Dann versuche ich jetzt auf die verschiedenen Antworten zu reagieren:
HeGe,
vielleicht ist es ein Mißverstehen. Ich kann Dir nur sagen wann ICH anfing selbständig zu denken. Wann und ob diese Fähigkeit bei DIR eingetreten ist, entzieht sich meiner Beurteilungsmöglichkeit.
Warum sollte ich,
Pilgerer, mich dafür schämen Freimaurer zu sein? Dort unternehme ich nichts, dessen ich mich zu schämen hätte. Die von mir gemeinte „Schublade“ ist die der Vorurteile, die Menschen mit mangelndem Wissen gerne nutzen und sachliche Gespräche wegen ständiger sachfremder Einwände unmöglich machen. In fast 40 Jahren war mein, oder der eines anderen, Glauben nie Gegenstand irgendeiner Betrachtung oder Aktivität innerhalb oder außerhalb der Logenwelten, denen ich angehöre. Ich bin froh, dort Menschen zu treffen, die mit ihrer Denkweise Anstösse für mein Leben gegeben haben und stolz darauf meinerseits Anregungen weitergeben zu dürfen.
Danke
Reinhard für Deine ausführliche Antwort und Deine Einschätzung meiner Erfahrungen mit katholischer Kultur sowie der Abwendung von selbiger. Allerdings irrst Du, schon von der zeitlichen Abfolge, wenn Du die Ursache in der „Falle der Aufklärung“ zu erkennen glaubst. Die Differenz zwischen Theorie und Praxis erzeugte meine Zweifel und verfestigten sich bei näherem Beschäftigen mit der Bibel, ihrer Geschichte und anderen vorchristlichen Religionen.
Das Befassen mit den anderen Religionen schärfte meinen Blick dafür, dass überall diese eklatante Differenz zwischen Theorie und Praxis vorhanden ist, aber jeder darauf besteht, dass sein Weg der einzig wahre sei. Selbst wenn ich Deinem Vorschlag folge, dass die Bibel das authentische Wort Gottes sei – bleibt der Zweifel ob der gleiche Anspruch, den die Gläubigen anderer Religionsvorstellungen in gleicher Weise erheben, vielleicht doch der zutreffendere sein könnte.
Etwas glauben oder etwas verifizieren, sind völlig unterschiedliche Dinge und schließen sich von der Natur der Dinge gegenseitig aus.
Ein „verifizierter Glaube“ ist kein Glaube mehr.
Dein Link des Paters aus der Blogozese gefällt mir deshalb sehr, weil der genau meine Meinung vertritt:
Glauben ist eine persönliche Angelegenheit, die ich erleben und mich daran orientieren kann oder nicht!
Alle Versuche, andere vom gleichen zu überzeugen, sind gleichermaßen nutz- wie sinnlos.
Man erfährt das - oder nicht!
Ja, und wie ist das mit der Schuld?
Du zitierst Goethe mit Faust und schließt die Möglichkeit, dass Erlösung im Menschen stattfinden könne, gleichzeitig kategorisch aus?
Für mich versucht Goethe aufzuzeigen, dass der Mensch als Gottes Ebenbild göttliches in sich trägt, und er es ausarbeiten, erarbeiten kann.
Auch gegen die Widerstände, die ihn von innen und außen bedrängen, weil die Verheißung „von oben“ und nicht von Menschen kommt: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“.
Dass das harte Arbeit an und mit sich selbst ist, steht außer Frage.
Du fragst:
Reinhard hat geschrieben:„Könntest Du Dir vorstellen, dass der tatsächliche Schöpfer etwas zu Dir sagt?“
Geschieht das nicht ständig durch unser Leben?
Und weiter:
Reinhard hat geschrieben: „etwas, das Du selber (empirisch!!) überprüfen kannst, und feststellen, dass es stimmt?“
Nein, das glaube ich nicht – könnte ich es, wäre ich „auf einer Ebene“ mit Gott, dazu bin ich zu gering.
Gerade deshalb ist es kein Götzendienst am eigenen Verstand
ChrisCross, weil Gott nach wie vor der ausschließliche Gegenstand des Glaubens ist.
Den Anspruch den Du für die Kirche erhebst, bleibt Dir unbenommen, auch wenn ich Deine Meinung nicht teilen kann, weil vergleichbare Ansprüche von zahlreichen anderen Glaubensgemeinschaften erhoben werden und ich nicht beurteilen kann, welcher Anspruch einzig richtig ist.
Dass sich die christliche Religion(en), alleine das hier schon im Plural gesprochen werden muss ist beachtenswert, nicht aus dem luftleeren Raume entwickelt haben, ist historisch eine Tatsache, was und wer immer daran zu interpretieren versucht.
Jungfrauengeburten, Gottes Söhne, Erlöser, Auferstehungsmythen, Endgerichts-Offenbarungen sind nichts originär christliches, sondern offenbar im Denken der Menschheit gewissermaßen „verankert“.
Wäre es denkbar, dass die zahlreichen „Religionen“ letztlich aus einem Ursprung stammen und nur durch die Interpretationen die „Unstimmigkeiten“ erst entstanden sind?
Könnte sich,
ChrisCross, in diesem einen Ursprung die Wahrheit finden und der Rest der Relativismus sein?
Auch wenn es für Dich,
ad_hoc, nach einer selbst geschmiedeten Religion klingt, für mich ist es die Suche nach Transzendenz, die Frage nach dem göttlichen Grund.
Sie,
magda_lena, haben die Kernproblematik einer solchen Haltung erkannt:
Es ist in Dialogen mit Atheisten, Materialisten unmöglich eine wissenschaftlich verifizierbare Beweisführung durchzuhalten, und ich muss mir anhören, dass ich das gleiche Opfer der eigenen Projektion, wie alle anderen Gäubigen, sei.
Die Erfahrung hat mich gelehrt Glaubensaussagen oder -dogmen zu misstrauen.
Glaubensoffenbarungen habe ich nie erfahren und ob mir je Gnade gewährt wird, kann ich nicht wissen, nicht ahnen, vielleicht erhoffen.
Betrachte ich die Dinge vernünftig, fällt mir auf, dass im Laufe der Menschheitsgeschichte manche Dinge erst einmal geglaubt wurden, bis es Erklärungen gab, die den Glauben gegen Wissen eintauschten.
Solange es Menschen gibt, fragt, sucht und forscht der Mensch nach Antworten.
Wir finden täglich neue, weiter zum Urgrund führende Antworten, bis wir irgendwann am Ende der Fragen und am Anfang ganz neuer Erkenntnisse sein werden.
Tipheret