Palamismus

Ostkirchliche Themen.
Mary
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Re: Palamismus

Beitrag von Mary »

Pilgerer hat geschrieben:Hallo Nassos, ich zitiere mal etwas aus dem Link zu deinem Beitrag:
Nassos hat geschrieben:Erst reinigten sie ihr Herz von den Leidenschaften und so erstrahlte ihr nous durch die Gnade Gottes in ihrem Herzen, so dass sich Gott ihnen offenbaren konnte.
Sie versuchten nicht, sich Gott durch Logik zu nähern, aber durch die Reinheit, die sie gotttragend machte, und ihnen Gotteserfahrung schenkte.
Die orthodoxe Theologie ist, wenn ich das richtig verstehe, etwas Geheimnisvolles, was nur den "Reinen" erschlossen wird. Wie weit käme ein Ungläubiger (Atheist, Muslim, ...), der die orthodoxe Theologie nachvollziehen will?
Wie können überhaupt die normalen Orthodoxen die orthodoxe Theologie verstehen, wenn die Kirchenväter geistlich viel fortgeschrittener waren?
Orthodoxie ist nicht primär ein Lehrgebäude, sondern ein Weg, den es zu gehen gilt.
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Wie können dann orthodoxe Christen auf theologische Fragen von Heiden antworten?
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Mary
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Re: Palamismus

Beitrag von Mary »

Pilgerer hat geschrieben:Wie können dann orthodoxe Christen auf theologische Fragen von Heiden antworten?
Ich persönlich nehme die Leute lieber bei der Hand... :ja:
Lese mit ihnen die Bibel, bete mit ihnen, besuche Gottesdienste, beantworte Fragen... gebe allenfalls Buchtipps...
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Joseph
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Re: Palamismus

Beitrag von Joseph »

Pilgerer hat geschrieben:Wie können dann orthodoxe Christen auf theologische Fragen von Heiden antworten?
Pilgerer, unser Motto ist "Komm und sieh!" (Johannes 1:46. And Nathanael said unto him, Can there any good thing come out of Nazareth? Philip saith unto him, Come and see

dann kommen erst die Fragen dran....

Gruß
Joseph
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Joseph
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Re: Palamismus

Beitrag von Joseph »

Pilgerer hat geschrieben:.....Wie weit käme ein Ungläubiger (Atheist, Muslim, ...), der die orthodoxe Theologie nachvollziehen will?
Wie können überhaupt die normalen Orthodoxen die orthodoxe Theologie verstehen, wenn die Kirchenväter geistlich viel fortgeschrittener waren?
Orthodoxie wird gelebt, nicht studiert.... Wie schon Mary sagt, es ist "Der Weg" So wurde auch der Glaube genannt in den frühen Jahren... "Der Weg." Einen Weg studiert man nicht, man geht ihn....

Gruß
Joseph
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Hallo Pilgerer,

meine Vorgänger haben Recht, ich darf vielleicht noch etwas hinzufügen.

Primär geht es nicht darum, dass der Orthodoxe automatisch auch zum Theologen wird. Wichtig ist das, was ich ein einem früheren Beitrag und andere User an anderer Stelle erwähnen, die Theosis.
Selbstverständlich kann es vorkommen, dass bei einer theologischen Frage dann mal eine Antwort nicht kommt, aber für den einfachen Gläubigen ist das auch nicht die Essenz. Wenn ich Theologie studiere/betreibe (oder es versuche), dann ist das kopflastig. Was aber zur Errettung der Seele wichtig ist, ist den Glauben zu leben, in jedem Moment. Das ist an sich eine viel größere Herausforderung, denn wer von uns schafft es, 24h am Tag (und ich meine 24h) an Gott zu denken und ohne Unterlass zu beten?

Was Christus auftrug war nicht das Studium der Schriften (was man aber auch tun sollte), sondern er gab uns ein paar Tipps und die heilbringenden Mysterien. Ich würde von einem Orthodoxen eher erwarten, dass er zumindest weiß, warum er sich bekreuzigt, warum er fastet, warum er kniet, die Heilige Kommunion empfängt, Kranke zu besuchen, Almosen zu geben etc.

