginnt mit der Feststellung von Gat-
tung und Struktur des Texts (vgl. obige Pkt.e 3 und 6). Pkt. 6 redet von „Formge-
schichte“; ich deute diesen merkwürdigen Begriff so, daß darunter der synchroni-
sche und bei Bedarf auch diachronische Vergleich des untersuchten Textes mit an-
deren, bekannten Texten zu verstehen sei, was jedenfalls in die Litterarkritik gehört
und zur Beurteilung und Einordnung des Texts hilfreich, ja vielleicht erforderlich
sein kann.
Solche Litterarkritik also kann unter Umständen der Feststellung der Redaktions-
geschichte behilflich sein – und damit auch der Sicherung einer „verbindlichen“
oder „definitiven“ Texts. Denkbar ist freilich auch, daß ein sicherer Text sich gar
nicht gewinnen läßt, sondern daß sich bestenfalls mehrere, womöglich parallele Re-
daktionen feststellen lassen, über deren Gültigkeit nur autoritativ zu entscheiden
wäre, was aber nicht Sache der Wissenschaft sein kann.
Haben wir nun einen Text – oder verschiedene Varianten oder Redaktionen eines
solchen – festgestellt, dann ist die eigentliche Aufgabe der historischen Textkritik
erfüllt, und wir können mit diesem Text arbeiten, um weitere historische Erkennt-
nisse zu gewinnen. Dazu gehört zunächst, was wir oben im Vorgriff bereits unterm
(eigentlich völlig überflüssigen, weil Selbstverständliches beinhaltenden) Begriff der
„Litterarkritik“ behandelt haben.
Dazu gehört dann natürlich auch die Untersuchung von Funktion und Wirkung des
Texts, direktes und indirektes Fortleben eingeschlossen, aber ebenso der Blick in die
umgekehrte Richtung, die Suche nach möglichen Quellen, sofern ihre Existenz anzu-
nehmen ist, vor allem aber die Auswertung des uns eigentlich vom Autor Mitgeteil-
ten, was bei historiographischen Texten natürlich zuerst auf unseren Erkenntnisge-
winn über die vom Autor berichteten Ereignisse oder Umstände geht, bei philosophi-
schen oder theologischen Texten neben unserm historischen Interesse auch eben un-
sern theologischen oder philosophischen Wissendurst stillen kann, oder bei Werken
der Dichtung unseren Wusch nach Unterhaltung.
Was mögliche Quellen betrifft, vermag die vergleichende Litterarkritik unter Umstän-
den bereits sehr zu helfen. Auch wichtig – besonders, wenn der Litterarvergleich nicht
weiterhilft – ist der Beitrag der historischen Disziplinen, wie oben bereits bei der Be-
handlung der Redaktionsgeschichte genannt. Wenn Quellen nicht feststellbar sind –
womöglich nicht einmal die Existenz von Quellen irgendwie bezeugt wird –, wird man
in der Regel auch sinnvollerweise keine Quellen annehmen, aus welchen der Autor ge-
schöpft hätte, sofern nicht der Text selbst anderes dringend nahelegt.
Jedenfalls begibt man sich hier schnell in spekulatives Randgebiet der Wissenschaft,
wenn man nicht achtgibt. Handelt es sich um einen Text, der Ereignisse berichtet –
also nicht fiktiv sein will oder abstrakte Probleme behandelt –, so ist immerhin klar,
daß der Autor seine Kenntnis irgendwoher bezogen haben muß, also entweder er-
zählende Quellen oder Akten benutzt hat, oder aber als Zeuge aus eigener Kenntnis
oder aufgrund von Berichten solcher Zeugen oder aufgrund einer bereits längeren
mündlichen Tradition schreibt, oder daß eine beliebige Kombination dieser Möglich-
keiten vorliegt. Oder, auch das ist denkbar, der Autor lügt oder phantasiert.
Wenn wir in diesem Sinn von den Quellen historiographischer Texte reden, ist evi-
dent, daß ihre Feststellung für die Beurteilung des Texts entscheidend ist. Das heißt
aber: Wir fragen, woher der Autor seine Kenntnis hatte. Das ist in etwa das, was obi-
ge Pkt.e 4 und 7 beinhalten, vielleicht auch Pkt. 5 andeutungsweise einschließt.
