Maurus hat geschrieben:Der Kern des Problems ist, dass immer weniger Menschen in Deutschland kirchlich gebunden sind, und noch weniger mit der kirchlichen Lehre konform gehen. Diese Menschen verstehen die von der kirchlichen Lehre getragenen Handlungsweisen nicht oder lehnen sie ab. Durch die Präsenz der Kirche im Kranken-, Pflege und Betreuungswesen kommen sie aber ständig mit der Kirche in Kontakt oder sind von ihr abhängig. Daraus ergeben sich dann entsprechende Konflikte, bei der die Kirche wegen ihrer Minderheitsmeinung immer das Nachsehen hat und haben wird. Das wird in den nächsten Jahren noch erheblich zunehmen, denn mit den schrumpfenden Mitgliederzahlen schrumpft auch der politische Einfluss. Irgendwann wird man von den kirchlichen Krankenhäusern verlangen, dieses Zeugs zu verschreiben oder die Zulassung abzugeben. Es ist kaum realistisch, dass eine in vielleicht 50 Jahren hauptsächlich noch aus ihrem institutionellen Apparat bestehende Kirche weiterhin der Gesellschaft aufgeben kann, sich nach ihren moralischen Vorgaben zu richten.
Dann wird man letztlich verstehen, dass Moral einer Begründung bedarf, in diesem Fall einer Begründung aus dem Glauben, dass also für das Befolgen einer Moral ein entsprechender Glaube Voraussetzung ist. Im Augenblick glaubt man dagegen, dass der Glaube verschwinden kann, die Leute aber dennoch noch nach der Moral leben sollen. Das ist ein Nonsense zum Quadrat. Was hilft es denn bitteschön, wenn ein Pärchen bis zur Ehe abstinent bleibt, aber nichts glaubt und auch nichts praktiziert? Nichts!
Was bringt ein Abtreibungsverbot? Irgendein Land wird es weiterhin machen und Flüge kosten heutzutage nichts. Ein solches Verbot ist mE reine Symbolpolitik. Die Leute müssen zu der moralischen Erkenntnis gelangen, dass Abtreibung falsch ist. So wird ein Schuh draus. Verbote funktionieren nur, wenn sie sich letztlich nur gegen ein paar Querköpfe richten, bei denen man mit Überzeugung nichts ausrichten kann. Verbote gegen die Auffassung der Mehrheitsgesellschaft lassen sich nicht durchsetzen. Nicht in einer Demokratie, nicht in einer Monarchie. Das muss einem nicht gefallen, es lässt sich aber nicht ändern.
Zur Lenkung eines gesellschaftlichen Diskurses und Einflussnahme auf die Mehrheit fehlt der Kirchen in Deutschland (und nicht nur da) längst die Kraft. Man sollte sich also darauf einstellen, dass die Bastionen fallen werden. Wer dann als Christ übrig bleibt, der treibt aus Überzeugung nicht ab. Und nicht, weil die angefragte Klinik das entsprechende Präparat nicht verschreibt.
Hier denke ich, hast Du völlig Recht !
Doch ist die Gesellschaft ,durch Politik und Medien gesteuert , schon längst in ihrem Streben nach weiterer Selektion möglichen unnützen Lebens ein Stück weiter. Denn was damit begann, dass das beginnende Leben ein Feind für das eigene Leben und der eigenen " Selbstverwirklichung" darstellt, wird nun aus den angeblich gleichen "humanistischen Gründen" auf das Leben alter und behinderter Menschen, etwas abgeändert angewandt.
Ob der Kirche wirklich die Möglichkeit zur Einflussnahme fehlt, würde ich als nicht ganz so selbstverständlich betrachten. Denn immerhin ist es eher eine kleine, aber sehr mächtige Minderheit, die der Gesellschaft auf vielfälltige Weise sagt, wie sie zu leben, zu denken und zu handeln haben. So könnte es vielleicht eher möglich sein, dass in der Mehrheit der Gesellschaft heute 1 + 1 = 1 anstatt 2 macht, heißt, dass sie kaum noch in der Lage sind , sich im übertragenen Sinne,eine Medaille von beiden Seiten anzuschauen; da sie davon überzeugt sind , sie hat von eh her nur eine Seite.
- Herr, erweise mir Deine Gnade, - Dich täglich etwas mehr erkennen zu dürfen und so zu handeln, wie es vor Dir wohlgefällig ist.