Die Väter, denen offenbart wurde, waren auf diesem Weg (dazu siehe auch den Hinweis Josephs) schon fortgeschritten und erhielten diese Gnade als würdige Träger. Den Weg gingen sie nicht, um Offenbarungen zu erhalten, sondern um ihre Seele zu retten und oftmals als Hirten auch ihre Herde richtig zu führen. Genau diesen Weg geht der Gläubige. Nicht um Offenbarungen zu erhalten, Wunder zu sehen, Gnadengaben zu erreichen, sondern einzig und allein aus brennender Liebe zum Herrn.

Das soll die Bedeutung der Theologie nicht schmälern. Aber was nützt mir das beste theologische Wissen, wenn mein Herz kalt ist, ich evtl gar nicht die Liturgie, die Gottesdienste besuche und mich nicht geistig anstrenge? Nichts. Der beste Theologe ist der Widersacher, habe ich mal gehört. Auch die Dämonen glauben an Jesus Christus, aber ohne die Liebe, die Demut und die Sehnsucht zum Vater zurückzukehren, ist das ... nichts!

Wie Du siehst, können wir hier theologische Diskussionen führen und wir werden uns nicht eins. Was ich als Orthodoxer machen kann ist tatsächlich versuchen Beispiel zu sein (indem ich an mir arbeite) - wie Mary oben erwähnt. Aber es muss im wahrsten Sinne des Wortes von Herzen kommen.

Ich hoffe, ich konnte das etwas verständlicher machen.

Gruß,
Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Joseph hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Wie können dann orthodoxe Christen auf theologische Fragen von Heiden antworten?
Pilgerer, unser Motto ist "Komm und sieh!" (Johannes 1:46. And Nathanael said unto him, Can there any good thing come out of Nazareth? Philip saith unto him, Come and see

dann kommen erst die Fragen dran....

Gruß
Joseph
Könnt ihr Orthodoxe, die bereits "gekommen seid und seht", untereinander besser über theologische Fragen diskutieren als mit Heterodoxen oder Heiden?
Nassos hat geschrieben:Wenn ich Theologie studiere/betreibe (oder es versuche), dann ist das kopflastig.
Theologie kann vom Heiligen Geist getragen sein ... und dann kann sie den Heiligen Geist weitergeben.
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Sehr richtig, genau das macht die Kirchenväter aus.
Ich bezog das auf das reine Theologisieren, ohne die Glut ;-)

come and see: nein, das alleine befähigt nicht. Wenn meine Mutter, eine einfache Frau, glaubt, in die Kirche geht, fastet, betet, versucht in Christus zu leben, dann ist sie nicht fähig über theologische Fragen zu diskutieren. Das braucht sie auch nicht.
Darüberhinaus ist come and see ein Zugehen auf eine Startlinie, nicht der Zieleinlauf.
Mit der ernsthaften Entscheidung “sich aufzustellen“ geht es erst los.

Hierzu kann ich Tito Colliander “Weg des Asketen“ oder Seraphim Roses “Königsweg in der Postmoderne“ empfehlen. Sie beschreiben den Weg, das dort Hinkommen, Lesen der Väter, aber auch Gefahren und Fallen (prelest) sehr gut.
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Joseph
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Re: Palamismus

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:...Darüberhinaus ist come and see ein Zugehen auf eine Startlinie, nicht der Zieleinlauf.
Mit der ernsthaften Entscheidung “sich aufzustellen“ geht es erst los.
Nassos, das ist absolut prima formuliert.... Es erinnert mich an was Fr. Lawrence des öfteren bei Taufen oder Chrismations sagt: "Heute bist Du nicht angekommen, sondern heute beginnt Dein Weg!"

BTW: Am letzten Sonnatg wurden bei uns wieder sechs Leute getauft... alles Konvertiten von einer Pentecostal Gemeinde (Holzi!)

