berneuchen hat geschrieben:umusungu hat geschrieben:Wo Gottes Geist wirkt?
Er wirkt in allen Menschen, die sich in ihrem Tun leiten lassen nach der biblischen Maxime, die Jesus aufgegriffen hat: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"
Das ist der Weg, den Jesus Menschen weist ins ewige Leben.................
So können wir also viele Menschen an und in unsere Kirche holen, die nicht im engen Sinne "katholisch oder gar christlich" waren.......
Vielleicht müssen sie gar nicht erst geholt werden: Multi intra sunt qui extra videntur oder so ähnlich hat der hl. Augustinus das beschrieben.
Rahner wollte daraus ja den
"anonymen Christen" machen, aber das haben selbst seine Anhänger auf dem Konzil nicht mehr mitgemacht. Ich frage mich auch, inwiefern ein Baptistenprediger, dessen Gemeinschaft beispielsweise die Anerkennung der Gültigkeit der Taufe zumindest der beiden großen Kirchen hierzulande anzweifelt, überhaupt so als "Heiliger" vereinnahmt werden kann, bzw. ob die Baptisten dem überhaupt zustimmen würden. Wäre diese Zustimmung gleichgültig, hätte man auch über den jüdischen Protest nach der Heiligsprechung von Edith Stein hinwegsehen können - m.M. nach sowieso Makulatur, weil ihre Konversion bzw. Taufe klar belegt ist. Interessant ist überhaupt, inwiefern andere christliche Gemeinschaften die Taufe gegenseitig anerkennen. Baptistenprediger wie M. L. King oder gar eindeutige Nichtgetaufte wie Gandhi zu "Quasiheiligen" zu erklären, birgt auch ein nicht geringes Risiko, gerade in der Ökumene diejenigen Gemeinschaften abzustoßen, die dies aus den genannten Gründen niemals nachvollziehen würden, darunter nicht nur die orthodoxen Kirchen, sondern auch 400 Millionen Mitglieder weltweit von Pfingstkirchen. Es erscheint mir doch etwas zu einfach, all diese Gruppen einfach als "konservativ" oder als "Fundamentalisten" abzutun. Wer das tut, hat sowieso andere Interessen als die Pflege der Ökumene. Warum zumindest die röm.-kath. Kirche, die orthodoxen Kirchen, aber auch die Baptisten und Pfingstler die Betrachtung z.B. von King oder Gandhi als "Heilige" ablehnen, ist also klar: Im Falle Gandhis war er einfach kein getaufter Christ, egal, welche Teile des Christentums er auch für bedenkenswert halten mochte, im Fall von Martin Luther King kennen die Baptisten nicht so etwas wie "Heilige", für die Katholiken war er aber auch kein Katholik. Das von dir angeführte Augustinus-Zitat ist für dieses Beispiel untauglich, wie man bei der Lektüre von
LG 14 sehen kann und zwar an dieser Stelle mit Verweis auf genau
dieses Zitat:
Zweites Vatikanisches Konzil hat geschrieben:"14. Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar "dem Leibe", aber nicht "dem Herzen" nach verbleibt (26)."s. Anm. Nr. 26: "(26) Vgl. Augustinus, Bapt. c. Donat. V, 28, 39: PL 43, 197: "Ganz offenbar ist die Redeweise:,in der Kirche drinnen oder draußen' vom Herzen, nicht vom Leibe zu verstehen " Vgl. ebd. III., 19, 26: Sp. 152; V, 18, 24: Sp. 189; In Io. Tr. 61, 2: PL 35, 1800; und anderwärts oft."
Wenn dieses Ansinnen - nämlich dasjenige,
dass es grundsätzlich Menschen geben könnte, die heilig genannt werden könnten - von (katholisch gesprochen) außerkirchlicher Seite käme, fände ich das zunächst erst einmal seltsam, wenn ich mich - im ökumenischen Sinne - auch darüber freuen würde, dass die Glaubenstradition der Heiligenverehrung scheinbar nicht mehr rundweg abgelehnt wird.
Hoffen dürfen wir Christen zwar immer, dass Menschen, die nicht ganz der Kirche angehören, aber ein vorbildliches Leben gelebt haben, dennoch in den Genuss der
visio beatifica oder der Anschauung Gottes kommen, aber
vorschreiben oder als
Glaubensgut annehmen (nicht einmal als
Privatoffenbarung) dürfen wir diese Vorstellung ebensowenig wie sie rundweg abzulehnen; beides würde bedeuten, Gott Vorschriften zu machen, was unsinnig wäre.
Sinnvoll aber hingegen ist die Konzentration auf das überlieferte Glaubensgut, welches in diesen Fällen recht klar sagt, dass es zumindest unwahrscheinlich ist, dass
King und
Gandhi in den Genuss der Anschauung Gottes kamen oder kommen werden.
LG Yeti