Ich poste die Antwort in diesem Strang, der der Zukunft des Euros gewidmet ist:
Ursprungspost:
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=769368#p769368
Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:Alan Posener hat geschrieben:..........
Der Euro scheitert an Problemen, die es nicht geben würde, wenn er nicht existierte.
Furchtbarer ist, daß der Euro vermutlich nicht scheitern wird; zumindest nicht in dem Sinne, der von Posener gemeint wurde!
Das Rettungsprogramm für Griechenland, daß genaugenommen nur ein schlecht kaschierter Einstieg in eine Transferunion ist, wird dazu führen, daß sich die Bilanzen der diversen europäischen Stabilitätsinstrumentarien aufblähen. D.h.: Auf dem Papier steht Griechenland tief in der Kreide, wobei das - ebenfalls genaugenommen - nicht weiter schlimm ist, denn beide Parteien, Schuldner und Gläubiger wissen, daß die Schulden niemals zurückgezahlt werden können. Wenn die Kredite fällig werden, werden sie eben durch neue ersetzt, notfalls auch erhöht, damit die nicht gezahlten Niedrigst-Zinsen ebenfalls noch abgedeckt werden können.
Dieses "tief in der Kreide stehen" hat jedoch zur Folge, daß die Staaten der Eurozone Druck auf Griechenland ausüben können
und ausüben werden, Reformen in Griechenland vornehmen zu lassen, die es selber aus eigenem Antrieb niemals vorgenommen hätte.
Diesen Druck hat sich Griechenland letztlich jedoch auch selber zuzuschreiben (Krokodilstränen sind also überflüssig), denn es hat diesen Druck durch seine übermäßige Schuldenmacherei selber erst ermöglicht. Der große Schluck aus der Pulle bei der Aufnahme von zinsgünstigen Krediten, die die Einführung des Euro ermöglichte, führte bei den griechischen Lebenskünstlern zum Delirium und nicht zu einer vernünftigen Investitionspolitik. Die Kredite wurden konsumiert und nicht investiert.
Der Euro wird deswegen nicht scheitern, weil die herrschende politische Klasse in Europa lieber weiterhin potemkinsche Dörfer aufbauen wird ...........
Es kann halt nicht wahrwerden, was nicht sein darf. Wenn's irgendwann 'mal an Geld fehlen sollte, dann produziert die EZB halt welches; es kostet mittlerweile nurmehr einen elektronischen Buchungssatz!

Ich bezweifle, daß der Euro sich auf Dauer halten kann.
In vielen Eurostaaten - nicht nur in GR - wächst der Widerstand gegen die Erfordernisse, die der Euro mit sich bringt.
In Italien und Frankreich gibt es starke Parteien, die sich für einen Austritt aus dem Euroverbund aussprechen. In Italien fordert die Lega Nord sowie die Fünf Sterne von Grillo und in Frankreich die FN den Euro-Austritt.
Im Norden sieht es auch nicht viel besser aus. In Finnland sind die Wahren Finnen und in den NL die Partei von Wilders keine Euro-Anhänger und betreiben den Austritt oder zumindest eine Rückkehr zu den Maastricht-Forderungen.
Natürlich will die "politische Elite" (im Augenblick) den Euro um (fast) jeden Preis erhalten, sieht man doch sonst das Lebenswerk schwinden. Aber was geschieht, wenn immer mehr Bürger die eurokritischen Parteien wählen?
Overkott weist in dem Griechenlandstrang auf die Schwierigkeiten von Frankreich hin. Noch weitaus schlimmer sieht es aber bei Italien aus; es wird bereits als "Griechenland XXL" bezeichnet:
Es sind 8866 Euro, so viele Neuschulden macht Italien derzeit – und zwar jede Sekunde! Die Zahlen sind nicht bloß schlecht, sie sind dramatisch. Nach Angaben der italienischen Notenbank hat Italien alleine im Mai 23,4 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen.
Seit Jahresbeginn sind damit die Staatsschulden um sagenhafte 83,3 Milliarden Euro empor geschnellt, bis Ende Mai. Analysten erwarten, dass inzwischen die Marke von 1 Milliarden Euro Neuschulden fürs laufende Jahr klar überschritten ist. Damit hat Italien in einem Halbjahr mal eben das gesamte, neue Rettungspaket für Griechenland auf seinen eigenen Schuldenberg drauf gepackt. Und der ist inzwischen so gewaltig, dass dadurch die Stabilität der Euro-Zone langfristig mehr gefährdet werden könnte als durch Griechenlands Überschuldung.