Gruß
Joseph
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Nassos hat geschrieben:Sehr richtig, genau das macht die Kirchenväter aus.
Ich bezog das auf das reine Theologisieren, ohne die Glut
Paulus zeigt im 1. Korintherbrief gut, dass die weltliche Weisheit vor der Erhabenheit Gottes kapitulieren muss, um zur göttlichen Weisheit zu kommen. Für die weltliche Weisheit ist die göttliche Wahrheit entweder zu kompliziert oder zu idiotisch (z.B. dass Gott am Kreuz stirbt). Die ganze Bibel ist von der Botschaft durchzogen, dass die Ehrfurcht vor Gott der Anfang der Weisheit ist, die dann auch die Liebe Gottes in ihrer angemessenen Form darstellen kann.
Nassos hat geschrieben:come and see: nein, das alleine befähigt nicht. Wenn meine Mutter, eine einfache Frau, glaubt, in die Kirche geht, fastet, betet, versucht in Christus zu leben, dann ist sie nicht fähig über theologische Fragen zu diskutieren.
Sie könnte vermutlich sagen, weshalb sie das tut. Das ist im Grund schon Theologie. Dazu ist kein kompliziertes Denken nötig, sondern es reicht das Verstehen dessen, was zum Heil dienlich ist. Soweit ich sehe, diskutieren orthodoxe Christen allgemein nicht gern, sondern konzentrieren sich auf die Praxis.
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Haiduk
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Re: Palamismus

Beitrag von Haiduk »

Die Übersetzung eines kurzen Abschnitts aus Die Heilung von der neurobiologischen Krankheit der Religion von John S. Romanides:
Unter Religion verstehen wir jede Gleichsetzung des Unerschaffenen mit Geschaffenem und sogar auch jede Gleichsetzung von Repräsentationen des Unerschaffenen mit Gedanken und Worten von menschlichen Überlegungen, was die Grundlage des Götzendiensts ist. Diese Gedanken und Worte können einfach Überlegungen und Worte sein, aber auch Repräsentationen mit Statuen und Bildern eines vorgeblich inspirierten Textes. Anders gesagt: jede Gleichsetzung sogar auch biblische Gedanken und Wörter über Gott mit dem Unerschaffenen gehört ebenfalls in die Welt des Götzendienstes und ist bis heute die Grundlage jeder Häresie. Werden biblische Gedanken und Worte richtig verwendet, dann führen sie zur Verherrlichung, sie sind aber selbst nicht die Verherrlichung.
Romanides verstand das Herzensgebet (Palamas) als Weg zur Heilung der als Krankheit begriffenen Religion.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Haiduk hat geschrieben:Die Übersetzung eines kurzen Abschnitts aus Die Heilung von der neurobiologischen Krankheit der Religion von John S. Romanides:
Unter Religion verstehen wir jede Gleichsetzung des Unerschaffenen mit Geschaffenem und sogar auch jede Gleichsetzung von Repräsentationen des Unerschaffenen mit Gedanken und Worten von menschlichen Überlegungen, was die Grundlage des Götzendiensts ist. Diese Gedanken und Worte können einfach Überlegungen und Worte sein, aber auch Repräsentationen mit Statuen und Bildern eines vorgeblich inspirierten Textes. Anders gesagt: jede Gleichsetzung sogar auch biblische Gedanken und Wörter über Gott mit dem Unerschaffenen gehört ebenfalls in die Welt des Götzendienstes und ist bis heute die Grundlage jeder Häresie. Werden biblische Gedanken und Worte richtig verwendet, dann führen sie zur Verherrlichung, sie sind aber selbst nicht die Verherrlichung.
Romanides verstand das Herzensgebet (Palamas) als Weg zur Heilung der als Krankheit begriffenen Religion.
Lehnt die orthodoxe Kirche die westlichen Kirchenbilder und -statuen (z.b. von Jesus oder Maria) ab?

Über den Glauben sagt die traditionelle protestantische Theologie (Marburger Artikel), "daß dieser Glaube eine Gabe Gottes sei, den wir durch keinerlei Werke oder Verdienst erwerben noch aus eigener Kraft machen können, sondern der Heilige Geist gibt und schafft ihn, wo er will, in unseren Herzen, wenn wir das Evangelium oder die Worte Christi hören." Könnte das zu der orthodoxen Vorstellung passen, dass eine rein fleischliche/kopflastige Theologie verkehrt ist?
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Ja, wir lehnen dreidimensionale Darstellungen ab, sowie auch die naturalistische Darstellung. Die Ikone ist Typus des Urbilds und soll den Geist dahin ausrichten (hatten wir schon mal), aber nicht ablenken. Die Ikone versteht sich als Theologie und nicht als Kunst; man sagt daher sie werde geschrieben, nicht gemalt (Ikonographie). Jedoch kann man hin und wieder auch bei uns solche Darstellungen sehen, gewisse Einflüsse gab es wohl.