Methodisch völlig verfehlt ist jedoch, was Pkt. 5 eigentlich fordert, nämlich gemut-
maßte, nicht überlieferte und nicht einmal in ihrer Existenz angedeutete Quellen
standardmäßig „rekonstruieren“ zu wollen, und dies auch noch in einer konkreten
Textgestalt. Da wird der Textkritiker unweigerlich zum Märchenerzähler.
Bleiben aus unserer Liste die Pkt.e 2, 8 und 9. – Pkt. 9 gehört in die vergleichende Re-
ligionswissenschaft und hat mit historischer Textkritik ebenso wenig zu tun wie mit
Schriftexegese. Wäre er nicht spezifisch auf religiöse Thematik eingeengt – was nicht
nötig ist, denn die Textkritik als Werkzeug ist ja, wie oben angedeutet, auch auf ganz
andersartige Texte anzuwenden –, dann gehörte das in die bereits behandelte verglei-
chende Litterarkritik. Dahin gehört ohnehin Pkt. 8, wobei es hier ums Interessenge-
biet des Philologen geht, der Schriftexeget als solcher hat ganz andere Interessen (die
er natürlich auch einmal in fremde Gefilde ausdehnen darf, aber dann betätigt er sich
insoweit auch nicht mehr als Schriftexeget).
Pkt. 2 endlich gehört hier überhaupt nicht hinein. Die Übersetzung der Originaltexte
dient der Vermittlung an den interessierten, aber eben nicht wissenschaftlich interes-
sierten Leser. Oder eventuell noch, gerade bei exotischeren Sprachen, der Vermittlung
an den mitinteressierten Wissenschaftler einer Nachbardisziplin. Jedenfalls aber dient
die Übersetzung in moderne Sprachen nicht direkt der historisch-kritischen Untersu-
chung alter Texte.
Alter Übersetzungen freilich, die sind ihrerseits selbst Gegenstand der historischen
Textkritik und können auch zur Klärung der text- und litterarkritischen Probleme
des Originals beitragen. Aber das nur am Rande. Im übrigen sei – als salvatorische
Klausel gewissermaßen – darauf hingewiesen, daß es natürlich keine eindeutig defi-
nierbare Reihenfolge der Schritte in der historisch-kritischen Methodik gibt. Vieles
bedingt einander gegenseitig. Mit obiger Beschreibung einer sinnvollen Abfolge will
ich also keine neue Reihenfolge gegen jene besagter Liste postulieren, sondern vor
allem auf die logischen und praktischen Unstimmigkeiten dieser Liste hinweisen und
an den gesunden Menschenverstand appellieren, die Dinge stets unter Kontrolle zu
behalten, statt sich vernunftwidrige und, bei näherer Beschau, ideologisch vorgepräg-
te Korsette wickeln zu lassen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Aber die Vergöttlichung ist die Wiederherstellung des Urzustandes.Samuel hat geschrieben:Ein evolutives Weltbild lässt sich eher mit der altkirchlichen Position vereinbaren, wenn das Ziel der Welt, die Vergöttlichung des Menschen, mehr ist als das, was schon mit der Schöpfung gegeben ist.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
-
Benedikt
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Nein. Vergöttlichung ist die Aufnahme in die Sohnschaft. Diese war bei Adam und Eva nicht gegeben.ad-fontes hat geschrieben:Aber die Vergöttlichung ist die Wiederherstellung des Urzustandes.Samuel hat geschrieben:Ein evolutives Weltbild lässt sich eher mit der altkirchlichen Position vereinbaren, wenn das Ziel der Welt, die Vergöttlichung des Menschen, mehr ist als das, was schon mit der Schöpfung gegeben ist.
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Hier ein paar Gedanken zum Thema Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift:
Vermutlich wird es immer möglich sein, zu den Aussagen der Hl. Schrift widerspruchsfreie Erklärungen zu finden.
Etwa: Den "Goliat aus Gat, dessen Speer einen Weberbaum glich" (2Sam 21,19) gab es zweimal: Der eine wurde von David erschlagen, der andere von Elhanan.