Italiens Schuldenberg ist auf 2.218,2 Milliarden Euro angestiegen. Das sind 133 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – mehr als doppelt so hoch als das Maastricht-Kriterium der Euro-Zone eigentlich erlaubt. Italien ist zusammen mit Griechenland das prozentual am höchsten verschuldete Land Europas. Nur, dass die absoluten Summen in Italien dramatisch viel größer sind.
(...)
Verglichen mit der Zeit vor dem Beginn der globalen Finanzkrise 28 ist Italiens Industrieproduktion um ein Viertel gesunken. Das Pro-Kopf-Einkommen ist auf dem niedrigsten Niveau seit 1997, die Arbeitslosigkeit hat sich verdoppelt. Kurzum: Italien erleidet die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone hat eine lange Durststrecke ohne Wachstum in 14 aufeinanderfolgenden Quartalen ertragen, jetzt geht es minimal nach oben.
(...)
Das entscheidende Problem Italiens ist die zu geringe Produktivität. Diese liegt heute sogar unter dem Niveau bei der Euro-Einführung 1999. In keinem vergleichbaren europäischen Land ist eine derart negative Entwicklung zu beobachten. Die Analysten der Helaba warnen: „Die Lohnsteigerungen der vergangenen Jahre haben damit zu einem Lohnstückkostenschub und zu einer erheblichen Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit geführt.“
Die italienische Wirtschaft hinke dem europäischen Wachstumspfad um mehr als 15 Prozentpunkte hinterher. Mittlerweile nähert sich das Bruttoinlandsprodukt, bereinigt um die Inflationsrate, wieder dem Niveau von 1999. Forschung und Entwicklung sind viel zu schwach ausgeprägt. Außerdem wird das Wirtschaftsleben durch Korruption, ein langsames Rechtssystem und Überbürokratie behindert.
http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... 71374.html
Ist es wirklich vorstellbar, daß sich die Eurogruppe mit Reformforderungen gegen eines oder beide Länder (F bzw. IT) so durchsetzen kann wie im Falle GR (oder Zypern)?
Was würde geschehen, wenn diese beiden großen Länder nicht "mitziehen" und stattdessen eine Finanzierung durch die Notenpresse anmahnen? Würden die Nordeuropäer das mitmachen? Es ginge in diesen Fällen ja nicht um die geringen Summen wie in GR, sondern um erheblich höhere Beträge.
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß sich dann erheblicher Widerstand z.B. in NL, FIN oder der Slowakei regen würde.
Die sog. "politische Elite" geht davon aus, daß sich die Probleme langfristig lösen werden und im Augenblick mit viel Geld einige Zeit gekauft wird. Aber mE sind die Probleme auch in den "Vorzeigeländern" weit davon entfernt, gelöst zu sein. In Spanien und Portugal verbleibt die Arbeitslsogkeit auf einem hohem Niveau, die Jugendarbeitslosigkeit ist erschreckend. Die Euro-Weichwährung hilft zwar den Exporten, aber gleichzeitig profitiert die leistungsfähige deutsche und nordeuropäische Industrie noch stärker.
In D. kann man auch gut beobachten, daß sich die bisherige "Pro-Euro-Einstellung" wandelt. Die Forderung nach einem "Griechen-Soli" des Nachfolgers von Prof. Sinn kurz vor der Bundestagsdebatte ist kein "falsches Timing", ebenso wie die Forderung eines früheren IWF-Direktors, nicht GR, sondern D. solle den Euro verlassen.
Now that the idea of exit is in the air, though, it's worth thinking beyond the current political reality and considering who should go. Were Greece to leave, possibly followed by Portugal and Italy in the subsequent years, the countries' new currencies would fall sharply in value. This would leave them unable to pay debts in euros, triggering cascading defaults. Although the currency depreciation would eventually make them more competitive, the economic pain would be prolonged and would inevitably extend beyond their borders.
If, however, Germany left the euro area -- as influential people including Citadel founder Kenneth Griffin, University of Chicago economist Anil Kashyap and the investor George Soros have suggested -- there really would be no losers.
A German return to the deutsche mark would cause the value of the euro to fall immediately, giving countries in Europe's periphery a much-needed boost in competitiveness. Italy and Portugal have about the same gross domestic product today as when the euro was introduced, and the Greek economy, having briefly soared, is now in danger of falling below its starting point. A weaker euro would give them a chance to jump-start growth. If, as would be likely, the Netherlands, Belgium, Austria and Finland followed Germany's lead, perhaps to form a new currency bloc, the euro would depreciate even further.
http://www.bloombergview.com/articles/2 ... t-the-euro
Der Euro besteht seit 16 Jahren. Ob es noch einmal 16 Jahre werden, bezweifle ich und daß - falls ich mich irren sollte - alle heutigen Mitglieder ihm auch in 16 Jahren noch angehören werden, halte ich für nahezu ausgeschlossen.