Der Glaube basiert auf dem freien Willen des Menschen. Er entscheidet sich für, nicht für oder gegen Gott. Natürlich gibt es Anlässe im Leben, die einen Menschen dahinbringen können (hinter denen Gott "stecken" kann), aber die Entscheidung obliegt alleine dem Menschen. Das ist die Entscheidung an die Startlinie zu gehen. Glaube alleine ist erst der Beginn. Ab da gilt es den harten Weg der Theosis zu gehen. Aber ab hier muss auch klar sein, dass wir ohne Gott es nicht schaffen aus der Sünde zu kommen, dass wir uns nicht auf uns selber verlassen können. Ab dem Moment, wo sich der Mensch für den Glauben entscheidet und ihn praktizieren will zu seinem Seelenheil, wird er auch direkt vom Widersacher angegriffen, auf verschiedenste Weise. Alleine und ohne Ihn haben wir keine Chance!

Wenn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, dann kann es nicht sein, dass er entscheidet, wer die Chance bekommt und wer nicht (wäre das evtl Prädestination?). Würde die Gnade erteilt werden, wie würde es sich ab dann mit dem Bekämpfen der Leidenschaften verhalten, mit dem Begehen von Sünden? Wie das Wachsen im Glauben? Und was ist mit jenen, die die Gnade nicht erhielten? Wären das "Unterseelen"?

Er zwingt also und vergewaltigt auch niemanden hierzu. Und auch auf dem Weg der Vergöttlichung kann man sich jederzeit irren oder wiederum entscheiden, den Weg doch nicht zu gehen. Ansonsten bräuchte man sich ja quasi nicht anzustrengen sondern "hat im Lotto gewonnen" (sorry für den Ausdruck, aber so erscheint es mir, wenn ich das lese).

Das mag im ersten Moment etwas seltsam klingen, weil es die Allmacht Gottes einzuschränken scheint. Tatsächlich kann Gott aber nicht alles. Er kann zum Beispiel nicht lügen, denn Er ist die Wahrheit. Er kann nicht hassen, denn Er ist die Liebe. Ich sehe dies nicht als Beschränkung an, sondern als eine vom Geschöpf gewünschte "Abwesenheit". Dunkel ist meines Verständnisses nach nicht von alleine, sondern da wo Licht abwesend ist. Lüge ist da, wo die Wahrheit fehlt.
Und es ist auch diese gewünschte "Abwesenheit" (ich schreibe das in Anführungszeichen, weil Gott nie abwesend ist), die die Seele nach dem Tode erfährt. Sie nimmt die Anwesenheit Gottes als Belastung oder als unerträglich war (sie hat es ja selber zu Lebzeiten so gewollt) und das für ewig.

Ups, da scheiden wir jetzt aber viele Themen an... ;-)
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Mary
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Re: Palamismus

Beitrag von Mary »

Nassos hat geschrieben: Der Glaube basiert auf dem freien Willen des Menschen.
Jein, Nassos,

Glaube braucht unsere freie Zustimmung, ist aber dennoch Geschenk.

Der heilige Paulus schrieb ja im zweiten Kapitel des Philipperbriefes:
12 Also, meine Lieben, - wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit - schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.
13 Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
Lg Mary
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Liebe Mary,

vielen Dank, Du hast natürlich Recht.

LG,
Nassos
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Nassos hat geschrieben:Der Glaube basiert auf dem freien Willen des Menschen. Er entscheidet sich für, nicht für oder gegen Gott.
Woher weiß der Mensch, was der christliche Glaube ist? Wie soll ein Nichtchrist sich für einen Glauben entscheiden können, den er nicht kennt? Warum einen Sack nehmen, ohne den Inhalt zu kennen?
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overkott
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Re: Palamismus

Beitrag von overkott »