Oder: Der Schächer am Kreuz beschimpft Jesus (Mk 15,32). Dann aber reut es ihn und er weist den anderen Verbrecher zurecht und sagt: "Nicht einmal du fürchtest Gott?" (Lk 23, 40).
Usw.
Manche Erklärungen - etwa, wo bei der Sintflut das viele Wasser hergekommen ist, das sogar den Mount Everest bedeckte, und wohin es wieder abgeflossen ist - muten freilich recht phantastisch an.
Aber schließlich geht es um einiges: Wir erleben es ja immer wieder, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und man sich geradezu weigert, in der Bibel zu lesen, weil diese ja voller Irrtümer ist.
Andererseits ist es doch so, dass solche strittige Stellen nicht gerade zum Kern unseres Glaubens gehören. (Zum Kern gehört eher: Gott ist unser Vater und wir sind seine Kinder; Jesus starb am Kreuz für uns...)
Und so gibt es Christen (ich gehöre dazu), die der Meinung sind, dass die Bibel uns unfehlbar den Kern des Glaubens lehrt, während manche Einkleidung historisch bedingt und fehlbar ist.
Als Referenz mag dienen:
Siehe auch:
Vermutlich wird es immer möglich sein, zu den Aussagen der Hl. Schrift widerspruchsfreie Erklärungen zu finden.
Etwa: Den "Goliat aus Gat, dessen Speer einen Weberbaum glich" (2Sam 21,19) gab es zweimal: Der eine wurde von David erschlagen, der andere von Elhanan.
Oder: Der Schächer am Kreuz beschimpft Jesus (Mk 15,32). Dann aber reut es ihn und er weist den anderen Verbrecher zurecht und sagt: "Nicht einmal du fürchtest Gott?" (Lk 23, 40).
Usw.
Manche Erklärungen - etwa, wo bei der Sintflut das viele Wasser hergekommen ist, das sogar den Mount Everest bedeckte, und wohin es wieder abgeflossen ist - muten freilich recht phantastisch an.
Aber schließlich geht es um einiges: Wir erleben es ja immer wieder, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und man sich geradezu weigert, in der Bibel zu lesen, weil diese ja voller Irrtümer ist.
Andererseits ist es doch so, dass solche strittige Stellen nicht gerade zum Kern unseres Glaubens gehören. (Zum Kern gehört eher: Gott ist unser Vater und wir sind seine Kinder; Jesus starb am Kreuz für uns...)
Und so gibt es Christen (ich gehöre dazu), die der Meinung sind, dass die Bibel uns unfehlbar den Kern des Glaubens lehrt, während manche Einkleidung historisch bedingt und fehlbar ist.
Als Referenz mag dienen:
Man kann diesen Text auch so interpretieren, dass der Zusatz „die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ restriktiv zu verstehen ist, d.h. das, was Gott um unseres Heiles willen aufgezeichnet haben wollte, ist sicher wahr, das andere nicht unbedingt.Vat II, DV 11 hat geschrieben: Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte.
Siehe auch:
Wir haben also wieder mal verschiedene, einander widersprechende Meinungen (die Bibel ist komplett irrtumslos / manchmal irrt sie), die unter uns katholischen Christen (mehr oder weniger) einträchtig nebeneinander bestehen.YouCat, Nr. 15 hat geschrieben: Wie kann die Heilige Schrift Wahrheit sein, wenn nicht alles, was in ihr steht, richtig ist?
Historische Präzision oder naturwissenschaftliche Erkenntnisse will uns die Bibel nicht vermitteln. Auch waren die Autoren Kinder ihrer Zeit. Sie teilten die kulturellen Vorstellungen ihrer Umwelt und waren manchmal auch ihren Irrtümern verhaftet. Doch alles, was der Mensch über Gott und den Weg seiner Erlösung wissen muss, findet sich mit unfehlbarer Sicherheit in der Heiligen Schrift.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)
-
Raphael
Re: Psalm 2, Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift
Nu werd ma nich' gleich depressiv, ming jung!Sempre hat geschrieben:Laut der Hl. Schrift wird das Jammertal gegen Ende so schauerlich und unerträglich, dass der Herr sich ob derjenigen, die ihn lieben, erbarmen und die Zeit abkürzen wird.