Pilgerer hat geschrieben:
Danke für die Antwort, Mary!
Der Beichende empfängt die Vergebung (oben fett): wie passt das zur Sicht auf die Sünde als Krankheit statt als juristischen Stand vor Gott?
Wenn jemand eine Sünde verschweigt, wiegt diese doppelt schwer: Wie lässt es sich verhindern, dass ein Beichtender eine Sünde vergisst oder aus Angst/Scham verschweigt?
Hallo Pilgerer,
ich hab ganz schön suchen müssen nach deiner Antwort,
Da wir Menschen einen freien Willen haben, haben wir auch Verantwortung für unser Handeln und können schuldig werden. (Ich denke, gerade unsere Zeit vergisst das oft, wenn etwa Verbrechen entschuldigt werden mit Hinweis auf mangelnde oder fehlende Schuldfähigkeit eines Täters)
Wo Schuld besteht ist die Beziehung beschädigt. Die Vergebung stellt die Beziehung wieder her.
In meiner Kirche ist die Absolutionsformel gebräuchlich: .......... und so vergebe auch ich Dir, mein Kind.........
der Priester betet also mit mir zusammen zu Gott um Vergebung, aber auch er selbst vergibt mir, in seinem eigenen Namen und im Namen der Gemeinde. (denn meine Sünde befleckt ja auch die Gemeinde als Ganzes und stört die Beziehung)
Das doppelt schwer Wiegen: Zum Bewusstsein der Sünde kommt die Scham, die Sünde verschwiegen zu haben. Statt Erleichterung erfährt der Mensch, dass ihn die betreffende Sünde erst recht bedrückt, je länger das Verschweigen dauert.
Wie sich das Vergessen oder aus Scham Verschweigen verhindern lässt:
Es ist wichtig, einen Beichtvater gut zu kennen - und umgekehrt - und absolutes Vertrauen haben zu können. Anonyme Beichte kennen wir ja nicht. Mir persönlich hilft sehr die Erinnerung, dass ich ja Christus beichte, der meine Sünden eh schon kennt... Ein guter geistlicher Vater wird sein Beichtkind umso mehr lieben, je ehrlicher er/sie ist. Ich denke, ihm ist nichts Menschliches fremd, er wird kaum aus Erschrecken oder Abscheu davonrennen.
Wenn eine Sünde tatsächlich vergessen wird und nicht absichtlich verschwiegen, ist das halb so wild. Wir glauben, dass in die Vergebung auch all das eingeschlossen ist, was uns im Moment nicht bewusst ist. Es geht ja, wie gesagt, um Wiederherstellung der Beziehung, nicht um Abhaken von Vergehen.
Das schliesst natürlich ein, dass man eine später zu Bewusstsein gekommene Sünde dann trotzdem noch beichtet.
Lieben Gruss
Mary