Wer sich geistig dem hl. Gregorios Palamas nähert, kann die Bibel in einem neuen Licht sehen: Betet ohne Ende! So schreibt es der hl. Paulus den Gläubigen der Gemeinde in der Stadt des hl. Gregorios: Betet ohne Ende. So kannte schon der Apostel die frommen Menschen der Gegend: als Ruhe Suchende, die ununterbrochen beten. Wer sich vorsichtig den Betenden nähert, spürt eine ganz andere Art der Geistigkeit als beim theologisch Forschenden, der die hl. Schrift vor allem lesend meditiert. In ewiger Wiederholung weniger Worte geht es dem Ruhe Suchenden nicht so sehr um das Verstehen der hl. Schrift in ihren logischen Relationen, sondern um das unmittelbare Betroffensein im Herzen: Gott spricht ihn an und er antwortet als Liebender. Wie könnte er begründen, warum er liebt, wenn nicht mit der Liebe? Ja, der römische Katholik fragt wohl: Wie kann man zwischen Gottes unzugänglichem Wesen und seinen ungeschaffenen Wirkungen unterscheiden? Zwischen geistigen und körperlichen Gaben? Zwischen geistiger und körperlicher Erfahrung? Zwischen dem Licht der Erkenntnis und dem Licht der Augen? Das sind sicher Fragen der Übersetzung und Empathie.

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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Pilgerer hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Der Glaube basiert auf dem freien Willen des Menschen. Er entscheidet sich für, nicht für oder gegen Gott.
Woher weiß der Mensch, was der christliche Glaube ist? Wie soll ein Nichtchrist sich für einen Glauben entscheiden können, den er nicht kennt? Warum einen Sack nehmen, ohne den Inhalt zu kennen?
Lieber Pilgerer,

ja, ich habe verstanden. Das war in der Tat sehr unglücklich von mir formuliert, der Herr möge mir vergeben.

Lieben Gruß,
Nassos
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Lieber Nassos (danke auch für die herzliche Anrede),

mir ging es eigentlich darum, Parallelen zwischen orthodoxem und klassischem protestantischem Denken anzudeuten. Doch weicht das etwas vom Thema hier ab, und so belassen wir es besser dabei.

Der Herr sei mit euch!
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Haiduk
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Re: Palamismus

Beitrag von Haiduk »

Hallo Pilgerer,

Parallelen zwischen orthodoxem und klassischem protestantischem Denken sehe ich nicht.

Vermutlich ging es Dir aber gar nicht ums Denken, sondern um das Empfinden.

Lies mal diesen Abschnitt:
Wenn die göttliche Gnade geschaffen ist, kann sie den Menschen nicht vergöttlichen. Wenn die Gnade geschaffen ist, kann das Ziel des Lebens in Christus nicht die Vergöttlichung sein, sondern bloß die moralische Besserung. Deshalb sprechen die Westlichen nicht von Vergöttlichung als Ziel des menschlichen Daseins, sondern von moralischer Vervollkommnung. Für sie geht es bloß darum, dass wir bessere Menschen werden, nicht aber Götter der Gnade nach. Infolgedessen kann die Kirche für sie nicht Gemeinschaft der Vergöttlichung sein, sondern bloß eine Institution, die den Menschen Rechtfertigung verschafft, auf eine legalistische und juristische Art, vermittels der geschaffenen Gnade.
Ich meine, es wird in Luther etwas gegeben haben, das ihn erahnen ließ, daß diese "legalistische und juristische Art" dem Menschen das Heil nicht bringen kann. Ein Jahr bevor Luther seine 95 Thesen verfaßte, hatte er einen zunächst unvollständigen Text des "Frankfurters" drucken lassen und ein Jahr danach dann den vollständigen. Er maß diesem Text also offenbar sehr große Bedeutung bei. Möglicherweise gab ihm das dieses Gefühl der Sicherheit, daß er mit seiner Ablehnung von Scholastik und Ablasshandel richtig lag.

Auszüge aus diesem Text findest Du hier:

http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=632424#p632424

Die Römer meinen bis heute die göttliche Gnade sei geschaffen.

Liebe Grüße,
Haiduk
Pilgerer hat geschrieben:Lieber Nassos (danke auch für die herzliche Anrede),

mir ging es eigentlich darum, Parallelen zwischen orthodoxem und klassischem protestantischem Denken anzudeuten. Doch weicht das etwas vom Thema hier ab, und so belassen wir es besser dabei.

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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Haiduk hat geschrieben:Parallelen zwischen orthodoxem und klassischem protestantischem Denken sehe ich nicht.
Wenn ich eure Ausführungen zur orthdoxen Theologie richtig verstehe, kann der die orthodoxe Theologie nur betreiben, der in die orthodoxe Kirche geht, sieht, empfindet etc. Das Verständnis der orthodoxen Theologie ist also prädestiniert: entweder bist du orthodox und verstehst es oder du bist heterodox und kannst es nicht verstehen.
Die lutherische Prädestinationslehre ist, dass man Gott (in der Person des Heiligen Geistes) braucht, um gläubig zu werden. Der Glaube ist etwas Übernatürliches, geschenkt von Gott. Ohne den Heiligen Geist kann niemand den christlichen Glauben verstehen, aber mit dem Heiligen Geist kann ihn jeder verstehen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Haiduk
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Re: Palamismus

Beitrag von Haiduk »

Pilgerer hat geschrieben:
Haiduk hat geschrieben:Parallelen zwischen orthodoxem und klassischem protestantischem Denken sehe ich nicht.
Wenn ich eure Ausführungen zur orthdoxen Theologie richtig verstehe, kann der die orthodoxe Theologie nur betreiben, der in die orthodoxe Kirche geht, sieht, empfindet etc. Das Verständnis der orthodoxen Theologie ist also prädestiniert: entweder bist du orthodox und verstehst es oder du bist heterodox und kannst es nicht verstehen.
Die lutherische Prädestinationslehre ist, dass man Gott (in der Person des Heiligen Geistes) braucht, um gläubig zu werden. Der Glaube ist etwas Übernatürliches, geschenkt von Gott. Ohne den Heiligen Geist kann niemand den christlichen Glauben verstehen, aber mit dem Heiligen Geist kann ihn jeder verstehen.
Du mißverstehst mich. Wenn ich schrieb, daß es keine solchen Parallelen im Denken gibt, dann sage ich, daß die orthodoxe Theologie umfangreicher, präziser und somit auch allgemeiner (=katholischer) ist, als das, was Du als klassisch protestantisches Denken bezeichnet hattest. Ich meine ja selbst, daß sich in dem von Luther herausgegebenen Büchlein auffallende Parallelen zum hl. Palamas finden lassen.

Trotzdem ist es unterschiedlich.

Luther brachte das Büchlein unter dem Namen "Deutsche Theologie, die lehret gar manchen lieblichen Unterschied göttlicher Wahrheit und sagt gar hohe und gar schöne Dinge von einem vollkommenen Leben" heraus. Nun mag es ja richtig sein, daß das darin gelehrt wird. Aber schon der Titel "Deutsche Theologie" ist Hochstapelei. Gäbe es eine "Deutsche Theologie", dann müßte es auch einen "Deutschen Gott" geben. Das ist übelste Ketzerei!

Hier Luthers Vorrede zu diesem Büchlein:
Vorrede Dr. Martin Luthers.

1. Zuvor an vermahnet dies Büchlein alle, die das lesen und verstehen wollen, sonderlich, die von heller Vernunft und sinnreiches Verstands sind, daß sie zum ersten mal nicht sich selbst mit geschwindem Urtheil übereilen. Denn es in etlichen Worten scheinet untüchtig, oder aus der Weise gewöhnlicher Prediger und Lehrer (zu) reden; ja es schwebt nicht oben, wie Schaum auf dem Wasser, sondern es ist aus dem Grunde des Jordans von einem wahrhaftigen Israeliten erlesen, welches Namen Gott weiß, und wer es wissen will. Denn diesmal ist das Büchlein ohne Titel und Namen funden, aber, nach möglichem Gedenken zu schätzen, ist die Materie fast nach der Art des erleuchten Doctors Tauleri, Predigerordens. Nun wie dem allen, das ist wahr, gründliche Lehre der heiligen Schrift muß Narren machen, oder Narren werden, als der Apostel Paulus berührt (1 Kor. 1, 23): Wir predigen Christentum eine Torheit den Heiden, aber eine Weisheit Gottes den Heiligen (1516.)

2. Man liest, daß Sanct Paulus, geringer und verächtlicher Person, doch gewaltige und tapfere Brief schreibt; und er selbst von sich rühmet, daß seine Rede nicht mit geschmückten und verblümten Worten geziert, doch voller Reichthums aller Kunst der Weisheit erfunden. Auch so man Gottes Wunder ansieht, ist's klar, daß allzeit zu Seinen Worten nicht erwählet sind prächtige und scheinbare Prediger, sondern als geschrieben steht (Ps. 8, 3): Durch den Mund der Unberedten und Säuglinge hast Du auf's best verkündt Dein Lob; und (Weish. 10, 21): Die Weisheit Gottes macht die Zunge der Unberedten auf das allerberedtest.

Wiederum straft ER die hochdünkenden Menschen, die sich ob denselben Einsätigen stoßen und ärgern, (Ps. 14, 7): Ihr habt verunehrt die guten Räth und Lehr, darum, daß sie euch durch arme und unansehnliche Menschen gegeben sind. Das sage ich darum, daß ich gewarnet haben will einen jeglichen, der dies Büchlein liest, daß er sein Schaden nicht verwirke, und sich ärgere in dem schlechten Deutsch oder ungekränzten Worten; denn dies edle Büchlein, als arm und ungeschmückt es ist in Worten und menschlicher Weisheit also und vielmehr reicher und köstlicher ist es in Kunst und göttlicher Weisheit. Und daß ich nach meinem alten Narren rühm, ist mir nächst der Bibel und Sanct Augustin nicht fürkommen ein Buch, daraus ich mehr erlernet hab und will, was Gott, Christus, Mensch und alle Dinge sind, und befinde allererst, daß es wahr sei, daß etliche Hochgelehrte von uns Wittenbergischen Theologen schimpflich reden, als wollten wir neue Dinge fürnehmen, gleich als wären nicht vorhin und anderswo auch Leute gewesen. Ja, freilich sind sie gewesen, aber Gottes Zorn, durch unsere Sünd verwirkt, hat uns nicht lassen würdig sein, dieselben zu sehen und hören. Denn es am Tag ist, daß in den Universitäten eine lange Zeit solches nicht gehandelt, dahin bracht ist, daß das heilige Wort Gottes nicht allein unter der Bank gelegen, sondern von Staub und Unflat (Motten) nahe verweset.

Lese dies Büchlein, wer da wolle, und sage dann, ob die Theologie bei uns neu oder alt sei; denn dieses Buch ist ja nicht neu. Werden sie aber vielleicht, wie vormals, sagen, wir seien deutsche Theologen: das lassen wir also sein, ich danke Gott, daß ich in deutscher Zunge meinen Gott also höre und finde, als ich, und sie mit mir, anher nicht funden haben, weder in lateinischer, griechischer noch hebräischer Zungen. Gott gebe, daß dieses Büchlein mehr an den Tag kommen, so werden wir finden, daß die deutschen Theologen ohne Zweifel die besten Theologen sind. Amen. (1518.)

Dr. Martin Luther.
Die "deutschen Theologen" sind "ohne Zweifel die besten Theologen" :pfeif:

In der Summe ist es eben ein Büchlein — sicher auch ein lesenswertes Büchlein, aber eine "Theologie" ist es nicht.

Das Büchlein lehrt bspw. nicht, wie die Göttliche Liturgie zu feiern ist oder weshalb heilige Ikonen verehrt werden dürfen und auch sollen.

Das Büchlein lehrt auch nicht, daß der "vergottete Mensch" (Begriff aus dem Büchlein) zu einem Tempel Gottes wird und seine sterbliche Hülle dann heilende Wirkung hat. In der Lehre des hl. Palamas wird davon gewiss auch nichts zu finden sein. Das liegt aber eben daran, daß das für Palamas selbstverständlich war. Luther und die anderen Reformatoren lehnten Reliquien dagegen ab, weshalb es dann ja auch zum Reformatorischen Bildersturm kam.

In dieser Ausgabe des Büchleins von 1886 gibt es übrigens noch ein zweites Vorwort von Johann Arndt. Dieser Arndt hatte die Inhalte dieses Büchleins zusammen mit drei anderen Büchlein drucken lassen. Nachdem Simeon Feodorovic Todorkij es ins Russische übersetzt hatte, wurden diese vier Büchlein auch in Russland populär.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

em, falsches Thema, Leute. Gibt es nicht einen Strang für dieses Thema in der Klausnerei?

sorry...
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Haiduk
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Re: Palamismus

Beitrag von Haiduk »

Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Haiduk
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Re: Palamismus

Beitrag von Haiduk »

Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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